Oberbarnim - Neuenhagen prüft rechtliche Schritte gegen Wasserverband Strausberg-Erkner

Di 19.09.23 | 16:28 Uhr
  25
Archivbild:André Bähler, Verbandsvorsteher vom Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE), steht im Wasserwerk Spitzmühle am 29.03.2021.(Quelle:dpa/P.Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 19.09.2023 | Bürgermeister Ansgar Scharnke | Bild: dpa/P.Pleul

Der Streit im Wasserverband Strausberg Erkner (WSE) spitzt sich weiter zu. Die Gemeinde Neuenhagen (Märkisch-Oderland) will nun rechtliche Schritte gegen den Verband prüfen. Das teilte der parteilose Bürgermeister Ansgar Scharnke am Montag in der Gemeindevertreterversammlung mit. Hintergrund sei die Wasserversorgung eines in der Gemeinde geplanten Rechenzentrums.

Der WSE hatte zunächst abgelehnt, das Rechenzentrum mit Trinkwasser zu versorgen, weil er nach eigener Aussage dafür nicht genügend Wasser fördern darf. Daraufhin sprang im August dieses Jahres der Landkreis Märkisch-Oderland ein und erlaubte dem Investor, einen Brauchwasserbrunnen für sein Rechenzentrum zu bohren. Gegen diese Entscheidung legte der WSE am Freitag Widerspruch ein.

Dieses Rechtsmittel habe keine Aussicht auf Erfolg, sagte dazu Bürgermeister Scharnke. Er rechne aber damit, dass der WSE im Anschluss auch noch gegen die Brunnenerlaubnis klagen werde. “Es zeichnet sich ein jahrelanger Rechtsstreit ab”, sagte Scharnke weiter. “Für die sich abzeichnende Verzögerung werden sowohl die Gemeinde als auch der Vorhabensträger Schadensersatzansprüche gegen den WSE prüfen und anschließend geltend machen.”

WSE-Chef verteidigt seinen Widerspruch

WSE-Chef Andre Bähler verteidigte in der Gemeindevertreterversammlung seinen Widerspruch gegen den Brauchwasserbrunnen: “Dieses Wasser wird aus derselben Ressource gewonnen, aus der wir das öffentliche Trinkwasser gewinnen. Wir müssen darauf achten, dass dieses Gut wirklich zur Verfügung steht.” Gerade nach den jüngsten Dürrejahren gebe es immer weniger Grundwasser.

Scharnke sowie weitere Bürgermeister aus der Region werfen dem WSE schon länger vor, regionale Entwicklung zu verhindern, anstatt nach Lösungen für die Wasserknappheit zu suchen. Deshalb wollen sie WSE-Chef Andre Bähler und dessen Stellvertreter Gerd Windisch abwählen lassen. Am 27. September stimmen die Bürgermeister aus dem WSE-Verbandsgebiet über den Vorschlag ab.

Sendung: Antenne Brandenburg, 19.09.2023, 16 Uhr

Mit Material von Philip Barnsdorf

25 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 25.

    Der Straussee verliert Wasser, seit es das WSE Wasserwerk dort gibt. Da liegt doch ein falscher Standort nahe. So ganz ohne Gutachten sieht jetzt jeder die Not jeden Tag. Das Herr Bähler dies dann auf die Anwohner oder den Golfplatz schieben kann ist leicht. So machen es die anderen auch. Das ist sein Dilemma. Am Standort Grünheide läuft „das Spiel“ umgekehrt. Daran kann man sehen, wie wichtig es ist, nicht borniert an Standortfragen ranzugehen. Diese Diskussionen wären ja gar nicht nötig. Nun eskaliert es immer mehr. Schlimmer geht immer...

    P.S. In Straussberg gibt es eine Gewinnerin: Die Bürgermeisterin braucht nichts machen.

  2. 24.

