Fuchsbandwurm - Ex-RKI-Chef Wieler warnt vor Füchsen in der Stadt

So 23.07.23 | 12:29 Uhr
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Symbolbild: Ein männlicher Fuchs (Vulpes vulpes) sitzt auf einer Wiese im Botanischen Garten. (Quelle: dpa/Wolfram Steinberg)
Bild: dpa/Wolfram Steinberg

Immer wieder werden Füchse in der Stadt gesichtet - nicht nur in Wäldern und Parks, sondern auch mitten in Wohngebieten. Das ist nicht ungefährlich, sagt Ex-RKI-Chef Lothar Wieler. Sie können schwerwiegende Erkrankungen verursachen.

Der ehemalige Chef des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, hat vor der Ausbreitung von Füchsen und anderen Wildtieren in Wohngebieten gewarnt. "Die Verbreitung der Füchse in Städten ist grundsätzlich keine gute Entwicklung", sagte der Veterinärmediziner den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Es gebe die Lebenswelt der Wildtiere und die Welt der Menschen, sagte Wieler und ergänzte: "Um Infektionen zu vermeiden, sollten wir diese Welten so wenig wie möglich vermischen."

Fuchsbandwurm kann lebensgefährlich sein

Wieler, der nach seinem Rückzug von der RKI-Spitze am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam forscht, macht vor allem den Fuchsbandwurm als Gefahr aus.

Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ist der Fuchsbandwurm einer der wenigen Parasiten in unseren Breitengraden, der im Menschen eine zwar sehr seltene, aber zumeist schwerwiegende Erkrankung hervorrufen kann [bmel.de]. Die Larvenstadien verursachen demnach zumeist in der Leber raumfordernde krebsartige Veränderungen, die lebensbedrohend sein können.

Der Fuchs scheidet laut BMEL die Bandwurmglieder und -eier mit dem Kot aus. Die sind in der Umwelt sehr widerstandsfähig. Der Mensch kann sich durch Aufnahme der Eier aus dem Kot von Fuchsbandwurmträgern infizieren. Das könne durch einen engen Tierkontakt erfolgen oder durch kontaminierte Lebensmittel - zum Beispiel Wald- und Beerenfrüchte wie Heidel- und Preiselbeeren oder auch Wasser.

Wer Füchse oder andere Wildtiere füttere oder zulasse, dass sie Futter in der Nähe von Siedlungen fänden, erhöhe ohne Not die Chance von riskanten Kontakten, sagte Wieler. "Das sollte unbedingt unterbleiben. Füchse sollten wieder dahin zurück, wo sie hingehören", betonte er.

Nabu: Füchse seit rund 30 Jahren flächendeckend in Berlin

Nach Angaben des Naturschutzbundes (Nabu) stammen die ersten Nachweise von Füchsen in Berlin aus den 1950er Jahren. Seit den 1990er Jahren sei Berlin weitgehend flächendeckend besiedelt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 23.07.2023, 16:30 Uhr

77 Kommentare

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  1. 76.

    Also wenn der Fuchsbandwurm tatsächlich wieder ein Problem ist, könnte man wenn man wollte die ausgeschiedene Eierrate mittels Köderwurmkuren drastisch senken. Da gibts gute Studien aus der Schweiz dazu.
    Allerdings erschweren die Zwischenwirte den schnellen Erfolg so einer Wurmkur. Das heißt man muss sowas regelmäßig bei den Endwirten durchführen, bis sämtliche, bereits infizierte, Zwischenwirte durch die Finnen verendet sind.

  2. 75.

    "... Die Nachweise bestätigen bisherige Erkenntnisse aus anderen Bundesländern, dass sich der Fuchsbandwurm mittlerweile von Süden nach Norden ausgebreitet hat. ..."
    aus https://www.tieraerztekammer-hamburg.de/vet-med-infos/aktuelle-infos/articles/fuchsbandwurm-in-vier-und-marschlanden-nachgewiesen.html

    Das der Fuchsbandwurm nicht Gefahr Nr. 1 ist, da wird Ihnen gewiß jeder zustimmen.
    M.E. ist es jedoch - vorallem bei jüngeren Semenstern - wenig bekannt.
    Und ein kleiner Zusatz: Auch Hund/Katze kann die Wurmeier bei sich tragen!

    Sicherlich kennen jedoch ca. 99 % die "Gefahr", die von Zecken, HIV, Diabetes ect. ausgehen.

  3. 74.

    Nur sind halt nur die wenigsten Füchse in Norddeutschland infiziert, Geschäft machen hingegen alle :-) Ich glaube, es wäre sinnvoller, über Zecken aufzuklären. HIV ist häufiger und unbehandelt gefährlich. Meningitis tötet jedes Jahr kleine Kinder.
    Fettleber hat fast jeder später, Fuchsbandwurm-Lebertumoren sehr sehr wenige.
    Diabetes II muss bekämpft werden. Karies ist eine unheilbare Zahnerkrankung.

