Letzter Spieltag im Mommsenstadion - Heimspiel für das Amputierten-Fußball-Team von Tennis Borussia beim Bundesliga-Finale

Am Samstag findet im Berliner Mommsenstadion der letzte Spieltag der Bundesliga im Amputierten-Fußball statt. Mittendrin ist mit Tennis Borussia auch ein Hauptstadtklub, der allerdings von Spielermangel und Verletzungssorgen geplagt wird. Von Lukas Witte
Martin Fiebrig guckt dem kommenden Samstag etwas wehmütig entgegen. Eigentlich stand für den Amputierten-Fußballer gemeinsam mit seinem Team von Tennis Borussia ein großes Highlight an. Im Berliner Mommsenstadion wird der letzte Spieltag der Amputierten-Bundesliga ausgetragen. Doch Fiebrig wird nur auf der Tribüne Platz nehmen können. Anfang Mai brach er sich bei einem Fahrradunfall das Bein.
"Die Saisonvorbereitung konnte ich noch mitmachen und war fit wie ein Turnschuh. Dann hatte ich den Unfall und es war schnell klar, dass die Saison gelaufen ist. Das ist so ein bisschen mein roter Faden. Ich konnte noch nie ein Finale mitspielen, weil ich immer krank oder verletzt war. Das ändert aber nichts daran, dass ich mich total darauf freue", erklärt der 40-Jährige.
Fußball als Selbsthilfegruppe
Seit drei Jahren spielt Fiebrig bei TeBe. Er fand damals durch einen Aufruf zu dem Verein, der als einziger Klub der Hauptstadt ein Amputierten-Fußball-Team stellt. "Ich habe vorher schon Fußball gespielt. Nach der Amputation war ich dann immer auf der Suche nach einer Mannschaftssportart. Da hat das wunderbar gepasst, weil ich mein früheres Hobby wieder aufnehmen konnte", sagt er.
Fiebrig musste 2018 wegen einer Krebserkrankung der linke Unterschenkel amputiert werden. Danach habe er erst einmal eine Weile gebraucht, um mit der neuen Situation zurechtzukommen. "Es hatte sich alles auf den Kopf gestellt. Doch ich habe schnell gelernt, dass viel mehr möglich ist, als ich dachte", erzählt er.
Bei Tennis Borussia und im Amputierten-Fußball hat er dann mehr gefunden als nur eine neue Sportart. "Es ist so eine Art Selbsthilfegruppe. Wir haben alle ähnliche Situation und sind grob im gleichen Alter. Wir können uns also gut unterstützen und Erfahrungen austauschen."
Schusstechnik besonders herausfordernd
Trotzdem steht natürlich auch der sportliche Erfolg im Fokus. TeBe geht als eine von insgesamt fünf Mannschaften in der Bundesliga an den Start. Außerdem mit dabei sind Anpfiff Hoffenheim, Fortuna Düsseldorf, der Hamburger SV und der 1. FSV Mainz 05. Gespielt werden 2x20 Minuten auf einem extra entworfenen Kleinfeld (40x20m). Die Teams setzen sich aus jeweils fünf Akteuren zusammen (vier Feldspieler, ein Torwart) und treffen an insgesamt drei Doppelspieltagen plus einem Finalspieltag aufeinander.
Um mitmischen zu dürfen, müssen Feldspieler eine Beinamputation oder eine Missbildung haben. Torhüter dürfen zwar beide Beine haben, müssen dafür aber eine Hand- oder Armamputation vorweisen. Der Ball darf – analog zur Handregel – nicht mit der Gehstütze berührt werden und es gibt kein Abseits.
Gerade koordinativ ist die Sportart deshalb sehr herausfordernd. "Zu schießen, ohne dass man überhaupt einen Fuß auf dem Boden hat, das fand ich am Anfang besonders anspruchsvoll. Da muss man erst einmal die Körperspannung für aufbauen", erzählt Fiebrig. "Mir passiert es immer noch immer wieder, dass ich versuche, mit meinem linken Bein, also dem amputierten, den Ball zu spielen. Innerlich muss ich dann immer lachen, weil der Ball dann einfach unter mit langrollt, wie in einem Comic", erzählt er schmunzelnd.
