Neurochlitz (Uckermark) - Jüngstes Dorf Brandenburgs wurde am gleichen Tag wie die DDR gegründet

Mo 07.10.24 | 18:23 Uhr
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Luftaufnahme Neurochlitz, Brandenburg, aufgenommen im Oktober 2024. (Quelle: rbb/Ricardo Wittig)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 07.10.2024 | Ricardo Wittig | Bild: rbb/Ricardo Wittig

Neurochlitz feiert am 7. Oktober seinen 75. Geburtstag. Das Dorf in der Uckermark wurde am selben Tag wie die DDR gegründet. Die Siedler, die auf den brachen Äckern bei Gartz ankamen, erbauten ihren neuen Ort aus dem Nichts.

Das Dorf Neurochlitz bei Gartz (Uckermark) wird am Montag 75 Jahre alt, und ist damit das jüngste Dorf Brandenburgs. Die Ortschaft wurde am gleichen Tag wie die DDR gegründet - dem 7. Oktober 1949 - und sollte der erste sozialistische Ort der jungen Republik werden und einen neuen Lebensraum für Geflüchtete aus Schlesien und Ostpreußen bieten.

Die ersten Bewohner, die bereits 1948 das Gebiet besiedelten, waren Geflüchtete, die aus dem sächsischen Rochlitz kamen. Nachdem durch den Zweiten Weltkrieg große Teile der Infrastruktur zerstört waren, mangelte es in Rochlitz an Wohnraum und Nahrung. Dagegen gab es im damaligen Kreis Randow im Norden, der heutigen Uckermark, ausreichend Platz.

Großeltern als Gründungsväter

Ortsvorsteher Martin Emling kennt die Gründungsgeschichte des Ortes aus den Erzählungen seiner Großmutter. Er beschreibt gegenüber dem rbb, wie die Menschen in den sogenannten Neubauernhäusern im vorderen Teil gewohnt hätten, während im hinteren Teil Tiere unterbracht waren. Die Häuser sind während der Nachkriegsjahre in Neurochlitz auf freiem Acker entstanden, zuvor war das Gebiet vor Ende des Zweiten Weltkriegs zwischen dem heute polnischen Pargow und Staffelde aufgeteilt.

Laut Emling gab es zur Zeit der Gründung nicht einmal eine Straße im Ort: "Da war einfach nur ein Sandweg und links und rechts sind die Häuser entstanden", so der Ortsvorsteher. Das Baumaterial für die Häuser wurde auf Pferdewagen herangefahren.

Im Juni 1949 kam auch Ruth Oelsner mit ihrer Mutter und ihren fünf Geschwistern auf einem der brachliegenden Äcker in der Nähe von Gartz an. Die Väter waren damals vorausgefahren, um mit dem Aufbau des Dorfes zu beginnen. Oelsner sagte dem rbb: "Als wir Frauen hier angekommen sind, wären wir am liebsten wieder in die alte Heimat zurückgelaufen. Denn es gab ja noch kein Dorf."

Wie vor 75 Jahren die SED-Diktatur begann

Aus den Ruinen von Gartz erbaut

Die Arbeiter lebten 1948 zunächst in Notunterkünften, die mit Hilfe des eigens dafür errichteten Sägewerks hergestellt wurden. Sie erbauten ihr neues Rochlitz schließlich an einem Ort, der knapp 500 Kilometer von der namensgebenden sächsischen Kreisstadt entfernt liegt. Genutzt wurden dafür Abrisssteine aus Gartz. Ein Spruch, der das neue Dorf fortan prägte, war: "Willst du Gartz sehen, musst du nach Neurochlitz gehen."

In Neurochlitz leben heute 113 Menschen. Es ist mittlerweile ein Ortsteil von Mescherin und besteht wiederum aus zwei Straßen - Ost und West. Getrennt werden sie tatsächlich durch eine Straße, die es längst gibt, die Bundesstraße B2.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 07.10.2024, 19:30 Uhr

10 Kommentare

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  1. 9.

    Sie haben das Beispiel der absoluten Glücksseeligkeit im DDR Sozialsmus perfekt umschrieben. Das kann nur einer wissen, der dieses Paradies so gelebt hat! ;-))

  2. 8.

    Und wie viele Orte, sind seit Gründung der DDR verschwunden und vollkommen vergessen ???

  3. 7.

    Mich verblüffen immer wieder die sechs Wunder des Sozialismus:
    Obwohl keiner arbeitslos war, hat nur die Hälfte gearbeitet.
    Obwohl nur die Hälfte gearbeitet hat, wurde das Plan-Soll immer erfüllt.
    Obwohl das Plan-Soll immer erfüllt wurde, gab es nichts zu kaufen.
    Obwohl es nichts zu kaufen gab, waren alle glücklich und zufrieden.
    Obwohl alle zufrieden waren, gab es regelmäßig Demonstrationen.
    Obwohl regelmäßig demonstriert wurde, wurde immer mit 99,9% die alte Regierung wiedergewählt.

  4. 6.

    Das beweist, daß die Spaltung Deutschlands vom Westen ausging. Die DDR/SBZ wurde dann infolge der Währungsreform vom vielen ungültigen Altgeld vom Westen überschwemmt. So wurden der DDR vom Westen Steine in den Weg gelegt und der sozialistische Aufbau erschwert.

  5. 5.

    Einfach mal das Geschichtsbuch öffnen.
    Man ging damals noch von ungeteilten Deutschland aus. Die Westmächte haben mit ihrer Politik das Land geteilt.
    Die Nationalhymne der DDR hat es ja auch wieder gespiegelt: Auferstanden aus Ruinen, einig Deutschland Vaterland .
    Einen schönen Tag noch …

  6. 4.

    Nochmal schöner: nicht hing, sondern ging und nicht mit Bürgergeld, sondern ohne.

  7. 2.

    Jetzt liegt der Osten aber vorn! Und alle Wessis belagern nun den Osten, bewohnen nun den Osten in Brandenburg, Berlin, überall wo es schön war!

  8. 1.

    Also faktisch einige Monate nach der Gründung der BRD, die auch eine neue Währung (D-Mark) vor der DDR-Mark einführten. Der Osten zog immer nur nach.

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