In eigener Sache - Reformstaatsvertrag hätte weitreichende Folgen für rbb|24

Fr 11.10.24 | 11:46 Uhr
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Am Freitag endet die Eingabefrist für die Öffentlichkeit zum Entwurf des Reformstaatsvertrags. Dieser hätte große Auswirkungen auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk – auch auf rbb24.de.

Die ARD soll sich reformieren und mit zeitgemäßen Angeboten die gesamte Gesellschaft erreichen. Das ist das Ziel des Reformstaatsvertrags, dessen Entwurf die Rundfunkkommission veröffentlicht hat. Bis zum 11. Oktober sind Anmerkungen aller Bürger zu dem Entwurf [rundfunkkommission.de] möglich.

Der Vertrag hätte erhebliche Auswirkungen auf das Angebot der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Neben der Vorgabe von Reformen in der ARD sollen Hörfunkprogramme gestrichen und Spartenkanäle zusammengelegt werden.

In Zeiten von Desinformation und Fake News ist es von zentraler Bedeutung, dass alle Bevölkerungsgruppen schnellen Zugang zu seriösen Informationen haben

David Biesinger - rbb-Chefredakteur

Online First nicht mehr möglich

Drastisch wären die Einschränkungen für die digitalen Informationsangebote der ARD. Die Berichterstattung in Textform wäre bei rbb24.de künftig nur zulässig, wenn im Hörfunk oder Fernsehen bereits darüber berichtet wurde. Beiträge mit Text müssen sich dabei auf eine konkrete eigene Sendung des rbb beziehen, der Bezug zur Sendung muss ausgewiesen werden. Online First wäre nicht mehr möglich. Die vorgeschlagenen Regelungen gelten auch für Social-Media-Angebote, was weitere Einschränkungen zur Folge hätte.

Dr. David Biesinger ist Chefredakteur des Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb).(Quelle:rbb/G.Krause)
rbb-Chefredakteur David Biesinger | Bild: rbb/G.Krause

News kämen mit Verzögerung

Die Neuregelung würde bedeuten, dass Nutzerinnen und Nutzer aktuelle Nachrichten – mit Ausnahme von schlagzeilenartigen Kurzinformationen im Eilfall – immer mit einer Verzögerung erreichen. Denn Hörfunk- und Fernsehprogramme bieten zeitlich festgelegte Sendeflächen, während im Internet jederzeit Informationen publizierbar sind.

Chefredakteur David Biesinger wies auf die Folgen für die Nutzerinnen und Nutzer hin. "Wer einen Rundfunkbeitrag leistet, erwartet zu Recht, dass er vom rbb auf allen Ausspielwegen umfassend und aktuell informiert wird. In Zeiten von Desinformation und Fake News ist es von zentraler Bedeutung, dass alle Bevölkerungsgruppen schnellen Zugang zu seriösen Informationen haben - gerade in digitalen Angeboten, gerade für junge Zielgruppen."

"Die Angebote von rbb|24 digital sind nach den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer gestaltet, die sich digital schnell und mobil informieren wollen", betonte Wolfram Leytz, Redaktionsleiter von rbb|24 digital. "Das geschieht angepasst nach den Nutzungssituationen auf den verschiedenen Ausspielwegen in Web und Social. Diese überwiegend jüngeren Nutzergruppen würden wir nicht mehr in der bisherigen Qualität zeitnah und angemessen informieren können."

Porträt Susanne Pfab (Bild: ARD/Annette Koroll)
ARD-Generalsekretärin Susanne Pfab | Bild: ARD/Annette Koroll

Die ARD-Generalsekretärin Susanne Pfab hat die geplanten Einschränkungen als nicht mit dem Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vereinbar [ard.de] kritisiert. "Die beabsichtigte Regelung gefährdet die publizistische Qualität und widerspricht dem Informationsbedürfnis der Menschen. Gerade die Erreichbarkeit der jungen Zielgruppe würde deutlich erschwert", erklärte sie.

Das ARD-Generalsekretariat wies zudem darauf hin, dass eine aktuelle Studie [ard.de] zeigt, dass die überwiegende Mehrheit der Nutzerinnen und Nutzer kein Geld für kostenpflichtige Nachrichteninhalte ausgeben würde, selbst wenn es öffentlich-rechtliche Textbeiträge wie die der ARD nicht gäbe. Die Änderungen hätten also laut der Studie nicht die erhofften Effekte für die Verlage. Diese sehen durch die öffentlich-rechtlichen Angebote die Wirtschaftlichkeit ihrer Angebote bedroht. Mit Blick auf die Zukunft will die ARD laut dem ARD-Generalsekretariat mit den Verlagen neue Kooperationsmöglichkeiten ausloten und bestehende ausbauen.

In der Rundfunkkommission sind die Bundesländer zusammengeschlossen. In der Kommission werden die Regelungen für den privaten wie den öffentlich-rechtlichen Rundfunk beraten und festgelegt.

