Naturschutz versus Freizeitspaß - Besucher halten sich in Naturparks oft nicht an Regeln

Mo 19.06.23 | 15:02 Uhr
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Feuer machen im Naturpark ist absolut verboten. Aber dennoch halten sich Besucher nicht daran. (Foto: rbb)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 18.06.2023 | Jakub Paczkowski | Bild: rbb

Menschen zieht es zu dieser Jahreszeit oft ins Freie, in die Natur. Doch in Naturparks und anderen Schutzgebieten haben Flora und Fauna Vorrang und nicht die Freizeitgelüste der Besucher. Ranger haben alle Hände voll zu tun.

Sich frei und ungezwungen in der Natur bewegen, daran ist zunächst nichts Verwerfliches. Wenn allerdings der Mensch auf seinem Naturtrip seine gesamten Zivilisationsangewohnheiten mitschleppt, setzen Ranger und Rangerinnen der Freiheit Grenzen: Nicht jeder weiß sich in den Schutzgebieten und darüber hinaus zu verhalten.

Unangeleinte Hunde und Müll

Für Milena Kreiling, Rangerin der Naturwacht im Nationalpark Unteres Odertal in der Uckermark, ist das Pochen auf Verhaltensregeln keine einfache Aufgabe. Denn der Park ist über 10.000 Hektar groß, zieht sich nahe Schwedt in einem schmalen Streifen an der Oder entlang. Gerade im Sommer zieht es viele Besucher hierhin, um diese einzigartige Landschaft hautnah zu erleben.

"Es immer wieder vor, dass wir es mit unangeleinten Hunden zu tun haben", so Kreiling.

Auch wenn die Hunde nicht ihrem Jagdtrieb nachgingen, schreckten sie Wildtiere auf, Brutvögel verließen ihre Gelege, kehrten dann oftmals nicht wieder zurück, ergänzt Naturwachtchefin Britta Schmidt.

Wunderschöne Landschafft, aber hier ist natürlich nicht alles erlaubt. (Foto: rbb)

"Teilweise gibt es auch Leute, die mit dem Auto direkt ins Gebiet fahren, dort zelten oder Feuer machen", klagt Kreiling. Und dann gebe es noch die Müllablagerungen. "Wir haben extra wenige Müllkörbe im Nationalpark, weil wir sagen, dass die Leute ihren Müll wieder mitnehmen sollen, denn die Menschen sind hier der Gast und die Natur hat hier den Vorrang", erklärt Rangerin Schmidt. Doch manchem Besucher wolle dies nicht in den Kopf. Selbst Sondermüll werde schonmal in einem Schutzgebiet verklappt.

Das Angeln im Naturpark unterliegt strengen Regeln. (Foto: rbb)

Angeln im Park nur nach Regeln oder gar nicht

Generell gesprochen ist die Oder ein Paradies für Angler – auch wenn das Fischsterben im vergangenen Jahr dies ein wenig eingetrübt hat. Doch um hier seine Rute auswerfen zu können, muss man über einen Fischerei-Schein und eine Oder-Angelkarte verfügen.

Um es den Petrijüngern einfacher zu machen, hat die Nationalparkverwaltung ein spezielles Merkblatt herausgegeben. Das werde jedes Jahr aktualisiert, so die Rangerin. "Generell gilt im Nationalpark ein Frühjahrs-Angelverbot, dass heißt, man darf in den Poldergewässern nicht angeln, es sei denn, sie sind in der mitgelieferten Karte grünmarkiert. Ansonsten darf in den rotmarkierten Flächen überhaupt nicht geangelt werden und in den weißen Flächen ist es erst nach dem 1. Juli wieder erlaubt", betont Kreiling.

Rangern wehe auf Patrouille oft rauer Ton entgegen

Aber nicht alle halten sich an die Regeln. Deswegen ist Milena Kreiling oft auf Patrouille. Aktuell sei es im Park noch ruhig, weil die Sommerferien noch nicht angefangen haben.

Das schlimmste Problem für die Rangerin sind illegale Feuerstellen. Leider finde sie immer wieder die Überreste hiervon. "Daher sind wir Ranger auch noch spät am Abend, an Wochenenden und Feiertagen im Nationalpark unterwegs, um so etwas zu unterbinden. Das ist gerade jetzt bei der Trockenheit eine große Gefahr", unterstrich Kreiling.

