Datenauswertung - Brandenburg stellt Solaranlagen oft einfach in die Landschaft
Bis 2030 will Brandenburg die installierte Photovoltaik-Leistung verdreifachen. Auf freier Fläche lassen sich relativ schnell große Anlagen errichten. Um den Druck auf die Landwirtschaft nicht zu erhöhen, braucht es Alternativen. Von Max Beuthner
In Brandenburg sind derzeit Photovoltaik-Anlagen mit einer Nettoleistung von 5,72 Gigawatt (GW) in Betrieb. Das zeigen aktuelle Daten des Marktstammdatenregisters der Bundesnetzagentur [marktstammdatenregister.de]. Damit zählt das Bundesland eigenen Angaben zufolge deutschlandweit zu den Vorreitern [mwae.brandenburg.de]. Im bundesweiten Vergleich steht Brandenburg nach Angaben des Landes damit auf dem fünften Platz - hinter Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen - also im vorderen Drittel.
Dennoch soll, so zumindest der erklärte Wunsch der Landesregierung, der Zubau in den kommenden Jahren weiter an Fahrt aufnehmen. Das Ziel ist, bis 2030 die installierte Leistung auf 18 Gigawatt zu erhöhen und damit zu verdreifachen. Bis 2040 soll dieser Wert schließlich auf 33 Gigawatt steigen.
Um das zu schaffen, müssten in den kommenden sieben Jahren jährlich zirka 1,75 Gigawatt an Leistung zugebaut werden: Ein Wert, der seit der Einführung des Erneuerbaren-Energien-Gesetz im Jahr 2000 noch nie erreicht wurde. Im vergangenen Jahr beispielsweise stieg die Nettoleistung im Bundesland lediglich um 0,73 GW.
Freie Areale – große Anlagen
Ein Grund, weshalb der Ausbau nicht so zügig vorangeht wie erhofft, dürfte die Frage der zur Verfügung stehenden Flächen sein. Wie die Daten des Marktstammdatenregisters zeigen, setzte - und setzt - Brandenburg bisher vor allem auf PV-Parks, die auf freien Flächen errichtet werden.
Das führte in der Vergangenheit auch dazu, dass einige wenige Kommunen im Land einen besonders hohen Anteil an der gesamten Brandenburger PV-Leistung haben - sich also die Solaranlagen an einigen Stellen ballen, an denen große Flächen zur Verfügung standen.
Laut Marktstammdatenregister wird in den zehn leistungsstärksten Kommunen mehr als ein Viertel der Gesamt-Nettoleistung Brandenburgs erzeugt. Grund dafür sind in der Regel große Solarparks auf dem Gebiet der Gemeinden, wie beispielsweise auf dem ehemaligen Flugplatz in Neuhardenberg in Märkisch-Oderland (155 MW) sowie auf landwirtschaftlichen Flächen, unter anderem in Werneuchen (187 MW, Barnim), dem Boitzenburger Land (180 MW, Uckermark) oder Gumtow (155 MW, Prignitz).
Zubau weiter verstärkt auf Freiflächen
Derzeit befinden sich rund zwei Drittel der Gesamtnettoleistung Brandenburgs auf Freiflächen. Im deutschlandweiten Vergleich kann Brandenburg, laut aktuellen Daten im "Erneuerbare-Energien-Monitor des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung", mit 0,88 kW/ha sogar die höchste Leistungsdichte an Photovoltaik-Freiflächenanlagen vorweisen - gefolgt von Sachsen-Anhalt (0,70 kW/ha) und dem Saarland (0,54kW/ha) [web.app.ufz.de].
Nachdem der Zubau auf Freiflächen bereits um das Jahr 2010 stark boomte, lässt sich nun seit 2020 erneut starker Aufwärtstrend bei PV-Anlagen in freier Landschaft beobachten. So wurde im vergangenen Jahr nahezu doppelt so viel Leistung auf Freiflächen installiert (446,95 MW), wie auf Hausdächern (285,54 MW).
In früheren Jahren fanden größere Solarparks zunächst oft Platz auf sogenannten Konversionsflächen. Dabei handelt es sich um frühere Industrie- oder Militärflächen. Ein Beispiel hierfür ist der Solarpark Neuhardenberg, der auf dem Gelände eines ehemaligen Flugplatzes errichtet wurde.
Da viele dieser Flächen inzwischen belegt sind, werden nun immer öfter auch bis dahin landwirtschaftlich genutzte Flächen für den Bau der Parks genutzt: so zum Beispiel in Gumtow, dem Boitzenburger Land oder auch in Werneuchen, wo sich der derzeit größte Solarpark in Deutschland befindet.
Um nun die Ausbauziele schnell zu erreichen, dürften Freiflächen-PV-Anlagen auch in den kommenden Jahren eine große Rolle spielen. Die Energieagentur Brandenburg sieht hier etwa doppelt so viel Potenzial zur Energiegewinnung wie auf Dachflächen [energieportal-brandenburg.de]. Damit ist zu erwarten, dass der Druck auf landwirtschaftliche Flächen steigt. Eine Analyse des Thünen-Instituts, das Fragen der nachhaltigen Nutzung von ländlichen Räumen erforscht, rechnete im vergangenen Jahr mit einem Bedarf an Agrarflächen von zirka zwei Prozent bundesweit zur Erreichung der PV-Ziele [thuenen.de]. Dabei werden demnach bereits jetzt neun Prozent der landwirtschaftlichen Flächen für die Strom- und Wärmeerzeugung aus Biogas genutzt.
Um Konflikte zu vermeiden, läuft die Suche nach Alternativen. Ein Kompromiss wäre die sogenannte Agri-Photovoltaik (Agri-PV). Daher werden Flächen für Landwirtschaft und Sonnenenergieerzeugung gleichzeitig genutzt. Unter den Solardächern werden Tiere gehalten werden oder schattenliebende Pflanzen angebaut.
Und nicht nur auf unbebauten Flächen - auch Siedlungs- und Verkehrsflächen könnten zukünftig für den Ausbau der Photovoltaik in den Blick genommen werden. So könnten beispielsweise auch Hausfassaden oder auch Parkplätze mit Solarpaneelen belegt werden. Die Energieagentur Brandenburg gibt für diese Flächen ein Leistungspotential von rund 29 Gigawatt an. Derzeit befinden sich auf solchen Flächen bisher nur Anlagen mit einer Leistung von knapp zwei Gigawatt.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 28.11.2023, 19:30 Uhr