Gefräßige Larven - Miniermotten lassen Berliner Kastanien im Hochsommer schon wie im Herbst wirken

Mi 21.08.24 | 07:28 Uhr
  33
Die Miniermotte hat an Berliner Kastanien bereits deutliche Spuren hinterlassen. (Quelle: rbb/S. Schneider)
Video: rbb24 Abendschau | 21.08.2024 | Julia Kubowicz | Bild: rbb/S. Schneider

Herbstliches Braun statt hochsommerliches Grün: Jeder hat die abgetakelten Blätter von Kastanien schon mal gesehen. Der Grund dafür: Eine Motte, die noch gar nicht so lange in Berlin verbreitet ist. In diesem Jahr aber sind ihre Larven früher dran.

Braune Blätter auf den Straßen wie im tiefsten Herbst: Die Miniermotte hat an Berliner Kastanien bereits deutliche Spuren hinterlassen. "Fast alle Rosskastanien sind betroffen. Man hat das Gefühl, es ist in diesem Jahr noch schlimmer denn je. Ist es aber nicht", sagte der Stadtnaturexperte Derk Ehlert der Deutschen Presse-Agentur. In diesem Jahr seien die Schädlinge aufgrund der Wärme und Trockenheit in ihrer Entwicklung allerdings etwa zwei bis drei Wochen voraus, erklärt Ehlert. Die weiß-blühenden Kastanienarten sind besonders anfällig, die rot blühenden bleiben weitgehend verschont.

Die Larven der kleinen Schmetterlinge zerfressen die Blätter und setzen den Bäumen zu. "Die Kastanien gehen nicht ein, wenn sie von Miniermotten befallen sind", so Ehlert. Allerdings könne es passieren, dass die Bäume bereits durch andere Einflüsse geschwächt sind und nach einem Mottenbefall sterben. In Mitteleuropa können bis zu drei Generationen pro Jahr auftreten, unter optimalen Bedingungen sogar bis zu fünf. Wegen des warmen Frühlings sind die Motten in diesem Jahr schon außergewöhnlich weit, in diesen Tagen wechselt die zweite Generation auf die dritte.

Eine Kastanienminiermotte sitzt am 05.12.2018 auf einem Blatt (Quelle: dpa / F. Hecker / blickwinkel).
Miniermotten werden nur vier bis fünf Millimeter groß - ihre winzigen Larven können aber großen Schaden anrichten. | Bild: blickwinkel

Im Laub lauern Larven

Wichtig zur Eindämmung des Befalls ist laut Ehlert das konsequente Einsammeln des Laubs bis zum Frühjahr. Denn die neue Brut sitzt auch in abgeworfenen Blättern und schwärmt nach dem Schlüpfen zum Baum aus. "Je weniger Eier und Larven im Laub sind, desto weniger betroffen ist ein Baum im nächsten Frühjahr", sagte Ehlert. Eine weitere naturnahe Lösung zur Bekämpfung der Motte sind Meisenkästen. Denn Meisen ernähren sich von Miniermotten. Außer ihnen hat die Motte kaum natürliche Fressfeinde. In Einzelfällen seien auch Pheromonfallen hilfreich, so Ehlert. Am besten stellt man sie zwischen Mitte April und Ende September auf.

Blaumeise am Meisenring, Foto: Colourbox
Hier labt sich die Meise an einem Meisenring - aber sie sagt auch zu Mottenlarven nicht Nein. | Bild: Colourbox

Am besten eine Meise haben

Laut Pflanzenschutzamt wurde die Miniermotte 1997 erstmals im Berlin entdeckt und tritt seit 2002 im gesamten Stadtgebiet auf [berlin.de]. Sie stammt ursprünglich vom Balkan, wurde erstmals 1984 in Mazedonien entdeckt. Ab den 1990er Jahren breitete sie sich schnell in ganz Europa aus. Der Blattfraß der Miniermotte lässt sogenannte Minen in den Blättern entstehen, die zuerst hellgrün werden, dann langsam ins Braune wechseln, sich kräuseln und vorzeitig abfallen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 21.08.2024, 19:30 Uhr

33 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 33.

