Teurer als 29-Euro-Ticket - Semesterticket steht in Berlin vor dem Aus

Do 12.10.23 | 12:03 Uhr
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Symbolbild:Studentin an einem Berliner U-bahnhof.(Quelle:picture alliance/chromorange)
Audio: rbb 88,8 | 12.10.2023 | Natascha Gutschmidt | Bild: picture alliance/chromorange

Die Berliner Verkehrsverwaltung geht davon aus, dass es das Semesterticket für Studierende im kommenden Jahr nicht mehr geben wird. Das teilte sie dem rbb am Donnerstag auf Nachfrage mit.

Das für alle Studierende verpflichtende Semesterticket kostet derzeit rund 32 Euro pro Monat und wäre damit teurer als das für das nächste Jahr vom Senat beschlossene 29-Euro Ticket für Berlin. Eine günstigere Version des 29-Euro-Tickets sei für Studierende nicht geplant, so die Verkehrsverwaltung. Für eine weitere Absenkung des Semesterticket-Betrags seien keine Mittel im Haushalt vorgesehen.

"Verpflichtende Abnahme nicht mehr gerechfertigt"

Das Semesterticket ist ein Solidarmodell, in das alle Studierende einzahlen, egal ob sie das Ticket nutzen oder nicht. "Die Studierendenschaften werden keine Semesterticket-Verträge abschließen, wenn diese rechtlich angreifbar sind", so die Verkehrsverwaltung weiter. "Und wenn der Preisvorteil nur noch sehr gering ist, lässt sich eine verpflichtende Abnahme für alle Studierende einer Hochschule kaum noch rechtfertigen."

Bei Wegfall des Semestertickets würden Studierende, die Bus und Bahn nicht nutzen, profitieren. Studierende hingegen, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind, wären zu schlechteren Konditionen unterwegs: Das 29-Euro-Ticket kann nur im Jahresabo gekauft werden, gilt nur für den Tarifbereich AB und erlaubt keine Fahrradmitnahme. Diese ermöglicht das Semesterticket, das zudem im Tarifbereich ABC gilt.

Mehr als 50.000 Studierende ohne Semesterticket

Der Verkehrsverbund Berlin Brandenburg (VBB) bestätigte dem rbb, dass die Semesterticket-Verträge aller Hochschulen zum Ende des jetzigen Wintersemesters ablaufen. Danach müssten neue Verträge für das Sommersemester 2024/2025 abgeschlossen werden.

Um trotz Inflation und steigenden Kosten stabile Semesterticket-Beiträge zu ermöglich, investiert das Land Berlin seit Jahren steigende Beträge. 2020 waren es noch 1,9 Millionen Euro. Im kommenden Doppelhaushalt sind 7,5 Million Euro für 2024 und 9,3 Millionen für 2025 eingeplant.

Aktuell ist das Semesterticket günstiger als das Deutschlandticket, das 49 Euro im Monat kostet. Die Studierendenschaften an drei Hochschulen, der Technischen Universität, der Hochschule für Technik und Wirtschaft und der Universität der Künste, hatten jedoch bereits zum jetzigen Wintersemester die Verträge mit dem VBB nicht erneuert, weil ihnen selbst dieser Preisunterschied zu gering war. Sie fürchten nach eigenen Angaben, dass Studierende gegen den Semesterticket-Vertrag klagen könnten und die Studierendenvertreter im schlimmsten Fall haften müssten. Mehr als 50.000 Studierende haben aktuell kein Semesterticket.

Die Länder versuchen weiterhin, mit dem Bund eine Einigung zur Weiterfinanzierung des Deutschlandtickets zu erreichen. In diesem Rahmen soll auch ein Deutschland-Semesterticket umgesetzt werden. Geplant ist ein bundesweit gültiges, solidarisches Semesterticket zum Preis von 29,40 Euro im Monat.

Sendung: rbb 88,8, 12.10.2023, 12:00 Uhr

9 Kommentare

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  1. 9.

    " ... FH-Potsdam kostet das Semesterticket 360,-€. ..."

    Meinen Sie evtl. den "Semesterbeitrag"?
    Dieser beinhaltet ein Semesterticket (momentan 200 Euro).
    Der Semesterbeitrag - momentan 316,34 Euro an der FH Potsdam - ist immer für ein halbes Jahr (= Semester) gültig.

  2. 8.

    Nach hiesigen Eilverfahren im Sozialgericht,habe ich gerade den Bafögbescheid für mein erhalten.Wie vermutet ,bekommt er jetzt weniger als ein H4/Bürgergeldempfänger 452,-€ Unterkunftbedarf 49,-€-.Weiterbildungspremie von 150,-€ und Wohngeld vom Jobcenter ist eingespart.Er muss Material einkaufen ,ist länger als 40 Stunden in der Uni,so das er auch nicht jobben kann.Architektur-Städtebau ist ein sehr aufwendiges Studium.FH-Potsdam kostet das Semesterticket 360,-€.Das Jobcenter zahlte bisher 298,- Miete+Mehrbedarf11,-Lebensunterhalt ab Januar 2024 sogar 565,-€.Keine Notsozialhilfe und Auszahlung ist erst im November laut Bescheid.Hätte ich gewusst ,das HTW-Museologie kein Semesterticket mehr kostet hätte ich Studienplatz angenommen.Doch dann wäre es Existensgefährdent und hätte uns in die Wohnungslosigkeit getrieben.Chancenbildungsgleichheit hört bei Bürgergeld auf und Bildungsgutschein wird mir seit Jahrzehnten verweigert.Berufliche Qualifikation wurden von der HTW anerkannt.

