Fußball-Bundesliga - Nach 2:0-Führung und Rönnow-Patzer: Union gibt Spiel in Stuttgart noch aus der Hand

Fr 06.12.24 | 22:55 Uhr
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Stuttgarts Nick Woltemade im Spiel gegen Union (imago images/Hansjürgen Britsch)
Audio: rbb24 Inforadio | 6.12.2024 | Detlev Lindner | Bild: imago images/Hansjürgen Britsch

Nach fünf Bundesliga-Spielen ohne Sieg schien alles nach einem Befreiungsschlag auszusehen für den 1. FC Union Berlin in Stuttgart. Doch dann schlug die große Stunde des Nick Woltemade.

  • Sechstes Bundesligaspiel ohne Sieg für Union
  • Union-Trainer Bo Svensson gegen Stuttgart weiter ohne Sieg
  • Überragende Aktionen des eingewechselten Nick Woltemade bringen Stuttgart nach Berliner Führung zurück

Zum Auftakt des 13. Spieltags in der Fußball-Bundesliga hat der 1. FC Union Berlin beim VfB Stuttgart mit 2:3 (1:0) verloren. Für die Mannschaft von Trainer Bo Svensson trafen Danilho Doekhi (37. Minute) und Robert Skov (48.). Nach nun sechs Bundesliga-Spielen ohne Sieg verbleiben die Berliner vorläufig mit 16 Punkten auf Rang elf.

Der Spielverlauf

Wer es sich die ersten 37 Minuten dieser Partie zur Aufgabe gemacht hatte, die Torchancen zu zählen, hatte leichtes Spiel: Es gab keine. Dabei war es ein durchaus temporeiches Spiel mit Gästen aus Berlin, die mit viel Lauffreude und Zweikampflust überzeugten. Und dann mit der ersten Möglichkeit der Begegnung in Führung gingen. Nach Einwurf von der linken Seite gelang Andras Schäfer ein guter Lauf in die Tiefe und eine noch bessere Flanke ins Zentrum, wo Danilho Doekhi erstaunlich frei stand und zum 1:0 einköpfte (37.).

Die zweite Halbzeit dann zeigte ein gänzlich verändertes Bild. Temporeich war das Spiel noch immer, doch nun hagelte es förmlich Torchancen. Und in der Folge auch Tore. Den Anfang machte Robert Skov für Union, dessen Flankenversuch keinen Mitspieler, dafür aber den Weg ins Tor (48.) fand. Dann betrat Nick Woltemade die Bühne, traf doppelt (51., 59.). Zunächst mit Kraft, dann mit viel Ruhe und beide Mal äußerst sehenswert.

Zehn Minuten später war das Spiel gänzlich gedreht. Nach einem katastrophalen Fehlpass von Union-Keeper Frederik Rönnow in die Füße von Stuttgarts Atakan Karazor hatte dieser wenig Mühe, um aus zehn Metern und allein vor Rönnow zum 3:2 einzuschieben (69.). Weitere zwei Minuten später hatte der eingewechselte Jordan die große Chance, für Union auf 3:3 zu stellen. Sein abgefälschter Versuch aus der Drehung (71.) traf jedoch nur die Latte. Es war die letzte Möglichkeit für die Berliner, denen zunehmend die Kräfte ausgingen.

Union-Trainer Bo Svensson (imago images/Grant Hubbs)Union-Trainer Bo Svensson während der Partie in Stuttgart.

Spieler des Tages

Würde die alte Fußball-Weisheit besagen, dass der Ball rund ist und ein Spiel 50 Minuten dauert, wäre es Unions Robert Skov gewesen, der den nachhaltigsten Eindruck alle Aktiven hinterlassen hätte. Der Linksfuß interpretierte die Rolle als Rechtsverteidiger herausragend — nicht nur wegen seines mehr oder minder gewollten Treffers. Skov schob an, rückte geschickt ein und zeigte sich gegen seinen direkten Gegenspieler Chris Führich, immerhin deutscher Nationalspieler, defensiv erstaunlich stabil. Und trotzdem muss die Ehrung für den Spieler des Tages an Doppeltorschützen Nick Woltemade gehen.

