VBB-Beschluss - 29-Euro-Ticket wird in Berlin für Tarifbereich AB wieder eingeführt

Do 28.09.23 | 19:23 Uhr
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Symbolbild: Schienenverkehr und Passanten auf dem Alexanderplatz in Berlin-Mitte. (Quelle: dpa/Muhs)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 28.09.2023 | Jana Wochnik | Bild: dpa/Muhs

Das 29-Euro-Ticket in Berlin kommt zurück. Der Fahrschein wird auf die Tarifzone AB begrenzt sein - an der Stadtgrenze ist damit Schluss. Das Sozialticket bleibt derweil bestehen.

  • Bis 1. Juli 2024 soll 29-Euro-Ticket wieder kommen
  • 9-Euro-Sozialticket bleibt
  • Kritik unter anderem aus der Wirtschaft

Ungeachtet der laufenden Debatte über die weitere Finanzierung des Deutschlandtickets wird in Berlin erneut ein 29-Euro-Ticket eingeführt. Es solle im ersten Halbjahr 2024, spätestens bis zum 1. Juli eingeführt werden, teilte der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) am Donnerstag nach einem entsprechenden Aufsichtsratsbeschluss mit.

Das Ticket soll demnach für die Tarifzonen A und B, also das Berliner Stadtgebiet, gelten. Über die Stadtgrenze hinaus brauchen Kundinnen und Kunden weiterhin ein Zusatzticket. Dem Berliner Senat ist es damit nicht gelungen, eine weitergehende Regelung mit dem Nachbarland Brandenburg zu finden.

Sozialticket wird verlängert

Die Mitnahme weiterer Personen soll nicht möglich sein. Damit unterscheidet es sich vom 29-Euro-Ticket, das von Oktober 2022 bis April 2023 angeboten wurde. Für die Mitnahme von Fahrrädern müssen ÖPNV-Nutzer zufolge extra zahlen, für die Mitnahme von Hunden nicht. Zudem werde dieses Ticket nicht übertragbar sein.

Außerdem hat der Aufsichtsrat das Sozialticket verlängert. Berlinerinnen und Berliner, die Sozialleistungen beziehen, zahlen für dieses Abo damit weiterhin neun Euro pro Monat. In Berlin gab es die Sorge, das sogenannte S-Ticket könne wegfallen.

Konkurrenz fürs Deutschlandticket

Ein Ticket für monatlich 29 Euro für den öffentlichen Nahverkehr in der Hauptstadt hatte es bereits nach dem Auslaufen des Neun-Euro-Tickets im vergangenen September gegeben. Mit der Einführung des deutschlandweit gültigen Deutschlandtickets für 49 Euro im Monat entfiel das Angebot aber wieder. In den Koalitionsverhandlungen auf Landesebene von CDU und SPD war dann die Wiedereinführung vereinbart worden.

"Ich sehe das 29-Euro-Ticket als Ergänzung zum erfolgreichen Deutschlandticket", sagte Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU). Es sei beispielsweise für Rentner oder Selbstständige, die kein Jobticket bekommen können, interessant. Allerdings dürfte das deutlich günstigere Ticket auch für viele bisherige Kundinnen und Kunden des Deutschlandtickets eine Alternative sein.

Kritik aus Opposition und der Wirtschaft am VBB-Beschluss

Grüne und Linke sehen das 29-Euro-Ticket skeptisch. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Berlin kritisierte am Donnerstag, das nur in Berlin gültige Ticket sei eine Insellösung und konterkariere den revolutionären Ansatz des Deutschlandtickets, endlich die Kleinstaaterei bei den Tarifen abzuschaffen.

Die Berliner AfD spricht von einem "miesen Deal". Die 300 Millionen Euro, die das 29-Euro-Ticket pro Jahr kosten werde, wären für eine langfristige Finanzierung des Deutschlandtickets wesentlich sinnvoller eingesetzt gewesen, teilte die AfD mit.

Kritik gab es auch aus der Berliner Wirtschaft. "Natürlich freut sich jeder über billiges Bahnfahren, doch angesichts multipler Krisen, schwächelnder Konjunktur, Inflation und steigender Zinsen ist das 29-Euro-Ticket vor allem eine weitere Hypothek für den Landeshaushalt", teilte der Vizepräsident der Berliner Industrie- und Handelskammer, Robert Rückel, mit. "Dieses Geld wäre wesentlich sinnvoller und nachhaltiger in den Ausbau des ÖPNV investiert."

Fahrscheine werden teurer

Ebenfalls beschlossen hat der VBB-Aufsichtsrat, dass die Preise für Fahrscheine im Tarifverbund im Schnitt um 6,7 Prozent steigen. Diese Tariferhöhung kommt zum 1. Januar 2024. Für den Verkehrsverbund ist es schon die zweite Preisrunde in vergleichsweise kurzer Zeit. Erst im April dieses Jahres waren die Tickets um durchschnittlich 5,62 Prozent teurer geworden.

