Auszeichnung in Wiesbaden - Berliner Techno und Finsterwalder Sangestradition werden immaterielles Kulturerbe

Di 22.10.24 | 19:49 Uhr
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Technoparade ''Rave The Planet" am 17.08.2024. (Quelle: dpa/Michael Kuenne)
dpa/Michael Kuenne
Audio: rbb88.8 | 22.10.2024 | Doreen Herbe | Bild: dpa/Michael Kuenne

Tralala und Unz unz unz haben vielleicht nicht so viel gemeinsam - doch beide sind regionale Musikformen, die Berlin und Finsterwalde geprägt haben. Am Dienstag werden daher Techno und Sangestradition mit dem Titel "immaterielles Kulturerbe" geehrt.

Die Berliner Technokultur und die Finsterwalder Sangestradition werden am Dienstagabend in Wiesbaden als immaterielles Kulturerbe ausgezeichnet.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hatte bereits im März mit Blick auf die Aufnahme der Berliner Technokultur auch von einem "erweiterten Kulturbegriff" gesprochen, der sich gegen "die absurde Trennung" von ernster Kultur und Unterhaltungskultur wende. Bezeichnend dafür sei die Aufnahme der Berliner Techno-Kultur. "Ob Subkultur oder traditionelle Handwerkstechnik, all das gehört zum kulturellen Reichtum unseres Landes", erklärte Roth zum damaligen Zeitpunkt in Berlin.

Loveparade-Gründer Dr. Motte (Matthias Roeingh) erklärte nun: "Die Technokultur in Berlin hat Menschen aus aller Welt inspiriert." Die Aufnahme in das immaterielle Kulturerbe sei nicht nur eine Würdigung ihrer Geschichte, "sondern auch eine Verpflichtung für uns Kulturschaffende wie auch die Politik, diese Kultur zu schützen und zu fördern". Zuletzt hatten Berliner Clubs wie zum Beispiel das "Watergate" angekündigt, bis zum Jahresende schließen zu müssen.

Die Clubszene werde es auf Dauer nur mit Zuschüssen vom Bund oder dem Land Berlin schaffen, das Bestehende zu erhalten. "Seit vier Jahren gibt es einen Entschließungsantrag auf Bundesebene, dass Clubs als Kulturstätten anerkannt werden. Und ich hoffe einfach, dass diese Entscheidung jetzt, dass wir Kulturerbe geworden sind, auch noch mal so ein bisschen Wind unter die Flügel gibt", sagte der Vorsitzende der Berliner Clubcommission, Marcel Weber, dem rbb Mitte März 2024.

Musik aus Brandenburg wird ausgezeichnet

Ebenso wird die Finsterwalder Sangestradition sowie fünf weitere Kulturformen am Dienstag von der Deutschen Unesco-Kommission und dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur in Wiesbaden mit einem Festakt im Schloss Biebrich geehrt. Dabei werden die Auszeichnungsurkunden überreicht. Dr. Motte sollte laut Programm nach den Würdigungen Technomusik auflegen.

Finsterwalder Sänger stehen am 02.09.2023 auf der Bühne beim Brandenburg-Tag. (Quelle: dpa/Frank Hammerschmidt)Finsterwalder Sangestradition auf der Bühne.

Schüle: Kulturerbe sei Ausdruck von Kreativität und Traditionen

Hessen hat momentan den Vorsitz in der Kulturministerkonferenz. Kulturministerin Manja Schüle (SPD) sagte dazu: "Im Selbstverständnis und im Leben von Finsterwalde hat Gesang eine Bedeutung wie in kaum einer anderen deutschen Stadt. Nicht von ungefähr gründete sich 1990 der Brandenburgische Chorverband in Finsterwalde; und die Anzahl sangesfreudiger Menschen ist in Elbe-Elster so hoch wie in keinem anderen Landkreis in Brandenburg."

Den Titel "immaterielles Kulturerbe" erhalten dieses Jahr:

  • Berliner Technokultur
  • Bergsteigen in Sachsen
  • Schwälmer Weißstickerei aus Hessen
  • Finsterwalder Sangestradition in Brandenburg
  • Kirchseeoner Perchtenlauf in Bayern
  • Viez (Weinbereitung aus Äpfeln, Birnen oder Quitten) im moselfränkischen Raum

Finsterwalde seit 1901 als Sängerstadt bekannt

1901 wurde Finsterwalde im Landkreis Elbe-Elster erstmals als Sängerstadt bezeichnet. Seit den 1950er Jahren sind die Sänger fester Bestandteil des Kulturlebens in der Stadt. Im Finsterwalder Sänger- und Kaufmannsmuseum wird seit 2010 die Historie des Gemeinschaftsgesangs vom Mittelalter bis zur Gegenwart in Deutschland thematisiert, so auch die Geschichte rund um das Finsterwalder Sängerlied. Überdies gehört das seit 1954 alle zwei Jahre stattfindende Sängerfest zu den größten Volksfesten in Brandenburg.

Brandenburg bereits sechsmal im Kulturerbe-Verzeichnis

Das immaterielle Kulturerbe repräsentiert lebendige Alltagskultur, die über Generationen weitergegeben wird. Dazu zählen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Bräuche und Feste, Naturheilkunde und Handwerkstechniken.

Deutschland trat dem Abkommen zum Erhalt immateriellen Kulturguts 2013 bei und legte anschließend selbst eine entsprechende Liste an, die nach und nach erweitert wird. Darauf finden sich unter anderem auch die Hip-Hop-Kultur aus Heidelberg, die Oberammergauer Passionsspiele, der rheinische Karneval, die Bäcker- und Brotbackkultur sowie die deutsche Schützenvereinstradition.

Brandenburg ist sechsmal dabei, u.a. mit den Bräuchen und Festen der Lausitzer Sorben, der manuellen Glas-Fertigung (Baruther Glashütte) oder dem "Netzwerk Kachelofenbau – Traditioneller, handwerklicher Bau von Kachelöfen", angesiedelt im Ofen- und Keramikmuseum Velten.

Sendung: rbb88.8, 22.10.2024, 14:25 Uhr

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2 Kommentare

  1. 2.

    Ach, die Beiden? Naja, eigentlich ahnte man schon längst, dass die was miteinander haben.
    Wäre doch mal ein Grund, mal zusammen nen Gig zu machen...

  2. 1.

    Sehr gut. Ich freue mich für meine Geburtsstadt Finsterwalde, in der ich die ersten 26 Jahre meines Lebens verbracht habe. Leider ist das nä. Sängerfest erst wieder in 2 Jahren....

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