    Es wäre ein Angebot auf freiwilliger Basis, nur falls das unbedingt falsch verstanden werden musste.

  2. 32.

    Für jedes Problem finden sich garantiert Billiglöhner, die es für die Anderen beseitigen sollen.

  3. 31.

    50 Liter Säcke kostenlos verteilen und für jeden vollen Sack Laub gibts 'n Euro. Rangeklotzt und so'ne Tüte ist in fünf Minuten voll. Macht locker 12 Euro pro Stunde - steuerfrei. Also ist nur 'ne Idee.

  4. 30.

    Wildnis zulassen, dazu reden wir seit Jahren auf die Bezirksämter ein wie auf müde Gäule, es bringt nichts. Auch die Hauseigentümer haben keine Ahnung von ökologischer Grünpflege. Ständig sind die Billiglöhnertrupps unterwegs und machen mit motorisiertem Gerät alles kaputt. Jeder Meter Rasen wird abgemäht bis auf Dreitagebartlänge, obwohl es altbekannt ist, dass das die Insekten vernichtet und daran hängt der Vogelbestand und die ganze Biodiversität usw. usf. Auch trocknet die Erde aus und kann die Wassermassen, die dank Klimawandel immer öfter herunterprasseln, nicht mehr aufnehmen, dabei soll Berlin ja "Schwammstadt" werden, heißt es seit Jahren. Also wie immer in Berlin, ein großer Graben zwischen Wollen und Können...

  5. 28.

    und wieder haben andere Schuld ich sage mal Wassermangel. wer also war zu erst da, der den Baum zum Absterben brachte die Motte, oder der durch den Menschen verursachte beschleunigte Klimawandel, oder der Wassermangel Grund / Grundwasserabsenkungen.

  6. 27.

    Was soll denn, abgesehen vom gezielten Laubsammeln, dagegen unternommen werden?

  7. 26.

    Das Problem ist schon lange bekannt, es wird aber leider nichts dagegen unternommen. Von allein wird sich das nicht ändern, schade.

  8. 25.

    Gerade jetzt lese ich das spannende Buch von Peter Wohlleben“ Das geheime Leben der Bäume“. Interessantes gibt es da zu entdecken.

  9. 24.

    Hier in Lichterfelde ist schon lange Herbst auf den Straßen. Anfang Juli schon die ganzen Lindenblüten und jetzt die Kastanien. Vielleicht sollte die BSR mal Laub fegen und das verbrennen, damit die Motte etwas eingedämmt wir. Aber mit der gleichen Personaldecke nun auch noch Spielplätze und Parks reinigen, da ist keine Kapazität mehr für Straßenreinigung!

  10. 23.

    ....is och wichtig zu wissen für Brandenburger, scrollt mal die Themen runter.....in einem Monat sind Waaaaaahlen...noch was? NÖ

  11. 22.

    Danke für Ihre Antwort.

    Und wie sieht es mit der Kenntnisnahme von Sperrmüll aus? Bisher in Mitte oft beobachtet, dass das OA warum auch immer für bis zur Unkenntlichkeit vermüllte Baumscheiben keine Augen hat.

  12. 21.

    Lieber rbb, die Larven der MIniermotte sind nicht "zu früh dran". Die schauen ja schließlich nicht auf die Uhr oder den Kalender. Die klimatologischen Bedingungen ändern sich halt und davon profitiert auch diese Mottenart. Es wird halt wärmer:
    "... Die ersten Falter schlüpfen nach der Winterdiapause je nach Region ab etwa Mitte April, unter günstigen Bedingungen etwa in Norditalien auch schon Ende März. ..." Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Rosskastanienminiermotte

    Ich bitte um präzise Berichterstattung. Vor dem Schreiben des Artikels mal bei Wikipedia - oder bei ähnlichen Quellen - nachzulesen, ist wirklich hilfreich. Ich spreche/schreibe da aus Erfahrung.