Spielermangel bei TeBe
Die Ergebnisse seiner Mannschaft ließen in dieser Saison allerdings zu wünschen übrig. TeBe hat nur einen einzigen Punkt durch ein Unentschieden im ersten Spiel geholt. Sonst hagelte es Niederlagen. Laut Fiebrig würde das vor allem am Spielermangel liegen. Für sein Team sei es schwierig, neue Mitstreiter zu finden. "Es ist einfach ein kleiner Kreis, weil die meisten Menschen in Deutschland, die eine Amputation erleiden, schon im höheren Alter sind und dementsprechend kein Amputierten Fußball mehr spielen können", sagt er.
Zudem sei die Mannschaft bereits relativ alt und außer ihm hätten sich noch weitere Spieler verletzt. Das sei bei anderen Teams der Liga anders. Für den Berliner ist der HSV der größte Favorit auf den Titel, gerade wegen des noch jungen Kaders, der laut Fiebrig gut zusammengestellt sei. Tatsächlich würden die talentierten Spieler auch innerhalb der Liga mal die Vereine wechseln, erklärt er. Von wirklicher Professionalität könne man in Deutschland aber nicht sprechen.
Das sei im Ausland anders. Gerade in Polen und der Türkei würde viel intensiver trainiert werden und die Sportart mit größerem organisatorischem Aufwand betrieben werden, berichtet Fiebrig. "Auch für die Spieler ist es besser, weil sie in der Türkei und Polen Profis sind und Geld dafür bekommen. Das ist in Deutschland nicht so." Bis zu 2.000 Menschen würden dort in die Stadien kommen, um die Spiele zu sehen. Außerdem würde viel Werbung für die Sportart gemacht werden.
Eine Sportart unter dem Radar
Auch in Deutschland würde sich Fiebrig ein bisschen mehr Aufmerksamkeit für den Amputierten-Fußball wünschen. "Wir werden von allen Seiten nicht wahrgenommen", sagt er. Viele Vereine und Verbände würden kaum Interesse daran zeigen, die Sportart zu unterstützen und weiter auszubauen. Auch Zuschauer gebe es kaum. "Größtenteils gucken Familienangehörige zu. Es wird eben nicht beworben und viele Leute kennen die Sportart gar nicht", so Fiebrig.
Zumindest beim anstehenden Finaltag in der eigenen Stadt hofft er aber auf größeren Andrang. Auch wenn er nicht selbst auf dem Rasen stehen kann, ist er bereits aufgeregt und die Vorfreude für seine Mitspieler groß. "Man hat mal kurze Reisewege und kann in einem richtigen Stadion spielen. Das ist ein ganz anderes Feeling. Hoffentlich schaffen wir es, unsere Sportart und Tennis Borussia dort so gut wie möglich zu präsentieren", sagt er.
Sportlich werden die Karten am Samstag noch einmal neu gemischt. Gespielt wird im Playoff-Modus und so hat auch TeBe theoretisch eine Chance auf den Titel. Als Tabellenletzter spielen die Berliner gegen den Vorletzten Hoffenheim um den Einzug ins Halbfinale. "Wir versuchen unser Bestes, aber ich will keine Prognose abgeben. Natürlich wäre es super, gerade zuhause so weit wie möglich zu kommen. Aber da bin ich eher ein bisschen zurückhaltend", sagt Fiebrig.
Zumindest von der Tribüne aus will er im Mommsenstadion alles für seine Mannschaft geben und dann im nächsten Jahr endlich den Bann brechen und auch mal bei einem Finaltag auf dem Rasen stehen.
Sendung: rbb24, 11.10.2024, 21:45 Uhr
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