Bauprojekte im Havelland - Überschüssiger Strom aus Windrädern soll in Rechenzentren fließen

So 17.03.24 | 12:15 Uhr | Von Heike Schüler
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Symbolbild: Windräder bei Nauen am 03.03.2021.(Quelle: picture alliance/Jochen Eckel)
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Video: rbb24 | 14.03.2024 | Heike Schüler | Bild: picture alliance/Jochen Eckel

Seit einigen Jahren produziert die Region rund um Nauen mehr grünen Strom als sie verbrauchen kann. Windräder müssen sogar abgeschaltet werden. Daher sollen Rechenzentren entstehen, die den überschüssigen Strom "fressen" können. Von Heike Schüler

Wenn auf der Nauener Platte im Landkreis Havelland, einer 15 Meter hohen Hochebene aus der Eiszeit, mal wieder zu heftiger Wind weht, muss ein Teil der rund 200 Windkraftanlagen abgeschaltet werden. Der Strom kann nicht verbraucht werden, eine Überlastung droht.

Die Überproduktion soll künftig in Rechenzentren fließen. Der Landrat des Landkreises Havelland, Roger Lewandowski (CDU), plant, gleich mehrere dieser "Stromfresser" in der Region zu bauen. Er sieht für alle eine "Win-Win-Situation". Ein Rechenzentrum ist beispielsweise in Wustermark geplant.

Bau in Brieselang beschlossen

Aber schneller ist offenbar die Gemeinde Brieselang. Die Gemeindevertretung hat jetzt einstimmig beschlossen, dass die Firma Datablock im Gewerbegebiet ein Rechenzentrum bauen darf. Bürgermeisterin Kathrin Neumann-Riedel (parteilos) freut sich, dass angesichts der fortschreitenden Digitalisierung ihre Gemeinde ein Stück mithelfen kann, dass das Internet funktioniert. Rechenzentren tragen unter anderem dazu bei, eine Infrastruktur bereitzustellen, so dass große Datenmengen verarbeitet, gespeichert, übertragen und verwaltet werden können. Diese Datenmengen werden für den Betrieb des Internets benötigt.

Das Baugrundstück für das Rechenzentrum liegt direkt an der Autobahn A10. Die Gemeinde hat daher mit dem Investor den Bau einer Lärmschutzwand ausgehandelt - eine Entlastung für die Bewohnerinnen und Bewohner. Zudem sind in einem städtebaulichen Vertrag weitere Zusicherungen festgeschrieben: Der Investor dürfe zur Kühlung der Anlagen kein Grundwasser entnehmen, sagt Neumann-Riedel. Geplant sei stattdessen eine Trockenkühlung in einem geschlossenen Kühlkreislauf.

Abwärme des Rechenzentrums soll genutzt werden

Im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung will die Gemeinde auch prüfen, wie die Abwärme des Rechenzentrums genutzt werden kann. Es könnte ein Wärmenetz entstehen, dass auch für die Heizungen der Bürgerinnen und Bürger von Vorteil sein könnte, erklärt Neumann-Riedel.

Es gibt aber einen Knackpunkt: Von den elf Hektar Grundstücksfläche sind fünf Wald. Aber selbst die Brieselanger Ortsvorsitzende Ilse-Dore Hahn (Grüne) sieht das eher gelassen: "Das ist ein Kiefernwäldchen mit Unterholz, und es gibt keinen schützenswerten Tierbestand", sagt sie. Außerdem müsse der Investor an anderer Stelle zum Ausgleich Laubbäume pflanzen. Die seien für das Klima viel wertvoller.

2028 soll das Rechenzentrum in Brieselang ans Netz gehen. Ganz auf grünen Strom können sich die Betreiber einer solchen Anlage aber nicht verlassen. Sie benötigt nämlich kontinuierlich Strom - auch dann, wenn sich die Windräder mal nicht drehen. Dennoch soll der grüne Strom aus dem Havelland an stürmischen Tagen künftig besser genutzt werden.

Sendung: rbb24, 14.03.2024, 16 Uhr

Beitrag von Heike Schüler

83 Kommentare

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  1. 83.

    Ein paar Hundert Arbeitsplätze, Milliarden Investitionen und Entwicklung im Umfeld.
    Und, die vielen Windräder haben endlich Stromabnehmer und damit eine Aufgabe.

  2. 81.

    Stimmt das von Microsoft beim Hambacher Tagebau bringt auch nur ein paar hundert Arbeitsplätze.

    Drüben jammert im übrigen keiner...

  3. 80.

    Ja - Berlin/Brandenburg sind gute Nährböden für Berufsnörgler aus ganz Deutschland.
    Soll irgendwo im Berliner Umland(ABC Bereich) investiert werden und Arbeitsplätze entstehen, sind Berufsnörgler und Blockierer Nicht weit.

  4. 79.

    Die Investitionen in Brieselang und in Wustermark, gehen in die Milliarden, Viele Grüße aus HVL.

  5. 78.