    Gruß
    Navan

  13. 19.

    Bei uns auf'm Hof steht auch 'ne große Kastanie. Die Ärmste!
    Wir sagen nur noch Minimier-Motte...

  14. 18.

    Die Miniermotte ist aber erst seit ca. 25 Jahren in D-Land bekannt. Die Bäume sterben wohl nicht ab, aber die Lebenserwartung, das Wachstum, die gesamte Vitalität, wird geringer:

    https://www.native-plants.de/garten-tipps/schaedlinge-und-krankheiten/kastanienminiermotte-bekaempfen

    Und wenn hier Mitbürgerinnen oder Mitbürger posten, dass das Laub liegen bleiben solle, da es doch auch wichtig für Igel wäre, sollten sie sich zunächst mal darüber informieren, wann, wo und wozu Igel gegebenenfalls Laub brauchen (können).

    Gruß
    Navan

  15. 17.

    „Das Ordnungsamt los“

    Ja Klugscheißer haben's schwer, oder zumindest nicht. Sie wissen alles besser und tun das dann auch kund - bis jemand kommt und auch ein Klugscheißer ist.
    In Berlin obliegt die Raum- + Streupflicht den Anliegern. Das ist im § 3 des Berliner Straßenreinigungsgesetzes (StrReinG) zu finden. In Verbindung mit der Verordnung über die Straßenreinigungsverzeichnisse und die Einteilung in Reinigungsklassen bildet er die rechtliche Grundlage. Kontrolliert wird vom Ordnungsamt.

  16. 16.

    Statt für ein Gleichgewicht in der Natur zu sorgen, hier z.B. durch bessere Lebensbedingungen für die Fressfeinde der Motten, sorgt man eher dafür, das immer alles schön aufgeräumt wird.
    z.B. das Laub weggeräumt-wozu hat Gott sonst den Laubbläser erfunden?

  17. 15.

    Eben, verstehe ich nicht. Wenn die Kastanien erwiesenermaßen wegen dieser Motte nicht absterben, jedoch die kahl gefegten Baumscheiben ihr und der ganzen Natur schaden...Wieso stattdessen nicht an jedem Baum einen Meisenkasten???
    Oder geht es darum Leute aufzuhetzen??

  18. 14.

    Das Laub muss auf Grünflächen liegen bleiben. Es ist auch wichtig für andere Lebensarten, wie Igel etc…

  19. 13.
    Antwort auf [Max] vom 21.08.2024 um 09:30

    Wo bitte lässt sich das prüfen, dass das Grünflächenamt wegen MUF-Standorten Personal einsparen muss?
    Das klingt mir nicht logisch. Da MUFs Sache des LAF bzw der Senatsverwaltung sind.

  20. 12.

    Tja, Laub sammeln kostet Steuergelder, und der Bürger an sich fühlt sich nicht veranlasst... dann bleibts halt liegen und nächsten Sommer gleiches Bild. Übrigens, meine ROTE Kastanie verliert ohne Befall (werden nicht befallen) bereits Blätter, ebenso die Linde, die Birke lässt seit Wochen schon Segler ab *nerv* und die Hasel wird gelblich. Ein Ahorn wird leicht bunt. Ein Blick auf den Kalender: bald Ende August.

    Machen wir uns auf was gefasst.... ES WIRD HERBST *seufz*

  21. 11.

    Das Ordnungsamt lol

    Was in Gartenkolonien fast schon ein selbstverständlicher Automatismus ist (Laubsammelaktionen), ist für die Behörden Raketenwissenschaft.

