Schaden durch Signa-Pleite - Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof stellt erneut Insolvenzantrag

Di 09.01.24 | 18:47 Uhr
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Symbolbild:Passanten gehen am und in die Filiale des Galeria Kaufhof am Kürfürstendamm.(Quelle:imago images/S.Zeitz)
Audio: rbb24 Inforadio | 09.01.2024 | Denise Friese | Bild: imago images/S.Zeitz

Marktbeobachter hatten es erwartet: Der Schieflage des Mutterkonzerns Signa folgt der dritte Insolvenzantrag der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof binnen weniger Jahre. Der Galeria-Chef spricht von einem "Befreiungsschlag".

Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) hat beim Amtsgericht Essen einen Insolvenzantrag gestellt. Das teilte das Unternehmen am Dienstag in Essen mit. Galeria sucht demnach einen neuen Eigentümer. Gespräche mit potenziellen Investoren seien bereits angelaufen, Ziel sei die Fortführung von Galeria.

Galeria-Chef Olivier van den Bossche sagte: "Galerias operativer Erfolg wird durch die Rahmenbedingungen der alten Eigentümerstruktur belastet. Wir sehen in dem heutigen Tag ausdrücklich einen Befreiungsschlag." Weiter heißt es in der Mitteilung: "Die Insolvenzen der Signa-Gruppe schädigen Galeria massiv, behindern das laufende Geschäft und schränken durch hohe Mieten und teure Dienstleistungen die künftige Entwicklungsmöglichkeit stark ein."

Nach einem Bericht von "Business Insider" [Paywall] verdienten zahlreiche Berater Millionenbeträge unter der Regentschaft der Signa-Gruppe am Warenhauskonzern. Demnach hoffe die Führung von GKK nun auf die Befreiung von diesen Beraterverträgen.

Insolvenzen von Bauprojekten in Berlin

Von der aktuellen Signa-Pleite betroffen sind auch zwei Bauvorhaben des Konzerns in Berlin, das geht aus den Insolvenzbekanntmachungen des NRW-Justizministeriums hervor. Zuerst hatte der "Tagesspiegel" [Paywall] berichtet. So plante der Konzern in der Nachbarschaft des KaDeWe das Projekt "Femina-Palast" in Schöneberg in der Nürnberger Straße. Dort sollte das frühere Ellington-Hotel ausgebaut und dessen früheren luxuriösen Ballsaal wiedererrichtet werden.

Ein zweites, zuletzt vom Konzern groß angekündigtes Projekt, das Quartier "No 1 Passauer" in der Passauer Straße (Schöneberg), steht mit der Insolvenz ebenfalls auf der Kippe. Geplant war hier der Neubau eines Gebäudekomplexes und eines Hochhausturms in der Mitte mit überwiegend Geschäftsräumen.

Die Bauprojekte der Signa-Gruppe in Berlin wurden einem Bericht der Zeitung zufolge bereits Anfang November gestoppt.

 

Auch der Staat hat Galeria schon geholfen

Für Galerie Karstadt Kaufhof ist es schon die dritte Insolvenz innerhalb von weniger als vier Jahren. Vorausgegangen war die Schieflage des Mutterkonzerns Signa. In den vergangenen Wochen hatten mehrere Unternehmen aus der Handels- und Immobiliengruppe des österreichischen Unternehmers René Benko Insolvenz angemeldet - darunter die Signa Retail Selection AG, zu der GKK gehört. Sie hatte Ende November angekündigt, ihr Geschäft geordnet abzuwickeln, was einen Verkauf von GKK bedeutet.

Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern hatte erst Ende 2022 Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Im März 2023 stimmte die Gläubigerversammlung dem Insolvenzplan zu. Signa hatte für die Sanierung 200 Millionen Euro zugesagt, die in mehreren Tranchen bis 2025 fließen sollen, die ersten 50 Millionen dem Vernehmen nach im Februar.

In den beiden zurückliegenden Insolvenzverfahren hatten die Gläubiger von Galeria auf Milliardenforderungen verzichtet, damit die Warenhauskette einen Weg aus der Krise findet. Auch der deutsche Staat half mit viel Geld: 2021 und 2022 hatte der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) dem Unternehmen mit insgesamt 680 Millionen Euro unter die Arme gegriffen. Laut dem Insolvenzplan vom Frühjahr 2023 sollte der WSF nur einen kleinen Teil aus der Verwertung des Warenbestands zurückerhalten.

Noch elf Filialen in Berlin und Brandenburg

Nach der vergangenen Insolvenz hatte der Warenhauskonzern etwa 40 Filialen schließen müssen. Die letzten 18 davon, darunter zwei in Berlin, machen im Laufe des Monats dicht. Sowohl in der Filiale am Leopoldplatz im Wedding als auch in der Wilmersdorfer Straße sind alle Mitarbeitenden von der Schließung Ende Januar betroffen. In Berlin verbleiben danach noch acht Filialen. In Brandenburg gibt es nur noch eine GKK-Filiale – in Potsdam. Bundesweit betreibt Galeria aktuell 92 Warenhäuser und beschäftigt nach eigenen Angaben mehr als 15.000 Menschen.