Der sich beim 1:2 nach schöner Kombination mit Sturmpartner Ermedin Demirovic fast schon als Zimmermann betätigte, so sehr er den Ball letztlich in den Winkel hämmerte. Nur um beim 2:2 die ganz eine Klinge zu zücken. Ballannahme, Ballmitnahme allein waren schon angetan, Kunst-Seminare darüber abzuhalten. Und dann streichelte dieser 1,98-Mann den Ball anschließend auch noch an Union-Keeper Frederik Rönnow vorbei, dass man gar nicht anders konnte, als seinen Kinnladen zu suchen.

Was war denn da los?

Es war ein fantastisches Spiel vor fantastischer Kulisse mit fantastisch vielen Geschichten, die es lohnen würde, zu erzählen. Nebel, Karten-Hagel und mit Bo Svensson ein Union-Trainer, der auch im siebten Spiel gegen den VfB Stuttgart nicht gewinnen konnte und direkt nach dem 2:0 für seine Mannschaft so eine Ahnung zu haben schien, da er scherzhaft eine Geste machte, die den sofortigen Abpfiff einforderte.

Doch am Ende muss leider vor allem erzählt werden, dass es trotz dieses eigentlich fantastischen Abends schlagartig sehr still wurde im Stuttgarter Stadion mit seinen knapp 60.000 Zuschauern. Nachdem ein Union-Anhänger im Gästeblock kollabiert war und Rettungskräfte zu Reanimationsmaßnahmen greifen mussten, stellten beide Fanlager den Support ein. Vollkommen verständlich. Auch wenn das Spiel dadurch sichtbar einen Knacks erhielt.

Zählbares

  • Trotz Niederlage: Mit zwei Toren zeigte sich Unions Offensive so treffsicher wie in den sechs vorigen Pflichtspielen zusammen.
  • 14 Torschüsse für Union zu sieben Torschüsse für Stuttgart zeigen: Es war mehr drin!
  • Mit 2,03 xG zu 1,47 xG lag Stuttgart bei den statistisch erwarteten Toren vorn. Allerdings zählt dabei allein der komplett durch Union-Keeper Rönnow begünstigte Treffer durch Karazor zum 3:2 mit 0,54 xG.

Die Stimmen zum Spiel

Rani Khedira: "Wir haben es einfach nicht sauber zu Ende verteidigt, ein Stück weit zu naiv verteidigt. Wir hätten das Zentrum besser schließen müssen, so wie wir es in der ersten Halbzeit über weite Strecken getan haben. Und dann kriegen wir drei zu einfache Gegentore und dann verlierst du hier leider sehr unnötig."

Nick Woltemade: "Wir kommen schnell zurück, was wichtig war. Dann haben wir eine gute Energie auf den Platz bekommen, was uns in der ersten Halbzeit ein bisschen gefehlt hat."

Sendung: rbb24, 6.12.2024, 22 Uhr

21 Kommentare

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  1. 21.

    Respekt auch an die Stuttgarter Fans und Seb Hoeneß, die sehr angemessen auf den medizinischen Notfall im Gästeblock reagiert haben. Gute Genesung unserem Unioner.

  2. 20.

    Zitat: "Und wieder springt das Pferd nur so hoch wie es muss. Der Weg nach unten geht weiter"

    Ihre Starrsinnigkeit ist schon einigermaßen bemerkenswert, Berndinho. Denn sowohl der VfB gestern als auch B04 am letzten WE haben gegen den FCU nicht mal eben locker runtergespielt und hätten bei "normalem Einsatz" viel deutlicher gewinnen können, wie Sie es hier wiederholt behaupten.

    Im Übrigen hat beim FCU der Klassenerhalt und nicht wie bei Ihrem Verein, eine erhoffte Endplatzierung unter den ersten Dreien Priorität, die nach der heutigen Niederlage in noch weitere Ferne gerückt ist.

  3. 19.

    Genau so sehe ich das auch! Respekt - egal, ob man Fan der Mannschaft ist oder nicht. Aber das ist ja nicht nur beim Thema Fußball keine Selbstverständlichkeit.

  4. 18.

    Gebe ich gerne zurück, nach dem heutigen 2.Liga Spiel.

  5. 17.

