Alter Markt und Brandenburger Tor - Mehrere Zehntausend demonstrieren in Potsdam und Berlin gegen Rechts

So 14.01.24 | 21:28 Uhr
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Mike Schubert (SPD) spricht am 14.01.2024 während der Demonstrationen «Potsdam wehrt sich». (Quelle: Sebastian Gollnow)
Video: rbb|24 | 14.01.2024 | Material: rbb24 Brandenburg aktuell, rbb24 Abendschau | Bild: dpa/Sebastian Gollnow

Nach den Enthüllungen über ein Treffen radikaler Rechter mit AfD-Politikern in Potsdam demonstrierten etwa 10.000 Menschen in der Landeshauptstadt für Demokratie. In Berlin nahmen laut Polizei 25.000 Menschen an einer Demo teil.

  • Etwa 10.000 Demonstranten in Potsdam, 25.000 in Berlin
  • Kanzler Scholz und Außenministerin Baerbock in Potsdam dabei
  • Anlass: Berichte über Pläne von Rechtsextremen, Millionen Menschen mit Migrationsgeschichte zu vertreiben

Mehrere Zehntausend Menschen haben am Sonntag in Potsdam und Berlin ein Zeichen gegen Rechtsextremismus gesetzt.

Zu einer Kundgebung auf dem Potsdamer Alten Markt hatte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) anlässlich eines Treffens radikaler Rechter mit AfD-Politikern in der Brandenburger Landeshauptstadt aufgerufen. Schubert und das Bündnis "Potsdam bekennt Farbe" sprachen von 10.000 Teilnehmern. Ein Polizeisprecher nannte dem rbb am Sonntagmittag zunächst die Zahl 2.000, zu diesem Zeitpunkt habe der Zustrom allerdings noch angehalten. Der Alte Markt war während der Redebeiträge voller Menschen. Eine abschließende Schätzung der Zahl nach dem Ende der Demo nahm die Potsdamer Polizei nicht vor.

Scholz: "Die Demokratie ist stark"

Demonstrierende hielten Plakate hoch mit Aufschriften wie "Potsdam ist bunt" und "Wir halten zusammen". Unter den Teilnehmenden waren auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sowie die grüne Bundestagsabgeordnete und Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne). "Das ist ein gutes Zeichen für die Demokratie hier im Lande, dass so viele gekommen sind", sagte Scholz rbb24 Brandenburg aktuell. Die Demokratie sei stark.

Für Baerbock sei "es als Potsdamer Mutter eine Selbstverständlichkeit, ein Zeichen für Menschlichkeit und Demokratie zu setzen", sagte sie rbb24. "Ich stehe hier als eine von Tausenden von Potsdamerinnen und Potsdamern, die einstehen für Demokratie und gegen alten und neuen Faschismus", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.

Auch Brandenburgs Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) und Fraktionschefs von SPD, CDU, Grünen und Linken im Brandenburger Landtag sowie die ehemaligen Potsdamer Oberbürgermeister Platzeck und Jakobs (beide SPD) nahmen an der Kundgebung teil.

Schubert zeigt sich positiv überrascht von Zuspruch

Hintergrund des Protests ist die Berichterstattung über ein Treffen in Potsdam, bei dem über einen Plan zur massenhaften Vertreibung von Migranten gesprochen worden war. "Diese Pläne erinnern an das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte", so Schubert. Daher sei es an der Zeit, Gesicht zu zeigen und die Demokratie zu verteidigen. Das Medienhaus "Correctiv" hatte über ein Treffen radikal rechter Kreise mit Extremisten und AfD-Funktionären in Potsdam recherchiert.

Bei dem Treffen stellte der Taktgeber der rechtsextremen Identitären Bewegung, der Österreicher Martin Sellner, demnach Ideen vor, wie Migranten aber auch Deutsche mit Migrationshintergrund aus dem Land gedrängt werden könnten. "Diese Menschen hier so zu verunsichern, so zu verängstigen, mit dem, was da auch an die Öffentlichkeit gekommen ist, das ist eine Schande", sagte Jan Redmann, CDU-Fraktionsvorsitzender im Landtag und -Landesvorsitzender, am Rande der Kundgebung am Sonntag in Potsdam.

Dessen Oberbürgermeister Schubert (SPD) zeigte sich am Abend positiv überrascht vom Zuspruch der Demo. "Das habe ich nicht erwartet", sagte Schubert bei rbb24 Brandenburg aktuell. Er sprach von "wahrscheinlich einer der größten Demonstrationen", die die Stadt seit der Wende erlebt habe. Das sei angesichts von nur zwei Tagen Vorbereitungszeit sicherlich überraschend.

Demo in Berlin mit etwa 25.000 Menschen

Auch in Berlin demonstrierten Menschen vor dem Brandenburger Tor in Berlin gegen Rechtsextremismus und für Demokratie. Die Polizei sprach am Sonntagabend auf Nachfrage des rbb von 25.000 Teilnehmern. Dieselbe Größenordnung hatte am Nachmittag eine Sprecherin der Klimaschutzgruppe Fridays for Future genannt, die auch zu der Demonstration aufgerufen hatte. Die Kundgebung war für lediglich 100 Teilnehmer angemeldet worden.