    Das Ordnungsamt nehme ich immer nur in Verbindung mit Autos wahr. Beim Melden von Sperrmüll fühle ich mich wie das Ordnungsamt. Nehmen die sowas eigentlich auch mal selbst zur Kenntnis oder müssen das mittlerweile zwingend die Bürger*innen melden, bevor hier überhaupt mal jemand tätig wird?

  22. 10.

    "Wichtig zur Eindämmung des Befalls ist laut Ehlert das konsequente Einsammeln des Laubs bis zum Frühjahr." - Das ist eine Sache, die wesentlich stärker nachgehalten werden müsste - nicht nur wg. des Mottenbefalls sondern auch im Sinne der Sicherheit. Letztes Jahr blieb hier im südl. Wilmersdorf das Laub zum Teil wochenlang auf den Gehwegen liegen und sobald etwas regnete, wurde Matsch draus und man lief wie auf Schmierseife. Ordnungsamt und Co. müssten die Räumung von Gehwegen und Straßen deutlich stärker durchsetzen.

  23. 9.

    Es ist ja seit dem Auftreten der Motten bekannt, dass das konsequente Entfernen der Blätter den Kastanien helfen kann. Leider werden die Verantwortlichen nicht tätig. Z.B. vor der Fritz Karsen Schule in Britz stehen sehr schöne alte Bäume. Die Laubbeseitigung müsste systematisch veranlasst werden, das tut aber niemand. Das Laub liegt am Boden, wie im Spätherbst und die Bäume sehen bedauernswert aus.

  24. 8.

    Jo, hier auch. Wie...jedes Jahr. Natur halt. Die Bäume stehen mehr als 100 Jahre...

  25. 7.

    Na das wird ja wieder so einige kollektive Arbeitseinsätze in der Gartenkolonie zur Folge haben. "Freude".

    Schon auffällig, dass nahezu alle Kastanienbäume befallen sind. Das sticht in diesem grünen Sommer besonders ins Auge.

  26. 6.

    Super Idee!
    Vor Schlupfwespen habe ich seit Einsätzen gegen Kleider- und Lebensmittel großen Respekt, sie helfen wirklich hervorragend!
    Aber Meisen sind doch auch toll, oder?
    Ob man die gezielt zu Tisch, pardon: zu Blatt bitten kann?

  27. 5.

    Der Einsatz von Schlupfwespen, bei der Anzahl von befallenen Bäumen in Berlin, ist teuer und wahrscheinlich bei den benötigten Mengen, nicht praktikabel. Mittlerweile leben die Kastanien viele Jahre mit den Motten und offensichtlich kommen sie damit ganz gut zurecht. Vielleicht sollten wir einfach nichts machen, außer im Herbst das Laub einsammeln.

  28. 4.

    Nein, auch in diesem Sommer(...loch)?

  29. 3.

    "Miniermotten lassen Berliner Kastanien im Hochsommer schon wie im Herbst wirken"
    Nicht nur in Berlin. Bei uns hier auch. Leider...

  30. 2.

    Die Miniermotte ist bundesweit aktiv. Bei mir in SRB haben sie bereits vor mehr als 10 J. Kastanien befallen. Zum Glück sterben durch sie die Bäume nicht ab.
    Bewährt zur Eindämmung der Ausbreitung der Motte hat sich u.a. das konsequente aufkehren, sammeln in Säcken und abfahren des gesamten Laubes im Spätsommer bis zum Einbruch des Winters.
    Diese Maßnahme muss konsequent mehrere Jahre nacheinander durchgeführt werden, bis der Befall nur noch gering ist.
    Hierfür wurden 1€ Kräfte eingesetzt.

  31. 1.

    Man könnte Schlupfwespen gegen die Miniermotten einsetzen. Diese übereben den Winter nicht, könnten aber ganze Alleen freihalten, da sie auch von Baum zu Baum zu den Mottenlarven gehen ... sowas nutzt man auf Plantagen.

Nächster Artikel