Friedliches Zusammenleben - Berliner Abgeordnetenhaus setzt Kommission gegen Rassismus ein

Do 27.02.25 | 14:48 Uhr
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Archivbild: Abgeordnete sitzen im Plenarsaal bei einer Plenarsitzung des Berliner Abgeordnetenhauses am 14.12.2023. (Quelle: dpa/Jens Kalaene)
Video: rbb24 Abendschau | 27.02.2025 | Sebastian Schöbel | Bild: dpa/Jens Kalaene

Das Berliner Abgeordnetenhaus hat am Donnerstag die Mitglieder einer Enquete-Kommission gegen Rassismus und für gesellschaftlichen Zusammenhalt gewählt. Das Gremium aus Politikern, Wissenschaftlern und anderen Fachleuten soll in Berlin Strategien für ein friedliches Zusammenleben entwickeln.

Die Personalvorschläge von CDU, SPD, Grünen und Linken wurden jeweils mit deutlicher Mehrheit angenommen, die Kandidatinnen und Kandidaten der AfD wurden klar abgelehnt. Allerdings erhielt die AfD auch einige Stimmen aus anderen Fraktionen. Ihre Vorschläge bekamen insgesamt 25 Ja-Stimmen, 15 der 16 Mitglieder der AfD-Fraktion waren anwesend.

Wegner erwartet respektvolles Ringen um Kompromisse

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hatte in der vorangegangenen Debatte deutlich gemacht, dass er von der neuen Kommission gegen Rassismus ein respektvolles Ringen um Kompromisse erwartet. Der CDU-Politiker appellierte, Streit in der Sache zu suchen, nicht im Kampf gegen Personen und ohne ideologische Grabenkämpfe vorzugehen.

SPD-Fraktionschef Raed Saleh sagte, die Frage nach einem friedlichen Zusammenleben in Vielfalt und Toleranz sei die entscheidende Zukunftsfrage für Berlin. 1,5 Millionen Menschen in der Stadt hätten einen Migrationshintergrund, bei den Sechsjährigen seien es 60 Prozent. Für die Arbeit der Kommission wünscht sich Saleh, "dass wir bewusst entschleunigen vom hektischen Alltagsgeschäft und Debatten versachlichen".

Grüne befürchten "Ablenkungsmanöver"

Grünen-Fraktionschefin Bettina Jarasch äußerte die Sorge, die Kommission könne ein Ablenkungsmanöver sein. Während dort über Zusammenhalt diskutiert werde, streiche die schwarz-rote Koalition Vereinen, die sich gegen Rassismus und Antisemitismus einsetzen, die finanzielle Förderung. Hier werde "immer offener ein Kulturkampf" vorangetrieben, kritisierte Jarasch.

Die Linken-Abgeordnete Elif Eralp kritisierte, der Weg zur Enquete-Kommission sei bisher nicht von Zusammenhalt geprägt worden. Die Forderung der Linken, den Fokus auch auf möglichen strukturellen Rassismus etwa bei der Polizei zu legen, hätten die Koalitionsfraktionen abgelehnt.

AfD-Chefin Kristin Brinker bezweifelte derweil, dass es der Kommission mit der Aufarbeitung von Antisemitismus und Rassismus ernst sei. Es dürfe nicht verschwiegen werden, dass ein großer Teil des Judenhasses "importierter Antisemitismus" von Migranten sei, so Brinker.

Für gesellschaftlichen Zusammenhalt

Der Enquete-Kommission gehören insgesamt 26 Mitglieder an, neben Abgeordneten auch Expertinnen und Experten aus der Zivilgesellschaft. Vorsitzender der Kommission wird SPD-Fraktionschef Saleh.

Die Kommission soll für gesellschaftlichen Zusammenhalt, gegen Antisemitismus, Rassismus, Muslimfeindlichkeit und jede Form von Diskriminierung arbeiten. Bis zum Ende der Legislaturperiode hat das Gremium Zeit, dazu Ideen und Vorschläge abseits der Tagespolitik zu entwickeln.