    Herr Neumann was soll ihr kurios dekadentes Zahlenspiel? Zu ihrer Information der Straussee gehört zum Fließgewässersystem, das die Gewässer im Berliner Raum speist. Ein Mindestdurchfluss muss gewährleistet sein, damit die Feuchtgebiete und Gewässer südlich des Straussees wie z.B. Igelpful, Herrensee, Schwanenteich, Feuchtgebiet Lange Dammwiesen, Große, Stienitzsee, diverse Mühlenteiche und Anna-Fließ nicht trockenfallen. Die 4 Mio. m³ Wasser, die laut ihrer Angabe über 5 Jahre bis 2015 verteilt aus dem Straussee flossen, stellen ein Mindestwassermenge dar, die garantiert nicht ausreichen würden, um die 10 einst am Annafließ gelegenen Wassermühlen anzutreiben. Das heißt auch in den genannten Jahren war die Wasserabgabe schon viel zu gering. 2021 und 2022 ist das Wassersystem total zusammengebrochen. Demensprechend verkümmerten die Gewässer südlich des Straussees.

  3. 23.

    Der WSE sieht sich bzgl. des Straussee keiner schuld bewusst und sich das Problem in zu hoher oberflächlicher Wasserableitung. Aus der MOZ vom 25. Juni 2020:
    "Der WSE-Vorsteher bezeichnet die Ergebnisse der Untersuchungen zum sinkenden Wasserstand im Straussee als zweifelhaft.
    ...
    Hingegen sei aufgelistet, dass zwischen 2011 und 2015 insgesamt vier Millionen Kubikmeter aus dem insgesamt 13,8 Millionen Kubikmeter fassenden Straussee über das Wehr in Richtung Postgraben–Annafließ abgelassen wurden. "2018 fehlten dem Straussee 2,7 Millionen Kubikmeter, sagt das Diagramm der Wasserbilanz auf Seite 107 des Gutachtens", führte Bähler aus, "fügt man die vier Millionen Kubikmeter hinzu, ergäbe sich ein Überschuss von 1,3 Millionen Kubikmetern." Er zitierte auch aus dem Gutachten, dass der Grundwasserabstrom über den Betrachtungszeitraum relativ konstant geblieben sei: "Unabhängig von der Grundwasserentnahme durch den WSE!"

  4. 22.

    WSE-Chef Andre Bähler muß sich im Gegensatz zu den Regionalpolitikern an physikalische Gesetze halten, wenn er einer seiner Aufgabe, die regionale Versorgung mit Süßwasser nachhaltig sicherstellen will.
    Den Grundwasserspeichern, über die WSE-Chef Andre Bähler verfügt, wird mehr Wasser entnommen als zugeführt.
    Einzige kurzfristige, aber politisch blockierte, Lösung wäre der Ausgleich über gut gefüllte Grundwasserspeicher und langfristig die Einleitung von entsprechend geklärtem Abwasser. Aber dazu muss das Abwasser auch von Chemikalien wie Medikamentenrückständen gereinigt werden.

  5. 21.

    Überall auf der Welt wird das Wasser knapper, so geht auch in Deutschland das Grundwasser zurück. Ich empfehle in der Mediathek im ZDF die Beiträge sich anzusehen. Ich wünsche Herrn Baehler viel Kraft für die nächste Zeit. Seine Haltung entspricht voll meiner Meinung.

  6. 20.

    Neuenhagen bräuchte sich nicht an die Berliner Wasserbetriebe wenden. Auch der WSE würde dem Ort 15000 m³ Wasser/a liefern. Bloß leider sind das tägliche Verbräuche, die beansprucht werden. D.h. man muss diesen Wert mit 365 multiplizieren. Dann erhält man 5.475.000 m³/a. Das wären mehr als 1/3 des Wassers, das der WSE gegenwärtig fördert. Damit wäre der Verband überfordert. Da würden bestimmt auch die Berliner Wasserbetriebe dicke Backen machen, wenn sie diese Fördermengen adhoc stemmen müssten, zumal die zukünftige Wasserversorgung von Berlin nicht sichergestellt ist.
    Eine Kurze Bemerkung noch zur WSE-Wasserversorgung durch die Wasserfassung Eggersdorf. Es wird auch verschwiegen, dass das Wasserwerk Friedrichshagen sehr wahrscheinlich auf Grund der dortigen Fördermengen negativ das Einzugsgebiet Eggersdorf beeinträchtigt.

