Trojanisches Pferd aufgestellt - Initiative protestiert gegen Gesetzesänderung zur Bebauung von Tempelhofer Feld

Di 31.10.23 | 13:54 Uhr
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Aktivisten vom Bündnis «100 Prozemt Tempelhofer Feld» protestieren vor dem Roten Rathaus mit dem Aufstellen eines "Trojanischen Pferdes" gegen eine geplante Änlen eines „Trojanischen Pferdes“ gegen eine geplante Änderung des Gesetzes zur Bebauung des Tempelhofer Feldes. (Quelle: dpa/S. Stache)
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Video: rbb|24 | 31.10.2023 | Jonas Wintermantel | Bild: dpa/S. Stache

Mit einem hölzernen trojanischen Pferd hat die Initiative "100% Tempelhofer Feld" am Dienstagvormittag vor dem Roten Rathaus gegen eine geplante Gesetzesänderung demonstriert. Sie befürchtet eine Bebauung des Areals.

Mehrere Dutzend Mitglieder der Initiative "100% Tempelhofer Feld" haben am Dienstagvormittag gegen die vom Berliner Senat geplante Änderung des Tempelhofer-Feld-Gesetzes protestiert. Die Demonstrierenden zogen ein hölzernes trojanisches Pferd vor den Amtssitz des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU).

Ihr Vorwurf: Der Senat nutze die Diskussion um temporäre Geflüchtetenunterkünfte als Vorwand - als "trojanisches Pferd", um das Feld in Zukunft auch anderweitig bebauen und Teile des Areals verkaufen zu können.

31.10.2023, Berlin: Aktivisten vom Bündnis «100 Prozemt Tempelhofer Feld» protestieren vor dem Roten Rathaus (Quelle: dpa/Soeren Stache)
Bild: dpa/Soeren Stache

Duldung für Geflüchtetenunterkunft läuft bald aus

Das Tempelhofer-Feld-Gesetz ist 2014 durch einen erfolgreichen Volksentscheid in Kraft getreten und verbietet praktisch jegliche Bebauung des ehemaligen Flughafen-Geländes. Bereits 2016 hatte der Senat das Gesetz schon einmal geändert, um eine Unterkunft für Geflüchtete zu ermöglichen.

Die noch bestehenden Unterkünfte werden seit 2019 lediglich geduldet. Die Duldung läuft nach aktuellem Stand aber Ende 2025 aus - laut Koalition brauche es daher eine Gesetzesänderung.

Mit der Änderung sollen bereits bestehende temporäre Unterkünfte für Geflüchtete auf dem ehemaligen Flughafen-Gelände länger als bis 2025 ermöglicht werden. Außerdem soll eine Rechtsgrundlage dafür geschaffen werden, weitere mobile Bauten für Geflüchtete aufzustellen.

Ursprünglich sollte die Änderung des "Gesetzes zum Erhalt des Tempelhofer Feldes" an diesem Dienstag den Senat beschäftigen, die Beratungen wurden jedoch kurzfristig verschoben. Nach rbb-Informationen soll das Gesetz aller Voraussicht nach am kommenden Dienstag in den Senat.

Volksentscheid wird in Frage gestellt

"Das Tempelhofer Feld-Gesetz vermittelt den Eindruck, dass es nur um Geflüchtete geht und um bezahlbaren Wohnraum", sagt Michael Schneidewind von der Initiative "100% Tempelhofer Feld". "In der Tat geht es aber darum, dass Baurecht auf dem Feld geschaffen werden soll. Dass das Feld verkauft werden kann."

Laut den Demonstrierenden vorm Roten Rathaus stehe die Gesetzesänderung im deutlichen Widerspruch zum Volksentscheid von 2014. Damals hatte eine Mehrheit der Berlinerinnen und Berliner dem Gesetz zugestimmt, dass eine Bebauung verbietet.