Die Teilnehmenden stauten sich bis in die Wilhelmstraße, die U-Bahn-Ausgänge auf den Pariser Platz wurden wegen des großen Zustroms gesperrt. Auf der Plattform X schrieb die Polizei: "Auf Grund der großen Personenanzahl konnten aus Sicherheitsgründen keine Menschen mehr direkt auf die Versammlungsfläche." Die Stimmung war laut der Reporterin friedlich, viele Familien nahmen teil. Auf Transparenten waren etwa Sprüche wie "AfD ist keine Alternative" zu lesen. Laut Polizei kam es zunächst nicht zu Zwischenfällen.

Bei der Veranstaltung unter dem Motto "Demokratie verteidigen" sprachen unter anderem die Klimaaktivistin Luisa Neubauer, der Chef des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Ulrich Schneider und die Autorin Düzen Tekkal. Auf Transparenten waren etwa Sprüche wie "Rassismus ist keine Alternative - AfD verbieten" zu lesen. In Kiel protestierten am Sonntag laut Polizei rund 7.000 Menschen gegen die AfD und Rechtsextremismus, die Veranstalter sprachen von 8.000. In Saarbrücken waren es laut Polizei rund 5.000.

Sendung: rbb24 Inforadio, 14.01.2024, 17:00 Uhr

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168 Kommentare

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  1. 168.

    Es wäre gut wenn RBB über das BTL Kommentar System denken könnte. Die ganzen 'Antworten auf...' sind praktisch unlesbar. Bitte das System von the Guardian anschauen... Da sind alle Antworten direkt unter die ursprüngliche Kommentar geordnet. Es ist viel einfacher die Diskussionen zu verfolgen.

  2. 167.

    Wer immer noch nicht verstanden hat, dass die AfD eine Gefahr für Deutschland ist, der ist einfach nur ignorant oder hat offensichtlich kein Problem mit dem einer Politik ala Madagaskarplan, den die Nazis entworfen haben.

  3. 166.

    "Rechte Partei führen in den wirtschaftlichen und sozialen Abgrund. Das hat man ja in der DDR gesehen!" Das hat man daran NICHT gesehen. Die SED, die heute die Linkspartei ist, sie hat ja auch juristische ihre Nachfolge feststellen lassen:
    https://www.welt.de/politik/article3649188/Die-Linke-Wir-sind-Rechtsnachfolgerin-der-SED.html
    ist nicht rechts sondern links gewesen. Die SED war die Partei, die im Kommunismus (DDR) alles entschieden hat und war nach eigenem Verständnis eine marxistisch-leninistische Partei, also links. Aus der gleichen Bewegung kommt auch Putin und die KP China und KP Nordkorea. Links bedroht uns vor allem außenpolitisch.
    Es ist auch immer wieder erstaunlich weshalb Trump, teils Macron oder Netanjahu in die Nähe von Kommunisten gebracht werden, oder die dezidiert antikommunistische PIS in Polen oder der Antikommunist Orban. Es ist alles ein bisschen wirr heutzutage mit dem "Kampf gegen Rechts".

  4. 165.

    Fakten leugnen, demokratiefeindlich und plumpe Verschwörungstheorien. Nicht wirklich neu.

    Neu ist, dass den Sympathisanten der rechtsextremen AfD der Ar... aufgrund der kraftvollen Demonstration auf Grundeis geht.

    Gut so.

  5. 164.

    Was sie außern, ist linksextremistisches und polarisierendes Gedankengut. Und falsch dazu. Wer NSDAP und AFD zusammenmischt, hat geschichtlich und rechtlich nichts gelernt. Wir müssen uns inhaltlich auseinandersetzen. Die AFD hat Punkte in ihrem Programm, die ich durchaus gutheißen kann, aber eben auch Punkte, bei denen ich absolut nicht mitgehen. Genauso geht es mir bei allen anderen Parteien. Letztlich muss ich mich aufgrund des Wahlprogramms später für eine Partei entscheiden. Wer das ist, weiß ich noch nicht. Aber die letzten Jahre und Jahrzehnte haben leider gezeigt, dass etablierte Parteien ihre versprechen eher Versprecher als Wahrheit waren. Und daher kann es nicht schlimmer werden. Woidke setzt sich jetzt für Bauern ein. Ist er gewählt, kommen wieder ausreden, warum was nicht klappt. Und die grünen haben definitiv erstmal kein geeignetes personal. Für alles andere bin ich offen.

  6. 163.

    Na bestimmt nicht, weil denen imer einer gesagt hat, wen sie wählen sollen.
    Nur zur Erinnerung: Gleich nach dem Mauerfall haben Jünger von Reps, NF, DVU, Heimat, NPD etc. Morgenluft gewittert, sind wie die biblische Heuschreckenplage über den Osten hergefallen und leider auf frucht-/furchtbaren Boden getroffen, während sich Wirtschaft/Kapital mit Hilfe der Treuhand die Rosinen rausgepickt haben.
    In der SU wurde das Volkseigentum wenigstens in Anteilsgutscheinen privatisiert. Das ist hier nicht gemacht worden. Und solange es einen Unterschied in Bezug auf Reichtum gibt, bleibt im Osten das Potenzial für Rechtsextremismus größer als im Westen.

