Neue Unfallstatistik - Wie groß ist das Risiko durch E-Scooter?

Fr 26.07.24 | 19:32 Uhr
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Symbolbild: Abgestellte Elektroroller in der Stadt. (Quelle: dpa/Spremberg)
Audio: rbb24 Inforadio | 26.07.2024 | Gina Thoneick | Bild: dpa/Spremberg

Die Zahl der Todesopfer und Verletzten bei E-Scooter-Unfällen ist 2023 deutschlandweit gestiegen – in Berlin wurden allerdings weniger Unfälle registriert. Vor allem junge Menschen sind beteiligt, oft ist Alkohol mit im Spiel.

Unfälle mit E-Scootern spielen bundesweit eine weiter wachsende Rolle im Verkehr. Das belegen die Zahlen des Statistischen Bundesamts zu Unfällen mit E-Scootern für das Jahr 2023. Demnach registrierte die Polizei deutschlandweit im vergangenen Jahr 9.425 E-Scooter-Unfälle mit Personenschaden – 14,1 Prozent mehr als im Jahr zuvor (8.260). 22 Menschen kamen bei Unfällen mit E-Scootern ums Leben – eine Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr.

In Berlin sank die Zahl der Unfälle mit Personenschäden im Vergleich zum letzten Jahr hingegen von 768 auf 677. In Brandenburg stieg die Zahl von 104 auf 148, wie das Statistische Bundesamt auf rbb-Anfrage mitteilte.

Falsche Fahrbahnnutzung und Alkoholeinfluss häufigste Unfallursachen

Deutschlandweit wurden die Unfälle mit Personenschäden demnach zu zwei Dritteln (66,3 Prozent) von den Fahrer:innen selbst verursacht. 41,6 Prozent der verunglückten Fahrer:innen waren der Statistik zufolge jünger als 25 Jahre, 80,4 Prozent jünger als 45 Jahre. Die meisten Unfälle (rund 60 Prozent) wurden in Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohner:innen registriert.

Die Statistik enthält auch Angaben zu den Unfallursachen. In den häufigsten Fällen (19,4 Prozent) gab die Polizei die falsche Benutzung der Fahrbahn oder der Gehwege als Unfallursache an. Die Fahrer:innen müssen, so weit vorhanden, Fahrradwege oder Schutzstreifen nutzen. Ansonsten sollen sie auf Fahrbahnen oder Seitenstreifen ausweichen, das Fahren auf Gehwegen ist verboten.

Zweithäufigste Ursache ist der Polizei zufolge das Fahren unter Alkoholeinfluss mit 15,1 Prozent. Die Zahl ist höher als bei anderen Verkehrsmitteln. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum waren es bei Radfahrer:innen 8,1 Prozent und bei zulassungsfreifen Krafträdern wie Mofas, S-Pedelecs und Kleinkrafträdern 7,4 Prozent.

Keine Auskunft über absolutes Fahrtaufkommen

In der Statistik fehlt allerdings eine relevante Bezugsgröße – nämlich die Gesamtzahl der Fahrten mit E-Scootern. Auch enthält sie keine Informationen darüber, ob die Unfälle mit privaten Scootern oder solchen von Sharing-Anbietern verursacht wurden.

Wie eine Analyse des Gesamtverbandes der Versicherer aus dem Jahr 2023 zeigt, sind 75 Prozent der in Deutschland versicherten E-Scooter in Privatbesitz - 25 Prozent gehören zu den Flotten der Sharing-Anbieter. Die Analyse zeigt aber auch, dass Leih-Scooter für die Hälfte der Unfälle verantwortlich sind, obwohl sie nur ein Viertel der Gesamtzahl ausmachten.

Auch einige Sharing-Anbieter verweisen auf rbb-Anfrage auf die fehlende Bezugsgröße in der Statistik. "Da bei allen Sharing-Anbietern in den vergangenen Jahren Anstiege der Nutzungsraten im zweistelligen Prozentbereich verzeichnet wurden und mutmaßlich mehr private E-Scooter auf den Straßen sind, ist ein absoluter Anstieg bei den Unfallzahlen für die Modalität keine Überraschung", sagt Tim Schäfer vom Sharing-Anbieter Voi.

