Öffentlicher Nahverkehr - Bus- und Straßenbahnverkehr in Brandenburg nach Streik wieder angelaufen

Sa 03.02.24 | 10:02 Uhr
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Mitarbeiter von Cottbusverkehr stehen während eines Warnstreiks neben einer Straßenbahn, an der ein Schild mit der Aufschrift "Streik" angebracht ist. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: rbb24 Inforadio| 03.02.2024 | Roland Schleif | Bild: dpa/Patrick Pleul

Kein Bus, keine U-Bahn, keine Straßenbahn: Fahrgäste mussten sich am Freitag fast überall in Deutschland einen anderen Arbeitsweg suchen. In Berlin war der Streik bereits am Vormittag vorbei, in Brandenburg hielt er bis in die Nacht an.

  • 14 Verkehrsunternehmen in Brandenburg wurden den ganzen Freitag bestreikt
  • Warnstreik bei Berliner Verkehrsbetrieben endet um 10 Uhr, in Brandenburg am Samstagmorgen um 4 Uhr
  • Auch in anderen Bundesländern wurde gestreikt, außer in Bayern

Der Warnstreik von Mitarbeitern des Öffentlichen Nahverkehrs ist am frühen Samstagmorgen auch in Brandenburg beendet worden. Nachdem in Berlin schon am Freitag gegen 10 Uhr die Busse und Bahnen wieder rollten, dauerte der Ausstand in Brandenburg noch bis in die Nacht zu Samstag an.

Hintergrund war ein Aufruf der Gewerkschaft Verdi. Die Beschäftigten im kommunalen Nahverkehr sollten bundesweit - mit Ausnahme von Bayern - ganztägig streiken. Derzeit laufen Tarifverhandlungen für die rund 90.000 Beschäftigten im kommunalen ÖPNV in über 130 kommunalen Unternehmen.

ÖPNV in Brandenburg seit Samstagmorgen wieder im Plan

Seit dem frühen Samstagmorgen fahren in Potsdam und Cottbus sowie anderen Landesteilen die Busse und Bahnen wieder. Die Fahrzeugführer seien am Morgen ganz normal zum Dienst erschienen, sagte Jens Gröger, Verdi-Bezirksgeschäftsführer für Nordost-Brandenburg, am Samstag. Ihm seien keine größeren Unregelmäßigkeiten bekannt.

In Potsdam verkehrten am Freitag während des Streiks einige Buslinien planmäßig, auf anderen Linien entfielen einzelne Fahrten, andere Verbindungen wurden komplett gestrichen. In Cottbus versuchte man ebenso, einige Fahrten durchzuführen. So sollte beispielsweise über Busfahrten der Schülerverkehr gesichert werden, betonte eine Sprecherin der Cottbusverkehr GmbH.

Auch bei der Regiobus Potsdam Mittelmark GmbH waren rund 90 Prozent der regulären Fahrten ausgefallen, wie Geschäftsführer Martin Grießner, dem rbb sagte. Lediglich die Subunternehmer würden fahren.

Nicht bestreikt wurden die Verkehrsbetriebe in den Landkreisen Ostprignitz-Ruppin, Prignitz, Uckermark und Oberspreewald-Lausitz.

Trotz des Streiks blieb es auch auf Brandenburgs Straßen laut der Polizei verhältnismäßig ruhig.

Nahverkehr in Berlin schon seit dem Freitagnachmittag wieder planmäßig

In Berlin dauerte der Warnstreik nur bis Freitag, 10 Uhr. "Inzwischen fahren unsere Busse und Bahnen wieder wie gewohnt nach Plan", sagte ein Sprecher der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) am frühen Freitagnachmittag. Es habe "ein wenig gedauert, bis alles wieder regelmäßig ist".

Der Autoverkehr auf den Berliner Straßen sei trotz des eingeschränkten Nahverkehrs relativ ruhig geblieben, sagte eine Sprecherin der Polizei. Es habe keine besonderen Vorkommnisse oder größeren Staus gegeben.

Verkehrsbetriebe haben kein Verständnis für Streiks

In Frankurt (Oder) fuhren am Freitagmorgen noch Schulbusse. Anschließend hätten die Fahrer ihre Arbeit niedergelegt, bestätigte Christian Kuke, Geschäftsführer der Frankfurter Stadtverkehrsgesellschaft. Auch Straßenbahnen fallen den gesamten Tag aus. Kuke zeigte wenig Verständnis für den Streik: "Wir sind als Arbeitgeberseite hochgradig verärgert, weil wir zu diesem Zeitpunkt mit einer solchen Arbeitskampfmaßnahme nicht wirklich rechnen konnten, da die Gespräche bisher sehr zielorientiert waren", sagte Kuke dem rbb.