Was die neue Insolvenzanmeldung für die Beschäftigten bedeutet, lässt sich noch nicht sagen. Der Gesamtbetriebsrat war zunächst nicht für ein Statement zu erreichen. Während des letzten Insolvenzverfahrens hatte die Bundesagentur für Arbeit den Galeria-Beschäftigten drei Monate lang Insolvenzgeld gezahlt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 09.01.2024, 9 Uhr

33 Kommentare

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  1. 33.

    Da hatten sie ja Glück, das sie im Freien "Westberlin" gelebt haben. Wegen der Mauer kamen ja weder 2 Takt noch Braunkohle Geruch in den Westteil. In 2/3 Westberlins wurde allerdings die billige Ostbraunkohle verheizt. Im übrigen sehen Teile des Ruhrgebiets noch heute so aus, wie die ehemalige DDR vor 33 Jahren.

  2. 32.

    So unbeliebt Herr B sich nun gemacht hat, findet sich womöglich sogar ein verbitterter Mensch, der ihn "hamdraht"? Gequält hat er zigtausende.
    Er sollte in Zukunft auf der Hut sein.

  3. 31.

    Jett sollte das endgültige Ende auch bitte mal zur Kenntnis genommen werden.

    Das ist alles unwürdig.

  4. 30.

    So? Ich war 1989 und vorher immer wieder drüben, erzählen sie keinen Quatsch! Alles stank nach billiger Braunkohle und Zweitakter und die Häuser waren verrottet wie die Fabriken.

  5. 29.

    ……dieses RIAS-Nachgequatsche-Gesäusel zieht nach 35 Jahren nun nicht mehr.…………

  6. 28.

    Mit einem winzigen Unterschied, om Osten war alles verrottet und runtergewirtschaftet.

  7. 27.

    Irgendwie klar.... egal um was es geht, einen gibt's immer, der die Grünen dafür verantwortlich macht.... schon ziemlich abgedreht....

  8. 26.

    Wenn Herr Benko ein Ehrenmann wäre, würde er jetzt aus seinem Privatvermögen 200 Millionen bei GKK auf den Tisch knallen, dann GKK an der Börse platzieren und gleichzeitig die GKK-Immobilien zu dem Preis an die BIMA (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) verkaufen, für die er sie einst erbeutet hat … Für 1 Euro + damalige Schulden nämlich … Also von mir aus für die o.g. 200 Millionen ... Der Bund hätte dann was für dieses Geld und Benko was, um seine sonstigen Schulden zu tilgen ... Dann sieht man (etwas ruhiger) weiter.

  9. 25.

    Frechheit, Ihre Unterstellungen und Meinung zur Arbeit der Menschen dort … Und das nur weil Sie MEINEN, mal beobachtet worden zu sein … Frechheit … Und doch, es gibt passionierte Verkäufer im Einzelhandel denen der Job richtig Spaß macht … Was machen Sie denn beruflich ? … Ihr Hinweis, dass in der Pflege noch gesucht wird … Als ob Menschen mittelalterliche Sklaven wären, die man hier und da beliebig einsetzen kann ... Frech-heit ... Bin fassungslos über Ihren Kommentar ... Fass-ungs-los !

  10. 23.

    Statt in ein schickes Warenhaus zu gehen, dann nur noch alles für den Haushalt im Dong Xuan Center suchen zu müssen, ist keine schöne Vorstellung. Obwohl: Dort haben wir kürzlich endlich einen nach 26 Jahren zu ersetzenden Haushaltsgegenstand gefunden, der für Galeria & Co wohl zu wenig glamourös erschien... Und lecker Essen gab's auch.

  11. 22.

    Das Management der Kaufhäuser hat die Zukunft nie interessiert. Es ging allein darum, diese mit überhöhten Mieten und diversen Beraterverträgen auszuquetschen bis es nicht mehr geht. Dieser Punkt ist wohl jetzt erreicht. Kein staatliches Geld mehr , die Mitarbeiter werden woanders eine Arbeit finden und um den Rest kümmert sich der Insolvenzverwalter.

  12. 21.

    Seit es im KaDeWe keine Liftboys mehr gibt, habe ich diesen Tempel gemieden. Wird Zeit, dass dort das Licht ausgeht.

  13. 20.

    Was wird denn in diesen Warenhäusern effektiv gearbeitet? Kleidung sortiert, Raucherpausen, Kaffee.

    In der Pflege würd dringend Personal gesucht.

