Personal fehlt - Hort in Fürstenwalde schließt überraschend - 100 Kinder ohne Betreuung

Di 11.06.24 | 19:11 Uhr
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Hort "Sternschnuppe" in Fürstenwalde (Oder-Spree). (Quelle: rbb)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 13.06.2024 | Robert Schwaß | Bild: rbb

Die Stadtverwaltung in Fürstenwalde hat die Verträge für die Betreuung Dutzender Hortkinder gekündigt. In einer Einrichtung waren viele Betreuer nicht mehr zum Dienst erschienen. Nun suchen Stadt und Eltern nach den Gründen - und nach Lösungen.

  • Wegen Personalmangels hat Hort in Fürstenwalde Betreuung eingestellt
  • Bürgermeister spricht von Gewalt unter Kindern und mangelndem Respekt gegenüber Betreuern
  • Personalmangel laut Eltern schon länger bekannt
  • Stadt sucht nach Alternativen für Betreuung der mehr als 100 Kinder

Mehr als 100 Kinder des Hortes "Sternschnuppe" in Fürstenwalde (Oder-Spree) stehen seit Donnerstag vergangener Woche vor verschlossenen Türen. Die Einrichtung im Kosmonautenviertel hat die Betreuung eingestellt. Als Grund gibt die Stadt einen dramatischen Personalmangel an. Den Angaben zufolge waren in der vergangenen Woche große Teile der Belegschaft nicht wie vorgesehen zum Dienst gekommen.

Die Stadt teilte am Dienstag auf ihrer Webseite mit, am Donnerstag sei eine "Notbremse" gezogen worden. "Um Kinder und Mitarbeitende nicht zu gefährden, konnten wir den Betrieb des Hortes Sternschnuppe nicht weiter aufrechterhalten. Wir arbeiten jetzt daran, die Kinder den Umständen entsprechend bestmöglich zu versorgen und die Eltern zu unterstützen."

Gewalt und mangelnder Respekt als Ursache?

Wie Bürgermeister Matthias Rudolph (Wählervereinigung Bündnis Fürstenwalder Zukunft) am Dienstag dem rbb sagte, wurde ihm am Donnerstag gemeldet, "dass von der gesamten Belegschaft vor Ort fünf Mitarbeitende nicht den Dienst wie vorgesehen angetreten haben." Zu den Gründen für den Personalausfall äußerte sich der Leiter der Einrichtung, Robert Lutz, am Dienstag gegenüber dem rbb nicht. Er müsse zunächst dazu Personalgespräche führen, ließ er verlauten.

Die zuständige Stadtverwaltung sah sich nach eigenen Angaben dennoch gezwungen, den Hort ganz zu schließen. Rudolph zufolge wurde wegen der fehlenden Mitarbeiter eine Schließung zunächst nur für den vergangenen Donnerstag und Freitag beschlossen. "Aber am Donnerstagnachmittag gab es dann nochmal eine entsprechende verwaltungsinterne Beratung mit allen Fachleuten, der zuständigen Dezernentin, der Amtsleitung und der Fachberaterin. Dann haben wir gemeinschaftlich die Entscheidung getroffen, diesen Hort zunächst nicht wieder zu öffnen, mit den Ressourcen, die wir haben", so Rudolph.

Unter den gegebenen Umständen sei eine Betreuung nach dem Kita-Gesetz nicht möglich, sagte Rudolph. "Mit dem normalerweise vorhandenen, notwendigen pädagogischen Personal nach Betreuungsschlüssel für einen Hort wird es nicht mehr möglich sein, einen solchen Hort zu betreiben." Der Schlüssel ist laut Bürgermeister ein Betreuer für 20 Kinder.

Der Bürgermeister verwies zugleich auf tiefer liegende Probleme in der Einrichtung. "Da reden wir über die Standort-Situation, darüber, dass es doch eine ganze Reihe von Kindern gibt, die einen deutlich erhöhten Aufmerksamkeits- und Betreuungsbedarf haben", so Rudolph. "Wir haben ein großes Problem mit mangelndem Respekt gegenüber dem Personal. Wir haben Gewalttätigkeiten der Kinder untereinander und auch gegenüber dem Personal, was mit Sicherheit auch zu dem entsprechenden Krankenstand geführt hat."

