#UnsereFlüsse-Mitmachaktion - ARD- und Correctiv-Recherche offenbart kritischen Zustand von Fließgewässern

Mo 21.10.24 | 08:00 Uhr
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Archivbild: Eine Arbeitsgruppe beim Entnehmen von Wasserproben. (Quelle: imago images/Doering)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 21.10.2024 | Friedrich Herkt | Bild: imago images/Doering

Deutschlands Fließgewässer sind in einem kritischen Zustand. Laut einer Recherche von ARD und Correctiv weisen mehr als ein Drittel der beoachteten Gewässer in Brandenburg einen schlechten Zustand auf. In Berlin ist es fast die Hälfte.

Viele Bäche in Deutschland sind in einem alarmierenden ökologischen Zustand. Auch in Berlin und Brandenburg erhielt bei der Mitmachaktion #unsereFlüsse ein großer Teil der Bäche und Flüsse das Testsiegel "schlecht". Das ist das Ergebnis von gemeinsamen Recherchen der ARD und von Correctiv.

Vieren und Fünfen für Gewässer in Brandenburg und Berlin

In Brandenburg weisen demnach 20 von insgesamt 53 eingereichten Gewässern der Flussbeobachtungen eine schlechte Lebensraumqualität auf. Darunter befindet sich zum Beispiel der Hirtengraben im Südosten Potsdams. Es handelt sich um ein sehr stark verändertes Gewässer im Siedlungsgebiet und befindet sich laut Forschern der Universität Duisburg-Essen in einem schlechten ökologischen Zustand. Demnach ist der Hirtengraben von nutzungsbedingtem Wassermangel betroffen. Dies spiegele sich in einer artenarmen Tierwelt wider. Sie sei von robusten Arten wie der Wasserassel oder dem Schlammröhrenwurm geprägt, also zwei Arten, die gut mit Verschmutzung oder Sauerstoffmangel umgehen könnten, heißt es in der Auswertung der Testdaten. Im Wasser des Hirtengrabens fanden sich auch Spuren der Malermuschel und des europäischen Igels, die beide auf der Vorwarnliste der Roten Liste für Deutschland stehen. Als invasive Art wurde dort die Mittelmeer-Wasserassel nachgewiesen.

In Berlin weisen 16 von insgesamt 37 eingereichten Flussbeobachtungen in der Stadt eine schlechte Lebensraumqualität auf.

Ein Wissenschaftsteam vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung Halle-Jena-Leipzig (iDiv) hatte die über 2.700 Einsendungen aus allen 16 Bundesländern ausgewertet.

Auswertung von zustätzlichen DNA-Proben aus 30 Gewässer-Abschnitten

Zusätzlich wurden von Wissenschaftlern 30 Gewässer-Abschnitte mit DNA-Proben untersucht. Dazu gehörten auch drei Abschnitte in Brandenburg, allerdings kein Fließgewässer in Berlin. Neben dem Hirtengraben in Potsdam, der in der "Ökologische Zustandsbewertung" eine Fünf bekam, wurde in Karstädt (Prignitz) die Löcknitz mit DNA-Proben genauer untersucht und erhielt die Lebensraumqualitätsnote "Unbefriedigend". In Neuhausen (Spree-Neiße) bekam die Tranitz bei der "ökologischen Zustandsbewertung" eine Vier.

Archivbild: Gebäude am Hirtengraben im Kirchsteigfeld in Potsdam. (Quelle: imago images/Mueller)

Für #UnsereFlüsse hatten Erwachsene und Kinder den Zustand vieler Gewässer auch mit Fotos dokumentiert. Am Anfang stand dabei der Aufruf "Wie geht es unseren Bächen?" von Tagesthemen-Moderatorin Jessy Wellmer im Mai. In der Folge hatte hatte die ARD dann mit dem Helmholtz-Zentrum eine Checkliste für Deutschlands Bäche entwickelt. Darin standen etwa die Fragen: Ist das Wasser klar uns wie riecht es? Ist der Bach begradigt, wachsen am Ufer Pflanzen? Das und mehr wurde dokumentiert.

Neben Jessy Wellmer hatten weitere Promenten sowie Bundesinstitutionen, Verbände und die UNESCO aufgerufen. Die ersten 2.700 Bachbegutachtungen von Bürgerinnen und Bürgern wurden dann für die ARD durch das Helmholtz-Zentrum ausgewertet. Anhand der Fotos und Beschreibungen stuften Wissenschaftler Bäche nach ihrer Lebensraumqualität auf einer Skala von 1 bis 5 ein.