  3. 7.

    Bildungschancengleichheit,hört bei JC- BG-Empfänger auf.Mein Sohn ist Bauzeichner mit Fachabi.Aufgrund Corona ist er in mein Haushalt eingezogen.Online-Studium klappte es der beuth nicht und ist Mathematik-Studienabbrecher.Bauzeichenr hat er nur absagen erhalten und fehlende Module wurde ihn der Bildungsgutschein verweigert.Mit Aufwendiger Eignungsprüfung war er einer wenigen Studenten von 500 Bewerbern,der sofort genommen wurde Fast scheitert es am Semesterticket,ein Glück kann der Insolvente Vater aus Steuer finazieren.Mein Sohn ist unter 30 Jahre und wohnt in Mütterlichen Haushalt.Nachdem das Jobcenter erfahren hat,das er studiert wurden alle Leistungen aufgehoben auch die Miete.Ich reichte im Sozialgerich eine ER ein unter Sohn 180,-Materialkosten zum sem-Ticket zahlen. Mein-Bürgergeld finanzierte ich Miete,Strom,Material-Essen für ihn . Bin jetzt am Freitag den 13.10 Pleite.Ich selbst hatte Studienplätze , scheiterten am Semesterticket,habe keinen betuchten Vater.Schade

  4. 6.

    Der Nachsatz in Ihrem Kommentar ist weit unter der Gürtellinie gelandet. Und ja, es gibt Studenten, für die 18Euro mehr oder weniger einen echten Unterschied machen. Nicht alle Eltern sind in der Lage, für jede Preissteigerung eine höhere Summe an ihre Kinder zu überweisen. Und falls man überhaupt Bafög erhält, bietet das kein Gegengewicht zu den in jeglicher Hinsicht steigenden Lebenshaltungskosten. Oettinger spielt da eher eine untergeordnete Rolle.

  5. 5.

    Also 18 Euro mehr ist für Studenten zuviel? Lächerlich das ist unter ein 1 Euro am Tag, oder in Studentenwährung 1 Öttinger am Tag

  6. 4.

    Finde ich ehrlich gesagt richtig. Ich wohne im Zentrum und nutze den ÖPNV dank Rad kaum, muss aber stets alle mitfinanzieren, die günstiger außerhalb der Stadt wohnen. Die Ersparnis muss dann eben für das Ticket aufgebracht werden. Wobei man dann sicher immer noch spart. Sehr fair.

  7. 3.

    Ich fahre nur öffentliche wenn ich Alkohol trinken möchte bzw. werden, daher ist das 29-Euro-Ticket für mich eh schon sinnvoll.

  8. 2.

    Da werden Äpfel mit Birnen verglichen. Sie haben es im Artikel selbst aufgeführt: Es gibt unterschiedliche Privilegien, abhängig davon ob Semesterticket oder 29-Euro-Ticket. Letzteres hat erhebliche Einschränkungen. Ferner ist das 29-Euro-Ticket keine langfristig angelegte Planung, Semestertickets hingegen schon. Hier wird großflächig den Gewinninteressen der Verkehrsbetriebe entgegengekommen, die sich schon Monate zuvor als wenig verhandlungsbereit mit den Studierendenvertretungen gezeigt haben, unabhängig vom 29-Euro-Ticket. Ferner verweigern die Verkehrsbetriebe einen niedrigschwelligen Zugang zum 29-Ticket. Online-Pflicht und Smartphone-Zwang sind kein Ausdruck von Niedrigschwelligkeit. Der Aufwand rechtfertigt somit keineswegs die Ersparnis von ca. 3€. Fällt das Semesterticket weg, entfällt ein weiterer Teil der sozialen Daseinsvorsorge und es wird abermals individualisiert, auf Bürger*innen abgewälzt, was der Staat per Sozialstaatsprinzip zu unternehmen verpflichtet ist.

  9. 1.

    Na super, für Studenten, die auf Grund der Mietpreise ins Tarifgebiet C ausgewichen sind, wo es noch bezahlbaren Wohnraum gibt mit S-Bahnanschluss, wird es dann wohl richtig teuer. Sie müssen sich wohl oder übel das D-Ticket kaufen, was für Studenten eine deutliche Verteuerung des bisherigen Preises bedeutet, weil das Berlin Ticket nur AB beinhaltet und somit nicht in Frage kommt.......Warum kann man die Studenten nicht der Personengruppe zuordnen, für die es das 9.- Euro Ticket gibt? Weil Studenten so reich sind?? Unglaublich, warum man ausgerechnet Studenten so hängen lässt....

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