13. Deutscher Klimakongress - Klimaforscher treffen sich in Potsdam

Mi 13.03.24 | 14:57 Uhr | Von Stephanie Teistler
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Symbolbild: Klimakongress in Potsdam im 12.03.2024.(Quelle: rbb)
Bild: rbb

Im vergangenen Jahr folgte ein Klimarekord dem nächsten. So war der Februar 2024 der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Vor diesem Hintergrund trifft sich diese Woche der 13. Deutsche Klimakongress. Von Stephanie Teistler

"Das Zeitfenster, unsere Klimasysteme zu stabilisieren, haben wir in den letzten 30 Jahren verpasst", sagt Klimaexperte Frank Böttcher, Vorsitzender der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft. Ein Teil des Klimawandels rolle nun ungehindert über uns hinweg. Trotz dieser fatalen Aussicht verbreitet Böttcher aber auch den Optimismus der Wissenschaft.

Immerhin sei die gute Nachricht: Durch die Forschung wüssten wir, was auf uns zukomme und könnten uns auf Zustände wie im Pleistozän einstellen: Zwar kämen nicht die Säbelzahntiger von damals zurück, dafür aber der 20 Meter höhere Meeresspiegel.

Was Böttcher sagt, ist nichts Neues für die rund 50 Klimaforschenden und Interessierten im Hörsaal auf dem Potsdamer Telegrafenberg. Der Deutsche Klimakongress kam das erste Mal 1990 zusammen - im Jahr des ersten Sachstandsberichts des Weltklimarats. Inzwischen ist die Realität des Klimawandels allgegenwärtig. Auch der vergangene Februar war der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen laut EU-Erdbeobachtungsdienst Copernicus.

In rund 40 Programmpunkten, vom Vortrag bis zur Exkursion, halten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den kommenden Tagen zu ihren Forschungsergebnissen auf dem Laufenden. Werden tropische Zyklone in Zukunft auch bis nach Europa reichen? Wie kann man mithilfe von Baumringen einen Klimaatlas der letzten 400 Jahre erstellen? Und welche Erklärungen gibt es für die Klimaextreme der vergangenen Jahre?

Gewöhnungseffekt trotz neuer Klimarekorde

Florian Imbery vom Deutschen Wetterdienst (DWD) beschäftigt sich mit dieser Frage. Er erforscht, wie wahrscheinlich Extremwetterereignisse mit dem Klimawandel zusammenhängen und wie man sie genauer vorhersagen kann. In seinem Vortrag zeigt er, dass bisherige Rechenmethoden, um den zukünftig erwarteten Temperaturanstieg zu ermitteln, nicht mehr genau genug sind. Dafür erwärme sich die Atmosphäre seit den 1970er Jahren zu schnell.

Die Temperaturrekorde des vergangenen Jahres hätten ihn dennoch überrascht. Eine abschließende Erklärung dafür gebe es nicht. Vermutlich überlagerten sich mehrere Ursachen – der menschengemachte Klimawandel, die natürlichen Schwankungen des Klimas und das Wetterphänomen El Niño trügen dazu bei. Eine Normalisierung, sprich eine Verlangsamung des Temperaturnstiegs, sehe er derzeit nicht.

Was er beobachte, sei hingegen ein Gewöhnungseffekt bei den Menschen. "Das wird in der Öffentlichkeit schon gar nicht mehr so wahrgenommen, dass wir von einem Rekord zum nächsten gehen", sagt Imbery. So sei 2023 als kühles Jahr wahrgenommen worden – im Vergleich zu der Zeitspanne zwischen 1961 bis 1990 war es aber ein außergewöhnlich warmes Jahr.

Wir müssen zeigen, dass das Problem lösbar und eine bessere Zukunft für den Menschen in Reichweite ist.

Katharina von Bronswijk, Psychologin

Weniger Katastrophen-Rhetorik

Deshalb beschäftigen sich die Forschenden auch damit, wie die Ergebnisse ihrer Forschungen in die Öffentlichkeit gelangen und dort aufgenommen werden. Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung bedauert, dass vielen Menschen nach wie vor Basiswissen zum Thema Klima fehle.

"Die meisten Leute wissen nicht, dass eine um drei Grad wärmere Welt auf den meisten Landgebieten der Erde eine Erwärmung um sechs Grad bedeutet." Der Effekt, dass sich die Ozeane weniger erwärmen, ist in dem "Drei-Grad-Szenario" mit einberechnet – die konkreten Auswirkungen je nach Weltregion sind aber unterschiedlich. Rahmstorf wünscht sich, dass Medien diese elementaren Dinge deutlicher erklärten.