    Es gibt genug zu tun. Der Fuchsbandwurm ist nicht Gefahr Nummer 1!

  4. 73.

    Ich habe den Eindruck, dass einige Kommentatoren und Kommentatorinnen hier an einer Angst- oder Panikstörung leiden. Jedesmal, wenn über eine (potentielle) Gefahr berichtet wird, schreiben Leute, dass Angst und Panik verbreitet würde.
    Das Leben ist nun mal lebensgefährlich, da muss man nun wirklich nicht jedesmal alles so aufbauschen.
    Es soll auch Leute geben, die sich gerne hier informieren lassen.

  5. 72.

    Sachlicher informiert das bayrische Landesamt: https://www.lgl.bayern.de/gesundheit/infektionsschutz/infektionskrankheiten_a_z/fuchsbandwurm/index.htm

    Lieber rbb, bitte mehr Recherche. Den Artikel des LGL Bayern zu finden, hat etwa 30 sec gedauert. Bleibt zu fragen, mit welcher Motivation Wieler gegen Füchse ins Feld zieht, warum der rbb das hier so berichtet, und was ich nun vom RKI und dem Plattnerinstitut halten soll.

  6. 71.

    Füchse verrichten gerne ihr "Geschäft" in Sand.

    Mehrmals habe ich/wir das nachts bzw in der Dämmerung beobachten können, Und zwar in den Sand von mind. zwei Kinderspielplätzen.

    Mein Ehemann/ich haben wiederholt Eltern von auf diesen Spielplätzen spielenden Kleinkindern auf die Gefahr aufmerksam gemacht. Die Reaktionen waren recht unterschiedlich. Allerdings wusste niemand um diese Gefahr.

  7. 70.

    Also mal ehrlich - wer ist denn so naiv und versucht, Wildtiere in der Stadt zu verniedlichen und pflückt Beere oder Früchte, die niedriger als einen Meter überm Boden hängen?? Und wer in der Sache auch nicht auf seine/ihre Kinder aufpasst, handelt sowieso nicht verantwortlich. Sowas haben unsere Eltern uns Kiddies damals schon beigebracht, ohne Panik zu verbreiten - und alles, was man pflückt muss vorm Essen gründlich gewaschen werden..... Da muss Herr Prof. Wieler keine Panik machen, sondern sollte wissentschaftlich fundiert informieren und nicht vor Füchsen warnen. Ich habe mehr Angst vor Wildschweinen in der Stadt als vor Füchsen und Ratten (wenn diese keine Jungen haben, ebenso wie Wildschweine mit Jungen).Dann sollte Herr Wieler nämlich auch vor Krähenvögeln warnen, wenn man in die Nähe derer Nester mit Jüngvögeln kommt, die auf niedere Ästen sitzen oder bei ersten Flugversuchen aif dem Boden gelandet sind - da werden Krähen nämlich für alle gefährlich.

  8. 69.

    Stimmt - Klappe halte - sollten alle Panikmacher und Polemiker. Sehr verehrter Herr Wieler, ich verstehe Ihr Begehren - aber wäre nicht ein Mehr an neutraler Information ohne verhohlenes Angstschüren besser? Sollen Füchse jetzt verteufelt und aus dem Stadtbild "Entnommen" werden? Füchse sind übrigens hervorragende Jäger von Ratten - schon vergessen, wer sonst noch alles an Wildgetier in der Stadt heimisch ist? Und wenn, wie hier jemand meinte, beobachtet zu haben, dass ein Fuchs sein Geschäft in einen Sandkasten auf einem Spielplatz gemacht hat, frage ich mal, warum derjenige den Fuchs anstatt nur anzuglotzen und beim Kacken zuzusehen, nicht vom Spielplatz durch Klatschen oder Rufen verjagt hat, um nachher irgendeinen Blödsinn zu verbreiten? Und noch etwas: wenn die Leute ihren Müll einfach in die Landschaft verklappen, brauchen se sich über Ratten und Co nicht zu wundern und zu heulen. Unser Kiezfuchs ist übrigens gesund (wurde getestet - Kakapipiprobe durchs Amt) und ein Rattenjäger.

  9. 68.