Streit beim 49-Euro-Ticket

Über das 49-Euro-Ticket streiten derweil weiterhin Bund und Länder. Letztere riefen für Donnerstagnachmittag eine Sonder-Verkehrsministerkonferenz ein, um über die Zukunft des Angebots zu beraten. Sie stellen das Ticket als Ganzes in Frage, sollte sich keine Lösung im Streit um die Finanzierung abzeichnen.

Bund und Länder haben jeweils bis 2025 jährlich 1,5 Milliarden Euro für die Finanzierung des 49-Euro-Tickets zugesagt. Außerdem wurde vereinbart, dass eventuelle Mehrkosten in diesem Jahr zu gleichen Teilen getragen werden. Für das kommende Jahr gibt es zu diesem Punkt jedoch noch keine Einigung.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) lehnt weitere Finanzzusagen des Bundes ab. Die Verkehrsverbünde sollten sich lieber auf "strukturelle Verbesserungen" konzentrieren und Konkurrenzprodukte zum Deutschlandticket abschaffen - oder gar nicht erst einführen.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 28.09.2023, 19:30 Uhr

133 Kommentare

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  1. 133.

    definitiv ist das D-Ticket eine Mogelpackung wie Sie es darlegen und auf Kosten der Allgemeinheit wie ein anderer Kommentar lautet.Aber auch innerhalb Berlins beispielsweise ist dieses Abo das definitiv kein Ticket ist ein schlechter Deal für manche,weil Niemand Abends oder am Wochenende damit mitgenommen werden kann,es gilt nur indem Monat indem es beantragt wird und ist keinesfalls umweltfreundlich da Fahrräder nicht mitgenommen werden dürfen oder können,d.h. 120.- für eine MonatsLänderkarte ausgegeben wird ,müssen 2Personen 98.- ausgeben ,wenn es ums Wochenende geht oder Abends.Der Massenandrang wegen diesem Billigticket erschwert die Fahrten für Behinderte,Familien mit Kindern oder Haustieren,mit Gepäck oder Fahrrädern . Die Spartarife und Spartickets wird es bald nicht mehr am Automaten geben und Einzelfahrten sind viel zu teuer ,das wird noch mehr Menschen zum Individualverkehr treiben,da die ÖVNP immer mehr abschreckendere Beispiel ist auch wegen Überfüllung aufgrund der Abos

  2. 131.

    1€ pro Tag wird sich ja wohl jeder leisten können, eine Stunde Tatoo kosten 35-40€ .

  3. 130.

    Politik wird immer auf Kosten der Steuerzahler gemacht. Da ist es schonmal gut, dass hier mit dem 29-Euro-Ticket für alle etwas Sinnvolles eingeführt wird.

  4. 129.

    Sheeelaa, wo gibt es in Berlin, und es geht in diesem Beitrag um Berlin, die "Paulaner Gärten"?
    Die Herkunft steckt da wohl nocht drin und erklärt ihre andauernden Oberlehrerbeiträge.

  5. 128.

    Wenn die SPD denkt, dass sie durch Geschenke auf Kosten der Steuerzahler Wähler gewinnt, geht sie fehl.

  6. 127.

    Das D-Ticket ist eine Mogelpackung, denn kaum jemand will bundesweit mit der Regionalbahn fahren.

  7. 126.

    Fehlt nur noch, dass Sie behaupten, Sozialleistungsempfänger geben dem Staat mehr zurück, als sie erhalten.

  8. 125.

    Ich verstehe übrigens nicht , warum man nicht mit ein bischen Pfiff und Initiative ein Modell gestrickt hat , das auch der BVG einige Mehreinnahmen bescheren würde :

    eine BVG-App nur für Jahresabo-Kunden.
    Basis : das (neue) 29-EUR-Ticket. > Jahresabo , auch monatlich zahlbar.

    Aufsatteln ( nur für Jahresabo-Kunden): +20 EUR = BVG-Deutschlandticket.
    per In-App-Kauf.
    vom 1. bis zum letzten des Monats täglich abschließbar.
    Fix für 20 EUR. Nicht anteilig zu kaufen > immer voller Preis.
    Läuft am Monatsende ab und muss für den / die Folgemonat(e) immer per In-App-Kauf erneuert werden.

  9. 124.

    "Statistisch bewegt sich jeder halbwegs mobile Mensch überwiegend in seiner Heimatregion im Umkreis von ca 20 km." Das erscheint mir für die vielen Arbeitspendler in Brandenburg als Mittelwert sehr niedrig, ich hätte da einen höheren Wert erwartet. Gibt es dazu eine Veröffentlichung zu Brandenburg?

  10. 123.

