"Tiny Forest" - Miniwälder als Klimaanlage für aufgeheizte Städte

Sa 10.06.23 | 08:07 Uhr
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Ulricke Gollwick streift durch den Testwald. (Foto: rbb)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 07.07.2023 | Sabine Horn | Bild: rbb

Es wird immer heißer in den Städten, und deshalb brauchen sie mehr Grün für Kühlung und Wasserrückhalt. Aber wie macht man das am besten? Ehemalige Studenten der HNEE haben da einen Vorschlag, der Schule machen könnte.

Kleine Waldstücke könnten in Zukunft auch zu Klimaanlagen in unseren Städten werden: Der Verein Miya aus Eberswalde (Barnim) wirbt für solche Miniwälder, die auf innerstädtischen Brachen mit einer Mindestgröße von 100 Quadratmeter angepflanzt werden.

Folgerichtig haben ehemalige Studentinnen und Studenten der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) vor drei Jahren im uckermärkischen Zichow ihren ersten Testwald als "Tiny Forest" gepflanzt und sich hierfür im Verein Miya organisiert.

Heute ist dieser so dicht, dass man zu Fuß kaum noch durchkommt. Das ist auch so gewollt und liegt an der Methode des japanischen Biologen Akira Miyawaki [miya-forest.de] . "Der hat sie erprobt und festgestellt, wenn man so ganz dicht pflanzt, dass die Bäume sehr schnell groß wachsen", erklärte Ulrike Gollwick von Miya.

In Zichow wurden 2.200 heimische Gehölze gepflanzt. Dort untersuchen die HNEE-Absolventen, wie sich das Ökosystem entwickelt, wie für Städte schnell grüne Oasen entstehen können. "In der Stadt hat man viele Flächen, die versiegelt sind, wo es extrem heiß ist", erklärt Gollwick.

Kurz vor dem Projektstart. (Foto: rbb)
| Bild: rbb

Bis zu drei Bäume pro Quadratmeter

Ein solcher Wald brauche nur zehn Jahre für den Zustand, den sein natürliches Pendant in 100 Jahren erreiche, sagt Tabea Selleneit vom Miya e.V. "Wir pflanzen bis zu drei Bäume pro Quadratmeter, wo man im Forst nur einen setzen würde. Das hat den Vorteil, dass die Bäumchen in Konkurrenz zueinander stehen und sehr schnell wachsen, um ans Licht zu kommen." Dadurch entstehe in kürzerer Zeit ein diverses, gesundes Ökosystem, so Selleneit weiter.

Insgesamt 100 Euro kostet solch ein Tiny Forest pro Quadratmeter. Der Pflegeaufwand ist laut Verein überschaubar: In den ersten zwei bis drei Jahren muss Kraut zurückgedrängt und in heißen Sommern gegossen werden. Anschließend wird der Miniwald sich selbst überlassen.

Kleiner Wald, große Wirkung

Die Idee ist, dass die kleinen Wälder nach wenigen Jahren gleich mehrere positive Auswirkungen auf die Stadt haben, sagt Tabea Selleneit: "Wir schaffen auf der kleinen Fläche eine sehr hohe Biodiversität mit 20 und mehr Baumarten. So viele Arten gibt es im Kiefernforst nicht. Ein Tiny Forest hat einen kühlenden Effekt. Er filtert die Luft und bindet Feinstaub. Der extrem nährstoffreiche, lockere Boden speichert sehr viel Wasser, ein Schwamm gegen Extremwasserereignisse. Und die Tiny Forests können Lärm- oder Sichtschutz vor Autobahnen sein." Im Gegenzug wird der Wald nicht abgeerntet.

Fröbel-Kita in Berlin-Köpenick hat jetzt auch so ein Wäldchen

Auch in Berlin existiert bereits so ein kleines Wäldchen. Im vergangenen Herbst legten Vereinsmitglieder zusammen mit Kindern und Eltern einen im Fröbel-Kindergarten "Im Grünen" in Berlin-Köpenick an.

