Semesterstart in Berlin und Brandenburg - Was kostet das Studierenden-Leben?

Mo 09.10.23 | 06:10 Uhr | Von Lukas Kuite
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Haus 6, Hörsaalgebäude, Universität Potsdam, Campus Griebnitzsee. (Quelle: dpa/imageBROKER/Schoening)
Audio: rbb24 Inforadio | 09.10.2023 | Kuite Lukas, Daehler Helena | Bild: dpa/imageBROKER/Schoening

Im Oktober startet das Wintersemester an den Universitäten in Berlin und Brandenburg. Dafür kommen auch viele neue Studierende in die Region. Welche Kosten sie hier erwarten, hat Lukas Kuite zusammengefasst.

Anfang Oktober, das Wintersemester beginnt. Rund 250.000 Studierende sind in Berlin und Brandenburg immatrikuliert. Für die Erstsemester geht es meist los mit Einführungstagen, die ihnen helfen sollen, sich in der neuen Umgebung zu orientieren. Und gerade die "Erstis" müssen vieles organisieren: Wohnen, Wege, Freizeit. Und was kostet was? Gerade in Berlin kann das Leben teurer werden als in Cottbus, Potsdam oder Frankfurt (Oder).

Wohnen und Studiengebühren

Ein WG-Zimmer in Berlin zu finden, ist schon ausgesprochen schwierig. Gelingt es dann doch, zahlt der Berliner Studierende einer jüngsten Auswertung zufolge durchschnittlich 640 Euro im Monat, also doppelt so viel wie vor zehn Jahren. In den Brandenburger Studentenstädten Potsdam, Cottbus und Frankfurt liegt die Durchschnitts-WG-Miete deutlich niedriger - bei 350 bis 490 Euro. Happig.

Und was kostet die Uni? An allen großen Berliner Universitäten (FU, HU, TU) sowie der Uni Potsdam belaufen sich die gesamten Semestergebühren, also für sechs Monate Studieren, insgesamt auf rund 315 Euro, also 52,50 Euro im Monat.

Semesterticket und Krankenversicherung

Wie komme ich in den Hörsaal? Mit dem Semesterticket natürlich, das ist in den Semestergebühren mit drin. Zumindest bei den Hochschulen, deren Asta (Allgemeiner Studierendenausschuss) den Deal mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg für dieses Wintersemester eingegangen sind.

Die Hochschule für Technik und Wirtschaft und auch die TU Berlin zum Beispiel bieten ihren Studierenden kein Semesterticket mehr an. Sie sind der Meinung, dass die durchschnittlich 32 Euro im Monat für ein Bundesland nicht mehr im Verhältnis zu 49 Euro für ganz Deutschland stünden. Oder zu 29 Euro in Berlin für die Tarifzone AB.

Die Krankenversicherung ist für Studierende bis 25 Jahren mit gesetzlich versicherten Eltern immerhin umsonst. Danach müssen sie mit einem Monatsbeitrag ab 90 Euro rechnen. Heißt: Nur Wohnen, Studieren und Bahnfahren kosten einen Berliner Studierenden im Monat rund 700 Euro. In Potsdam, Cottbus oder Frankfurt (Oder) liegt man bei etwa 500 Euro. Schonmal viel Geld.

Essen und Feiern

Und dann hat der junge Akademiker bzw. die junge Akademikerin immer noch nichts gegessen oder getrunken. Nach einer Studie der deutschen Studentenwerke geben Studierende im Durchschnitt rund 220 Euro pro Monat für Verpflegung aus. Und was mögen Studierende neben Wasser und Brot noch so gern? Sekt und Bier.

Beim Clubeintritt, der mittlerweile auch schon bei 25 Euro liegen kann, oder beim Bier am Späti muss der Studierende dann sparen. Freunde treffen geht ja auch in der Uni.

Handy und Ergebnis

Handy rausholen und schauen, wo es ein Mittagsangebot für Studierende gibt? Ein Handy-Vertrag muss her - für einen Vertrag (je nachdem ob mit oder ohne Smartphone) zahlt man gewöhnlich einen unteren zweistelligen Betrag im Monat.

Ergebnis: Die Fixkosten eines Berliner Studierenden liegen bei rund 1.000 Euro. Das Leben eines Brandenburger Studierenden dürfte rund 800 Euro kosten. Dabei wurden Kleidung, Lernmaterial, Sport und sonstige Ausgaben nicht einmal mit eingerechnet. Ohne reiche Eltern, Bafög oder einen Nebenjob ist das nicht zu machen. Ein Studienkredit ist aber auch keine gute Option: Die Zinslast liegt bei mittlerweile rund neun Prozent.

