Fußball-EM - Berliner Hotels und Gaststätten "haben sich wesentlich mehr Geschäft erhofft"

Fr 28.06.24 | 17:03 Uhr | Von Shea Westhoff
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Public Viewing
Bild: IMAGO/Jürgen Held

Die Vorrunde der Fußball-EM ist zu Ende, die Achtelfinals stehen vor der Tür. Wie hat sich das Fußballturnier bisher eigentlich auf die Branchen ausgewirkt? Da gibt es unterschiedliche Erfahrungen.

Die Erwartungen der Gastronomie- und Hotelerie-Branche haben sich bislang nicht erfüllt. Das sagte am Freitag der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Berlin, Gerrit Buchhorn, einen Tag vor dem Beginn der Achtelfinal-Spiele zu rbb|24.

Laut einer Dehoga-Umfrage einen Monat vor Turnierstart hatten sich die Betriebe von der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland viel erhofft: 40 Prozent der Betriebe in den Spielorten erwarteten demnach mehr Gäste und Umsatz. Doch für die Hauptstadt habe sich das bislang nicht bestätigt, so Buchhorn.

Nur wenn die DFB-Elf spielt, brummt das Geschäft

Noch gebe es keine belastbaren Zahlen, weil die Auswertung der EM-Effekte auf die Branche erst Mitte Juli vorliege, sagte Buchhorn. Doch anhand der Rückmeldungen von Hotels und Gastronomiebetrieben ließe sich feststellen, die Betriebe "wesentlich mehr Geschäft" erwartet hätten.

Buchhorn sagt: "Im Schnitt spiegeln uns die Hotelbetriebe, dass die Auslastung nicht so ist, wie sie sich das erhofft hätten. Genauso ist es bei der Gastronomie. Da gibt es sicherlich vereinzelt Betriebe, die sagen: 'Es läuft.' Aber es gibt auch Betriebe, die sagen: 'Es ist nicht wirklich gut, das Geschäft, das wir bei der EM haben'."

Wenn die deutsche Nationalmannschaft spielt, und die Gastronomien die entsprechende Partie auf den Bildschirmen zeigen, gäbe es immerhin eine erhöhte Nachfrage. "Aber die Kontinuität der Auslastung ist so ein bisschen die Herausforderung."

Mit anderen Worten: Wenn die Deutschen nicht spielen, herrscht EM-Flaute in Hotels und Kneipen.

Analyse für Flaute fällt schwer

Was könnten die Gründe für die bislang enttäuschende Nachfrage sein? Die Ursachenforschung fällt schwer.

"Wenn das Wetter schlecht ist, hat das Einfluss auf die Außengastronomie. Wobei man sagen muss, bei den Deutschland-Spielen hatten wir immer gutes Wetter, glücklicherweise." Hat der Fachkräftemangel im Hotel- und Gastgewerbe etwas damit zu tun? Nein, sagt Buchhorn. "Die Fachkräftethematik hat aus meiner sich keinen Einfluss auf die Auslastung der Betriebe."

Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass die Nutzung der Fanmeile während der gesamten Zeit auch noch einen positiven Aspekt mit sich gebracht hätte.

Gerrit Buchhorn, DEHOGA Berlin

Angesprochen auf die Fanmeile und den Verzicht der Stadt Berlin, dort jedes Spiel während der Europameisterschaft zu zeigen, sagt Buchhorn: "Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass die Nutzung der Fanmeile während der gesamten Zeit auch noch einen positiven Aspekt mit sich gebracht hätte." Doch das sei hypothetisch. "Ob das dann so gekommen wäre, das kann man natürlich jetzt nicht sagen."

