Ausbau von Öko-Energie - Koalition schlägt Solaranlagen für Landschaftsschutzgebiete vor

Do 11.05.23 | 19:57 Uhr | Von Torsten Sydow
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Symbolbild: Ein Solarpark in Brandenburg. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 11.05.2023 | Ismahan Alboga | Bild: dpa/Patrick Pleul

Für eine erfolgreiche Energiewende will die Brandenburger Regierung vermehrt auch Photovoltaik-Anlagen in Landschaftsschutzgebieten aufstellen lassen. Viele Kommunen könnten so neues Einkommen generieren. Doch es gibt auch Kritik.

  • Landtag will Energiewende in weiteren Kommunen ermöglichen
  • Auf Mooren sollen Photovoltaik-Anlagen montiert werden können
  • Oppositionsfraktionen warnen vor Eingriffen in die Natur

Neue Photovoltaik-Anlagen stehen seit einigen Wochen auf ehemaligen Ackerflächen am Ortsrand von Wichmannsdorf in der Uckermark, seit Mai letzten Jahres auch auf rund einem Hektar bei Ziesar in Potsdam-Mittelmark. Sie produzieren umweltfreundlich Strom. Das sind nur zwei von vielen Anlagen, die es im Land Brandenburg gibt. Nach dem Willen der brandenburgischen Koalitionsfraktionen SPD, CDU und Bündnis 90/Die Grünen sollen Solarflächen künftig noch deutlich stärker zur Ökostromerzeugung beitragen. Auch in Landschaftsschutzgebieten sollen sie aufgestellt werden können.

Infobox

Landschaftsschutzgebiete (LSG) sind rechtlich festgelegte Gebiete, in denen ein besonderer Schutz von Natur und Landschaft vorgegeben ist. Tiere und Pflanzen dürfen nicht geschädigt werden.

Es ist nicht erlaubt, zu zelten oder ausgeschilderte Wege zu verlassen. LSG sind keine Nationalparks oder Naturschutzgebiete - diese sind noch stärker geschützt.

Rund ein Drittel Landesfläche sind Landschaftsschutzgebiete

Brandenburgs Wirtschafts- und Energieminister Jörg Steinbach (SPD) nannte am Mittwoch in einer Aktuellen Stunde des Brandenburger Landtags den Ausbau der Photovoltaik eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Energiewende. Darum müsse man sich jetzt auch schwierigen Themen zuwenden, wie der Frage einer behutsamen Öffnung von Landschaftsschutzgebieten. Im Land Brandenburg machen sie 34 Prozent der Landesfläche aus. Viele Kommunen befänden sich nach Darstellung von Minister Steinbach teilweise oder ganz in Landschaftsschutzgebieten. Darum seien sie von Projekten wie Bürgerstrom und Direktnutzung komplett ausgeschlossen.

Besonders schützenswerte Regionen bleiben unberührt

Ländliche Regionen benötigten neue Einkommensquellen, unterstrich Johannes Funke aus der antragstellenden SPD-Fraktion. Gegen den Willen der Gemeindevertretungen werde es keine Photovoltaik-Anlagen auf Freiflächen geben, sagte der Abgeordnete. Es müsse aber auch gelten, dass die Gemeinden in Landschaftsschutzgebieten nach einem entsprechenden Beschluss Photovoltaik-Anlage errichten dürfen, "am besten mit Zuflüssen in die Gemeindekassen und mit vorteilhaften Bürgerstromtarifen". Auf keinen Fall würden Solarflächen in besonders schützenswerten Flora-Fauna-Habitat-Regionen sowie Naturschutzgebieten und im Nationalpark montiert, erklärte Funke.

Kriterien, wie Photovoltaik-Anlagen auf Pontons oder auf Gestellen auch auf Moorflächen errichtet werden können, sollen erarbeitet werden. Laut Funke würden solche Anlagen auf Moorflächen Landwirten weitere Einkommensquellen erschließen können.

Opposition kritisiert Photovoltaik-Pläne

Für die AfD als die stärkste Oppositionsfraktion im Brandenburger Landtag kommen Photovoltaik-Anlagen in Landschaftsschutzgebieten überhaupt nicht in Frage. Der Abgeordnete Peter Drenske sagte in seiner Ansprache, das Land werde zugeschwemmt mit regenerativen Großanlagen und Fantastereien von Wasserstoff, die der kleine Bürger nicht nur bezahlen solle, sondern die ihn auch noch ruinieren würden.

Philip Zeschmann von BVB / Freie Wähler übte Kritik an dem mit der Mehrheit von SPD, CDU und Bündnis90/Die Grünen angenommenen Antrag, weil er den Status von Landschaftsschutzgebieten durchlöchern würde. "Nutzen Sie doch erst mal die Potentiale, die zur Verfügung stehen, bevor sie Natur und Umwelt weiter opfern", sagte Zeschmann unter Hinweis auf viele Gebäudedächer, die noch nicht mit Solarflächen ausgestattet seien.

