Für Rollstuhlfahrer geeignet - Neuer barrierefreier Spreewaldkahn in Lübben eingeweiht
Wer als Rollstuhlfahrer den Spreewald auf dem Wasser erkunden will, hatte bis zuletzt schlechte Karten. Nun ist ein neuer behindertengerechter Kahn im Spreewaldort Lübben übergeben worden. Die Nachfrage ist groß. Von Iris Wussmann
Sie habe noch nicht so oft in einem Boot gesessen, sagt Alena Schneider. Mit ihrem Rollstuhl steht sie an der Anlegestelle in Lübben (Dahme-Spreewald) und schaut auf das Fließ. Der Spreewaldkahn, der vor ihr steht, "sieht super aus", sagt Schneider.
Der Kahn, auf dem auch Alena Schneider an diesem Dienstag noch sitzen wird, ist etwas besonderes. Er verfügt über eine spezielle Rampe und eine Art Hebebühne. Damit können auch körperlich eingeschränkte Personen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, den Spreewald auf dem Wasser erkunden. Am Dienstag ist der Kahn offiziell an den Fährmannsverein "Flottes Rudel" übergeben worden.
Über eine Rampe auf die Bühne und dann auf den Kahn
Die Kahnfährleute haben für den Kahn eine eigene Schulung bekommen. Schon der Einstieg verläuft besonders vorsichtig. Alena Schneider rollt vom Steg über die Rampe auf die Bühne, die sich daraufhin langsam absenkt. "Sehr angenehm, hat super funktioniert", so ihr Fazit.
Es ist nicht der erste behindertengerechte Kahn im Spreewald. Schon in den Vorjahren hatte der Fährmannsverein Kahnfahrten für Rollstuhlfahrer angeboten. Ein bis zwei Mal pro Woche sei der besondere Kahn gebucht worden - dann machte die Technik schlapp. Für die Fährleute wie Steffen Lehmann war schnell klar, dass ein Ersatz her muss. "Große Wohngruppen kannten das und haben regelmäßig angerufen", sagt Lehmann. Immer wieder seien die Anrufer vertröstet worden, im Winter wurde die Technik schließlich in Auftrag gegeben.
Ein Beispiel für andere Spreewaldorte
8.000 Euro hat der Verein dafür zusammengelegt. Nun ist auch die Landesbehindertenbeauftrage Janny Armbruster wieder zufrieden. "Es ist wirklich nicht selbstverständlich, dass überall alle Menschen hinkommen können, mitmachen können und vor allem auch touristische Angebote nutzen können", so Armbruster. "Der Zeitgeist Inklusion wirkt eben auch in den Tourismus rein und das ist gut so." Sie gibt aber auch zu, dass das Gesamtangebot für körperlich eingeschränkte Personen, nicht nur im Tourismus, in Brandenburg ausgebaut werden müsse.
Auch Dahme-Spreewald-Landrat Sven Herzberger (parteilos) ist stolz auf das Angebot, wie er selbst sagt. Der Kahn ermögliche nun beispielsweise auch älteren Menschen eine Teilhabe an Kultur, Natur und Gemeinschaft. Laut Herzberger müsse das Beispiel auch in anderen Spreewaldorten Schule machen.
Alena Schneider kann den neu ausgestatteten Kahn nach dem offiziellen Termin erstmal ausprobieren - und bricht zu ihrer ersten Tour im Spreewald auf.
Sendung: Antenne Brandenburg, 13.08.2024, 16:10 Uhr