Eine gute Nachricht für den Dehoga könnte nun der Kurswechsel der Hauptstadt beim Public Viewing bedeuten. Zunächst wurden auf der Fanmeile bislang nur die Spiele mit deutscher Beteiligung gezeigt sowie sämtliche Partien an den Tagen, an denen das Olympiastadion EM-Austragungsort ist. Am Freitag teilte Innensenatorin Iris Spranger mit: Am kommenden Dienstag sollen auch die mit Spannung erwarteten Partien Rumänien gegen Niederlande sowie Österreich gegen die Türkei auf der Straße des 17. Juni gezeigt werden. "Das ist eine tolle Sache", sagt Buchhorn. "Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das einen positiven Effekt hat."

Spranger: "Berlin erfüllt zur Halbzeit alle Erwartungen"

Spranger sowie Vertreter aus Kultur und Wirtschaft zogen ihrerseits eine positive Halbzeitbilanz der EM. "Die Sportmetropole Berlin erfüllt zur Halbzeit alle Erwartungen, im Olympiastadion Berlin, in den Fan-Zones am Brandenburger Tor und Reichstag sowie in der ganzen Stadt", so Spranger in einer Mitteilung.

482.000 Besucherinnen und Besucher seien während der Vorrunde in den sogenannten Fan-Zones am Brandenburger Tor und Reichstag zum Public Viewing gekommen sowie zu den Park-Tagen auf dem ausgerollten Kunstrasen auf der Straße des 17. Juni. 213.000 Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten zudem die drei ausverkauften Vorrundenspiele im Berliner Olympiastadion.

"Überall feiert die Stadt. Der Einzelhandel liegt aktuell bei einem Plus von 2 bis 3 Prozent über normal", frohlockte auch Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg. Guter Absatz sei auch bei Fan-Artikeln zu verzeichnen, "die Trikots von Deutschland, Polen, Türkei und Albanien liefen besonders gut".

Turnier ist teuer

Während die bisherigen Erfahrungen im Bereich Hotellerie und Gastronomie sowie im Einzelhandel offensichtlich auseinandergehen, ist eines schon jetzt ganz klar: Für das Land Berlin ist die Ausrichtung der EM teuer. Für die Fanmeile am Brandenburger Tor sowie die Fan-Zone vor dem Reichstag hat die Stadt Berlin 24 Millionen Euro ausgegeben, wie aus Untersuchungen von "correctiv" [correctiv.org] hervorgeht.

Sendung: rbb24 Inforadio, 28.06.2024, 16:15 Uhr

Beitrag von Shea Westhoff

16 Kommentare

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  1. 16.

    Es haben halt viele auf Deutschland keinen Bock mehr. Hier läuft kaum was, das macht in Europa die Runde.

  2. 15.

    Ich finde es gut, dass Gier nicht unterstützt wird. Die angebotenen Übernachtungskosten sind einfach unverschämt und nicht gerechtfertigt. Der Service, die Reinigung, Personal etc. ist doch unverändert.
    Hotels/Pensionen, die mit ihren Übernachtungskosten "auf dem Teppich geblieben" sind, haben wahrscheinlich einen besseren Schnitt gemacht.

  3. 14.

    Wenn der Italiener in seinem Restaurant zudem nur bares sehen möchte anstelle von Kartenzahlung dann hat er bei vollen Plätzen gut lachen. Stammgäste sind immer wichtig. Ihm sei’s gegönnt.

  4. 13.

    danke noch mal an die Grünen "

    Und wenn die Unsrigen vorzeitig rausfliegen, warens auch die Grünen.
    Falls sie allerdings das Turnier gewinnen sollten, sind es wieder die Grünen, die "uns" das nicht gönnen.

  5. 12.

    Es gibt schon noch Wirte, wie zum Bsp. mein italienisches Lieblings- Restaurant. Der Wirt setzt nicht auf mehr Gäste beim Tourismus bei der EM. Er hält preislich fair seine Stammgäste die ihm die Treue halten. Der Dank der Gäste ist, sein Lokal ist bei der EM durch Stammgäste überwiegend auch ausgebucht. Auf der Speisenkarte steht keine Preiserhöhung wegen der EM. Sein Motto lautet: „Lieber mal kurz den Spatz in die Hand nehmen, als eine (Umsatz-)Taube die nach der EM wieder wegfliegt“. Er sagt: „Sollen doch Wirte jammern wegen weniger Umsatz, mein Stammpersonal ist mir wichtiger, es bringt mir regelmäßig einen guten ausgeglichenen Umsatz für meine Familie. Diese Einstellung finde ich gut, die Energiepreise sind die wegen der EM extra gestiegen? Es schaut mehr nach Abzocke aus, bei Hotels und Lokalen wegen den Fan-Touristen.