    Als ich als Mensch ohne blonde Haare und blaue Augen in einem dieser Warenhäuser etwas kaufen wollte, hatte ich sofort den Kaufhausdetektiv auf den Fersen. Der hat das nichtmal diskret gemacht, sondern völlig offensichtlich.
    Es wird dringend Zeit, dass dieser ganze Laden schließt.

  14. 19.

    GKK macht operativen Gewinn … Aber Benko/Signa zieht diese Gewinne mit viel zu hohen Mieten und irgendwelchen völlig überteuerten Dienstleistungen, die Signa für GGK erbringt, ab … Und GKK kann sich diesbezüglich ja nicht gegen seinen Eigentümer "wehren" ... Eigentlich eine Art vorsätzlicher Betrug an den Lieferanten, Dienstleistern und Mitarbeitern von GKK, die jetzt auf ihre Forderungen verzichten sollen/müssen .. Eine Schweinerei, ein Skandal !

  15. 18.

    Na? Wieder mal jemand auf einem unsachlichen und unlogischen Verschwörungstrip?

    Dieser Benko hat doch jetzt sein Ziel erreicht. U.a. hat er bei Galeria mit unseriöser Erhöhung der Mieten einen Gewinn unmöglich gemacht. Ihm ging es nur um die wertwollen Grundstücke. Den interessieren keine Einzelschicksale.

  16. 17.

    Vielleicht wollte Galeria auch mit dem verkaufsoffenen Sonntag einfach Einnahmen generieren?
    Was soll der Schwachsinn von der "dicken Hose"?

  17. 15.

    Die Angestellten werden schnell neue Stellen finden und für die Anziehungskraft der Innenstädte habe die Grünen ja genug Ideen. Stadtmöbrl ein Fahradständer und vielleicht noch ein dekoratives Windrad und schon haben wir eine Promeniermeile

  18. 13.

    Dass sich da das Finanzamt nicht wundert, das da immer Geld abgeschöpft wird und nach kurzer Zeit dann Pleite ist?

  19. 12.

    Was ist bloß „Galeria“? Ein neuer Marketingname statt Karstadt oder Kaufhof? Oder der aktuelle Eigentümer von Karstadt/Kaufhof? Ich konnte das noch nicht ermitteln.

  20. 11.

    Schwachsinn. Sind alles gut nachgefragte Kräfte, z.B. bei Polizei und Verwaltung.

  21. 10.

    erlebe als Ostler ein Déjà vu, hatten wir im Osten(ohne endlose Sanierungsversuche)nach 1989 zu hauf. Hat keinen interessiert. Kein Mitleid, sofort abwickeln. Ja ja Gottes Mühlen mahlen langsam………

  22. 9.

    Ich hoffe, der neue Eigentümer hat eine Idee und eine Vorstellung, wie man diese Form des Einkaufens eine Zukunft geben kann. Mit etwas mehr Erlebnis könnte es was werden.

  23. 8.

    Aber noch auf dicke Hose machen und vor Weihnachten Sonntags öffnen.

  24. 7.

    Schon seit 20 Jahren zu Zeiten der diskutierten "Deutsche Warenhaus"( Karstadt + Kaufhof ) liegen Studien auf dem Tisch, daß parallel zum Online-Handel an maximal 50 Standorten in Deutschland Warenhäuser profitabel arbeiten werden.
    Den Tod auf Raten und das vergeudete Steuergeld hätte man sich sparen können- aber Politik und Gewerkschaften, so bitter der Verlust von Arbeitsplätzen auch ist, saß und sitzt das "Schlecker"-Trauma im Nacken und scheute sich die Realität anzuerkennen.

  25. 6.

    Die Verantwortlichen sollten sich mal einige Aufklärungsvideos vom Trigema-Chef Wolfgang Grupp angucken, dann würden diese verstehen wie Business noch funktionieren kann. Aber nein, einfach so weitermachen wie immer, ist ja ja für alle bequemer, nur nicht für die Beschäftigten (Insolvenz, staatliche Hilfen, Geschäftsführerwechsel, Neuanfang). Soziale Marktwirtschaft sieht irgendwie anders aus.

  26. 5.

    Also der Staat hat bezahlt, das Unternehmen ist insolvent, aber die Führungsriege hat natürlich einen tollen Job gemacht und Millionen am Ruin verdient.
    Dieses Heuschreckenmanagement muss ein Ende haben!

  27. 3.

    Und jetzt bitte keinerlei Rettungsaktionen auf Kosten der Steuerzahler mehr. Schließen, abwickeln und fertig. Verkaufspersonal wird überall gesucht, da sollte ein neuer Job kein Problem sein.

  28. 2.

    Wie viele Insolvenzen braucht man denn um etwas endlich sterben zu lassen?
    Hier hat schon schön der Steuerzahler hunderte Millionen reingebuttert, irgendwann ist ja nun auch mal gut ...

  29. 1.

    Na endlich, das wurde auch langsam Zeit !

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