Das Abgeordnetenhaus kann eine Enquete-Kommission einsetzen, um Entscheidungen über besonders umfangreiche oder komplexe Sachverhalte vorzubereiten und überparteiliche Lösungen zu finden. Nach Abschluss ihrer Arbeit gibt die Kommission ihre Ergebnisse dann in einem Bericht an das Parlament weiter.

Sendung: rbb24 Abendschau, 27.02.2025, 19:30 Uhr

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13 Kommentare

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  1. 13.

    Religionen- und Kulturenmix haben historisch nie funktioniert, das wird auch jetzt nicht gutgehen.
    Kommunikativer Austausch ja, Zusammenleben nein.
    Kurze Phasen der Toleranz endeten immer wieder in gewaltvoller Auseinandersetzung.
    Diese Gewaltphase hat hier wieder begonnen. Wir wollen das hier nicht.

  2. 12.

    Der Titel der Kommission lautet u. a. "(...) gegen (...) Rassismus, Muslimfeindlichkeit und jede Form von Diskriminierung".

    Und die vereinigte Gesamtsozialdemokratie aus CDU, SPD, Grünen und Linken diskriminiert einen pakistanischstämmigen, ex-muslimischen Kandidaten, weil er von der "falschen" Partei nominiert wurde. Das nennt man wohl kognitive Dissonanz.

  3. 10.

    Wieder so ein Omas gegen Rechts ding? Steuergelder gegen die Opposition? Die Tagesschau hat sich da ja heute ein mega Ding geleistet. Bei der Anfrage der CDU geht es um Omas gegen Rechts e.V. die Tagesschau redet über Omas gegen Rechts aus Potsdam die sicher richtig behaupten keine Schmiergelder bekommen zu haben. Aber um die Omas aus Potsdam geht es eben gar nicht. Wieder ein Paradebeispiel für Manipulation und Ablenkung.

  4. 9.

    Jaaaaa, vor allem wenn gleichzeitig Gelder für Projekte gegen Rassismus gekürzt werden.

  5. 8.

    Seit wann ist Rassismus so präsent, dass eine Kommission eingesetzt wird ?

  6. 7.

    In der Tat ist die Frage, ob für oder gegen etwas gearbeitet wird. Gegen etwas zu arbeiten, heißt, den Fokus auf eingetretene Ungeheuerlichkeiten zu legen, sich auf eine Not zu konzentrieren, um sie dann NOT-WENDIG abzuwehren. Für ein anderes gesellschaftliches Klima zu sorgen, heißt dafür zu sorgen, dass so etwas möglichst garnicht erst eintritt - mithin im Vorfeld zu arbeiten und "Sensoren" und Sensibilität zu entwickeln.

    Statt Abschottung und Schloss & Riegel: andere, positive, eine Buntheit befürwortende Struktur schaffen. Das betrifft auch die Polizei. Denn jede Art von Uniform-ität neigt dazu, dass per Dienst Uniformierte sich im Zweifelsfall ggf. in einer Art Korpsgeist befinden.

  7. 6.

    "Berliner Abgeordnetenhaus setzt Kommission gegen Rassismus ein"
    Sehr gut, Da kann sich der Rassismus schon mal richtig warm anziehen...

  8. 5.

    Lächerlich von der CDU. Erst nachtreten nach der Wahl und dann eine Kommission wählen...

  9. 3.

    Die Ergebnisse soll dann die nächste Regierung umsetzen, während aktuell mehrfach ausgezeichneten Projekten in dem Arbeitsbereich die Mittel zusammengestrichen werden. Wirklich eine tolle Idee.

  10. 2.

    Natürlich wird das Gremium umgehend abgesägt, wenn sich herausstellt, dass sein Output zu CDU-kritisch wird.

  11. 1.

    Ich bezweifle, ob eine neue Kommission die Rassismus bzw. die Diskriminierungsrate spürbar reduzieren wird. Warum man Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit nochmal extra erwähnen muß würde ich gerne mal wissen. Oder gibt es Diskriminierungsarten, welche schlimmer sind als andere?
    Diskriminierung kann man nur verhindern, wenn man diesen im Keim erstickt und nicht, wenn es bereits zu spät ist. Also bereits im Kindergarten damit anfangen.