  6. 11.

    Immer wieder auf die Grünen draufhauen.
    Die 50 Milliarden Euro Minus ist das Werk von Landowsky und der CDU.
    Also mal den Ball flach halten.

  7. 10.

    Klappern gehört nun mal zum Geschäft. Selten habe ich erlebt wenn Gastronomen rundum zufrieden sind.

  8. 9.

    Wenn die komplette Umsatzzahlen erst Ende Juli verfügbar sind, warum beschäftigen wir uns jetzt mit diesem Thema? Hauptsache jemand ist unzufrieden und alles läuft schief.

  9. 8.

    Ich habe gehört dass die Preise auf der Fanmeile von der UEFA vorgegeben sind. Aber die Hotelpreise nicht und das finde ich schon unverschämt und dann brauchen die auch nicht meckern.

  10. 7.

    Die Gier nach maximaler Abzocke , und dann jammern, wenn keiner kommt. Kann man leider auf vielen Ebenen sehen, Strandkorb in Kühlungsborn 15 Euro, Sylt 10.

  11. 5.

    Tja Geld kann man nur einmal ausgeben, danke noch mal an die Grünen dass da nichts mehr vorhanden ist.
    Übrigens schon auffällig das Korrektiv in Berlin erst aktiv wird wenn die CDU an der Macht ist.
    Ich glaube denen nichts mehr.

  12. 4.

    „Wenn die Deutschen nicht spielen, herrscht EM-Flaute in Hotels und Kneipen“.

    Das dürfte daran liegen, dass viele Menschen nicht mehr überschüssiges Geld zur Verfügung haben. Für die EM wurden die Hotelpreise stärker angehoben, die Restaurants haben höhere Speisenpreise auf der Karte und das Bier schmeckt nicht mehr so gut bei „hohen Preis“. Gäste wie Einheimische wussten darüber schon Bescheid, die Medien haben es deutlich erzählt. Abgesehen davon, Hotels und Lokale jammern immer, wenn ihre Pläne für guten schlechten Umsatz nicht erreicht werden. Wer will im Hotel tagsüber im Hotel bleiben wegen dem Unwetter? Die Wetterberichte -Warnungen vorher sagten, es könnte sehr nass werden. Zufrieden ist die Gastronomie selten, egal ob schlechtes oder zu warmes Wetter. Bei schlechten bleiben die Leute zuhause, bei schönem Wetter sitzen sie im Stau auf der Autobahn Richtung Süden.

  13. 3.

    Es ist ja sehr erfreulich, dass der EM- und WM-Hype endlich nachlässt und man bei dieser EM auch wieder Kneipen und Restaurants finden kann, die keine Fußballübertragung anbieten. Dort gehe ich auch gerne hin.

  14. 2.

    Die Preise, die die Hotels zur EM verlangen , sind einfach dreist. Dass sie keine so große Auslastung haben, ist deren Gier geschuldet. Das dreifache des Normalpreises !
    Wenn man dann auch noch die Bier- und Wurstpreise auf der Fanmeile anguckt…..
    Schade, dass sie damit eine ganze Branche mit reinziehen.
    Wer Unsummen an Übernachtung zahlt, spart eben bei den „ Nebenkosten „ wie Restaurants, Freizeitvergnügen oder Kultur.

  15. 1.

    Vielleicht sollten die Hotels und Gaststätten beim nächsten Mal noch mehr ihre Preise erhöhen und auf der Fanmeile könnte eine Bratwurst doch 12 Euro kosten
    Denk mal drüber nach

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