Der fortlaufende Unterhaltungsaufwand halte sich laut Miya in Grenzen: In den kommenden zwei, drei Jahren müsse nur Unkraut gejätet und die Bäume gegossen werden. Dann entwickle sich der Tiny Forest von selbst weiter. "Die Kinder haben sich bei uns gewünscht, dass bei uns im Garten nochmal Versteckmöglichkeiten für sie geschaffen werden, nochmal Naturräume, wo sie Tiere beobachten können, Pflanzen beobachten können beim Wachsen", sagt Chefin Kita-Leiterin Rahel Schönemann.

Hier wird gerade ein Tiny Forest neu angelagt. (Foto: rbb)
| Bild: rbb

Das Miya-Team arbeitet waldpädagogisch mit der Kita zusammen und möchte viele Menschen zu Tiny Forests ermutigen. "Es ist kein Hexenwerk, so etwas anzulegen. Wir wollen das Wissen verbreiten. Wir wollen Leute dazu ermächtigen, das selbst umzusetzen, um auch vor den vielen globalen Probleme, die wir haben, eine Zukunftsperspektive zu geben", erklärt Gollwick.

Die Miya-Macher planen inzwischen bundesweit Mini-Wälder für unterschiedliche städtische Flächen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 07.06.2023, 14:10 Uhr

50 Kommentare

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  1. 50.

    Sie lesen mal wieder nur was sie lesen wollen!

    Warum haben wir dann zugesehen wie SEIT den 60ern Schneisen in die Stadt geschlagen wurden? Die Zerstörung geht ja weiter, siehe A 100.

    Ich stelle keine Behauptungen auf, ich zähle Tatsachen auf. Sie hingegen stellen unwahre Behauptungen auf. Es wurden in den 70ern noch ganze Stadteile abgerissen und nicht alle Schneisen wurden auf kriegszerstörten Flächen gebaut.

    "Unter „hierfür“ verstanden Sanierungsträger sowie die Bauwirtschaft nach wie vor die „Kahlschlagsanierung“ mit anfolgender Neubebauung – zum Modell wurde in jener Zeit das ‚Neue Kreuzberger Zentrum‘ (NKZ) am Kottbusser Tor."

    https://de.wikipedia.org/wiki/Stadterneuerung_Berlin#1970er_Jahre

  2. 49.

    "Also falls Sie damit Marzahn und Hellersdorf meinen sollten, muss ich sagen, dass im Gegensatz zu vielen Straßen in der Innenstadt dort die Straßen immer mit "Begleitgrün" geplant waren und zwischen den Hochhäusern begrünte Innenhöfe angelegt waren. (Später wurden die leider oft in Parkfllächen umgewandelt, als die Autodichte stieg.)"

    Ich hatte eher die Heerstraße Nord im Sinn.

  3. 48.

    Sie regen sich über die Städteplanung der fünfziger und Sechzigerjahre des vorherigen Jahrhunderts auf! Zudem stellen Sie die Behauptung auf, dass diese Planung größer Verwüstungen angerichtet hat als der WKII. Nur mal zum Verständnis: der Wiederaufbau der Städte dauerte im Westen bis in die Anfang Siebziger im Osten bis in die späten Neunzigerjahre. Es wurden keine Schneisen neu geschlagen, sondern auf zerstörten Flächen angelegt. Planungen gingen übrigens bist in die golden Zwanziger zurück!

  4. 47.

    Zu Ihrer Behauptung die Idee "tiny forest" sei schon uralt hätte ich gerne eine Quellenangabe. Und jetzt nicht sowas Wischiwaschimäßiges wie "das weiß man doch, dass es im Wald schön kühl ist!"
    Ich meine exakt das Konzept der 100 bis 200 Quadratmeter großen, mit 2 bis 3 Bäumen pro Quadratmeter bepflanzten innerstädtischen Flächen.
    Ich lese hier zum ersten Mal davon.

  5. 46.

    "waschbetongraue Legehennenbehausungen an den Stadtgrenzen gebaut."
    Also falls Sie damit Marzahn und Hellersdorf meinen sollten, muss ich sagen, dass im Gegensatz zu vielen Straßen in der Innenstadt dort die Straßen immer mit "Begleitgrün" geplant waren und zwischen den Hochhäusern begrünte Innenhöfe angelegt waren. (Später wurden die leider oft in Parkfllächen umgewandelt, als die Autodichte stieg.)

  6. 45.

    Die „Idee“ ist generationenalt.... Lesen Sie den Diskussionsverlauf?

  7. 44.

