Flugverkehr - Wie Billigflieger und BER nach Corona wieder zusammenfinden wollen

Do 27.04.23 | 06:13 Uhr | Von Martin Küper
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Ein Flugzeug Boeing 737-800 der Fluggesellschaft Ryanair startet vom Flughafen BER in Richtung Malaga. (Quelle: Soeren Stache/dpa)
Video: rbb24 Abendschau | 25.04.2023 | Martin Küper | Bild: Soeren Stache/dpa

Die sogenannten Low-Cost-Carrier wie Eurowings und Ryanair mussten ihr Geschäftsmodell irgendwie durch die Corona-Krise retten: nun kehren sie allmählich zur alten Größe zurück. Von Martin Küper

Die Zahl der Passagiere steigt zwar wieder, aber in deutlich langsameren Schritten als in manchen europäischen Nachbarländern: knapp sechs Millionen hat die Flughafengesellschaft von Jahresbeginn bis Ende April am BER gezählt, das ist verglichen mit dem Zahlen von 2022 ein Zuwachs um 1,2 Millionen, aber vor wenigen Jahren gab es in den ersten vier Monaten noch etwa elf Millionen An- und Abflüge von den damals zwei Berliner Flughäfen Schönefeld und Tegel. Mit dem neuen Flughafen kamen auch höhere Gebühren und gerade die knapp kalkulierenden Billiganbieter müssen nun neu rechnen.

Gebremstes Wachstum

Die irische Airline Ryanair zum Beispiel hat die Corona-Krise insgesamt gesehen zwar überwunden: Verglichen mit der Vor-Corona-Zeit, wird sie ihren Europa-Verkehr in diesem Sommer um 30 Prozent steigern, kündigte Ryanair-Chef Eddie Wilson jetzt an. Nur in einem Land sehen sich die Iren benachteiligt: es gebe "weiterhin keine Anreize für Airlines wie Ryanair oder Easyjet, in Deutschland zu wachsen", kritisierte Wilson bei der Vorstellung des Berliner Sommerflugplans.

Wie schon in den Jahren zuvor, beklagte er außer der Gebührenhöhe in Berlin die deutsche Steuerpraxis, die seine Airline gegenüber den nationalen Fluggesellschaften benachteilige. Für Berlin heißt das: 50 Ziele im Sommer, statt wie früher 61, dabei nun wieder Billund, Venedig und Banja Luka. Insgesamt ist man mit den Berlin-Kapazitäten damit immer noch etwa 25 Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau. Nicht nur Ryanair ist vorsichtig: Auch Konkurrent Easyjet hat sein altes Berlin-Engagement nicht wieder hochgefahren.

Die lange Debatte um die Flughafengebühren

Flughafensprecher Hannes Hönemann widerspricht der Kritik, dass man mit hohen Gebühren den Aufschwung bewusst ausbremsen würde: "Das ist nicht nur für Ryanair ein Thema, das betrifft alle Anbieter – wir verstehen das Problem, sind aber nicht in der Lage, es den Airlines angenehmer zu machen." Der Grund dafür: die Gebühren sind vereinbart mit den zuständigen Ministerien und ihre Höhe hängt auch damit zusammen, dass der BER aufgrund seiner teuren Vorgeschichte öffentlich subventioniert wird. Die EU musste dem zustimmen und die Bedingung dafür waren die Gebühren in der aktuellen Höhe. Dennoch würde der Flughafen alles dafür tun, auch die Billiganbieter zu unterstützen: je mehr Direktflüge vom BER zu internationalen Ferienzielen, umso besser auch für die Flughafenbilanz, so Hönemann.

Offensives Wachstum

Andere Airlines – andere Strategien: So kündigte die Lufthansa-Billigtochter Eurowings auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) Anfang März an, ihr Berlin-Angebot zum Frühjahr auf nun 30 Ziele zu verdoppeln. Eurowings-Chef Jens Bischof beklagte gegenüber der Berliner Morgenpost auch, dass Deutschland einer der teuersten Luftverkehrsstandorte der Welt sei, er aber dennoch vorsichtig optimistisch sei. Die Nachfrage sei weiterhin stabil.

Aber eine reine Billigairline könne man in diesen Zeiten nicht mehr sein: "Keine Airline kommt an höheren Ticketpreisen vorbei. Fliegen zum Taxipreis ist nicht mehr möglich." Knapp 40 Euro kostet nun das billigste Eurowings-Ticket, bei Ryanair beginnen die Berliner Preise bei rund 30 Euro. Diese Einstiegspreise lagen vor Corona um etwa zehn Euro niedriger. Was sich nicht geändert hat: je nach aktueller Nachfrage und zusätzlichen Leistungen wie Sitzkomfort und Gepäcktransport wird es sehr schnell dreistellig.