  7. 162.

    Hallo Anna,

    »Schön zu sehen, wie viele Mitbürger gegen den Wiederaufstieg des Faschismus auf die Straße gehen. Es müssen aber noch mehr werden, damit wir nicht wieder im Dritten Reich landen!«

    Sie haben Recht! Die AfD steht wirklich kurz davor, dass Dritte Reich in Deutschland wieder auferstehen zu lassen! Das muss verhindert werden!

  8. 161.

    " Alternative oder Wagenknecht-Partei ist der Erhalt der Macht wichtiger "

    die Genannten sind doch gar nicht an der " Macht "

  9. 160.

    "kann ich manche protestwahler verstehen."

    Ich nicht. Weil der selbsternannte Alternative oder Wagenknecht-Partei ist der Erhalt der Macht wichtiger als die Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen für die erwirtschaftenden Menschen. Alles andere zu glauben ist zutiefst naiv und wird gerade im Osten zu einem zweiten "Blühende Landschaften" führen

    "Egal wie, aber SPD und Grüne dürfen nicht mehr in Regierungsverantwortung sein."

    Wieso die Grünen!? Die FDP spielt mangels Inhalte und dafür reichlich Ideologie Opposition in der Regierung. Und es waren CDU, CSU und SPD, die das Land maßgeblich in den heutigen Zustand geführt haben. Siehe Bauern.

  10. 159.

    was Sie sich wünschen haben wir doch ,inkl eine ÖR der ständig vor der Gefahr von rechts warnt

    Es ist die Politik der Reg. die das Erstarken der AfD verursacht, laut Umfragen sind 2/3 der Befragten mit der Reg unzufrieden und wollen Neuwahlen

  11. 158.

    Das Grundgesetz sieht die wehrhafte Demokratie vor. Eine Partei wie die AfD, die Grund- und Menschenrechte abschaffen möchte ist eine Gefahr für unsere Verfassung und muss verboten werden!

  12. 157.

    Wannseekonferenz Teil 2 durch die AfD. Wieder in Potsdam.
    Die AfD gehört verboten,denn sie ist nationalsozialistisch,wie die NSDAP.
    Und wer wählt überwiegend diese Partei? Das sind die neuen Bundesländer.

  13. 156.

    Schön zu sehen, wie viele Mitbürger:innen gegen den Wiederaufstieg des Faschismus auf die Straße gehen. Es müssen aber noch mehr werden, damit wir nicht wieder im Dritten Reich landen!

  14. 155.

    Es gibt einen Aufschrei und es wird gegen afd und rechts demonstriert. Soweit so gut. Kann man der Meinungsfreiheit zugestehen. Schlimm finde ich die Vermischung von Fakten. Das Treffen in Potsdam war privater Natur und kein Parteitag der Afd, weshalb eine Forderung nach einem Parteiverbot nicht nur dumm ist, sondern nicht zielfuhrend und nicht rechtsicher und die Demojratie beschadigt. Die Debatte kommt zum Zeitpunkt, an dem die AFD sehr stark ist und die SPD und Grüne n um den Machterhalt mehr als fürchten müssen. Das ist ein offensichtliches Manöver und zeigt die Hilflosigkeit der Regierung.

  15. 154.

    Demonstratiönchen hier Demo dort ändern nichts an den anstehenden Landtagswahlen. Diese spenden demokratisch legitimierte Klarsicht die alle Demokraten akzeptieren müssen. Auch wenn es machen schwer fallen würde wird.

  16. 153.

    "Rechte Partei führen in den wirtschaftlichen und sozialen Abgrund. Das hat man ja in der DDR gesehen!"

    Die SED war keine rechte Partei, führte das Land jedoch trotzdem in den Abgrund.

  17. 152.

    Der ÖRR muss grundlegend reformiert werden und sich mehr auf Journalismus fokussieren, nicht nur in Deutschland, auch in Polen, falls sie denn wirklich daher kommen, wissen Sie, was ich meine.

  18. 151.

    Danke für die Berichterstattung des RBB und vor allem für die unermüdliche Arbeit von Olaf Sundermeyer im Kampf gegen rechts!

    Rechte Partei führen in den wirtschaftlichen und sozialen Abgrund. Das hat man ja in der DDR gesehen!

  19. 150.

    Ich habe selbst Migrationshintergrund und lehne rechte Parteien wie die AfD ab. Ich hoffe, dass wir bald wieder eine rot-grüne Regierung bekommen, welche auch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk stärkt, welcher durch mehr Aufklärung die Wähler von rechtspopulistischen Parteien wie der AfD weglockt.

  20. 149.

    " r müssen auch endlich wieder die Interessen des Volkes vertreten "

    wenn sie es denn endlich täten !

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