Drei Viertel der Fließgewässer bieten keinen guten Lebensraum für Fische und Insekten

Das bundesweite Ergebnis Aktion ist dabei beunruhigend: Drei von vier untersuchten Bächen bieten keinen guten Lebensraum für Fische und Insekten. Zudem seien ihre Ufer nicht geschützt vor Schadstoffen. Meist fehlen Sträucher, Büsche und Bäume, die gefährliche Einträge aus der Landwirtschaft abhalten würden. Gemäß einer EU-Richtlinie sollen bis 2027 alle Fließgewässer wieder gesund und lebendig sein. Fachleute halten ein Erreichen dieser verpflichtenden Zielvorgabe für nahezu ausgeschlossen.

Die Ergebnisse der Aktion präsentiert die ARD Story "Unsere Flüsse – Wie retten wir Deutschlands Lebensadern?" am Montag ab acht Uhr in der ARD Mediathek und ab 22:50 Uhr im ERSTEN.

Sendung: rbb24 Inforadio, 21.10.2024, 6:30 Uhr

44 Kommentare

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  1. 44.

    Sie können das gerne glauben, daß der ndr gewonnen hat und zum Spaß 8000 EUR zahlt. Danke für unabhängige Justiz, die Lügner und deren Helfershelfer zur Strecke bringt.

  2. 43.

    Ihre schöne Geschichte hat nur einen Haken, sie stimmt so nicht. In wesentlichen Punkten hat der NDR recht bekommen, so wie auch Correctiv.

  3. 42.

    Fragen sie jetzt den rbb oder die ard? Wo der ndr schon vor Gericht verurteilt wurde.

  4. 41.

    Es sind also "Kolegen" von Ihnen?
    Dann erklärt sich Ihr Versuch uns alle hier aufzuklären und auf Ihre Linie zu trimmen.

  5. 40.

    Finds auch nicht so supernötig (Weil ich das im Laufe der Jahre ja auch als aufmerksamer Mensch so mitgekriegt hab und Sie auch.) Aber für andere mag das was sein, wo sie noch nicht drüber nachgedacht hatten und dass da das allg. öff. Bewusstsein für geschärft werden soll, ist an sich gut. Blöd find ich nur, dass solche Filme dann meist auf Grundschulniveau arbeiten. Oder wie viele Webvideos, wo "total klare Sachen" wie "bahnbrechende neue Erkenntnisse" präsentiert werden.
    Sollte man dann am besten als Schulfernseh-Sendung deklarieren, dann wäre, so denke ich, ein passendes "Etikett" gefunden. Die Inhalte solcher Sendungen sind gemeinhin nämlich DÜNN...

  6. 39.

    Eigentlich sehr leicht zu verstehen oder rein abstrakt nach Augustus De Morgan das komplette Gegenteil. Der schlechte Zustand wurde doch im Artikel beschrieben und erstrebenswert sind natürlich vollbesetzte Habitate (Fauna und Flora), weil jeden Term den sie aus der Evolutionsgleichung schmeißen, das Würfelspiel einschränkt und damit das biologische Gesamtsystem weiter schwächt.
    Also gilt es alle die Maßnahmen einzustellen oder schon mal zu reduzieren, die unsere Biotope nachhaltig bedrohen.

    Es gibt eine einfache Regel: "Die Natur braucht uns nicht – aber wir brauchen die Natur". Alexander von Humboldt hat diesen einfachen Zusammenhang bereits Ende des 18. Jahrhunderts durchdrungen, indem er unsere Biosphäre als Superorganismus begriff. Dem ist nichts hinzuzufügen.

  7. 38.

    Falsch!
    Sie vergessen das Entscheidenste! Es wird noch sehr viel teurer für alle Normalbürger, weill die Politik der CDU/CSU und FDP die letzten 30 Jahre bewußt gepennt hat: die Klinaerwärmung und daraus folgenden Umweltzerstörung kosten uns, in kürzester Zeit, BILLIONEN Euro!

  8. 37.

    Finden sie das seriös, sich an der Hetze Rechtsextremer gegen die Kollegen von Correctiv zu beteiligen?

  9. 36.

    Sie sollten sich angewöhnen den Inhalt des verlinkten Artikels auch zu lesen und zu verstehen.