Angesichts der Wohnungsknappheit wird in Berlin allerdings schon seit geraumer Zeit darüber diskutiert, ob am Rand des Tempelhofer Felds trotz des Votums Wohnungen gebaut werden sollten.

CDU und SPD vereinbarten in ihrem Koalitionsvertrag einen internationalen städtebaulichen Wettbewerb, um Möglichkeiten einer "behutsamen Randbebauung in begrenzten Teilen der Fläche" auszuloten. Dieser Prozess ist jedoch nicht Gegenstand der nun beabsichtigten Gesetzesänderung.

Sendung: rbb 88.8, 31.10.2023, 12 Uhr

105 Kommentare

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  1. 105.

    Natürlich, das ganze Feld, wenn möglich. Müssen ja nicht nur diese modernen Bunkerbauten sein. Kommen Sie hierher, dann wissen Sie was Gentrifizierung im Schnelldurchlauf ist. In Charlottenburg und Kreuzberg und Nord und Westschöneberg. läuft dieser Prozeß schon seit den 70ern bzw. 80er Jahren.

  2. 104.

    Ok, jetzt verstehe ich zumindest etwas ihr Problem. Das mit dem "genauso wie sie ihre Heimatstädte verwüstet haben" lasse ich jetzt mal außen vor, denn das verstehe ich überhaupt nicht.
    Es ist trotzdem so, dass auch ohne Kitesurfer das Tempelhofer Feld bleibt, also beeinflussen diese die Entscheidung überhaupt nicht. Es wird doch, wenn überhaupt, nur über eine Randbebauung nachgedacht, die Kitesurfer gäbe es also weiterhin, auch wenn Sie sie scheinbar nicht mögen.
    Oder wollen Sie etwa, dass das ganze Tempelhofer Feld bebaut wird?

  3. 103.

    Muß das mitten in der Stadt sein wo ein Quadratmeter Bauland mehrere Tausend Euro kostet? Dann müßten sie auch dafür zahlen, genauso, wie sie Ihre Heimatstädte sozial verwüstet haben, und dann weggezogen sind, um, sich vielleicht unbewußt, darum zu kümmern, daß es woanders genauso wird. Leider ist das wirklich ein Internationales Problem.

  4. 102.

    Die umliegenden Bezirke, wie Nord Neukölln und Kreuzberg haben eine Bevölkerungsdichte von 15000 pro km2, inclusive Brachflächen und Gewerbegebiete. da wäre doch ein neuer Stadtteil mit Wohnungen Schulen und sonstiger nützlicher Infrastruktur für diese neue, meist aus den Westen, Bayern Schwabenland und USA und anderen westlichen Ländern zugewanderten Neubürger zu 30000 zu beherbergen, wäre mit 7500 pro km2 noch immer eine Gartenstadt. Aber das ist wohl nur ein Wunschdenken. Diese Neubürger sind nicht kompatibel mit Berlin. Sie werden keine echte Beziehung zu Berlin aufbauen. JEDER schwäbische, bayrische oder sonstwie Flüchtling ist mir willkommen, der hier wirklich aus seinem bisherigen Leben herauswachsen will. WELCOME.

  5. 101.

    Die 60K Wohnungen von denen sie reden werden in der Stadt machbar sein ohne das Feld zu bebauen. Einfach mal die Augen offen halten wo Platz verschwendet wird und das ist nicht wenig. Nahezu jeder Discounter in meiner Umgebung ist ein Flachbau mit riesigen Parkflächen. Vielleicht verschließt man auch die Augen, wenn man wieder zig Bauruinen vorbeifährt, die seit Jahrzehnten existieren. Zusätzlich gibt es jetzt zu viele Bürogebäude in der Stadt, da man trotz gegenteiligen Trends weiter solche gebaut hat wo auch Wohnungen stehen könnten. Tempelhofer Feld ist ein sogenanntes Sahnestück. Darum geht es. Es geht hier nicht um Wohnungsmangel, sondern um kostengünstige Investitionen mit hoher Rendite. Wenn da Sozialwohnungen stehen, dann nur als Alibi und dann auch nur maximal 5 Jahre bevor man wieder aus der Sozialbindung austritt.