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65 Kommentare

  1. 65.

    Schauen Sie sich mal genau hier das Infoportal rbb24.de an. Zählen sie die vielen kleinen und großen Nachrichten und dann vergleichen Sie mal mit den TV- und Radionachrichten. Nicht alle Informationen, die hier in rbb24.de schnell geboten werden, gibts auch als TV- oder Radionachricht. Wenn man alle diese Infos hier ... ich zähle mal... 67 Beiträge als TV- und Radionachricht so wie der Text hier ist vorlesen würde, würde das locker eine halbe Stunde Sendung ausmachen. Und das ständig, weil ja immer wieder aktuelle Infos den Tag über dazu kommen. Denn nämlich erst nach einem TV- oder Radiobeitrag dürften diese Infos hier auch als Text erscheinen. Was für ein Quatsch! Das Internet ist nun mal das schnellere Medium, erst Recht als Text-Info. Einen Video- oder Radiobeitrag zu produzieren, dauert länger als schnell einen Text einzustellen. Die Schwurbeler und Falschinformanten reiben sich die Hände... die haben ihre Falschinformationen als Textinfo schnell in Social-Media verbreitet.

  2. 64.

    Das ist es auch, was mich am meisten stört und zwar quer durch alle Blätter und Sender: der Journalismus, der meint, er müsse Haltung zeigen. Nein: sagen was ist. Das ist der Auftrag- nicht nur des Magazins, dessen Gründer diesen Satz prägte. Ansonsten bitte ganz große Überschrift: Kommentar/ Meinung. Da kann ich mir dann aussuchen, ob ich das lesen hören gucken will.

  3. 63.

    Der ,,Reformstaatsvertrag" hört sich für mich eher nach einer Drohung an: Nicht vergessen, lieber Kunde, wir können auch schlimmer!

  4. 62.

    Das, was Sie beschreiben, haben wir doch schon mit den Privaten Sendern.
    Sie haben das mit dem ÖRR nicht richtig verstanden. Es geht nicht nur darum das Bedürfnis jedes einzelnen zu decken, sondern um ein umfassendes informatives und kulturelles Angebot, das gesamtgesellschaftlich finanziert wird. Auch arme, junge, behinderte Menschen haben das Recht sich zu informieren und zu bilden. Da geht es nicht darum, was Sie persönlich gern sehen möchten.

  5. 61.

    Diesem Kommentar kann ich voll und ganz zustimmen. Die meisten Kosten entstehen aus den historisch gewachsenden Verwaltungsstrukturen, da wird sich auf hohem Niveau bis zur Rente selbst verwaltet. Gerade die aktuelle, überwiegend regionale Information ist die Hauptaufgabe des ÖRR. Nicht die 10 Garten- oder Kochsendungen der Anstalten, dafür Bedarf es keiner Gebühren.

  6. 59.

    Noch ein Lob an meinen Lieblingshörfunksender rbb24!! Wenig "Geframe", die Sprachnormen einhaltend, eloquente Moderatoren, die ihr Handwerk verstehen (stellv. Sabine Dahl), aber ruhig noch etwas kritischer sein könnten, informative Formate und eine herausragende Sportredaktion (Thomas Kroh, Lars Becker, ...).
    Die letztgenannten wünschte ich mir wieder in einer TV-Sonntagssendung ("Sportpalast"), die ja unter einer ehemaligen Intendantin gecancelt wurde.
    Oder gleich in die ARD "Sportschau"...

  7. 58.

    Der Versuch der politischen Parteien weiteren Einfluss auf unabhängige Sender zu nehmen muß unbedingt verhindert werden.

    Heike Raab, die SPD-Politikerin aus Rheinland-Pfalz koordiniert die Rundfunkkommission der Bundesländer.

    "Anfang November 2023 berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung und der Trierische Volksfreund über einen Brief mit offiziellem Briefkopf der Staatskanzlei an den SWR, dessen stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende Raab zu diesem Zeitpunkt war. In diesem Brief kritisierte sie die Berichterstattung des Senders. Konkret ging es um eine Korrespondentenschalte des SWR zu Georg Link am 11. April 2023, der dabei äußerte, es „dürfte bundesweit wahrscheinlich einmalig sein, dass ein Landesminister, der die politische Verantwortung für die vielen Toten dieser schrecklichen Ahrtalkatastrophe übernehmen muss [gemeint ist Roger Lewentz], weiterhin Landesvorsitzender seiner Partei [SPD Rheinland-Pfalz] bleibt.“"

    Der ÖRR hat viele Feinde, nicht nur von rechts.

  8. 57.

    Stimmt. Grundamgebot reicht vollkommen aus. Alles weitere als Bezahlangebot.

  9. 56.

    Der Sendungsbezug darf sich nur auf eine Sendung des rbb beziehen, nicht auf Sendungen anderer Rundfunkanstalten.