  7. 19.

    Gut geschrieben. Gerne hören wir noch Ihre Gedanken zu Grundwasserföderbescheid und „Grundwasserförderbefehl“ ohne genug Grundwasser.
    Besonders interessant die Datenlage dazu... Eine „Freude“ für Statistiker und Mathematiker.

  8. 18.

    Von Person „Strausberg“ wird die Wahrheit total auf den Kopf gestellt. Dem WSE ist sicher sein Einfluss auf die Entwicklung der lokalen Wassersituation bewusst, was auch das Hydrogeologische Gutachten Straussee-Region von 2020 belegt, Die damaligen Untersuchungsergebnisse versucht die Politik jedoch zu vertuschen, um den WSE entgegen dessen Widerstand zu exorbitanter Überstrapazierung der existierenden Wassersituation zu zwingen. Die hohe Politik stellt absurde Wasserforderungen und entzieht sich gleichzeitig der Verantwortung, indem sie die auf die kommunale Ebene überträgt. Die Bürgermeister geben den Druck weiter, indem sie sich auf ein Bauernopfer stürzen. Das ist die WSE- Leitung. Es ist leicht höhere Wasserförderraten zu befehlen. Nur irgendwann kommt kein Wasser mehr aus dem Hahn. Die Mengen sind begrenzt. Das scheint Politiker nicht zu jucken. Die Verantwortlichen gehen anscheinend davon aus, dass sie ihre Schäfchen im Trockenen haben, wenn die Region auf dem Trockenen sitzt.

  9. 16.

    Neuenhagen sollte bei den Berliner Wasserbetrieben um einen Anschluss bitten. Zur Stadtgrenze sind es nur 1-2 km. Da fallen 15,000 m² überhaupt nicht ins Gewicht. Zum Vergleich: das Wasserwerk Friedrichshagen fördert jährlich 70 Mio. m³.

  10. 15.

    Bähler, stets Oberbedenkenträger statt Macher und Lösungsfinder hat nicht das Format eines Verbandsvorstehers. Was will man mit solchen Leuten erreichen? Den Stillstand einer ganzen Region und nur darauf ausruhend der Speckgürtel von Berlin zu sein?

  11. 14.

    Die große Frage ist auch, warum man für ein modernen RZ heutzutage noch kostbar aufbereitetes Wasser verwenden muss, wenn Server und PDU´s luft- oder ölgekühlt temperiert werden können. Zudem ließen sich hierüber Wärmepumpen betreiben und Gebäude klimaneutral beheizen. Oder Warmwaserbereitung für was weis ich umsetzen. Ökologisch gesehen ist das in der heutigen Zeit eine Fehlplanung, wenn man nur die Investitionskosten beim Bau berücksichtigt und die Betriebskosten für den Betreiber wegignoriert.

  12. 13.

    Schadenersatz muss in Deutschland beziffert werden können. Null Steuern = Null Schadenersatz. Die teure Wassersuche ist gewinnmindernd und damit nicht steuerpflichtig. Das bisschen Gewinn geht also drauf. In Grünheide auch? Bis jetzt ja.

    P.S. Ich u.a. haben einen ungeheuerlichen Verdacht, wie sich Industrieansiedlungen in Brandenburg entwickeln oder nicht. Allein schon wer verhandelt zeigt, wer wem nicht gewachsen ist.

  13. 12.

    Herr Bähler ist garantiert keiner, der "die Stirn bietet" sondern einer der Hauptverantwortlichen der Misere Wasserknappheit und unter der Protektion des ehemaligen Verbandsvorstehers Haferkorn ins Amt gelangt. Schon damals als "Bremser" und "Vernebler" auftretend war der WSE laut Herrn Bähler immer nur "Opfer" nie Täter (Stichwort zurückgehender Straussee und neues WSE-Wasserwerk stehen nicht im Zusammenhang, obwohl Gutachten das Gegenteil beweisen). Dazu kommt, dass die einzige Aussage des WSE immer nur war "geht nicht". Weder Investoren noch Hausbauer konnten gegen diese Haltung etwas ausrichten. Zumal der Verband in der Vergangenheit auch schon wegen zu viel geförderter Mengen Wasser nie belangt worden war bzw. die Chuzpe hatte zusätzliche Wassermengen mit Gewinn nach Berlin zu verkaufen.