Kurz- statt langfristige Planungen

Für alle Airlines gilt: der Sommerflugplan macht den Unterschied. Hier entscheidet sich, wie profitabel das Gesamtjahr bilanziert wird, daher ist auch hier der Wettbewerb am größten. Doch Ryanair-Chef Wilson sieht den Wettbewerb an deutschen Flughäfen generell in Gefahr: "Es sind insgesamt erst wieder 80 Prozent der Flüge vor Corona am Markt. Das sind schlechte Nachrichten, denn je geringer das Angebot, desto weniger Wettbewerb, desto höhere Ticketpreise." Die Iren setzen zwar auch auf den Sommer, kündigten aber nun an, künftig auf Sicht zu fliegen und von Saison zu Saison entscheiden, wie es weitergeht mit ihrem Portfolio – auch in Berlin. Auch die Eurowings-Manager können sich nicht entspannen: das letzte Jahr beendeten sie mit tiefroten Zahlen und der Mutterkonzern Lufthansa wartet daher dringend auf eine Trendwende.

Flughafen setzt auf Zusammenarbeit

Für den Berlin-Brandenburger Flughafen kommt es nun darauf an, in den ersten Jahren nach dem Neustart die etwa gleichverteilte Mischung aus Linien- und Lowcost-Flügen an ihrem Airport weiterzuentwickeln: "Wir haben nicht vor, dass in irgendeiner Weise zu verändern", so Flughafensprecher Hönemann. Im Vergleich zu anderen großen Flughäfen seien die Lowcost-Airlines in Berlin relativ stark vertreten und daher werde man weiter intensiv mit ihnen zusammenarbeiten, um im Ergebnis immer mehr Flüge anbieten zu können: "Zur Hauptstadtregion kann man eben nur über den BER fliegen."

Sendung: rbb24 Abendschau, 25.04.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Martin Küper

37 Kommentare

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  1. 37.

    Ich bin schon mal für 9 EUR jeweils nach Paris und Istanbul geflogen. Von Schönefeld mit guten Service.

  2. 36.

    Für,mich sind die 19 euroflüge wichtig Hauptsache die kommen wieder

  3. 35.

    Nö, behauptet auch keiner.
    Dekadent ist allerdings, so mal eben nach Malle zu düsen, etliche Male im Jahr.

  4. 34.

    Selbst wenn es so wäre, wenigstens könnte ich googeln statt meine Unkenntnis hier öffentlich zur Schau zu stellen.

    PS: schauen Sie sich einfach meinen Ursprungspost an, dann dürften Sie erkennen, dass ich nicht googeln musste. Aber gut bei Ihnen und Ihrer Lesekompetenz....

  5. 33.

    Ist es so schwer, das und dass auseinander zu halten?

  6. 32.

    "Und solange die Bahn 200 Euro für ne plötzliche Reise durch die Republik nimmt, ist Fliegen finanziell attraktiver."
    Genau darum geht es ja gerade. Was für ein Irrsinn!!
    Der Rest war mir durchaus klar, aber es ist ja auch nicht so, dass nur ein einziger in dem ganzen Flugzeug für 30 Euro fliegt - ein paar mehr sind es dann ja wohl doch.
    Aber danke für die Auskunft... Sie wissen übrigens, dass nicht alle in dem Zug 200 Euro bezahlt haben? :-)))

  7. 31.

    *lol* Hat aber gedauert, bis Dominik gegoogelt hat um mit seinem "Wissen" zu prahlen, wie er es bei den Teslanern auch immer macht.... der Teilchenbeschleuniger.....

  8. 29.

    Ohje, in welchem Comicladen haben Sie denn Ihr "Wissen" erhalten?
    In modernen Mantelstromtriebwerken macht der Nebenstrom 75-85% der gesamten Schubkraft aus! Der Kernstrom dient fast ausschließlich der Beschleunigung des Nebenstroms. Insofern ja auf Ihre Frage: Die unverbrannte Luft wird durch den Fan beschleunigt und erzeugt beim Ausströmen den benötigten Schub.

    Deshalb ist was Dominik schreib, absolut richtig. Je höher das Nebenstromverhältnis, um so höher die Effizienz, da weniger chemische Energie des Treibstoffes für die Beschleunigung eines höheren Anteils Nebenstrom benötigt wird.