    Erbärmlich ist hier nur ihr Kommentar.
    Dem Unionfan gute Besserung und eine hoffentlich baldige Genesung.
    In den Farben getrennt, in der Sache vereint. So und nicht anders muss es sein. Das hat man gestern im Stadion gesehen bzw nicht gehört. Respekt an alle die da waren. Stark von beiden Fanlagern.

  6. 16.

    Einfach nur schön. Grüße aus Berlin nach Köpenick

  7. 15.

    Und genau durch solche Leute wie Sie wird es schwer, wieder sowas wie eine Fanfreundschaft zu etablieren.
    Hätte Union den Sieg gegönnt. Jetzt kommen wieder vermeimtlich leichtere Gegner. Da sollten die Ziele erreichbar sein. Besonders mit der starken Leistung der 1. HZ.
    Alles Gute dem Union Anhänger.
    Blauweiße Grüsse.
    HaHoHe

  8. 14.

    Tolles Spiel, auch wenn es wieder 0 Punkte sind.
    Kopf hoch Freddy, du hast uns schon so oft den A. gerettet.
    Fußball ist die schönste Nebensache der Welt und wir machen jetzt schon 6 Jahre Urlaub in der 1.BL.
    Danke an die Fans für die Stille in der Notsituation und gute Besserung dem Betroffenen Fan.

  9. 13.

    „ Aber ,das bekommen ja die blau weißen Experten,hier,nicht hin.Erbärmlich.“

    Genau das sollte eben mal nicht hier getextet werden, warum machst Du es dann trotzdem? Was soll das? Stimmst einem Kommentar zu dann machst Du selbst so ein Mist.

  10. 11.

    So isses! Sich einfach mal zurücknehmen. Aber ,das bekommen ja die blau weißen Experten,hier,nicht hin.Erbärmlich.Von mir,alles Gute ins Krankenhaus. U.N.V.E.U

  11. 10.

    Bester Kommentar seit langem!
    Möchte noch ergänzen: Zwei Tore in nur einem Spiel - das kommt auch noch in die Köpenicker Stadtchroniken...

  12. 9.

    Stimme zu, irgendwie bitter, passt aber auch zum Verlauf der letzten Spiele… was meint der Autor (Dpa?) eigentlich mit „Kinnlade suchen“? So rätselhaft wie das Ergebnis… Hoeness dürfte aufgeatmet haben, macht einen tollen Job bei den Schwaben, Hut ab aus Berlin!

  13. 8.

    Köpenick hat 70.000 Einwohner. Aus dieser geringen Anzahl so viele talentierte Leute hervorzubringen, dass der Klub es in die Erste Bundesliga geschafft hat, verdient Respekt. Eines Tages werden es die heutigen Spieler sein, nach denen Köpenicker Straßen und Plätze benannt werden. Hoffentlich wird die Leistung der Mannschaft nicht erst nach den kommenden Abstiegen gewürdigt, sondern schon heute immer wieder als historisch gesehen besonders erkannt.

  14. 7.

    Beste Genesungswünsche an den Unioner.Eisern Union.Alles andere ist Pille Palle.

  15. 6.

    Zumindest sind die Köpenicker in fast jedem Spiel in der Statistik der Fouls vorn.
    Hilft der Tretertruppe aber auch nicht weiter.
    Glückwunsch Stuttgart

  16. 5.

    Und wieder springt das Pferd nur so hoch wie es muss.
    Der Weg nach unten geht weiter

  17. 4.

    Woltemade kommt rein und dreht das Spiel. Es wäre auch zu schön gewesen, die 2:0 Führung über die Zeit zu bringen.
    Drei Punkte gegen Bochum sind jetzt gaaanz fest eingeplant.

  18. 3.

    So und wann kommen die ganzen Doofen, die jetzt sagen, dass Union so dämlich ist?

    Das Ergebnis sollte heute einfach mal unwichtig sein und jegliche Rivalität ruhen.

    Es hat ein Mensch um sein Leben gekämpft und wurde reanimiert.


    Möge es dem Fan bald wieder besser gehen und er völlig genesen.

  19. 2.

    spannend dramatisch top spiel. ....und schwalben sollte man ziehen lassen, das ist nicht unionlike.

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