    Seine (Wieler) Ahnung oder Qualifikation beurteile ich nicht.
    Aber muss man wirklich warnen ?
    „Die Fuchsbandwurm-Krankheit ist sehr selten: Das Risiko einer Infektion ist vergleichbar mit der Gefahr, auf einem Fussgängerstreifen zu sterben (20 Fälle im Jahr 2015) und etwa 24 Mal geringer, als sich als Fussgänger im Strassenverkehr schwer zu verletzen (600 Fälle 2015).“
    Es geht um die Relation… wenn man meint schon bei so einem geringen Risiko warnen zu müssen, dann hat man aber eine sehr lange Liste an „Gefahren“ noch vor sich.
    Man hat den Eindruck einige Wissenschaftler, Politiker usw. halten die Bevölkerung für nicht lebensfähig ohne irgendwelche Ratschläge und Warnungen.

  10. 67.

    Aber sie haben Ahnung?

    Ich vertraue den Menschen, die sich viele Jahre mit solchen Themen befassen deutlich mehr als den selbsternannten Experten am Rand der Gesellschaft, die sich auch mal zu Wort melden wollen.

  11. 66.

    Ich habe diese Person noch Nie für voll genommen, er hat Null Ahnung und versucht sich nur wichtig zu machen !!!"
    Was soll man auch von jemand erwarten, der seine Ausbildung nicht auf youtube absolviert hat und nicht ausschliesslich für Fachpublikum in Internetforen und auf FB publiziert????????????

  12. 65.

    @Rene
    Bevor man den Fuchsbandwurm entdeckte glaubte man sehr oft, die erkrankten Personen seien Alkoholiker wegen der schweren Leberschäden. Diese Menschen erlagen qualvoll ihren Leiden.
    Schon vor über 30 Jahren fielen mir Warnschilder im Raum Stuttgart diesbezüglich auf Waldparkplätzen auf. Ein lang bekanntes Problem und darüber hinaus schwer behandelbar.
    Also keine neue Erfindung aus Langeweile oder Wichtigtuerei.
    Manch einer sollte es doch mal wieder wie Dieter Nuhr halten: Klappe halten!

  13. 64.

    Tollwut ist zur Zeit kein Thema mehr. Die Füchse sind in D durch orale Impfprogramme praktisch keine Überträger mehr. Nur die Fledermaus soll vereinzelt noch Wirt sein.
    Deswegen fand ich die Anregung eines Kommentators nach einem analogen Entwurmungsprogramm für Füchse so schlecht nicht.
    Denn, es ist zwar richtig, dass man Wildtiere durch Anfüttern und Essensreste aus vielerlei Gründen nicht an die menschliche Zivilisation gewöhnen soll. Aber praktisch ist das Thema beim Fuchs doch längst durch.

  14. 63.

    Oha, da ist ja ein ganz Schlauer unterwegs!
    Wie viele Leute wären wahrscheinlich gestorben - OHNE - Wielers "Panikmache"?
    Wie hätten Sie es gemacht?
    Bin gespannt ;-)

  15. 62.

    Nein nein, Sie haben das völlig falsch verstanden! Man soll nicht ungewaschen Beeren pflücken! Insbesondere Hobbygärtner scheinen da auffällig oft ungewaschen ihre Beeren zu pflücken. Also ehrlich, da hätte der Herr Wieder ruhig mal noch ein paar Hygienetips mit dazu packen können, da hat er doch sicher noch ein paar auf Lager aus den vergangenen drei Jahren.

  16. 61.

    Aus dem Ex-Hause Wieler
    https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Echinokokkose.html
    "In Deutschland gibt es wahrscheinlich kaum mehr autochthone Infektionen, die überwiegende Zahl der hier beobachteten Erkrankungen tritt vermutlich bei Migranten auf, die sich in ihren Herkunftsländern infiziert haben. Auch Infektionen durch importierte Hunde sind möglich. Erkrankungen von Touristen, die sich auf Reisen in endemischen Gebieten infiziert haben, sind eine Seltenheit."

    ... außerdem ist Sommer.

  17. 60.

    Zur Tollwut:
    https://www.landkreis-oder-spree.de/Wirtschaft-Ordnung/Veterin%C3%A4r-und-Lebensmittel%C3%BCberwachung/Tiergesundheit-Tierseuchenbek%C3%A4mpfung/Hinweise-zur-Tollwut.php?object=tx%7C3410.5&ModID=7&FID=2689.5302.1&NavID=2426.245&La=1&call=suche

  18. 59.

    In einem früheren Artikel zu Stadt-Füchsen hieß es, der Fuchsbandwurm ist in der Stadt nicht mehr existent. Was denn nun?!?

  19. 58.

    " relativ große Brombeerhecke in Berlin-Adlershof Nähe der Kreuzung Volmerstraße/Willstädter Straße - "

    danke, wußte ich nicht, aber könnten die mit Exkrementen vom Fuchs kontaminiert sein ? " eine relativ große Brombeerhecke ??

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