Fußball - Das sind die Gewinner, Verlierer und Baustellen der Saison bei Union Berlin

Egal wie sie ausgeht: Als Glanzstück wird diese Saison nicht in die Annalen des 1. FC Union Berlin eingehen. Doch was im Kader muss sich ändern, damit es demnächst wieder besser wird? Und wer hat trotzdem geliefert? Von Ilja Behnisch
Die Gewinner der Saison
Aljoscha Kemlein (20). Das Eigengewächs wurde vor der Saison quasi zur Chefsache. "Es ist klarer Wunsch des Präsidiums, ihn in die erste Mannschaft zu integrieren", sagte Präsident Dirk Zingler im August 2024. Der Wunsch wurde erfüllt. Ab dem sechsten Spieltag war Kemlein zumeist gesetzt und überzeugte dabei mit reifen Auftritten. Fehlt seit Anfang Februar verletzt. Darf sich dennoch berechtigte Hoffnung machen, in Zukunft eine tragende Rolle im Union-Mittelfeld zu spielen.
Tom Rothe (20). Laut transfermarkt.de ist er mit zwölf Millionen Euro Marktwert bereits der drittwertvollste Spieler im Union-Kader. War einer der Shooting-Stars während des starken Saison-Beginns und wurde sogar in Richtung Nationalmannschaft gemunkelt. Hatte zwischendurch einen kleinen Hänger, auch weil er im von Steffen Baumgart zunächst favorisierten System mit Viererkette noch nicht so erfahren ist auf Profi-Niveau. Aber Rothe bringt physisch, technisch, taktisch und mental scheinbar alles mit, was es für eine gehobene Bundesliga-Karriere braucht. Oder um es mit Jürgen Klinsmann zu sagen: klarer Mehrwert-Spieler.
Benedict Hollerbach (23). Mit sieben Toren und drei Vorlagen der Top-Scorer von Union und über weite Strecken der Saison das einzige offensive Mittel einer zunehmend planloser agierenden Mannschaft. Auch wenn man ihm zuweilen immer noch ansieht, dass er aus der dritten Liga (Wehen Wiesbaden) nach Berlin gekommen ist, hat er eine enorme Entwicklung hinter sich. Ist sehr schwer vom Ball zu trennen, will ihn immer haben. Dazu läuft und läuft und läuft er und das zumeist recht zielstrebig Richtung Tor. Gibt schlechtere Gesamtpakete. Erst recht, wenn er nicht alles allein schultern muss.
Leopold Querfeld (21). In der Abwehr – Unions Prunkstück – daheim, hatte der österreichische Innenverteidiger kaum Anpassungsschwierigkeiten. Gute Mischung aus den gesetzten Diogo Leite und Danilo Doekhi. Bildet auch im Verbund mit beiden gehobenes Bundesliga-Niveau.
Die Verlierer der Saison
Kevin Volland (32). 32 Bundesliga-Minuten stand der 15-fache Nationalspieler in dieser Saison bisher für Union auf dem Rasen. Zu wenig für einen, der gekommen war, um in der Champions League zu bestehen. "Bei Kevin ist es so, dass er von Anfang der Serie an mit Verletzungen zu tun hatte und wenige Möglichkeiten für Spielpraxis hatte", nahm Trainer Baumgart ihn zuletzt zwar in Schutz. Und theoretisch hätte man sich Volland auch als eine Art Max-Kruse-Wiedergänger vorstellen können. Also als einen Freigeist zwischen Defensive und Offensive, als einen, der wenig greifbar mal hier, mal da auftaucht und eine unvorhergesehene Magie versprüht. Aber weder schien er dazu körperlich in der Lage, noch war das Konstrukt um ihn herum stabil genug, um solche Sonderrollen überhaupt zu ermöglichen.
Ivan Prtajin (28). Der Kroate hat ein großes Statistik-Problem: null Saisontore. Und das für einen Mann, der die Rückennummer neun nicht aus Zufall, sondern deshalb trägt, weil er sich als Mittelstürmer begreift. Konnte in seinen fünf (Teilzeit-)Einsätzen auch sonst wenig Werbung in eigener Sache betreiben. Perspektive im besten Fall: Verbleib als Back-Up. Realistische Perspektive: Trennung im Sommer.
Andrej Ilic (24). Für den ehemaligen U21-Nationalstürmer Serbiens gilt im Prinzip: siehe Prtajin. Mit zwei ruhmreichen Ausnahmen jedoch. Ilic hat in insgesamt acht Einsätzen sensationelle zwei Mal getroffen und scheint derzeit so etwas wie Stürmer Nummer eins zu sein. Wenn auch eher aus Ermangelung an Alternativen. Ist nur als Leihgabe der LOSC Lille in Berlin. Eine Weiterbeschäftigung über das Saisonende hinaus erscheint wenig zwangsläufig.
Laszlo Benes (27). Der 30-fache Nationalspieler der Slowakei ist ein fantastischer Fußballer. Warum der offensive Mittelfeldspieler es weder bei Borussia Mönchengladbach (2019-2022), seiner ersten Auslands-Station, noch bisher bei Union zum Bundesliga-Stammspieler gebracht hat, wissen nur die Fußball-Götter. Ein Tor und eine Torvorlage in 17 Einsätzen und dabei nur ein Spiel über 90 Minuten sind aber eindeutig zu wenig.
Lucas Tousart (27). Kann nichts dafür, dass Hertha BSC mal 25 Millionen Euro für ihn nach Lyon überwies. Die Summe zeigt aber, was für ein Potenzial in ihm steckt. Oder besser: steckte. Tousart kann eigentlich alles. Am Ende läuft aber doch so ziemlich jedes Spiel irgendwie an ihm vorbei.
Das fehlt im Kader
Spätestens seit dem Abgang von Kevin Behrens Anfang 2024: ein Mittelstürmer. Einer, der lange, hohe Bälle verarbeiten und weiterleiten kann. Einer, der Flanken ins Glück schädelt, oder einfach auch mal richtig steht, um die Dinge aus fünf Metern zu klären. Natürlich wissen das die Verantwortlichen bei Union Berlin. Sie wissen aber auch, dass so ziemlich jeder Klub auf der Suche nach dieser inzwischen äußerst raren Spezies ist. Weshalb die Sache nicht mit Geld zu regeln ist, sondern mit Glück oder besonderem Gespür. Von beidem schien man in Köpenick zuletzt eher wenig zur Verfügung zu haben. Auch wenn man dem im Winter verpflichteten Marin Ljubicic fairerweise noch etwas Zeit zugestehen sollte bis zu einem ersten Urteil.
Ansonsten braucht es auf Sicht Ersatz für den ewigen, aber eben auch 38 Jahre alten Christopher Trimmel. Und im besten Fall auch für Rani Khedira (31), der ein wenig von der Autorität der letzten Jahre eingebüßt zu haben scheint. Zumal Spieler wie Andras Schäfer, Janik Haberer oder Woo-Yeong Jong zwar in funktionierenden Systemen durchaus zu überzeugen wussten in der Vergangenheit. Als Fixpunkte einer wünschenswerten Achse aber scheinen sie überfordert.
Sendung: rbb24, 24.03.2025, 22 Uhr
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