Großes Geburtsorte-Ranking - Aus diesen Städten und Ländern stammen die Berliner wirklich
Es gibt sie noch, die gebürtigen Berliner, die immer noch hier leben - aber sie sind in der Minderheit. Die heutigen Hauptstadtbewohner kommen aus Gegenden, die man nicht vermutet hätte. Wie viele stammen aus Ihrem Geburtsort? Von Götz Gringmuth-Dallmer
Der Berliner im Allgemeinen schimpft ja gerne über die zugezogenen Schwaben. Weil gefühlt alle Zugezogenen Schwaben sind. Das stimmt so natürlich nicht - aber dazu später mehr.
Fest steht: Die "echten" Berliner, die in der Stadt zur Welt kamen und immer noch hier leben, sind tatsächlich in der Minderheit. Nur knapp 47 Prozent der Hauptstädter (1.736.514) wurden auch hier geboren, rund 53 Prozent (1.975.416) haben in ihrer Geburtsurkunde einen anderen Ort verzeichnet. Das zeigen Zahlen vom Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, die rbb|24 ausgewertet hat. (Stand: 31.12.2017)
Sie gehören zu den Zugezogenen? Dann können Sie in der nachfolgenden Karte sehen, wie viele Menschen in der Hauptstadt ihren Geburtsort mit Ihnen teilen. Einfach einen Ortsnamen, ein Land oder ein Bundesland in das Suchfeld eingeben - oder klicken Sie sich durch unser Ranking.
Hinweis (Update: 27.08.2018): Aus technischen Gründen werden in der Karte eingangs nur Orte angezeigt, in denen mindestens 200 Menschen geboren wurden. Über die Suche findet man auch Orte mit weniger Einträgen. Orte, in denen weniger als 10 Menschen geboren wurden, werden aus technischen Gründen nicht auf der Karte angezeigt. Sie werden aber in die Gesamtrechnung der betreffenden Länder einbezogen.
An der Spitze unserer Zugezogenenliste stehen Hamburg, Brandenburg und Polen beziehungsweise die Türkei: 22.779 Berlinerinnen und Berliner wurden in der Hansestadt geboren, damit sichert sich Hamburg den Spitzenplatz unter allen Städten weltweit.
Mehr als 200.000 Berliner sind eigentlich gebürtige Brandenburger. Damit führt das einzige Nachbarbundesland das Bundesländerranking an.
Sonderfall Polen
Was die Herkunftsländer angeht, steht Polen auf der Liste ganz vorne: 136.732 Berliner kamen in Orten zur Welt, die zum heutigen polnischen Staatsgebiet gehören.
Das Land ist jedoch zugleich ein Sonderfall: Bei etwa 47.000 Personen fand die Geburt vor 1946 statt - einige von ihnen wurden aufgrund der anderen Grenzziehung zu jener Zeit somit als Deutsche geboren. Knapp 90.000 Hauptstadtbewohner erblickten nach 1946 in unserem östlichen Nachbarland das Licht der Welt.
Dieses Beispiel zeigt deutlich, dass sich über den Geburtsort nicht unbedingt Rückschlüsse auf die Staatsangehörigkeit der Zugezogenen ziehen lassen.
Türkei vor Russland und Syrien
Lässt man den Sonderfall Polen beiseite, kommen die meisten Berliner, die im Ausland geboren wurden, aus der Türkei (102.184), gefolgt von Russland (46.997), Syrien (39.774) und Bulgarien (27.696). Potenzielle Italiener um die Ecke gibt es immerhin noch 24.679. Auch diese Zahlen beziehen sich immer auf das heutige Staatsgebiet. Sie geben zum Beispiel keine Auskunft darüber, wie viele Menschen in der damaligen Sowjetunion geboren wurden.
Damaskus löst Stettin/Szczecin ab
Schaut man sich an, aus welchen Städten weltweit die Menschen nach Berlin ziehen, so gab es in den vergangenen Jahren eine deutliche Verschiebung. Ende vergangenen Jahres lebten 14.746 Menschen mit Geburtsort Damaskus in Berlin, gefolgt von Stettin/Szczecin (7.296), Aleppo (7.065), Moskau (6.657), Teheran (6.429), Breslau/Wrocław (6.280) und Beirut (5.354) sowie Istanbul (5.075).
Bei einer ähnlichen Auswertung der Berliner Morgenpost aus dem Jahr 2015 lag hier Stettin/Szczecin (6.801) noch an der Spitze, gefolgt von Breslau/Wrocław (6.308), Moskau (5.828), Teheran (5.042), Istanbul (4.445) und Damaskus (4.332).
Mehr als 400 Geburtsorte in Brandenburg
Einen interessanten Blick offenbart die Statistik auf Brandenburg, das Bundesland, aus dem die meisten Zugezogenen kommen. Über 400 Geburtsorte liegen gemäß unserer Auswertung in Brandenburg. Dabei haben wir - soweit machbar - ehemalige selbständige Gemeinden der Gemeinde zugeordnet, zu der sie heute gehören. Potsdam (16.358), Frankfurt (Oder) (9.913), Königs Wusterhausen (8.448) und Rüdersdorf bei Berlin (7.894) sind die Brandenburger Kommunen, in denen die meisten heutigen Bewohner Berlins geboren wurden. Potsdam liegt dabei im Gesamt-Städteranking nach Berlin, Hamburg, Leipzig und Dresden auf Platz fünf.
Und die Schwaben?
Zurück zu den eingangs erwähnten Schwaben. Wie viele der von den Berlinern so geschätzten Mitmenschen aus dem Süden der Republik wirklich in Berlin leben, lässt sich nicht so genau ermitteln. Ein Blick auf Wikipedia hilft auch nur bedingt weiter: der Umfang Schwabens sei "heute diffus und territorial nicht fassbar", heißt es da. Es gibt zwar ganz offiziell einen Regierungsbezirk Schwaben, der liegt aber in Bayern. Schaut man sich an, in welchen Bundesländern die zugezogenen Berliner geboren wurden, steht Baden-Würtemberg auf Platz sieben und Bayern auf Platz acht.
Es gibt in Berlin immer noch mehr Menschen, die in Hannover (9.537) geboren wurden als in Stuttgart (8.979) - Platz 13 im Städteranking. Die nächste Stadt in der Liste aus dem Südwesten ist Freiburg (4859 - Platz 41). Freiburg gehört aber historisch explizit nicht zu Schwaben, sondern zu Baden. Weit abgeschlagen zwischen Hinis (Türkei) und Forst (Lausitz) kommt die Stadt Tübingen (2.286) - nur Platz 120 in unserer Liste. Die vielen Schwaben in Berlin - doch eher eine gefühlte Wahrheit?
Hier leben die "echten" Berliner - und hier die Neuhauptstädter
Soviel ist jedoch sicher: Wer sich auf die Suche nach einem echten eingeborenen Berliner macht, der wird am ehesten in Reinickendorf (57,8 % gebürtige Berliner) fündig, gefolgt von Spandau (54,1 %) und Treptow-Köpenick (53,3%). Die meisten Zugezogenen dagegen lassen sich in Mitte nieder, zwei Drittel der Einwohner dort wurden nicht in Berlin geboren (65,7 Prozent kommen von außerhalb), knapp gefolgt von Friedrichshain-Kreuzberg (65,4 %) und Charlottenburg-Wilmersdorf (60,2%).
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Mitarbeit: Kira Schacht, Michael Hörz (Daten), Manuel Reich und Arne Schlüter (interaktive Karte)
Sendung: Abendschau, 21.08.2018, 19.30 Uhr