Eltern müssen Betreuung selbst sichern

Für die Eltern und Kinder der nahen Grundschule "Sigmund Jähn" bringt die Schließung jedoch neue Probleme mit sich. Wie beispielweise für Brigitte Mewes aus Buchholz. Sie arbeite in Schichten und habe sich frei nehmen können, sagte sie dem rbb, ansonsten würden ihre beiden Töchter aus der ersten und zweiten Klasse auf der Straße stehen. "Aber auf Dauer kann ich das nicht", sagt Mewes. "Ich stehe schon kurz vor der Kündigung, weil ich nicht weiß, wie ich meine Kinder betreuen soll. Ich wohne auf dem Dorf."

Nach Aussagen von Eltern und vom Bürgermeister war die Betreuung in dem Hort - ein zweistöckiges Gebäude in der Nähe der Schule, inklusive Spielplatz - bereits seit Ende Mai eingeschränkt. So wurde lediglich eine Notbetreuung für Kinder mit zwei berufstätigen Elternteilen organisiert.

Mewes zufolge gab es auch häufige Wechsel der Erzieherinnen und Erzieher. "Der generelle Wechsel war zwar immer ein bisschen blöd. Aber die Kinder haben sich eigentlich immer damit abgefunden, und wir waren froh, dass wir den Hortplatz hatten", so Mewes.

Eine weitere Mutter, Melanie Zerndt, hat mittlerweile eine Messanger-Gruppe von verzweifelten Eltern eingerichtet, denn inzwischen habe die Stadt Fürstenwalde die Betreuungsverträge für den Hort ganz gekündigt, sagt sie. "Ich weiß, dass ganz großer Personalmangel war, der aber schon lange bekannt ist", erklärt Zerndt. Sie kritisiert aber auch: "Bei der Stadtverwaltung ist dem nicht nachgegangen worden."

Ideen für alternative Betreuung gesucht

In der Stadtverwaltung suche man nun nach Alternativen, sagt Bürgermeister Rudolph. Derzeit laufe die Suche nach Trägern für eine Nachmittagsbetreuung, zum Beispiel an der Jähn-Grundschule und mit Jugendklubs. Nach Mitteilung der Stadt sei aber zunächst nur ein beschränktes Betreuungsangebot für Erst- und Zweitklässler zu erwarten. Immerhin solle schon ab Montag Mittagessen in der Sigmund-Jähn-Grundschule angeboten werden.

Die Stadt sei aber auch offen für Ideen, wie beispielsweise Betreuung durch Elterngruppen, sagte Rudolph. "Die Kosten dafür wären dem Träger, also uns, in Rechnung zu stellen, als Schadensersatz-Anspruch", sagt Rudolph. "Ähnliches gilt, wenn die Eltern eine unbezahlte Freistellung bei ihrem Arbeitgeber erwirken können, dann wäre der Lohnersatz, also der Ausfall der Bezahlung auch entsprechend geltend zu machen."

Die berufstätige Mutter Brigitte Mewes ist mit solchen kurzfristigen Lösungen nicht zufrieden und sieht Versäumnisse. "Der Bürgermeister sollte sich echt überlegen, das Amt abzutreten", sagt sie verärgert. Für diese Woche planen die betroffenen Eltern und Kinder eine Protest-Kundgebung vor dem Rathaus in Fürstenwalde.

Sendung: Antenne Brandenburg, 11.06.2024, 16:40 Uhr

Mit Material von Sabine Tzitschke

14 Kommentare

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  1. 14.

    Gewaltig Probleme. Aber heftig. Egal wie die Kids heißen oder woher sie wohl kommen... da haut aber garnix mehr hin. Schwierig.

  2. 13.

    Die Herkunft der meisten Kinder im Kosmonautenviertel Fürstenwalde ist bekannt. Kleiner Tip, die meisten sind NDH.

  3. 12.

    Herr Woitke & Co klatschen sich heute aber gerade auf die Schulter, dass alles besser geworden ist.

  4. 11.

    Na warum wohl, weil die Herkunft natürlich politisch korrekt verschwiegen wird.
    Naja irgendwann wird es auch der letzte begreifen (müssen), Deutschland goes down.