    Passt ja auch gut zu den kleinen Hütten, die man als Tiny Houses anpreist.

  8. 43.

    Finde ich gut,mal etwas gegen den unkontrollierten oder lebensfeindlichen Straßenbau zu sagen . Die TVO ist ein krasses Beispiel. Die Blechlawinen von Autos sind eine Belastung für Berlin und erhöht die Feinstaubbelastung ,die auch das Risiko der Corona Pandemie erhöhte ,von Lärm,Krach ,Abgasgeruch und Unfällen abgesehen.Der Tiny Wald wird da wieder nur missbraucht um Wälder zu zerstören und nicht um zusätzliche Waldfläche zu generieren.Zu Lasten von Tierarten auch Wildschweinen,die den Waldboden lockern und damit zu einem gesunden Wachstum der Flora beitragen.Arten können kaum so erhalten werden.


  9. 42.

    Ich denke, die englische Bezeichnung kommt daher, dass die Idee auch international greifen soll. Da können nun mal mehr Leute etwas mit "tiny forest" als mit "miniwald" anfangen...

  10. 41.

    Die autogerechte Stadt hat mehr Schneisen der Verwüstung in die Stadt geschlagen als die Bombenteppiche der Alliierten. Dazu hat man noch obendrein gewachsene Kieze zur Profitmaximierung in leblose Schlafstädte verwandelt oder gleich waschbetongraue Legehennenbehausungen an den Stadtgrenzen gebaut.

    Worin shen sie da eine "Beleidigung"? Aber für manchen ist die Aufzählung von Tatsachen schon eine Beleidigung...

  11. 40.

    Also grundsätzlich ist die Idee gut und man könnte auch in der Innenstadt davon einige entrichten und da wo mehr Platz ist entsprechend angepasst also dann nicht Tinyformat sondern eben der Lage größer und halt dicht um auch Schatten für mehr Menschen zu haben.
    Wichtig ist das Pflegeleicht die Bäume sein müssen.

  12. 39.

    Das ist in Berlin-Mariendorf südlich der Trabrennbahn, Grimm.... auch nicht anders. Letzter Kommentar nachdem 5 gr.Bäume, geschätzt weit über 100 Jahre alt, gefällt wurden: Gott sei Dank, das Laub auf dem Parkplatz..... Jetzt nur noch vertrocknet Rasen.
    Dumme Menschen sterben nicht aus, kaufen Klimaanlage, fahren öfter zum Arzt, kaufen immer größere Autos,....

  13. 38.

    "In diesem Fall ist mir das Deutsch verwurschtel auch mal egal, wenns der guten Sache dient." Wenn das Ergebnis stimmt, kannmeinetwegen auch das Deutsch verwurschtelt sein - aber meist ist es doch nur heiße Luft, wenn solche modische Begriffe als Schlagworte von der Politik gebraucht werden und das kann ich nicht ab.

  14. 36.

    Beleidigen können Sie andere immer gut, können Sie sonst noch was?

  15. 34.

    Stammt ehrlicherweise nicht von mir, sondern von Waldemar Dege in seinem satirischen Gedichtbuch „Feuer in Kirschgärten“ .

  16. 33.

    >“ Schulen haben ja kaum noch eigene Schulgärten und Schulgartenunterricht“
    Wird gerade erst wieder erfunden an einigen Schulen. Heißt dann nur im Neudeutsch … school gardening. Klingt doch nach mehr Zukunft als Schulgarten aus der Vergangenheit oder?
    In diesem Fall ist mir das Deutsch verwurschtel auch mal egal, wenns der guten Sache dient.

  17. 32.

    Das ist jetzt überall irgendwie Mode. War auch schon bei den Affenpocken sehr befremdlich. Die durften ja nur noch Mpox heißen - nach der englischen Bezeichnung Mokeypox, was rückübersetzt - welche Überraschung - einfach Affenpocken heißt. Aber wenigstens ergibt Tiny Forrest noch irgendwie eine Sinn im Englischen im Gegensatz zu solche Stilblüten des pseudo Englisch wie Handy oder Coffee-to-go etc.

  18. 31.

    Der Merkspruch ist super, ich liebe Merkgedichte und Eselsbrücken. Wird leider kaum noch in der Schule sowas gelehrt zum Auswendiglernen.

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