  6. 100.

    Sorry, ich hatte gerade etwas Mühe, Ihren Kommentar zu verstehen und weiß immer noch nicht so genau, wo ich ihn einordnen soll.
    Wie kommen Sie denn jetzt auf die pestizidfreien Gebiete im Umland? Könnte ich vielleicht auch tun, aber ich schreibe lieber für Dinge, die sich in Berlin befinden und die mir dadurch noch mehr am Herzen liegen. Sind Sie im Frühling mal des öfteren auf dem Tempelhofer Feld? Was sich dort abspielt ist unglaublich. Die Feldlerchen und dann die Greifvögel dazu, das ist unglaublich. Von den ganzen Insekten mal ganz zu schweigen, die natürlich nicht so auffällig sind. Ich bin immer dafür, solche wertvollen Biotope zu erhalten und ich glaube, es wird leider unterschätzt, wie wichtig solche Biotope durch die Artenvielfalt letztendlich dann auch für uns Menschen sind. Für die Hasenheide kann ich weniger sprechen, dort bin ich kaum. Warum werden Sie eigentlich so angreifend gegen die Kitesurfer auf dem Tempelhofer Feld? Haben die Ihnen irgendwas getan?

  7. 99.

    Bitte , vielleicht unterstützen Sie mal Pestizidfreie Gebiete, im Umland, selbst vor dem Mäusebussard haben die Spatzen sich in der, noch dazu, wesentlich mehr kommunikativen Hasenheide, für uneingeweihte der schräg gegenüberliegende, multifunktions Park, mit erheblicher sozialer Bedeutung, schon vor 20 Jahren, nur noch für Plätze im Schatten entschieden. Für posende digital Nomads und schwäbische Erbeverschleuderer mit Bart und Kite surf Ausrüstung ist die Fläche Ideal. Alles andere ist pure Ideologie.

  8. 98.

    Richtig; ich vergaß ja völlig, dass wir in fast jedem Bezirk der Stadt zusammenhängende Flächenpotentiale für 60.000 Wohnungen (nur Randbebauung TF) in einem umlaufend erschlossenen Umfeld haben. Es muss nur irgendjemand auf den Knopf drücken, damit diese Wohnungen wie Pilze aus dem Boden wachsen.

  9. 97.

    Und was ist mit dem Biotop und der immensen Artenvielfalt durch die Offenlandschaft? Ignorieren Sie das dann oder ist es Ihnen nicht so wichtig? Woher wollen Sie eigentlich wissen, ob gegen einen Park mit aufgelockerter Bebauung niemand etwas haben wird?

  10. 96.

    Ich habe mich da etwas belesen. Die "Kaltluftreservoir" wird überschätzt, meinen etliche Fachleute, die sich mit der Thematik näher beschäftigt haben. Gegen einen Park mit aufgelockerter Bebauung statt der jetzigen riesigen Steppe wird niemand etwas haben. Man muss bei der Entscheidung die wichtigsten Bedürfnisse in ein angemessenes Gleichgewicht bringen. Der User Thorsten bringt es auf den Punkt: "Was für einen Freizeitwert für Alle? Im Winter windiges Sibirien. Im Sommer tagsüber Glutofen und nachts, wenn es zur Sommerfrische werden könnte geschlossen."

  11. 95.

    Was für einen Freizeitwert für Alle? Im Winter windiges Sibirien. Im Sommer tagsüber Glutofen und nachts, wenn es zur Sommerfrische werden könnte geschlossen.

  12. 94.

    Es ist aber nun mal genau in dieser Lage. Man kann doch ein Biotop nicht einfach umsetzen und davon ausgehen, dass alles problemlos mit umzieht. Funktioniert bei Menschen, aber doch nicht bei einer solchen Artenvielfalt.