  5. 10.

    Nun erklären Sie uns allen doch mal, in welche Länder die ganzen Tysons, Emilys, Oskars, Ginos, Jamals, Amys, Liams und und und gebracht werden sollen.
    Sie scheinen lieber hetzen als aufmerksam lesen zu wollen. Im Artikel steht: " ...dass es doch eine ganze Reihe von Kindern gibt, die einen deutlich erhöhten Aufmerksamkeits- und Betreuungsbedarf haben" und "Wir haben ein großes Problem mit mangelndem Respekt gegenüber dem Personal. Wir haben Gewalttätigkeiten der Kinder untereinander und auch gegenüber dem Personal, was mit Sicherheit auch zu dem entsprechenden Krankenstand geführt hat."
    Ich finde nichts über die Herkunft der Kinder, wohl aber über die Probleme in diesem Hort und darum geht es hier doch.

  6. 9.

    erreichbar ist dort übrigens derzeit niemand. da duckt man sich weg.

    Dort werden also in Akutlage weder Fragen beantwortet, noch Hilfsangebote entgegengenommen.

    Ich hätte hier eher ne Nachtschicht erwartet um zumindest für systemrelevante AN Ausweichkitas im Umland zu organisieren. Fürstenwalde ist mal nen totaler fail, wenn es um Bürgernähe und Krisenmanagement geht !

  7. 8.

    lol, die Eltern geben nun dem BM die Schuld, dass sein Personal nicht motiviert ist, auf die verzogenen Kinder aufzupassen? Was müssen sich denn die Erzieherinnen noch alles gefallen lassen, bevor sie die unerzogenen Kinder raus werfen können?

  8. 7.

    Die sollen ihre Arbeit niederlegen und vor das Fürstenwalder Rathaus ziehen und solange dort stehen bleiben, bis die Familien der schlagenden Kinder/Eltern abgeschoben wurden, oder zumindest innerhalb D dorthin verbracht wurden, wo sie niemanden schädigen können und konzentriert, ohne Ablenkung lernen können. Sprache, Sitten, etc..

    Initiativen für Lurche, da sind 100 Mamis auf den Beinen, aber bei sowas wird null mobilisiert ?

  9. 6.

    Und die berufstätigen Eltern sollen jetzt was tun von jetzt auf gleich? Spontan langer Urlaub wird selten gehen. Oder soll ein Elternteil jetzt seine Stelle kündigen und die Kinder zu Hause betreuen? Wie stellt sich die Stadt sowas praktisch als Umsetzung bei den Eltern jetzt vor?

  10. 5.

    Das Problem hier fing leider 2013 als eine gewisse Regierung und Person sagte wir schaffen das!!! Das ist die Quittung jetzt und erst der Anfang leider! Das Personal tut mir echt leid und sie haben alles richtig gemacht die eigene Gesundheit geht vor PUNKT ENDE AUS!! Und die Stadtversammlung zum kotzen wie kann man sich immer alles schön nur schön reden und nix machen, aber so ist Politik und die Quittung dafür gab es am 9.6 und zur Bundestagswahl hoffentlich auch wieder.

  11. 4.

    O tempora o mores!
    Was bin ich froh, daß ich in einer anderen Zeit groß geworden bin!

  12. 3.

    ""Wir haben ein großes Problem mit mangelndem Respekt gegenüber dem Personal. Wir haben Gewalttätigkeiten der Kinder untereinander und auch gegenüber dem Personal, was mit Sicherheit auch zu dem entsprechenden Krankenstand geführt hat."
    Wo das Problem liegt...Vielleicht denken die Eltern mal darüber nach. Kann das Personal durchaus verstehen, was sich heutzutage Pädagogen alles bieten lassen müssen, unglaublich.

  13. 2.

    In anderen Bundesländern werden auch noch Erzieher*innen gesucht, also Entwarnung für die kranken Kolleg*innen und gute Besserung. Noch ist die Grenze nach Westen ja offen. =)

  14. 1.

    Einen Hort für Kinder kenne ich noch ganz gut. War selbst in solch einer Einrichtung. Ich habe daraus nur gutes gelernt u.würde mir wünschen das auch diese Jugendlichen davon profitieren.

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