  14. 11.

    Seit Jahren fallende Wasserspiegel weisen auf die sich dramatisch verschärfende Wassersituation nicht nur im WSE-Gebiet sondern in ganz Brandenburg hin. Am vorgeschobenen anthropogenen Klimawandel haben übrigens auch die Kommunen ihre Aktie. Die Bürgermeister wie der Herr Scharnke, sollten endlich begreifen, dass sie nicht mehr so weiterwirtschaften dürfen wie bisher. Wohlstand und nicht der unsere Lebensgrundlagen zerstörende Wachstum sollte das Ziel.
    Jahrzehntelang wurde in Brandenburg zu viel Wasser gefördert. Knapp 1/5 des Wassers erfolgt durch öffentliche Versorger, die restlichen 4/5 fließen in dunkle Kanäle. Da Wassersparen angesagt ist, sollten die gewählten Bürgermeister gefälligst Aufklärung leisten und sich um eine ehrliche Wasserverteilung bemühen, statt durch initiierte Intrigen fachlich kompetente Leute, wie z.B. den Herrn Bähler aus dem Weg zu räumen, der bemüht ist sparsam und vorsorglich mit vorhanden Wasserbeständen umzugehen.

  15. 10.

    Wenn kein Wasser da ist, kann keins gefördert werden. Die Bürger werden eingeschränkt und limitiert damit die Politiker sich mit ihren Traumindustrie-Projekten ausleben und brüsten können.Und wenn jemand seine Verantwortung wahr nimmt, muss er weg und wird gegen eine willfähige Marionette ausgetauscht.Halten Sie durch Herr Bähler und bleiben Sie zum Wohle der Einwohner standhaft.

  16. 9.

    Der WSE hat in Anfang 2020 auf seinen Antrag hin 4 Mio m³/a zusätzliche Förderrechte bekommen.

  17. 8.

    Ach so Herr Bähler macht seinen Job anstatt den Politikern hörig zu sein? Na klar, so schnell wie möglich abwählen und durch einen politischen Wünscheerfüller ersetzen. Der kommt dann garantiert aus einer anderen Branche und hat sprichwörtlich von Tuten und Blasen keine Ahnung. Kein Wunder, dass in diesem Land nichts mehr funktioniert.
    Danke Herr Bähler, dass sie dem gruseligen Theater die Stirn bieten.

  18. 7.

    Das Rechenzentrum in Neuenhagen ist über ein Jahr im Fokus. Bereits bevor Tesla anfing zu bauen u. Wasser vom WSE benötigt(e), kam die Aussage vom WSE, dass weitere Grundwasserbrunnen zur Versorgung benötigt werden u. erschlossen werden müssen (bisher nicht realisiert). Derzeit werden vom WSE keine Neuanschlüsse genehmigt, auch nicht für neu zu planende Wohngebiete. Nun hat die mangelhafte Informationspolitik des WSE dazu geführt, dass die Leitung abgewählt werden soll. Ein Neuanfang ist nötig

  19. 6.

    Viele fordern Umweltschutz.

    Wettern gegen Autos und das Fliegen sowie das böse Gas, Öl usw.

    Aber ist nicht der Wasser der wichtigste Rohstoff für Mensch, Tier u. Natur?

    Seit Jahren hört und liest man, dass mehr Grundwasser gefördert als gebildet wird.

    Ohne nachhaltiges Konzept sollten keine großen Wasserverbrauchs-Ansiedlungen wie Tesla usw. genehmigt werden.

    Die Spree bekommt bald weniger Wasser! Berlin lässt noch zu wenig Wasser versickern/speichern.

    Geht sparsam mit dem Wasser um!

Nächster Artikel