Verdi ruft zum Warnstreik auf - Alle Flüge am Flughafen BER fallen am Donnerstag aus

Di 30.01.24 | 18:15 Uhr
  137
Symbolbild: Anzeigetafel am Flughafen. (Quelle: imago images/Schoening)
Audio: rbb24 Inforadio | 30.01.2024 | Roman Warschauer | Bild: imago images/Schoening

Noch ein Streik droht in dieser Woche: Die Gewerkschaft Verdi hat das Sicherheitspersonal an elf deutschen Flughäfen zu einem ganztägigen Arbeitskampf aufgerufen. Am BER wird kein Flugzeug starten.

Die Gewerkschaft Verdi hat für Donnerstag zu einem ganztägigen Warnstreik an den größeren deutschen Flughäfen aufrufen. Auch der Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) ist von dem geplanten Arbeitskampf betroffen.

Wie die Gewerkschaft am Dienstag mitteilte, sollen Beschäftigte, die in der Fluggastkontrolle, in der Personen- und Warenkontrolle, der Frachtkontrolle und in Servicebereichen des BER tätig sind, den gesamten Tag über die Arbeit niederlegen. Ohne diese Beschäftigten können Fluggäste nicht die Sicherheitskontrollen vor den Flügen passieren. Verdi zufolge soll der Warnstreik am BER um 3:30 Uhr beginnen und um 23:59 Uhr enden.

Daher werden am Donnerstag am BER keine Flüge starten. Wie der Flughafen am Dienstagabend mitteilte, können auch Ankünfte ausfallen - darüber entscheiden den Angaben zufolge die jeweiligen Airlines. Laut dem Flughafen waren für Donnerstag je rund 170 Starts und Landungen mit knapp 50.000 Passagieren geplant.

Insgesamt 11 Flughäfen betroffen

Neben dem BER sind laut Verdi auch die Flughäfen Hamburg, Bremen, Hannover, Köln, Düsseldorf; Leipzig, Dresden, Erfurt, Frankfurt/Main und Stuttgart von dem Arbeitskampf betroffen. Am Münchner Airport sowie einigen kleineren Flughäfen soll hingegen nicht gestreikt werden.

Bereits im vorigen Jahr hatte Verdi mit Streiks beim Sicherheitspersonal den Betrieb an vielen Flughäfen praktisch zum Erliegen gebracht.

Verdi fordert höhere Löhne und Zulagen

Die Gewerkschaft verhandelt eigenen Angaben zufolge derzeit bundesweit für etwa 25.000 Branchenbeschäftigte mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) über höhere Löhne. In den bisher drei Verhandlungsrunden konnten sich beide Seiten demnach noch nicht einigen. Verdi fordert 2,80 Euro mehr Lohn pro Stunde, höhere Funktionszulagen und Mehrarbeitszuschläge ab der ersten Überstunde bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von zwölf Monaten.

"Unser Ziel ist es, den Kaufkraftverlust der Beschäftigten nachhaltig auszugleichen. Die Arbeit der Luftsicherheitskräfte muss finanziell attraktiv bleiben, damit die dringend benötigten Fachkräfte gewonnen und gehalten werden können", hieß es von Verdi.

Branchenverband kritisiert Streik als "unangemessen"

Der Luftverkehrsbranchenverband BDL klagt hingegen schon länger über die hohen Kosten am Luftverkehrsstandort Deutschland. Der Verband kritisierte das Vorgehen der Gewerkschaft scharf: "Das Lahmlegen des Luftverkehrs in Deutschland durch einen Warnstreik der Luftsicherheitskräfte ist unangemessen. Es sollte stattdessen alles unternommen werden, um eine Lösung am Verhandlungstisch zu finden oder im Wege einer Schlichtung", erklärte Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow.

Die Arbeitgeber vom Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) haben nach eigenen Angaben für dieses Jahr vier Prozent und für das kommende Jahr drei Prozent mehr Geld angeboten. Zudem sollen Mehrarbeitszuschläge zu einem früheren Zeitpunkt gezahlt werden als bislang. Die Forderungen der Verdi summierten sich auf 250 Millionen Euro zusätzliche Kosten allein im laufenden Jahr, sagte eine BDLS-Sprecherin.