Sendung: rbb24 Inforadio, 09.10.2023, 7:30 Uhr

Beitrag von Lukas Kuite

38 Kommentare

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  1. 38.

    "Die heutigen Studenten sind sich für Mehrbettzimmer viel zu schade." Das scheint dann ein spezifisches Problem deutscher Studenten zu sein. Sehen Sie sich z.Bsp. typische Campus Unis in UK oder USA an, dort sind die Studenten auch in Wohnheimen auf dem Campusgelände und Mehrbettzimmer sind durchaus üblich. Warum soll das in Berlin (oder anderen großen Unistandorten) nicht auch gehen; vielleicht nicht gleich und sofort, aber schrittweise.

  2. 37.

    Das Problem sehe ich darin, dass dann weiterführende Bildung auf die Kinder wohlhabenderer Eltern beschränkt bliebe. Oder es müssten die Bafög - Regelungen so angepasst werden, dass Eltern ihre Kinder wirklich unterstützen können (Einkommensgrenzen) und die grundsätzlichen Kosten davon bestritten werden können. Als Vater einer zielstrebig Studierenden Tochter halte ich es auch nicht für möglich, einen 30Ws - Nebenjob zu haben, ohne dass das Studium leidet.

  3. 36.

    Vielleicht sollten weniger Menschen studieren? Es gibt in Deutschland viel zu viele Studenten. Weit mehr, als der Arbeitsmarkt benötigt und vor allem völlig falsch verteilt.

    Warum sollte studieren billig sein? Wer kein Bafög bekommt, muss halt sein Studium durch eigene Arbeit und Geld der Eltern finanzieren. Es ist jedem Studenten zuzumuten, neben dem Studium arbeiten zu gehen. Dann hat man halt etwas weniger Freizeit, aber das ist nebensächlich.

    Das Grundrecht auf Bildung bedeutet nicht, dass studieren billig sein muss.

  4. 35.

    Und wer soll aktuell in der Hochpreisphase den Bau finanzieren? Die heutigen Studenten sind sich für Mehrbettzimmer viel zu schade.

    Vielleicht sollten kostendeckende Studiengebühren eingeführt werden. Es gibt zuviele Studenten. Viele dringend benötige Fachkräfte studieren nicht

  5. 34.

    Für die Erstausbildung sind die Eltern unterhaltspflichtig.

    Es fehlen sehr viele Fachkräfte in Berufen, die man ohne Studium erlernen kann. Das Problem ist, dass es viel zuviele Studenten gibt. Dazu kommt eine Vielzahl von unnützen Studiengängen

    Das Recht auf Bildung bedeutet nicht, dass jeder studieren darf. Letztlich können auch Studenten ihr Studium durch Arbeit finanzieren. Funktioniert wunderbar. Man kann 30 Stunden wöchentlich arbeiten und dabei in der Regelstudienzeit studieren.

  6. 33.

    Wie kommen Sie auf die Idee, dass ein Studium günstig sein müsste? Das Grundrecht auf Bildung bedeutet nicht, dass das Studium günstig sein muss.

    Für für die Erstausbildung sind die Eltern unterhaltspflichtig.

    Wenn die Eltern nicht finanzieren wollen, kann das Kind nicht studieren oder muss arbeiten gehen. Wo ist das Problem?

  7. 32.

    Täusche ich mich oder ist da doch fein versteckte Ironie im Text?

  8. 31.

    Die Semesterbeiträge sind an TU, UdK, HTW um das fehlende Semesterticket gesunken. Das 49€-Ticket ist für die Studis natürlich teurer, aber nicht in dem Maße, wie hier dargestellt.
    Trotzdem bleibt Studieren teuer, viel zu teuer, wenn das Grundrecht auf Bildung ernst genommen würde. Ob ich das heute nochmal angehen würde? Könnte ich mir wohl nicht leisten. Aber ich bin zum Glück fast fertig.

  9. 30.

    Die Erinnerung verklärt offenbar so manches. Ich habe vor 50 Jahren studiert und ebenfalls kein Stipendium erhalten. Der Platz im 4-Bett-Zimmer im Studentenwohnheim kostete 10 Mark und zur Messezeit mussten die Wohnheime für Messebesucher geräumt werden. Es gab noch keine Computer, wir schrieben meist mit der Hand, Abschlussarbeiten - damals nur zwischen 30 und 80 Seiten lang - mit der Schreibmaschine. Ich arbeitete u.a. im Straßenbau (eigentlich für Frauen nicht zugelassen) und nachts bei der Bahnpost. Ich kenne seit dieser Zeit alle Kohlrezepte, denn 1kg Weißkohl kostete damals nur 20 Pfennig. Zum Glück schickte meine Großmutter von Zeit zu Zeit Fresspakete. Wollen Sie das wirklich mit heute vergleichen? Eines ist allerdings geblieben: man kann nicht jedes Fach
    an jedem Ort studieren.