Sharing-Anbieter fordern bessere Infrastruktur

Schäfer verweist außerdem auf eine Studie des europäischen Sharing-Verbandes "Micro Mobility for Europe". Demzufolge ist die Zahl der Unfälle pro Millionen Fahrten 2023 im Vergleich zu 2022 um 44 Prozent gesunken – bei den Fällen von schweren Unfällen, die eine medizinische Behandlung nach sich zogen, sank die Zahl demnach um 19 Prozent.

"Trotzdem ist jeder Unfall einer zu viel", sagt Jenovan Krishnan, Unternehmenssprecher beim Sharing-Anbieter Bolt. Um die Sicherheit für die Fahrer:innen zu erhöhen, müsste vor allem die Infrastruktur in den Städten verbessert werden – etwa durch den Ausbau von Radwegen und mehr Stellflächen für geparkte Roller. Grundsätzlich seien die Fahrzeuge der Sharing-Anbieter aber sicherer, so der Sprecher. Sie würden häufiger gewartet, bekämen Reifenwechsel oder würden Sicherheitstests unterlaufen.

Ähnlich äußern sich auch weitere angefragte Sharing-Anbieter, wie etwa das Unternehmen Tier: "Grundsätzlich sehen wir E-Scooter als sicheres Verkehrsmittel an und fordern eine deutliche Verbesserung der Infrastruktur zum Schutz der Nutzer:innen von Mikromobilität", teilt eine Sprecherin auf rbb-Anfrage mit. "Generell sind wir als Anbieter für den Mietvorgang und die Sicherheit der Fahrzeuge, nicht jedoch für das regelwidrige Fahr- und Parkverhalten einzelner Verkehrsteilnehmer:innen verantwortlich – diese gibt es bedauerlicherweise bei jedem Fahrzeugtyp, egal ob mit dem Auto, Fahrrad oder E-Scooter", heißt es weiter.

Mit Reaktionstest gegen Alkoholfahrten?

Wie viele andere Anbieter bietet der Anbieter Bolt einen Reaktionstest an, um etwa alkoholisierte Kund:innen vom Fahren abzuhalten. An bestimmten Tagen und zu bestimmten Uhrzeiten müssen die Nutzer vor dem Freischalten in einer vorgegebenen Zeit auf Aktivitäten auf dem Bildschirm reagieren. Die App misst dann die Reaktionszeit und soll so einen Hinweis über die Fahrtauglichkeit der Nutzer:innen geben – in der Regel ist eine Ausleihe jedoch auch möglich, wenn der Test nicht bestanden wird.

Anders war es während der Fußball-EM: In allen deutschen Städten war während der Zeit des Turniers ein Ausleihen von Bolt-Scootern nach negativem Reaktionstest nicht mehr möglich. In Frankfurt (Main) konnten laut Bolt so drei Prozent der Nutzer:innen an einer Fahrt gehindert werden. "Im Grunde ist der Test eine Barriere, der im besten Fall jemanden am betrunkenen Fahren hindert – am Ende liegt die Kontrolle aber bei der Polizei", so der Bolt-Sprecher.

Sendung: rbb24 Inforadio, 26.07.2024, 17:20 Uhr

38 Kommentare

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  1. 38.

    "„ Bis 2011 forderte sie – als einziges Land der Welt – ..."

    Ergänzend noch: Die Schweizer Velovignette war nie als "Kennzeichen" gedacht.
    Es war damit also nie gedacht den Halter des Fahrrades festzustellen. Die "großen" Buchstaben und Zahlen waren Kennzeichen des Kantons bzw. der Versicherungsgesellschaft, folglich bei vielen Kennzeichen identisch.
    Die kleine, eingeprägt oder gedruckte Nummer auf der Velovignette WÄRE eine Möglichkeit der Personalisierung gewesen, WENN es nicht möglich und üblich gewesen wäre das Ding im Supermarkt oder bei der Post zu kaufen, ohne seine Personalien anzugeben. Letzteres war nämlich immer freiwillig.
    Es ging hier immer nur darum nachzuweisen, dass Mensch seine sieben bis zehn Franken im Jahr bezahlt hat und dafür einen Aufkleber bzw. früher ein Blechschild an seinem Velo befestigen musste.

  2. 37.