Kritisch steht auch die Linksfraktion den Photovoltaik-Plänen der Koalitionsfraktionen gegenüber. Der Bedarf an Solarstrom könne nach Ansicht des Fraktionsvorsitzenden Sebastian Walter mit Hilfe von Dachflächen und Freiflächen außerhalb von Landschaftsschutzgebieten bereitgestellt werden. Entscheidend sei, dass die Gemeinden vor Ort stärker als bisher von den aufgestellten Photovoltaik-Anlagen profitierten. Bisher strichen nur die Energieunternehmen die Gewinne ein. Vorbild sei die Regelung bei neuen Windrädern. Für jede auf dem Gemeindegebiet errichtete Windkraftanlage erhält die Gemeinde im Land Brandenburg 10.000 Euro im Jahr.

Mit der rot-schwarz-grünen Landtagsmehrheit und gegen die Stimmen von AfD und Linken forderte der Landtag die Landesregierung auf, einen Kriterienkatalog für das Aufstellen von Photovoltaik-Anlagen in Landschaftsschutzgebieten zu formulieren. Nach dem Abbau der Solarpaneele und Gestelle sollen die Flächen wieder zu Naturschutzflächen werden.

Sendung: rbb24 Spät, 11.05.2023, 15:51 Uhr

Beitrag von Torsten Sydow

69 Kommentare

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  1. 69.

    Haben Sie sich den Film zum Artikel mal angeschaut und dabei aufmerksam unter die Anlagen gesehen?
    Wissen Sie was der aufwändigste Wartungsaufwand bei solchen PV-Anlagen ist? Richtig der Grünschnitt.
    Kleine Weidetiere sind da noch die günstigste Variante, wenn man die wirtschaftlich verwertet bekommt.
    Die teilweise Verschattung sorgt in einer der trockensten Regionen Deutschland für einigermaßen feuchte Böden.
    In kühlen Nächten kommt dann sogar noch Tauwasser ins Spiel.
    Licht kommt immer noch ausreichend durch und wenn man es entsprechend plant und baut sogar für Nutzpflanzen.
    Bei PV über Mooren/Feuchtwiesen soll auch entsprechend geplant und gebaut werden.
    Höher und sicher auch nicht so dicht wie entlang der Autobahnen.
    Glas/Glasmodule wären dann noch die Supervariante weil ziemlich lichtdurchlässig.
    Noch eine Variante sind dann PV-Zäune also senkrecht je nach Ausrichtung auch beidseitig.
    Das bringt dann noch etwas mehr im Winter und frühmorgens und abends.

  2. 68.

    Das stimmt nur bedingt.
    https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Dithmarschen-Landwirtschaft-unter-Photovoltaik-Paneelen,agrophotovoltaik100.html

  3. 67.

    Blöd nur, wenn's dann mal wieder großflächig abbrennt, das neue "Normale". Zahlen dann die Steuerzahler, wie auch für die Mono-Forste, die Grundwasserverseuchung durch Riesenqualtierhaltungen und Land-Forst-WIRTSCHAFT?

  4. 66.

    Zur CO2-Speicherung benötigen die Pflanzen jedoch Licht. Genau das wird ihnen durch die PV-Anlagen aber größtenteils entzogen.

  5. 65.

    Sie werden lachen, aber es gibt sogar Moore, die noch nicht einmal LSG sind. Ein Schutzgebietsstatus ist auch nicht zwingend erforderlich, da Moore auf jeden Fall geschützte Biotope gem. § 30 Abs. 2 S. 1 Nr. 1 BNatSchG sind.

  6. 64.

    Nur mal nebenbei, bald gibt's 800 Watt Balkonanlagen ohne große Auflagen. Schuko Stecker reicht, der Zähler braucht nichtmal ne Rücklaufsperre. 800 W ist sehr attraktiv, ab so 2500 kWh Jahresverbrauch.

    Kosten 1000,- Euro für Fertigpakete, 500,- - 600,- Euro bei Teile selbst zusammensuchen.

    Ca. 1000,-Euro pro kWp ist sehr günstig. Wer sich sowas nicht installiert ist selbst Schuld.

    Ich hab jetzt 800W plus 1,5 kWh Speicher bestellt für 1500. Bringt mich von 1500 kWh Verbrauch pro Jahr auf 600-700 kWh runter. Dauert 6-7 Jahre zur Armortisation wegen dem noch sehr teuren Speicher. Wer keine Rücklaufsperre oder höheren Stromverbrauch hat lässt den Speicher weg und ist bei 3-4 Jahren Amortisation.

  7. 63.

    Welche Subventionen bekommt man denn aktuell?

    Günstiger KfW Kredit und EEG Einspeisevergütung mit Vorrang. Die Einspeisevergütung geht dabei runter bis auf fast nur noch 6 Cent.
    Je nach Land oder Stadt gibt es manche Förderung für Speicher, aber wenige.

  8. 62.

    Genau das mal man dann entsprechend in einem normalen Verwaltungsverfahren.

    Werden auch Straßen, sogar Autobahnen durch LSG gebaut.

  9. 61.

