Handelsregister-Dokumente - Hertha-Investor 777 sichert sich Beteiligung an möglichen Gewinnen des Klubs
Weitere Details über die Ausgestaltung des Deals zwischen Hertha BSC und seinem neuen Investor sind bekannt geworden: 777 Partners könnte künftig an Hertha verdienen. Ein sportlicher Stratege des Investors sitzt in einem wichtigen Gremium.
Der neue Investor von Hertha BSC, 777 Partners, hat sich im Rahmen des Einstiegs eine weitreichende Beteiligung an möglichen künftigen Gewinnen des Klubs zugesichert. Das geht aus Unterlagen im Handelsregister hervor. Demnach würden im Falle einer Gewinnausschüttung 95 Prozent an den US-Investor gehen.
Zuerst hatte das Wirtschaftsmagazin "Capital" [capital.de] darüber berichtet. Beschlossen wurde die Satzungsänderung bei einer außerordentlichen Hauptversammlung der Hertha BSC GmbH & Co KGaA am Freitag.
777 besetzt Beirat mit seinem Sport-CEO
Auf der protokollierten Versammlung wurde auch die Neubesetzung der Gremien beschlossen, der neue Investor darf Sitze im Aufsichtsrat und Beirat besetzen.
Besonders spannend ist der Beirat. Denn bei größeren Geschäften des Klubs, wie beispielsweise Spielertransfers über 15 Millionen Euro oder Verträgen mit mehr als 3 Millionen Euro Jahresgehalt, muss die sportliche Leitung seine Zustimmung einholen. Hier hat Hertha nach wie vor die Stimmen-Mehrheit. Dennoch ist es interessant, dass der Investor seinen Sport-CEO Don Dransfield in den Beirat berufen hat. Dieser arbeitete vor seiner Tätigkeit bei 777 unter anderem für die City Football Group (zu der auch der englische Topclub Manchester City gehört) und dürfte demnach einen hohen Sachverstand mit ins Gremium bringen.
Ein Unterschied zu den personellen Besetzungen, die der vorherige Investor Lars Windhorst zumeist im Beirat vorgenommen hatte. Er hatte eher sportlich fachfremde Vertraute aus der Wirtschaft dort eingesetzt und seine Fußballexperten wie Jens Lehmann oder Jürgen Klinsmann im Aufsichtsrat platziert. Neben Dransfield setzt die Investorengruppe auch noch Markus Hunold in den Beirat.
Unternehmensgründer des Investors nehmen im Aufsichtsrat Platz
Der Aufsichtsrat wurde durch eine Satzungsänderung von neun auf fünf Mitglieder verkleinert. Zwei Sitze davon darf der neue Investor besetzen und macht das höchstpersönlich mit seinen Gründern Josh Wander und Steven Pasko. Die übrigen drei Sitze besetzen nach wie vor von Hertha ernannte Mitglieder. Der Aufsichtsrat hat vor allem eine überwachende Funktion, er bekommt die Finanzberichte der Geschäftsführung vorgelegt, in Entscheidungen des Alltagsgeschäfts ist er nicht eingebunden.
Bereits am Montag war bekannt geworden, dass der neue Investor 78,8 Prozent der Anteile an der Hertha BSC GmbH & Co KGaA übernimmt. Eine Interpretation des "Kicker", wonach dem Verein dadurch Macht verloren ginge, dürfte aber nicht zutreffen. In dem Bericht des Sportmagazins hieß es, Hertha hätte nun keine sogenannte Sperrminorität mehr, weil weniger als ein Viertel der Aktien dem Verein gehören. Sperrminorität bedeutet, dass eine Minderheit Beschlüsse verhindern kann, für die per Gesellschaftsrecht eine Dreiviertel-Mehrheit notwendig ist, zum Beispiel Satzungsänderungen oder Firmenfusionen.
Im Rahmen des 777-Einstiegs wurde allerdings auch ein Passus in die Satzung eingefügt, der besagt, dass höchstens 63,2 Prozent der Aktien des Mehrheitseigentümers (777) stimmberechtigt sind. Die Machtverhältnisse bleiben also ähnlich wie zuvor.
In der aktuellsten im Handelsregister abrufbaren Satzung vom Freitag fehlt - trotz des protokollierten Beschlusses - übrigens einzig der vereinbarte Paragraph zur künftigen Gewinnbeteiligung des Investors. Alle anderen bei der außerordentlichen Hauptversammlung beschlossenen Änderungen wurden bereits eingetragen. Wie relevant er einmal wird, ist ohnehin nicht absehbar. In den vergangenen Jahren erwirtschaftete Hertha nur hohe Verluste statt Gewinne.
Sendung: Antenne Brandenburg, 13.03.2023, 20:00 Uhr