    P.S. Ich hab gerade eben ernsthaft überlegt, wie Sie jetzt überhaupt auf Schildkröten kommen (aber nur für eine Sekunde).....lautlach, unglaublich

  13. 93.

    Wer glaubt eigentlich ernsthaft daran, dass dann dort dauerhaft bezahlbare Wohnungen entstehen? Ich sehe da eher schon die Plakate von Engels- und V. hängen. Es gibt in Berlin viele Flächen, die mit Sozialwohnungen hätten bebaut werden können. Dort sind Büroflächen oder exklusive Eigentumswohnungen entstanden. Das Tempelhofer Feld hat einen enormen Freizeitwert für alle Schichten der Bevölkerung. Es kostet keinen Eintritt und bietet mitten in der Stadt einen besonderen Raum für ihre Bewohner.

  14. 92.

    "... Randbebauung an der Autobahn. ... Das TF ist nicht der Regenwald."
    Nee, aber am Rand zur Autobahn liegen die Schutzzonen, zwischen den ehem. Landebahnen temporäre Schutzzonen. Man könnte natürlich die Landebahnen "zurückbauen" und dort Baum-, Heckenreihen zu ziehen, Laufwege anlegen, die Versiegelung minimieren und somit die Erholungsqualität ortsnah steigern. Gepaart mit den bisherigen Schließungsritualen dürfte sich das Risiko einer weiteren Pizzakartonpartyzone nicht erhöhen und Bauland hat Berlin auf den Industriebrachen wohl genug.

  15. 91.

    Feldlerchen und Schildkröten, schön und gut. muß aber nicht unbedingt mitten in einer solchen Lage sein. Verhinderter Pendelverkehr, weil irgendwo muß die Stadt ja hinwachsen, wenn nicht dorthin. Ist doch auch was.

  16. 90.

    "Im Ausgleich können verteilte Brachflächen oder freiwerdende Grundstücke in den verdichteten Wohngebieten zu grünen Oasen werden. Nicht Immer diese Grabenkämpfe."
    Ich denke, die Flächen wären nicht groß genug für bestimmte Tiere. Bei der Feldlerche weiß ich es, dass diese die große Offenlandschaft braucht, um nicht vertrieben zu werden. Gerade die große Ausdehnung ist Grundvoraussetung für die Artenvielfalt der Vögel-, Insekten und sogar Amphibienwelt (steht genau so auch auf der Seite der Senatsverwaltung) und diese würde man auf alle Fälle dann stören bzw. vielleicht sogar zerstören. Das ist ja genau das Problem, dass die Größe der Fläche einen immensen Artenreichtum erst ermöglicht.

  17. 89.

    Mag sein, meine Güterabwegung ist doch eine Andere, das habe ich in meinem Kommentar eigentlich auch dargelegt. Scheinbar wohnen Sie nicht in einem gnadenlos nachverdichteten Gebiet, wie hier zwischen Platz der Luftrücke-Kleistpark- EUREF/-Bahnhof Schöneberg und Südkreuz. Und ich kenne mich im gesamten südwestlichen Innenstadtgebiet einigermaßen aus. Stichwort Verteilungskämpfe. Das fängt bei Parkplätzen und Wohnraum an und hört bei aufeinanderstoßenden Mentalitäten von Alt-und Neubürgern, noch lange nicht auf.

  18. 88.

    „ dieses fast 4 km2 hässliche unbeschattete Flugfeld“
    Nur wer mit Naturschutz und Landschaftspflege nichts anfangen kann, wird ein wertvolles Offenlandbiotop derart unzutreffend beschreiben.

  19. 86.

    Ingo:
    "Wer eine Randbebauung des TF ablehnt ist eindeutig gegen den dringend benötigten Wohnungsbau für seine Mitmenschen und für seinen eigenen, zweimal monatlich stattfindenden Spaß im Sommer."

    Das ist BLÖDSINN!

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