    Transferleistungsempfänger zahlen Steuern, auf alles: Lebensmittel, Dienstleistungen, Strom, Energie, Handwerker usw. Eben nur nicht auf ein Einkommen. Die Mehrwertsteuer ist der höchste Einnahme-Posten bei den Steuern. Anteilig vom Einkommen zahlen Leistungsempfänger sogar überdurchschnittlich viel Mwst. weil fast alles Geld in sofortige Ausgaben für Lebensmittel, Miete und Energie fließt.

  11. 121.

    Ich hoffe das geht nicht zu lasten des 49€ Ticket Dass einzige Vernünftige was die Polizik in den letzten 20 Jahren geschafft hat

  12. 120.

    Was passiert dann mit mein A B Monatskarte wenn das 29 Euro Ticket kommt?

  13. 119.

    Die Idee würde ich auch beibehalten - aber eben so , dass das Kfz die Notlösung wäre.Wenn man nur die Kosten vergleicht :
    Für nicht mal einen EUR fährt man (AB) einen ganzen Tag durch Berlin. Mit dem Auto kommt man für einen EUR nicht mal um den Block.Ganz zu schweigen von zusätzlichen Kosten wie Parkgebühren etc.
    Und ich bezweifel , dass die BVG das Jahres-Abo auch als Jahresgebühr einzieht.Dann würde es 100 %ig ein Rohrkrepierer.
    Das "alte" 29-EUR-Ticket konnte beispielsweise auch monatlich bezahlt werden."Jahresabo" beinhaltet zunächst nur die Dauer der Vertragsbindung.Üblicherweise wird aber immer eine unterjährige Zahlungsweise angeboten ( siehe auch Versicherungsverträge ).

  14. 118.

    Was nützt ein Billigabo, wenn laufend S-Bahnen ausfallen, Bahnhöfe zunehmend verwahrlosen, die Sicherheit für die Fahrgäste schlechter wird. Personal wurde ja von den Bahnsteigen entfernt.
    Da passt für mich nichts zusammen. Der vielfach proklamierten "Verkehrswende" zum Trotz. Traurig, diese Entwicklung.
    Offenbar sind solche Steuergeschenke wie das "29-Euro-Ticket" für Politiker, deren Image, attraktiver, als wenn sie schlicht für eine ausreichende Finanzierung des ÖPNV und dessen Infrastruktur sorgen würden.

  15. 117.

    Alles Autofahrer hatte ich schon überlegt mir eins zuzulegen,wenn man in dem Monat viel im Stadtgebiet zu tun hat,aber als Abo oder sogar Jahresabo,fahre ich lieber das flexiblere Auto.

  16. 116.

    1. Es gab das bundesweite 9- EUR-Ticket ,das Berliner 29-EUR-Ticket , das 49-EUR-Deutschlandticket.Kann ja wohl nicht sein , dass man jedes Mal wieder logistisch bei Stunde Null anfängt ?
    2. Ich würde gerne mal erklärt bekommen , wie sich diese ominösen 250 bis 300 Mio EUR zusätzlich überhaupt zusammensetzen.
    Und wäre der Ticketverkauf beispielsweise ab 01.11.2023 ,müßte man doch wohl kaum diese Summe in den letzten 2 Monaten des Jahres komplett stemmen.
    3. Die Spekulation mag evtl. zutreffend sein , hat aber nichts mit dem Wahlversprechen und dem langfristig angedachten Umstieg auf die Öffis in Berlin zu tun.

  17. 115.

    >"und die Umsetzung soll dann aber spätestens bis zum 01. Juli 2024 erfolgen ??? Wofür braucht man jetzt noch 9 Monate ?"
    1. hat man wohl aus der überstürzten Einführung des 49 EUR Tickets gelernt, dass die Verkaufs- und Verwaltungslogistik der Abos doch ein wenig Zeit braucht zum Aufbau.
    2. Das ist ne Haushaltsfrage. In 2023 war kein Platz mehr für 250 bis 300 Mio zusätzlich. Das geht erst mit der neuen Haushaltsplanung 2024.
    3. Spekulation: Vielleicht spekuliert Berlin auch darauf, dass das 49 EUR Ticket im Mai 2024 ausläuft, wenn die Anschlussfinanzierung nicht klappt. Dann gibts ab Juni zumindest das 29 EUR Ticket als Berlin-Ersatz.

  18. 114.

    Bei 29.00€ kauft sich vielleicht auch mancher Autofahrer ein Monatsticket.
    Das dauert natürlich. Dazu muß man sich doch nur mit Autofahrern unterhalten.
    Wenn du so ein Ticket erst einmal hast, nutzt er es am Anfang nur gelegentlich - und mit der Zeit immer öfter.

    Voraussetzung ist natürlich das "City-Ticket" hat Bestand.

    Denn die "Entwöhnung" vom Auto geht nicht von heute auf morgen.

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