VBB-Beschluss - 29-Euro-Ticket wird in Berlin für Tarifbereich AB wieder eingeführt
Das 29-Euro-Ticket in Berlin kommt zurück. Der Fahrschein wird auf die Tarifzone AB begrenzt sein - an der Stadtgrenze ist damit Schluss. Das Sozialticket bleibt derweil bestehen.
- Bis 1. Juli 2024 soll 29-Euro-Ticket wieder kommen
- 9-Euro-Sozialticket bleibt
- Kritik unter anderem aus der Wirtschaft
Ungeachtet der laufenden Debatte über die weitere Finanzierung des Deutschlandtickets wird in Berlin erneut ein 29-Euro-Ticket eingeführt. Es solle im ersten Halbjahr 2024, spätestens bis zum 1. Juli eingeführt werden, teilte der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) am Donnerstag nach einem entsprechenden Aufsichtsratsbeschluss mit.
Das Ticket soll demnach für die Tarifzonen A und B, also das Berliner Stadtgebiet, gelten. Über die Stadtgrenze hinaus brauchen Kundinnen und Kunden weiterhin ein Zusatzticket. Dem Berliner Senat ist es damit nicht gelungen, eine weitergehende Regelung mit dem Nachbarland Brandenburg zu finden.
Sozialticket wird verlängert
Die Mitnahme weiterer Personen soll nicht möglich sein. Damit unterscheidet es sich vom 29-Euro-Ticket, das von Oktober 2022 bis April 2023 angeboten wurde. Für die Mitnahme von Fahrrädern müssen ÖPNV-Nutzer zufolge extra zahlen, für die Mitnahme von Hunden nicht. Zudem werde dieses Ticket nicht übertragbar sein.
Außerdem hat der Aufsichtsrat das Sozialticket verlängert. Berlinerinnen und Berliner, die Sozialleistungen beziehen, zahlen für dieses Abo damit weiterhin neun Euro pro Monat. In Berlin gab es die Sorge, das sogenannte S-Ticket könne wegfallen.
Konkurrenz fürs Deutschlandticket
Ein Ticket für monatlich 29 Euro für den öffentlichen Nahverkehr in der Hauptstadt hatte es bereits nach dem Auslaufen des Neun-Euro-Tickets im vergangenen September gegeben. Mit der Einführung des deutschlandweit gültigen Deutschlandtickets für 49 Euro im Monat entfiel das Angebot aber wieder. In den Koalitionsverhandlungen auf Landesebene von CDU und SPD war dann die Wiedereinführung vereinbart worden.
"Ich sehe das 29-Euro-Ticket als Ergänzung zum erfolgreichen Deutschlandticket", sagte Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU). Es sei beispielsweise für Rentner oder Selbstständige, die kein Jobticket bekommen können, interessant. Allerdings dürfte das deutlich günstigere Ticket auch für viele bisherige Kundinnen und Kunden des Deutschlandtickets eine Alternative sein.
Kritik aus Opposition und der Wirtschaft am VBB-Beschluss
Grüne und Linke sehen das 29-Euro-Ticket skeptisch. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Berlin kritisierte am Donnerstag, das nur in Berlin gültige Ticket sei eine Insellösung und konterkariere den revolutionären Ansatz des Deutschlandtickets, endlich die Kleinstaaterei bei den Tarifen abzuschaffen.
Die Berliner AfD spricht von einem "miesen Deal". Die 300 Millionen Euro, die das 29-Euro-Ticket pro Jahr kosten werde, wären für eine langfristige Finanzierung des Deutschlandtickets wesentlich sinnvoller eingesetzt gewesen, teilte die AfD mit.
Kritik gab es auch aus der Berliner Wirtschaft. "Natürlich freut sich jeder über billiges Bahnfahren, doch angesichts multipler Krisen, schwächelnder Konjunktur, Inflation und steigender Zinsen ist das 29-Euro-Ticket vor allem eine weitere Hypothek für den Landeshaushalt", teilte der Vizepräsident der Berliner Industrie- und Handelskammer, Robert Rückel, mit. "Dieses Geld wäre wesentlich sinnvoller und nachhaltiger in den Ausbau des ÖPNV investiert."
Fahrscheine werden teurer
Ebenfalls beschlossen hat der VBB-Aufsichtsrat, dass die Preise für Fahrscheine im Tarifverbund im Schnitt um 6,7 Prozent steigen. Diese Tariferhöhung kommt zum 1. Januar 2024. Für den Verkehrsverbund ist es schon die zweite Preisrunde in vergleichsweise kurzer Zeit. Erst im April dieses Jahres waren die Tickets um durchschnittlich 5,62 Prozent teurer geworden.
Streit beim 49-Euro-Ticket
Über das 49-Euro-Ticket streiten derweil weiterhin Bund und Länder. Letztere riefen für Donnerstagnachmittag eine Sonder-Verkehrsministerkonferenz ein, um über die Zukunft des Angebots zu beraten. Sie stellen das Ticket als Ganzes in Frage, sollte sich keine Lösung im Streit um die Finanzierung abzeichnen.
Bund und Länder haben jeweils bis 2025 jährlich 1,5 Milliarden Euro für die Finanzierung des 49-Euro-Tickets zugesagt. Außerdem wurde vereinbart, dass eventuelle Mehrkosten in diesem Jahr zu gleichen Teilen getragen werden. Für das kommende Jahr gibt es zu diesem Punkt jedoch noch keine Einigung.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) lehnt weitere Finanzzusagen des Bundes ab. Die Verkehrsverbünde sollten sich lieber auf "strukturelle Verbesserungen" konzentrieren und Konkurrenzprodukte zum Deutschlandticket abschaffen - oder gar nicht erst einführen.
Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 28.09.2023, 19:30 Uhr