  10. 29.

    Wenn ich schon Sätze lese, die mit "früher" anfangen. Früher in der DDR habe ich auch nur 16 Mark Miete bezahlt. Und nun?
    Worüber jammern Sie so?
    Das klingt bei Ihnen einfach nur missgünstig.

  11. 28.

    Kinder sind teuer, aber das weiss man vorher oder kann sich informieren. Bei uns im Freundes und Bekanntenkreis haben die Eltern immer 3 Zimmer-Wohnungen gekauft und dann eine Studenten-WG daraus gemacht, somit wohnte das eigene Kind dann umsonst: https://www.familie.de/familienleben/finanzen/wie-viel-kosten-kinder/

    Außerdem sind die Kinder immer neben dem Studium auch noch arbeiten gegangen, um sich die Fernreise in den Semesterferien leisten zu können. Es gibt auch aktuell immer noch genug gut verdienende Eltern und arbeitende Studierende.

  12. 27.

    "Sollen Sie die Wohnheime doch in Frankfurt an der Oder bauen. Berlin ist schon voll genug." In Ffo gibt es Wohnheime für Studenten, das wird den meisten Berliner Studenten aber zu weit weg sein von der Party in Berlin (wie sieht es aus mit Semesterticket bis Ffo?) - außerdem sind die eigentlich für die "Europauniversität Viadrina".

  13. 26.

    Ich hatte neben dem Studium 2 Jobs. Damit sollte man sich dann heute auch alles leisten können als Studiosus.

  14. 25.

    Sollen Sie die Wohnheime doch in Frankfurt an der Oder bauen. Berlin ist schon voll genug.

  15. 24.

    Heute wohnen die Studierenden in einer WG, da kostet das Zimmer auch nur zwischen 300 und 400 EUR im Monat.

  16. 23.

    Ein Student älterer als 25 der vorher einen Beruf erlernt hat und dann zielgerichtet studiert ist jedenfalls besser als einer der mehrmals das Studium abbricht und so auf 20,30 Semester kommt und danach womöglich trotzdem keinen Abschluss vorweisen kann.

  17. 22.

    Früher gab es auch andere Kosten, da hat eine Wohnung in Berlin nicht mal über 1000 Euro kalt gekostet....

  18. 21.

    Nur rund 11% der in BAföG-berechtigten Studienfächern Studierenden erhalten auch diese Förderungen. Es ist also eine Scheinförderung, die den Eindruck vermittelt, es gäbe hinreichende Kompensation der jeweiligen Lebenskosten - das Gegenteil ist der Fall. Mehr noch, die Leistungen sinken, erst recht vor dem Hintergrund der Inflation. Genauso bewusst wie die Förderung und damit öffentliche Daseinsvorsorge systematisch verhindert wird durch Politik und Behörden, so wurde auch dieses lächerliche Almosen, das sog. Heizungsgeld, ausgezahlt. Eine umständliche und mitnichten unbürokratische Form der Anspruchsregelung mit dem Ergebnis, dass viele eigentlich Berechtigte keinen Zugang zu der Leistung haben. So geht "Sozialstaat".

    Was bei den reinen Berechnungen nicht berücksichtigt wird, ist, dass ein BA-Studium in aller Regel min. ein Praxissemester bedeutet - dieses wird i.d.R. nicht vergütet. Die Folgen: Fachkräftemangel und hohe Privatverschuldung.

  19. 20.

    An Bafög ist schlecht, dass es ein Rückzahlkredit der Allgemeinheit ist.
    Kindergeld gehört den Eltern. Der Beweis: Wird dem versteuerten Einkommen zugerechnet und abgezogen, wenn die Günstergerprüfung etwas anderes ergibt, egal ob das Kind das Geldgeschenk von den Eltern (!) bekommt oder nicht. Sollte ein Kind seine Kontonummer angeben, bekommt es das Geld nicht. Erst wenn man selbst ein Kind bekommen hat. Und das ist die zu unterstützende Leistung. Das Zimmer und der Kühlschrank sind da... immer.

  20. 19.

    Der Staat möchte Auszubildende etc., dann muss er es tragen.
    Und immer noch gibt es Berufe die erstmal bezahlt werden müssen. Das sollte abgeschafft werden. Woher sonst gibt es den Fachkräftemangel? Oder vielleicht hängt es doch am Mindestlohn, den damals nie hätte eingeführt werden dürfen sondern richtig ordentlich bezahlt werden sollte. Damals ging es nur um 2 Branchen. Und jetzt? Und keiner geht vor das Bundesverfassungsgericht.

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