    „….. Kennzeichnung….. das auch bei Fahrrädern nicht schlecht fänd……“
    Es ist nicht so als hätte das noch keiner versucht…
    „ Bis 2011 forderte sie – als einziges Land der Welt – ein Versicherungskennzeichen, die Velovignette. „Damals durften nur Fahrräder und E-Bikes mit gültigem Versicherungsschutz auf die Straßen. Dieser musste jährlich erneuert werden und war als farbiger Aufkleber am Rad angebracht“, erläutert Anja Knaus vom schweizerischen Fahrradhersteller Flyer. Das Kennzeichen wurde eingestellt, weil viele Radfahrende bereits eine private Haftpflichtversicherung abgeschlossen hatten, die auch Fremdschäden bei Radunfällen abdeckt, und der Bürokratieaufwand extrem kostspielig war.“
    Soll nun Deutschland das auch machen um dann auch zu scheitern ?

  3. 36.

    Das was gesund ist bei den E- Scooter, dass alle Benützer aufrecht stehen müssen.
    Ob im Sportdress oder mit Anzug und Krawatte.
    Sie sind ansonsten schutzlos dem Verkehr ausgesetzt. Bei den E- Scooter nehme ich an, dass es bei diesen Geräten nicht um Klimaschutz ging, sondern um eine neue Verkaufsstrategie mit mehr Markt-Umsatz. Die Anwendung der E- Scooter verliert den Sinn für das Wesentliche. Mehr Klimaschutz und besser zu Fuß gehen würde den Menschen mehr bringen. Ressourcenverbrauch ging fremd, bringt weiteres Techno- Müll. E- Scooter-Unfälle kommen zu den gewohnten Unfällen noch dazu. Infrastruktur in den Städten sollen verbessert werden, durch den Ausbau von Radwegen und mehr Stellflächen für geparkte Roller? Wo soll das gemacht werden, wenn Fußgänger, Senioren und Rollstuhlfahrer es immer enger dabei vorfinden auf ihren Weg durch die Stadt? Nicht jeder E- Scooter steht am Ende einer Fahrt da wo es hingehört. Das regelwidrige Fahr- und Parkverhalten wird gedankenlos zur Plage.

  4. 35.

    Stimmt, auch €bikes werden meistens von Leute gefahren die recht jung und kräftig aussehen.

  5. 34.

    Waren die Scooter nicht ursprünglich mal dazu gedacht, die berühmte "letzte Meile" zu überbrücken??? Also von S-/U-/Bushaltestelle nachhause zu kommen?
    Hatten die Befürworter zumindest so begründet, bevor die Teile in den Verkehr kamen.

    Was ich sehe, sind überwiegend junge Männer, gern zu zweit oder dritt auf 1 Roller!, die fit genug wären, diese berühmte letzte Meile auch zu Fuß zu gehen- und dies VOR dem Auftauchen der Scooter auch so getan haben!
    Daß sehr oft auf dem Fußweg gefahren wird, diese Stolperfallen mitten im Weg stehen, oder auch direkt vor der Haustür, sodas man im dunklen als sehbehinderte Bürgerin direkt fliegen lernt, nimmt man als Schwerbehinderte natürlich gern in Kauf, weil dadurch die Mobilität der Nicht-Beeinträchtigten gesteigert wird!
    Außerdem: haben wir nicht genug Schrott/Müll? Schließlich werden die meisten scooter nach 1-1,5 Jahren ersetzt, da hin. Was ist daran nachhaltig???

  6. 33.

    Ich nehme an, die haben sich damit in die Kindheit zurückgewünscht.
    Einen Klimaschutz- Sinn ergeben die E- Scooter nicht.

  7. 32.

    Gibt es für Berlin eine Statistik wieviel Bußgeld durch Ordnungsamt/Polizei eingenommen wurde beim Fahren auf Bürgersteigen, Parks und dergleichen, sowie bei der verbotenen zwei-drei Personen-Beförderung der Sharing-Scooter?
    Beobachte das es da auch selbstbewußt an Polizeiwagen und Ordnungsämtlern vorbei geht.

  8. 31.

    Für mich sind diese Fahrzeuge schon von der Konstruktion her unsicher, geschweige denn wenn sie entgegen der Vorgaben und Vorschriften genutzt werden.
    Zudem sind sie aus meiner Sicht eine Verschwendung von Ressourcen und einfach nur Sondermüll!
    Meine Entscheidungen sind : Weg damit, verboten, abgeschafft und verschrottet.
    Ironie ein: Welche Roller hat da wohl dem damaligen Verkehrsminister Herrn Scheuer und das Bundesministerium für Verkehr bei der Zulassung dieser E-Roller geritten...?

