Interview | Union-Trainer Svensson - "Ich bin zu einem Verein gekommen, mit dem ich mich identifizieren kann"

Do 26.09.24 | 17:38 Uhr
Union-Trainer Bo Svensson gibt Anweisungen im Training. (Foto: IMAGO / Contrast)
Bild: IMAGO / Contrast

Trainer Bo Svensson ist mit Union Berlin sehr gut in die neue Saison gestartet. Im rbb|24-Interview zieht er ein erstes Zwischenfazit, erklärt Unions Defensivstärke und warum der kommende Gegner Mönchengladbach eine schwere Aufgabe wird.

rbb: Herr Svensson, in Ihrer Anfangsphase bei Union Berlin ist sehr viel los gewesen. Eine hektische Transferphase, der späte Abgang von Robin Gosens nach Italien, dann fielen Sie selbst mit einem Infekt gegen Leipzig aus. Gleichzeitig wurden bereits viele Punkte geholt. Wie fällt Ihr bisheriges Fazit aus?

Bo Svensson (Union Berlin): Im Großen und Ganzen positiv. Sie haben es bereits erwähnt: es war eine sehr intensive Transferphase. Ich musste eine neue Mannschaft kennenlernen, damit wir auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Natürlich war das sehr intensiv, aber das mache ich auch sehr gerne. Wie wollen wir sein? Wie wollen wir es umsetzen? Wir haben viel über unsere Identität gesprochen. Es war sehr lehrreich.

In den letzten Jahren hieß es bei den Spielerneuzugängen stets, wie schnell sie sich bei Union Berlin integriert hätten. Wie schnell haben Sie selbst sich denn eingewöhnt? Wie wohl fühlen Sie sich?

Ich fühle mich schon wohl. Man kann natürlich sagen, dass das auch mit den Ergebnissen und der Art und Weise, wie die Mannschaft bislang spielt, zu tun hat – das stimmt auch. Aber, da kann man viele fragen, mein Gefühl war bereits vor dem ersten Spiel in Greifswald, dass ich zu einem Verein gekommen bin, mit dem ich mich identifizieren kann. Ich habe sehr viele nette Personen kennengelernt, ich fühle mich in dieser Umgebung wohl. Dazu kommt die Stadt Berlin, denn ich finde es schön, wieder in einer Großstadt zu leben. All diese Punkte sorgen dafür, dass ich mich gut eingelebt habe.

Erfolg gibt bekanntlich immer auch Sicherheit. Merken Sie das im Alltag und im Miteinander?

Man merkt es natürlich, da es eine Bestätigung für uns ist. Ich weiß nicht, wie viel Einfluss es auf mich selbst hat, aber es ist natürlich zu spüren, dass die Stimmung bei den Spielern gut ist. Man merkt, dass es funktioniert, was wir trainieren und vermitteln. Diese Erfolgserlebnisse beschleunigen den Prozess. Gleichzeitig kann man all das nicht nur auf Ergebnisse reduzieren, das tun wir auch nicht. Wir sind uns im Klaren, dass wir uns weiter steigern müssen, um weiterhin konkurrenzfähig und erfolgreich in der Bundesliga sein zu können.

Ihre Defensive ist besonders konkurrenzfähig. Union hat bislang in vier Spielen nur zwei Gegentore kassiert. Warum funktioniert die Abwehrarbeit so gut?

Es gibt mehrere Gründe dafür. Das Offensichtlichste ist, dass Union es sich über Jahre aufgebaut hat, gerne zu verteidigen und Situationen, in denen es auch mal eng wird, auszuhalten. Die Mannschaft macht dahingehend extrem leidenschaftlich mit – das hat man gegen Leipzig oder die letzten 20 Minuten gegen Hoffenheim gesehen. Dazu kommt die hohe individuelle Qualität in der Defensive und der Fokus in der Trainingsarbeit. Auch unser Torhüter Frederik Rönnow ist ein Faktor.

Ihr kommender Gegner Borussia Mönchengladbach hatten mit Leverkusen, Stuttgart oder auch Frankfurt alles andere als ein leichtes Auftaktprogramm. Hinzu kommt die hohe Erwartungshaltung um den Verein. Auf was für einen Gegner muss sich Ihr Team einstellen?

Es ist ein guter Gegner, muss ich sagen. Gegen Leverkusen haben sie in der achten Minute der Nachspielzeit das 2:3 kassiert, gegen den VfB Stuttgart war es ein total ausgeglichenes Spiel. Gegen Frankfurt waren sie sogar besser und haben verloren. Sie sind in ihrem Spiel sehr flexibel, mit Tim Kleindienst und Kevin Stöger haben sie zwei Qualitätsspieler in der Offensive dazugewonnen. Uns wird eine Menge Wucht in Mönchengladbach erwarten, sie werden nach den ersten beiden verlorenen Heimspielen eine "Jetzt erst recht"-Mentalität zeigen. Hinzu kommt die Power, die das Gladbacher Stadion entwickeln kann. Das muss uns bewusst sein. Es wird spannend zu sehen sein, wie wir das als Mannschaft hinbekommen werden.

Sie waren von Januar 2006 bis Sommer 2007 Spieler der Borussia. Welche Erinnerung haben Sie an diese Zeit?

Das war für mich sicherlich keine einfache Zeit. Wir hatten bereits ein kleines Kind und meine Frau war mit dem zweiten schwanger. Wir waren zum ersten Mal im Ausland und konnten damals kein Deutsch. Deshalb es ist damals schiefgegangen. Trotzdem habe ich in Erinnerung, welche besondere Kraft und Geschichte dieser Verein hat, auch wie toll die Fans sind.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Stephanie Baczyk, rbb Sport. Es handelt sich um ein Radio-Gespräch, das für die Online-Fassung gekürzt und redigiert wurde.

Sendung: rbb inforadio, 26.09.2024, 19 Uhr

Kommentar

Bitte füllen Sie die Felder aus, um einen Kommentar zu verfassen.

Kommentar verfassen
*Pflichtfelder

Aus datenschutzrechtlichen Gründen werden Kommentare, bei denen die E-Mail-Adresse in den Feldern Name, Wohnort oder Text geschrieben wurde, nicht freigegeben. Mit Nutzung der Kommentarfunktion stimmen Sie unserer Netiquette sowie unserer Datenschutzerklärung (Link am Ende der Seite) zu. Wir behalten uns vor, Kommentare, die nicht zu einer konstruktiven Diskussion beitragen, nicht freizugeben oder zu löschen. Wir geben keine Auskunft über gelöschte oder nicht freigegebene Kommentare. Mit der Abgabe eines Kommentars erklären Sie sich mit diesen Regeln und den Kommentarrichtlinien des rbb einverstanden.

Nächster Artikel