    "Richtig ist: Der Text ist misslungen, das Verhalten von Correctiv nach der Veröffentlichung fragwürdig und die Berichterstattung vieler Medien eine Katastrophe. Richtig ist auch: Die Proteste, die der Artikel ausgelöst hat, sind gut und wichtig. Er hat viele Menschen alarmiert, die sich zu Recht über die Verbindungen zwischen bürgerlichen Kreisen und dem rechten Rand sorgen."

    Der Artikel kritisiert, wie ich finde zu recht, was wie und nicht das ob. Es wurden auch keine "Falschbehauptungen aufgedeckt", sondern Ungenauigkeiten, erst recht wurde nicht bewiesen, dass Correctiv" einen Prozess nach ein ander" verloren hätte.

    Sie versuchen hier Correctiv mit unlauteren Mitteln zu diskreditieren. Übrig bleibt ein Sturm im Wasserglas. Immer in der Hoffnung es möge es etwas von dem Dreck hängenbleiben den man um sich wirft.

    Und es hat weiterhin nichts mit dem Thema zu tun!

  10. 35.

    Finden Sie das seriös, sich mit Correctiv gemein zu machen?

  11. 34.

    Ich rege mich einmal einfach über das Wasser im Fluss auf, dass über den Mittelmeerraum sich in die regenwasser Wolke schlich und über Deutschland als Regen fiel. Wie kann dieses Wasser in deutschen Flüsse strömen.
    So, ganz deutlich, Ironie OFF.
    Manchmal weiß ich auch nicht, ob die Ironie OFF nicht bereits die Ironie sein könnte. Vielleicht ist der Fluss, nicht politisch genug, um über die Gewässer Qualität zu sprechen.

  12. 33.

    Deutschlands Fließgewässer sind in einem kritischen Zustand. Viele Bäche in Deutschland sind in einem alarmierenden ökologischen Zustand. Mit diesen beiden Sätzen beginnt sowohl die Einleitung wie auch der der Text.
    Es löst stets die Frage aus, was den ein guter Zustand im Sinne der Ökologie sei. Ist es die Chemie des Wassers mit H2O plus Salze, plus carbon in Form von? Ist es die Physik des Gewässerlaufes mit den verschiedenen Parameter. Ist es die Zusammensetzung der verschiedenen Arten. Oder ein Wechsel der verschiedenen genannten Einflüsse.
    Der Artikel beschreibt den komplexen Zusammenhang in den Grundzügen. Mit einem Alarm in Ton.
    Dennoch sind wir ein gutes Stück bereits gegangen und vorangekommen, der Weg der noch zu gehen sei, braucht weiterhin viel Kraft.

  13. 32.

    Wesentlich besser als vor 30 Jahren erstmal gar nix aus und ist wenn man den Umgang mit Gewässern in der DDR als Referenzpunkt nimmt noch relativ wenig.
    Von gut oder sehr gut was ja eigentlich das Ziel sein sollte ist dieses „wesentlich besser“ eben auch noch sehr weit entfernt.
    Wenn wir die Gewässer in gutem Zustand haben sind die meisten Wasserprobleme im gesamten Land gelöst bzw. leicht lösbar.

  14. 31.

    Die sogenannte rote Liste umfasst bedrohte Tierarten, also rückläufige Populationen, die Vorstufe vom Aussterben.
    Also schlecht!!

  15. 30.

    Können Sie sich ruhig schönreden, peinlich ist es allemal. Einfach unglaubwürdig. Deren Buch musste auch 2-3 mal angepasst werden. Spricht nicht für diesen Verein. Aber lassen Sie mal ruhig stecken. Sie wollen es eh nicht wahrhaben.

  16. 29.

    Ich glaube der Artikel ist einfach fragmentarisch! Vermutlich waren diese Tiere die einzigen und damit eben keien anderen zu finden. Aber da sind noch mehr Fragen, was zum Beispiel ist die Rote Liste, ist die gut oder schlecht?

  17. 27.

    Dennoch hat auch uebermedien nicht behauptet dass Correctiv gelogen hätte. Im Gegenteil, sie bemängelten nur die Präsentation.

  18. 25.

    Nicht jede Werbung für Frau Wellmer und deren „Partner“ ist eines Kommentares wert.

    P.S. Es ist schöner in Bewegung zu bleiben als festzukleben...

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