    Ich denke Ihnen ist nicht bewusst, was ein Moor ausmacht.

    Bei Wiedervernässungsprojekten wäre eine Doppelnutzung überhaupt nicht schädlich. Der Landbesitzer hat einerseits Profit, ja ohne geht es nicht, willkommen in der Marktwirtschaft und das wiedervernässte Moor schafft CO2 Speicherung, Biodiversität und Grundwasserschutz. Win win, aber zum Denken sind ja viele zu faul, meckern ist einfacher.

  10. 60.

    Vielleicht habe ich Sie doch verstanden.
    Ich möchte daher folgendermaßen antworten.
    Wer ein Tempolimit auf Autobahnen ablehnt, andererseits ständig behauptet, das Klima zu retten zu wollen, dem traue ich alles zu.
    Noch Fragen?

  11. 58.

    Unsere Anlage macht 7,2 kW, bei einem Speicher von 9 kW. Vor 2 Jahren kostete es unter 20.000 Euro. Die Preise, die Sie beschreiben sind ja wirklich heftig. Gestern hat die Anlage gut 25 kW produziert.

  12. 57.

    Ich habe es vor 2 Jahren so gemacht, weil es sich alles zu lange hinzog. Bereut habe ich es nicht. In knapp 7 Jahren wird sich die Anlage inkl. Speicher amortisiert haben. Von Subventionen würde ich sowas nie abhängig machen. Entweder ich will das oder nicht.

  13. 56.

    Frage; würden sie sich auch """ohne Steuersubventionen"""" eine Solaranlage/ Kollektor aufs Dach setzen???

  14. 55.

    "Der letzte Kostenvoranschlag für PV Anlage und Wärmepumpe der mir gemacht wurden betrug ca 50.000€ für beides, Förderung schon eingerechnet. "
    Der Nachbar hat 35000 gezahlt. War aber letztes Jahr. Inzwischen sind die Preise, ich erwähnte es indirekt, jenseits von gut und böse. Wie der Markt eben so ist.
    Ich bin noch am Überlegen, ob ich's selbst mache. Die reinen Kosten für die Komponenten und weitere Bauteile wären aktuell ca. 22000 € (6KW, ohne Batterie). Mithilfe eines Sanitärkumpels könnten es dann ca. 25000 sein. Davon wären Förderung und Steuersenkungen abzuziehen. Ist das viel? Oder: Warum können sich sovlele der ach so Gebeutelten einen Mittelklasseneuwagen zu diesem Preis leisten? Da geht's dann offenbar, kein Thema...

  15. 54.

    So wie manche hier rechnen entstehen Insolvenzen. Start Ups verbrennen Geld. Also hat „Kasi“ recht, wenn er den Beweis einfordert. PV Anreize sind: Keine teuren Speicher und die Stromzähler dürfen rückwärts laufen. PV Verhinderer sind Vorschriften zum Geld verbrennen. Übrigens braucht es keine Vorschriften, wenn sich etwas rechnet. Macht Sie das nicht misstrauisch?

  16. 53.

    So wie manche hier rechnen entstehen Insolvenzen. Start Ups verbrennen Geld. Also hat „Kasi“ recht, wenn er den Beweis einfordert. PV Anreize sind: Keine teuren Speicher und die Stromzähler dürfen rückwärts laufen. PV Verhinderer sind Vorschriften zum Geld verbrennen. Übrigens braucht es keine Vorschriften, wenn sich etwas rechnet. Macht Sie das nicht misstrauisch?

  17. 52.

    Dominik halten Sie einige hier wirklich für so dumm das Sie ihrer Meinung nach nicht wissen und verstehen um was es geht. Man muss die Menschen abholen und mitnehmen und nicht irgendwelche Gesetze um die Ohren hauen oder vor die Füße werfen,so nach dem Motto nun macht mal,wie ist uns egal. Es hat auch nichts mit Stammtischparolen zu tun wenn die Menschen es ablehnen, weil Sie nicht wissen ,wie Sie das bezahlen sollen. Es sollte für jeden so gestrickt sein das er sich das leisten kann ,ohne sich über beide Ohren zu veschulden. Und das es vielen auf stößt ,hat auch mit den Kosten zu tun, die auf einen zukommen, mit der Brechstange werden Sie gar nichts erreichen.
    Nur mal so mein Kumpel Wärmepumpe, hat jetzt eine Preisanpassung für Wärmepumpenstrom bekommen von 19,6 Cent auf 33,2 Cent was glauben Sie wie der sich freut.

  18. 51.

    Glauben Sie wirklich, dass ein halbwegs intaktes Moor ebenso wie Kiefern- und Maisäcker nur den Status eines Landschaftschutzgebietes hat und von den Grünen empfohlen wird, dort PV errichtet werden soll?
    Ich fasse es nicht.
    Ich fasse es nicht.

  19. 50.

    „ Nach dem Abbau der Solarpaneele und Gestelle sollen die Flächen wieder zu Naturschutzflächen werden“

    Wie jetzt? Brauchen wir die nicht dauerhaft?

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