Faktenwissen allein werde aber nicht reichen. Psychologin Katharina von Bronswijk weist auf das gesellschaftliche Spaltungspotential hin, welches die notwendigen Anpassungen an den Klimawandel bergen. Sie warnt aber vor immer drastischeren Appellen. "Meine Erfahrung ist, dass bei den Menschen der Rollladen runtergeht, wenn nur von Krise und Katastrophe die Rede ist."

Wer ein großes Problem sehe, sich aber machtlos oder nicht zuständig fühle, der neige dazu, das Thema von sich wegzuschieben. Auch deshalb, so von Bronswijk, brauche es immer die Kommunikation der Lösungen. Stefan Rahmstorf pflichtet ihr bei. Die Gesellschaft müsse mehr über positive Visionen angesichts des Klimawandels sprechen. "Wir müssen zeigen, dass das Problem lösbar und eine bessere Zukunft für den Menschen in Reichweite ist."

Sendung: rbb24 Inforadio, 12.03.2024, 18:20 Uhr

Beitrag von Stephanie Teistler

9 Kommentare

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  1. 9.

    Exakt. Die von Ihnen erwähnte Schnappatmung unterstelle ich allen, die hier der Meinung sind, zu jedem Thema und Bericht, von Aalräuchereien bis Zylinderstifte, einen AfD-Bezug herstellen zu müssen. Ich halte das für gefährlich und undemokratisch.

  2. 8.

    Was ist Ihr Problem? ... mit Quantifizierungen wie "bei einigen" können Sie schon umgehen, oder? Angesichts dieser ist zu befürchten, dass Ihre Reaktion Folge einer Schnappatmung ist, die einsetzt, wann immer jemand die faschistische AfD kritisch erwähnt oder ihr einen Beitrag zur gesellschaftlichen Spalterei unterstellt.

  3. 7.

    Genau! AfD ist Schuld ! An allem ! Geistreicher Kommentar. Sie haben sich ja mal so richtig Gedanken gemacht. Weiter so!

  4. 6.

    "... könnten uns auf Zustände wie im Pleistozän einstellen" Ist das sein voller Ernst?
    Pleistozän in der Wikipedia: "Während langer Perioden des Pleistozäns war das Klima deutlich kälter als heute." Also droht nach Klimaexperte Frank Böttcher eine neue Kaltzeit mit Eisvorstößen bis zur Salle oder Weichsel.
    Bitte diese Aussage nochmal überprüfen, ob da wirklich richtig zitiert wurde in dem Artikel.

  5. 5.

    „Weniger Katastrophen-Rhetorik“
    Da hätte ich einen Vorschlag zur Deeskalation: Die Farben der Wetterkarten auf das Bekannte zurücksetzen. Bis 25 grd wieder grün statt dunkelrot und ab 25 grd rot und über 35 grd lila.

  6. 4.

    „Weniger Katastrophen-Rhetorik“
    Da hätte ich einen Vorschlag zur Deeskalation: Die Farben der Wetterkarten auf das Bekannte zurücksetzen. Bis 25 grd wieder grün statt dunkelrot und ab 25 grd rot und über 35 grd lila.

  7. 3.

    Schade, dass diese angesprochenen Lösungen nicht benannt werden.
    Wenn man den Anschein erweckt, dass jede Kleinigkeit klimarelevant ist, dann verschärft man bewusst oder unterbewusst. Die Großen Emittenten sind es, wo es lohnt: Stahl, Chemie, Zement, Glas Herstellung und das Heizen. T.limits und 9€ Ticket sicher nicht.
    Schade, ich habe gerade in Bezug auf die Lösungen etwas erwartet. Belehrungen was 3 Grad sind, sind schon eskalierend in dem Sinne was man vermeiden will, lt. dem Artikel.

  8. 2.

    Richtig schlimm sind Anfeindungen und Drohungen gegenüber Wetter Moderatoren.
    Es kann doch jeder selbst sehen wie sich das Weltklima verändert.
    Bei einigen scheint die Verblödung durch Aussagen der AfD zu wirken.


  9. 1.

    Es wird einem Angst und Bange, wenn man das ließt. Die Energiewende muss noch viel schneller ablaufen. Wir müssen jetzt alles dafür tun.

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