  9. 30.

    Zwar finde ich die Dinge außerordentlich lächerlich, außer wenn es ganz junge Leute sind, das jeder, der damit unterwegs ist, sich fürchterlich zum Affen macht. Aber jeder wie er mag!
    Das stimmt, die Fahrer halten sich noch weniger an Verkehrsregeln als Radfahrer. Da finde ich es schon nicht schlecht, wenn es Kennzeichnungen gäbe, um die Übeltäter, wenn etwas passiert, zu Rechenschaft ziehen zu können. Wobei das auch bei Fahrrädern nicht schlecht fände. (Bin im übrigen auch leidenschaftliche Radfahrerin) fürchte allerdings, dass der bürokratische Aufwand zu groß ist.
    Allerdings finde ich, dass dringend dafür gesorgt werden müsste, dass die Roller ordnungsgemäß abgestellt werden. Stolperfallen mitten auf dem Gehweg oder achtlos in den Park geschmissen, fsind ausgesprochen ärgerlich. Ich finde, dafür müssten die Verleiher Schadensersatz leisten. Oder die Stadt sammelt die Roller ein, und die Eigentümer können sie nur gegen einen Geldbetrag wieder auslösen.

  10. 29.

    Du meinst dann vermutlich E-Roller PLUS die viel schnelleren und häufigeren Fahrräder? Ansonsten ist Dein Beitrag eher falsch. Ja, auch mit den ERollern gibt es Unfälle - das ist eben so, wenn man mit nur zwei Rädern unterwegs ist. Zudem oft auch auf dafür ungeeigneten Straßen und Wegen, bei denen Sanierungen Jahr für Jahr durch Schnellreparaturen ersetzt wurden.

    Und nein, E-Scooter per se „gefährden“ keine Menschen. Zumindest nicht mehr als jedes andere von Menschen benutzte Transportmittel.

  11. 28.

    Am meisten stört mich, wenn sie zu zweit auf dem Roller fahren.

  12. 27.

    Warum man für die Dinger keinen Führerschein machen muss ist nicht nachvollziehbar. Den dann verpflichten bei der Benutzung verlangen und nur noch in vorgesehenen Bereichen abstellen dürfen. Wenn dadurch das Geschäftsprinzip der Vermieter kaputt geht, ist es wohl auch einmal nicht gut. Pech.
    Und dazu größere Kennzeichen, damit man die Nummer schnell erkennt, wenn man angefahren wird und die Benutzer Fahrerflucht begehen.
    Die Dinger gefährdenden andere Menschen.

  13. 26.

    Echt das haben sie erlebt… unglaublich… na ein Glück passiert sowas nur bei der relativ wenigen e-Scooter und sonst niemals.
    Ironie off
    Sollen wir nun daraus schließen… das machen alles e-Scooter Fahrer so ?

  14. 25.

    Wo ist das Problem, die Dinger abzuschaffen? Man muss nicht immer alles haben oder machen, nur weil es geht.

  15. 23.

    Verbot wäre jetzt wirklich angesagt, denn die Nachteile überwiegen. Die falsche Benutzung ist außer Kontrolle geraten und eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit.

  16. 22.

    E-Scooter sollte man unbedingt abschaffen. Rücksichtsloses Fahren auf Gehwegen trifft vorrangig Alte, in irgendeiner Form eingeschränkte Menschen und Kinder.

  17. 21.

    Ja, Alkohol! Jetzt kommt auch noch Cannabis dazu:). Und Autos auf dem Fußweg fahrend habe ich noch nicht gesehen.

  18. 20.

    Ordnungsamt und Polizei ignorieren seit der Einführung dieser überflüssigen Teile das wilde Abstellen auf Gehwegen, kann das irgendjemand erklären?

  19. 19.

    Ich bin Rollstuhlfahrerin und verstehe immer nicht, wie man die Teile immer wieder mittig auf dem Bürgersteig abstellen kann. Klar,geht! Ich bin jedes Mal kurz davor die Dinger umzufahren. Ich muss öfter Umwege fahren, da die Menschen nicht nachdenken, wenn sie die Dinger abstellen. Von mir aus können die Mietdinger abgeschafft werden wie in Paris.

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