  10. 55.

    Die vielen Milliarden müssen ja irgendwie verballert werden. Es wird Zeit für eine grundlegende Reform, nach der nur das bezahlt werden sollte, was der Konsument auch nutzt. Als Basis eine kleine Grundpauschale für die Sendetechnik und den Unterhalt und den Rest nach Sender bzw. Programm-Nutzung. Dann würde sich ganz schnell die Spreu vom Weizen trennen. Zudem würden sich neue Sender etablieren, die das wahre Sehverhalten und das Interesse der Zuschauer ohne Zwang endlich abbilden würden.

  11. 54.

    Information (global, national, regional), Kultur und
    Bildung sind die Hauptufgaben des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks, deshalb sind die Diskussionen über ein(e) Ende/Zusammenlegung der Spartenprogramme (3sat, arte, zdf-info, Phoenix,...) sowie die Beschneidung der Dritten kontraproduktion. Unterhaltung und Sportberichterstattung sind o.k.,
    nicht aber: hohe "Wasserkopf"gehälter und Pensionsrückstellungen, Quotengier, teure Sportrechte, Doppelversorgung durch ARD&ZDF bei Olympia, WM, EM.

  12. 53.

    Die rbb Krise hat es gezeigt... wie unreformierbar der rbb ist. Es ändert sich nichts. Viel Geld für die Verwaltung/Struktur, wenig Geld für die (freien) Journalisten, die die Arbeit machen... Die wirklichen Chancen bestehen in einem Zusammenschluss von mdr, ndr und rbb. Eine Verwaltung mit Regionalbüros/Homeoffice im Land verteilt....
    Und noch etwas: Es gilt immer noch das Einmaleins des Journalismus: Informieren und nicht (missionarisch/erzieherisch) bewerten! Wenn Moderatoren sagen „Finde ich gut...“ dann ist das genau DAS was man nicht hören will. Wirklich nicht.

  13. 52.

    Auch wenn Sie vielleicht kein öffentlich rechtliches Fernsehen schauen, so nutzen Sie offensichtlich ein Angebot des ÖRR. Ansonsten könnten Sie hier nicht kommentieren....

  14. 51.

    "Aber das ist doch eigentlich der Auftrag der öffentlich-rechtlichen, das gesamte(!)Meinungsspektrum abzubilden, neutral zu berichten..."

    Sie verwechseln wie immer Rechtsextremismus mit Meinung. Rechtsextremismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.

  15. 50.

    Aber sie nutzen ja offensichtlich eines unserer digitales Angebote. Auch das ist öffentlich-rechtlicher Rundfunk. :)

  16. 49.

    Der Bürger soll sich ständig auf Neues einstellen. Warum der ÖRR denn nicht? Von jeder Musiksparte muss es nur einen Sender geben. Warum es neben Phoenix noch tagesschau24 und ZDF info geben muss, weiss auch keiner.

  17. 48.

    ""Wer einen Rundfunkbeitrag leistet, erwartet zu Recht, dass er vom rbb auf allen Ausspielwegen umfassend und aktuell informiert wird. In Zeiten von Desinformation und Fake News ist es von zentraler Bedeutung, dass alle Bevölkerungsgruppen schnellen Zugang zu seriösen Informationen haben - gerade in digitalen Angeboten, gerade für junge Zielgruppen.""

    Genau das ist von den Landesregierungen offensichtlich nicht gewünscht. Nachtijall ick hör Dir trapsen.

  18. 47.

    >"auch die Möglichkeit besteht das Nutzer dort Ihre Videos und Blog Einträge verfassen können."
    Das können Sie heute schon. Das Internet ist voll mit Platformen, wo jeder seinen selbstproduzierte Videomüll und geistigen Ergüsse abladen kann. Der ÖR ist dafür nicht die geeignete Plattform.

  19. 46.

    "Die Angebote von rbb|24 digital sind nach den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer gestaltet, die sich digital schnell und mobil informieren wollen", betonte Wolfram Leytz, Redaktionsleiter von rbb|24 digital. "Das geschieht angepasst nach den Nutzungssituationen auf den verschiedenen Ausspielwegen in Web und Social. Diese überwiegend jüngeren Nutzergruppen würden wir nicht mehr in der bisherigen Qualität zeitnah und angemessen informieren können."

    Und was ist mit älteren Leuten mit guter Allgemeinbildung und höheren Bildungsabschlüssen, die intellektuell bedingt andere "Bedürfnisse" haben? Müssen die nicht informiert werden, oder wie? Und zum folgenden Text: Es sind ja jetzt schon keine links zu anderen Sendungen des rbb in mediatheken vorhanden, dabei wäre das sehr hilfreich, um zu weiteren Informationen zu gelangen. ndr macht's vor.

    Vielleicht könnte der rbb auch freiwillig seine Popdudelmusiksender reduzieren, zugunsten von seriösem Qualitätsjournalismus?

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