Auch verbal sei es für die Rangerinnen und Rangern der Naturwacht nicht einfach, an die Menschen heranzukommen. "Der Ton ist oft rau, ganz einfach auch, weil sich viele Menschen nicht an die Regeln im Park halten wollen", berichtete Britta Schmidt. "Wir haben aber gottseidank wenige Situationen, wo es brenzlig für unsere Rangerinnen und Rangern wird. Aber wenn, dann ist es natürlich das wichtig, dass die Kolleginnen und Kollegen einfach wissen Sie es, wie sie sich verhalten müssen, damit sie nicht selbst zu Schaden kommen", so Schmidt weiter. Ungemütlich kann es werden, wenn die Ranger auf größere Gruppen träfen, wo dann auch noch Alkohol im Spiel sei.

Rangerin Milena Kreiling behält alles im Blick. (Foto: rbb)

Der Nationalpark Unteres Odertal befindet sich fernab von großen Ballungszentren und bleibt bis jetzt von den Touristenmassen weitestgehend verschont. Doch es ist nicht in allen Brandenburger Nationalparks der Fall. "Wir wünschen uns natürlich, dass die Leute rausgehen, dass sie die Natur in den Nationalen Naturlandschaften genießen, gerne auch mal eine Tour mitmachen und sich dabei einfach an die Gebote halten, die in der Natur zu beachten sind", so Schmidt abschließend.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 19.06.2023, 19:30 Uhr

10 Kommentare

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  1. 10.

    In Skandinavien wächst man auch kollektivistischer und sozialer auf, auch naturverbundener. D heißt Individualismus, von der Kita bis zur Grundrente.

  2. 9.

    Ich würde mir wünschen, dass in Deutschland endlich mal mehr Bewusstsein für die Natur in den Köpfen ankommt. In Skandinavien geht es doch auch. Und da sind keine Schilder oder Hinweise nötig.

  3. 8.

    "Man muss die Regeln erst einmal kennen, man muss sie auch verstehen und wissen, wo sid stehen." Stehen in Form von Schildern an den Parkeingängen, für Leute, die des Lesens oder der Sprache nicht mächtig sind, sogar mit Bildern.
    Übrigens auch auf S- und U-Bahnhöfen und in den Bahnen, die Leute stehen direkt davor und missachten....
    Zäune drum, Drehtüren ran, 5€ Eintritt für die Pflege und Müllbeseitigung. Um 22 Uhr räumen und schließen bis 9 Uhr morgens.

  4. 7.

    Man muss die Regeln erst einmal kennen, man muss sie auch verstehen und wissen, wo sid stehen.

    In Deutschland Regeln wir ja alles und jeder muss eben alles wissen

  5. 6.

    Wie nannte Herr Wowereit sie einst? Den "selbstbestimmten mündigen Bürger". Weiterhin viel Spaß mit ihm.

  6. 5.

    Wenn ich das so lese habe ich das Gefühl, ich bin im Köpenicker Forst. Hunde rasen durch den Wald, Autos fahren fast ganz an’s Ufer um die Grillmitbringsel zu transportieren. Es ist echt zum kotzen!

  7. 4.

    Das wird wohl daran liegen, dass sich einige nicht ohne Kontrolle von Regeln benehmen können und immer noch denken, dass ihm jemand hinterher läuft der den Dreck wegräumt. Das nennt er dann Demokratie oder „Ich bin Steuerzahler“. Ich nenne es IDIOT !

  8. 3.

    Chaoten ziehen auch hier durch die Parks und ziehen eine Spur der Verwüstung hinter sich her, von allem in Xhain und Nord-Neukölln.

  9. 2.

    Ich bin viel in der Natur unterwegs.
    Es sind keine Einzelfälle von "Entgleisungen"!
    Zerstörte Natur, Müll,...
    Offenbar sind Strafen und Kontrollen, es finden gefühlt keine statt, nicht abschreckend. Da muss mehr passieren
    Immer wieder zeigt sich, dass Eigenverantwortung bei Weitem nicht ausreicht!
    Wir haben nur 1 Erde, sie zunehmend zu zerstören ist mehr als dumm.

  10. 1.

    Im Gran Canyon Nationalpark herrschen strikte Regeln, die bei Nichteinhaltung mit hohen Strafen belegt werden. Außerdem muss man sich anmelden und bezahlen wenn man rein will. Anders geht es leider nicht. Weil viele Leute, wie hier sich nicht an Regeln halten können oder wollen und alles kaputt machen. Kein einziges Stück Papier oder Müll war dort zu finden. Hier muss das genau so streng gehandhabt werden.sonst werden die letzten Oasen und Naturparks von solchen Leuten zerstört und abgefackelt

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