    Sie wollen von Berlin aus, Milliarden Investitionen im Landkreis Havelland verhindern und schlechtmachen ???
    Im Havelland gibt es schon seit Jahrzehnten Rechenzentren.
    In Paretz bei Ketzin/Havel zum Bsp. war schon vor Jahrzehnten, das Rechenzentrum für die Tierzucht der gesamten DDR - und Windräder zur Energiegewinnung, stehen auch zu Hunderten im Lkr. Havelland und das auch schon seit Jahrzehnten.
    Im Westen Brandenburgs leben Hunderttausende Einwohner:innen, die Arbeitsplätze und eine Zukunft brauchen und keine Blockierer und Schlechtmacher.

  6. 76.

    Alles klar : Auf einmal ist Windstrom Nicht Öko genug und Rechenzentren dürfen natürlich nur in den Alten Bundesländern aufgebaut werden.
    Im Westen Deutschlands wird gerade gejubelt, das Microsoft, mehrere Rechenzentren baut und damit die gesamte Region sich entwickelt.

  7. 75.

    Ja, super. Wir verbrauchen noch mehr Strom mit einem Rechenzentrum, welches auch näher am ökostrom z. B. In S-h oder M-V stehen könnte. Damit niemand meckert bauen wir noch 3 windräder, damit niemand meckert. Nun ist alles öko. Und alle glauben es und feiern sich. Super Marketing.

  8. 74.

    Je weniger windräder in der Region stehen, desto besser für die lokalen strompreise. Windstrom muss nämlich auch bezahlt werden, wenn er gar nicht eingespeist werden kann. Wo kein Windrad, da können Vögel ungestört fliegen. In mv werden greifvögel verjagd, weil sonst keine windräder gebaut werden durften.

    Rechenzentren (die 24 h an 7 Tagen pro Woche laufen) grün zu waschen, auch wenn kein Lüftchen weht, finde ich bedenklich. Ist so als wenn auf dem ice 100 % ökostrom steht... Greenwashing

  9. 73.

    Ich hab jetzt nirgendwo die genauen Ausmaße des Vorhabens gelesen.

    In Frankfurt und Umgebung wird grad wieder ein neues Rechenzentrum gebaut mit 500 Mitarbeitern.

    Selbst wenn es hier "nur" 50 sind, ist das doch super.

  10. 72.

    Rechenzentren in Deutschland beschäftigen weit mehr als 200 000 Arbeitnehmer:innen - Tendenz stark steigend.

  11. 71.

    Was glauben Sie denn, was da an Fachpersonal *inHouse* benötigt wird für... sagen wir mal 1000 42HE Schränke?
    Konfiguration und Einrichtung erfolgt nicht auf einer Konsole am Schrank. Da kommen nur Einzelkräfte mit höchstem Sicherheitslevel ran, wenn ein neues Rack eingeschoben und angemeldet wird.
    Sobald das Stück Glasfaser angepatcht ist, sieht das Rack niemand mehr physisch.

    Und für alle anderen Aufgaben gibt es SNMP!

    Und wenn Sie meinen, dass da zig Arbeitsplätze im Bereich Klima., Elektrik und Wasser entstehen, dann haben Sie noch nie ein Rechenzentrum von innen gesehen.

  12. 70.

    Die Energie Lobby in Brandenburg kennt doch nur Wälder aus Windmühlen auf ausgedörrten Äckern
    West-und Süddeutschland brauchen Strom für ihre Industrien - Und Wir liefern demütig.

  13. 69.

    Wichtig wäre auch, wieder Wälder im Havelland aufzuforsten - die Agrarindustrie geht ja mit ihren Monokulturen schon an die Flüsse, Kanäle und Seen heran.
    Nicht nur, Windräder, Photovoltaik, Rechenzentren, usw. sondern wieder richtige Wälder aufforsten.

  14. 68.

    Arbeitsplätze am westlichen Berliner Ring, sind sehr wichtig für den gesamten Westen von Brandenburg - daher, sind Rechenzentren und andere Investitionen am Berliner Ring, sehr wichtig.

  15. 67.

    Wird ja auch mal Zeit, das außer Windräder noch etwas anderes gebaut und investiert wird, im Havelland.

  16. 66.

    Besser, die Wertschöpfung der Windkraft bleibt in der Region und wird künftig im Havelland selbst genutzt - wie nur immer Billig Strom für andere Regionen, zur Verfügung zu stellen.
    Wo die Belastung durch Windparks und Solarfelder ist, sollte auch die Wertschöpfung stattfinden und künftig, Arbeitsplätze geschaffen werden.

  17. 65.

    250 Meter hohe Windräder in Brandenburg sind kein Problem - genauso wie Hochhäuser kein Problem in der Hauptstadt Berlin darstellen.

  18. 64.

    Warum soll ich als Berliner eine Brandenburger Initiative gründen?
    Buch gehört zu Berlin.
    Ortskunde?

    Und gesetzliche Mindestabstände können von jedem Bundesland individuell festgelegt werden.
    750m zu Wohnbebauung ist durchaus legitim, die WKA stören doch niemanden bei 240m Höhe.
    Das sind doch alles nur gefühlte und keine realen Belastungen, laut diverser Studien.


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