Die Tarifverhandlungen sollen am 6. Februar fortgesetzt werden.

Bahn, Flughäfen, Nahverkehr: Drei Streiks in dieser Woche

Mit dem Arbeitskampf an den Flughäfen kommen auf Reisende in dieser Woche erneut massive Einschränkungen zu. Erst am Montag endete der bisher längste Streik der Lokführergewerkschaft GDL bei der Bahn.

Kurz danach wurde der Streik im öffentlichen Personennahverkehr am Freitag in fast allen Bundesländern bekanntgegeben: Die BVG wird am Freitag von Betriebsbeginn bis 10 Uhr bestreikt. 14 Brandenburger Verkehrsbetriebe streiken ganztägig.

Grafik: Kalender zeigt Streiks und Blockaden im Januar 2024. (Quelle: rbb)

Sendung: rbb24 Inforadio, 30.01.2024, 15:00 Uhr

137 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 137.

    "Der kleine Handwerker oder andere Kleindienstleister bleiben scheinbar aussen vor.. Die "braucht" ja keiner..."
    "Der kleine Handwerker" ist ja in der Regel nicht angestellt, sondern selbstständig. Da wirds mit dem Streiken halt nicht so einfach.

    @"Stefan"
    "Man muss aber auch sehen, dass wir ca. 15 Millionen Nettoeinzahler ins System haben..."
    Wer sowas immer noch verbreitet, dem unterstelle ich definitiv unlauteren Vorsatz:
    Tagesschau 26.07.2023 "Wer finanziert den Sozialstaat?"

  2. 136.

    Dann sollte die Bundespolizei ihre Aufgaben übernommen und nicht an private Anbieter übergeben

  3. 135.

    Statt Steuern in die Rente zu schießen, sollten alle Berufsstände in dieselbe einzahlen und es gäbe ein gerechteres Rentensystem. Was auch den Fiskus entlasten würde.

  4. 134.

    Ein Tag der Ruhe. Gerne mehr davon.

  5. 133.

    Ein Prozent vom Brutto. Zuviel? Verdi will auch leben. Und Tschüss

  6. 132.

    Wenn man sich überlegt, dass von 1950 bis jetzt die Inflationsrate ganze dreimal (!) negativ war und man bedenkt das es sich hier einfach nur um eine Steuer handelt, kann man leicht sehen wie es in Zukunft ausschaut.

  7. 131.

    Es ist nachvollziehbar das mehr Geld gefordert wird da alle Kosten gestiegen sind. Aber worauf steuern wir zu? Hierüber müssen wir mal nachdenken. Wo sind wir in 10-15 Jahren? Ist es nicht besser der Staat spart endlich mal Geld ein und gibt es an richtiger Stelle aus? Wir sind nicht arm aber nach meinen empfinden haben wir ein Ausgabeproblem. Und wenn das Geld erstmal im Land bleiben würde, könnten wir auch mal null Runden vertragen.

  8. 130.

    Wenn die einsetzte Arbeits- und Lebenszeit nicht mit den höchsten Abgabenlast in Europa gigantisch enteignet wird um damit Kriege oder Radwege in Peru finanzieren gerne.

  9. 129.

    Wenn man sich überlegt wie sich die Steuereinnahmen entwickelt haben ist eine massive Steuerentlastung der Netzoeintahler ins System unumgänglich. Ein weiterer Schritt muss sein, dass alle Personen welche in irgendwelche Töpfe greifen zwingend in selbige eingezahlt haben müssen.

  10. 128.

    Dass diese ständigen Forderungen eine Spirale sind, wird offenbar von den Befürwortern von Streik nicht bedacht. Oder man kann es einfach nicht.

    Was genau bedeutet Rückgrat (richtige Schreibweise) zeigen? Fordern, Fordern, Fordern?

    Oder einfach auch mal Verantwortung gegenüber dem immer weiter sinkenden Status als Wirtschaftsstandort zeigen?

  11. 127.

    Was erzählen Sie denn da? In Deutschland besteht doch die Koalitionsfreiheit. Folglich kann sich jeder organisieren und für seine Rechte einstehen.

  12. 126.