    Aua Aua... ;-)

  9. 28.

    Das perlt an der Arroganz des Herrn HG aus Pankow ab wie Teflon.

  10. 27.

    'Wie Billigflieger und BER nach Corona wieder zusammenfinden wollen' Genau; Gesucht und Gefunden. BER und Billigheimer passt schon zusammen - dann macht doch endlich ein Einkaufszentrum aus diesem Freizeitfliegerpark oder lasst Hertha da spielen....

  11. 26.

    Ich hoffe sehr, dass Sie nicht bei RR arbeiten...

    Interessant, dass Sie glauben der Mantelstrom würde keinen Schub liefern, wo dieser bei modernen Triebwerken über 80% des Schubes liefert. Aua Aua sag ich da nur.

    Was glauben Sie was der Fan vorne eigentlich macht ;)

  12. 25.

    Sie wissen aber auch dass nicht der gesamte Flieger zu diesen Angebotspreisen fliegt, oder?
    Und solange die Bahn 200 Euro für ne plötzliche Reise durch die Republik nimmt, ist Fliegen finanziell attraktiver.

  13. 24.

    Nun, leider sehe ich im Sommer nicht Sie auf unseren Straßen und Plätzen :-) sondern halt die üblichen cringen Vertreter der Feiertouristen, "schicker" und laut. Nicht an Kultur, nichtmal an Clubkultur, oder Architektur oder Gärten, Schlösser, Strandbäder, Kieze, neuere Geschichte, Moscheen, Synagogen, Cafes oder Restaurants sind die interessiert, sondern billig schnell einen sitzen haben. Späti-Kultur. Nervig.

  14. 23.

    Pro Kopf ja, in der Gesamtmenge aber deutlich höher. Und um die sollte es gehen.
    Wenn es nach Ihrer bemühten Statistik geht, ist Katar der Welt bei weitem größter Umweltversauer. Daran sehen Sie, wie absurd das eigentlich ist, was Sie da anführen.

  15. 22.

    Blöd ist, dass der Pro-Kopf-Ausstoß eines Deutschen völlig bedeutungslos ist, da die Co2-Emissionen aller Deutschen zusammen lediglich 2% des weltweiten Ausstoßes ausmachen. Selbst wenn alle Deutschen aufhören zu atmen, wird es dem Klima nicht helfen.

  16. 21.

    Der Nebenstrom dient der Lärmminderung, oder wird die unverbrannte Luft etwa durch Teilchenbeschleunigung zum Antriebsfaktor? Das können Sie gerne bei Ihren Teslas vermuten - aber von Luftfahrt sollten Sie die Finger lassen.

  17. 20.

    30 oder 40 Euro für einen Flug? Das ist doch nur noch verrückt. Da muss doch auch keiner von Preisdruck reden, wenn immer noch solche absurden Preise angeboten werden können. Aber klar, der Ryanairchef könnte ja immer noch drei Cent herausquetschen, wenn diese renitenten Berliner endlich mal für ihn die fiesen Gebühren senken würden - oder am besten abschaffen...
    Das sind Leute, die sind auf dem Papier ganz große Marktwirtschaftler - aber in Wirklichkeit große Meister darin, überall staatliche Gelder zu kassieren...

  18. 19.

    Luftfahrt ist schlicht nur ein relativ unwichtiger Emmitent. Noch dazu gibt es auch in der Luftfahrt immer mehr Vorgaben, so wird auch für Kerosin bald immer höhere Anteile an EFuel/Biokerosin vorgeschrieben.

    Haben Sie sich mal gefragt, warum die Triebwerke immer größer wurden? Nebenstromverhältnis = Effizienzsteigerung.

  19. 18.

    Ändert aber nix grundsätzlich an der Zahl.

    Ich kenne zum Beispiel fie Zahl, dass 4% des Erdöl für die Luftfahrt verbraucht wird, aber 40% für individuellen Autoverkehr.

    Das zeigt aber warum EFuels für Autos populistischer Schwachsinn ist, gerade wenn alle weltweit hochtrabenden EFuels Projekte bis 2035 gerademal 5% des Verbrauches an Benzin/Diesel in Deutschland decken würden. Dabei ist das Projekt von Porsche in Chile schon faktisch gescheitert.

    Für die Luftfahrt könnten EFuels aber tatsächlich in ausreichender Menge produziert werden, weil es im Verhältnis eben nur ein viel geringerer Bedarf ist. Da extra auf H2 zu setzen halte ich für übertrieben.

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