    Und wer sorgt für Verbesserungen wenn keiner mehr in der Gewerkschaft ist und Rückrad zeigt? Was ein schlechter Organisationsgrad der Mitarbeiter bedeutet,sieht man oft, wenn hier von einigen Personen die nicht so im Thema stecken einfach Jobs miteinander verglichen werden welche nichts miteinander zu tun haben.

  13. 125.

    Vollkommen richtig. Warum sollte der AG auch Interesse an starken Gewerkschaften haben ?
    Vergleichen sie nur mal die Ergebnisse von IG Metall und ÖD mit denen des Einzelhandels dann sehen sie die Folgen eines schwachen Organisationsgrades.

  14. 124.

    Bahn fährt nicht, Flughafen wird bestreikt, BVG fährt nicht.

    Fazit: Kauf Dir ein Auto oder benutze das vorhandene öfter. Dann hast Du Planungssicherheit, kannst Deine Termine wahrnehmen.

  15. 123.

    Nach 40 jähriger Gewerkschaftsmitgliedschaft habe ich gelernt, dass auch nicht Mitglieder von den Tariferhöhung profitieren. Und nicht selbst mit den Arbeitgebern verhandeln müssen. Also fährt man auch so gut vor allen wenn man mit den Entscheidungen von Verdi nicht einverstanden ist.

  16. 122.

    Mit dem Leistungsprinzip bin ich voll bei Ihnen. Man muss aber auch sehen, dass wir ca. 15 Millionen Nettoeinzahler ins System haben und die durch alle möglichen Umlagen das Leben der restlichen Bevölkerung mit ihrer Arbeits- und Lebenszeit finanzieren. Wer Hilfe benötigt soll Hilfe bekommen aber auch nur der und vor allem nur der der schon etwas für dieses System geleistet hat. Das die Nettoeinzahler weit über Gebühr geschröpft werden sorgt dafür, dass sie langsam aber sicher genug haben.

  17. 121.

    So sehe ich es auch. Mich würde mal interessieren welcher Gewerkschaftshasser alles so auf die eigenen Annehmlichkeiten welche durch Gewerkschaften errungen wurden verzichten würde.

  18. 120.

    Hm, die Preise haben Sie schon gesehen? Damit ist das Geld so wieso weniger Wert. Freuen wird sich da keiner. Aber dann sollte man mal die Löhne von Zeitarbeitern und einigen Angestellten vergleichen. Da gehst bei einigen Branchen mit Tarifverträgen trotzdem mit Mindestlohn.Verzichten auf Gehalt, wird freiwillig keine.
    Würden Sie nicht schimpfen, wenn Sie Ihren wohlverdienten Urlaub absagen müssten? Stornokosten hat man bei höherer Gewalt glaube trotzdem und auf Anschlusskosten bleibt man warscheinlich auch sitzen. Da frag mal den Mindestlohn,der nicht streiken darf. Auch wenn ich Verständnis dafür habe, wenn gegen schlechte Arbeitsbedingungen protestiert wird Kriegen ausnahmsweise Familien, das eigene ansonsten anderen diktieren Leben ab und finden es ... . Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein und wenn der Streik ist.Erst Bvg jetzt der Flughafen.

  19. 119.

    Das ist leider falsch, wie sind aktuell im internationalen Vergleich Spitze. Leider nur bei Steuern und Abgaben. Hier müssen wir wieder international schnell wettbewerbsfähiger werden, damit die Gutverdiener nicht aus Deutschland in attraktivere Nachbarländer abwandern. Deutschland verliert aktuell an Attraktivität bei Firmen und Hochqualifizierten. Das muss gestoppt werden!

  20. 118.

    Genau diese Tätigkeit des Security checks an Flughäfen sollte mit besserer Technik weitestgehend automatisiert werden. Refinanziert sich sehr schnell, wenn der einzelne Mitarbeiter jetzt schon ca. 3.300 Euro plus Lohnnebenkosten kostet.Das wäre auch gut für alle Reisenden, denn die Ersparnis würde sich sicherlich auf den Ticketnebenkosten wiederfinden. Also bitte technischen Fortschritt schnell bei anderen Abschauen, wo es bereits heute der Stqndard ist.

Nächster Artikel