Auch der Chef der Barnimer Busgesellschaft, Frank Wruck, ist verwundert über die Streiks. Schulbuslinien seien am Freitag nicht bedient worden, um "keine Kinder auf der Strecke zu lassen, weil der Anschlussbus nicht kommt", so Wruck. Stattdessen wurde versucht, den Ferienfahrplan umzusetzen, mit dem Personal, was am Freitag nicht streikt: "Um insbesondere im städtischen Verkehr in Bernau und Eberswalde noch ein Grundangebot aufrecht zu erhalten."

Die betroffenen Unternehmen

  • Berliner Verkehrsbetriebe (BVG)
  • Verkehrsbetriebe Potsdam (ViP)
  • Regionale Verkehrsgesellschaft Dahme-Spreewald
  • Verkehrsgesellschaft Teltow-Fläming mbH (VTF)
  • Busverkehr Oder-Spree GmbH
  • Barnimer Busgesellschaft mbH
  • Cottbusverkehr GmbH
  • Havelbus Verkehrsgesellschaft mbH
  • Regiobus Potsdam Mittelmark GmbH
  • Stadtverkehrsgesellschaft mbH Frankfurt (Oder)
  • DB Regio Bus Ost GmbH
  • Verkehrsbetriebe Brandenburg an der Havel
  • Oberhavel Verkehrsgesellschaft mbH
  • Mobus Märkisch-Oderland Bus GmbH
  • Verkehrs-Management Elbe-Elster GmbH und Elster Nahverkehrsgesellschaft mbH

Verdi fordert in Berlin längere Ruhezeiten und mehr Urlaubstage

In Berlin geht es bei den Verhandlungen um einen neuen Manteltarifvertrag. Unter anderem möchte Verdi erreichen, dass alle Beschäftigten ohne Staffelung 33 Tage Urlaub erhalten. Zudem fordert die Gewerkschaft 500 Euro Urlaubsgeld pro Jahr, eine verlängerte Wendezeit von zehn Minuten auf allen Linien, eine Erhöhung der Ruhezeiten zwischen zwei Fahrdiensten auf zwölf Stunden, die Gewährung eines Urlaubstags pro 100 Nachtarbeitsstunden bis zu maximal sechs Tagen und die Absenkung unbezahlter Pausenanteile im Fahrdienst.

"Die Belastung der Beschäftigten und die Personalnot im ÖPNV haben immer mehr zugenommen, der Arbeitsdruck wird immer größer", hieß es von Verdi. "Es müssen also schnell Lösungen gefunden werden, um eine Entlastung herbeizuführen."

Verdi-Verhandlungsfüher für Berlin und Brandenburg Jeremy Arndt sagte dem rbb am Freitag, dass Entlastung das gemeinsame Verhandlungsziel wäre. "In den ÖPNV-Unternehmen bundesweit stellt sich der Beruf als sehr anstrengend dar." In der Tarifrunde gehe es darum, "dafür zu sorgen, dass die Arbeitsbedingungen besser werden, weil wir auch zunehmend erleben, dass viele Kolleginnen und Kollegen sich in anderen Berufen umschauen, weil sie diese Belastung nicht mehr aushalten", so Arndt.

Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 15. Februar geplant.

Verdi fordert 20 Prozent

In Brandenburg geht es zudem um die Entgelte, also höhere Löhne und Gehälter. Verdi will 20 Prozent, mindestens aber 650 Euro mehr für die Beschäftigten im Nahverkehr rausholen. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll zwölf Monate betragen.

Seit dem 1. Januar 2024 besteht in dem Tarifkonflikt keine Friedenspflicht mehr. Anfang Dezember hatte Verdi die Tarifrunde eingeleitet und Forderungen in allen 16 Bundesländern überreicht. In Bayern wurde noch nicht gestreikt, dort beginnen die Tarifverhandlungen am 9. Februar.

Sendung: rbb24 Inforadio, 02.02.2024, 08:00 Uhr

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82 Kommentare

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  1. 80.

    Eine herrlich freie Fahrt in Cottbus

  2. 79.

    Was Sie erzählen ist Schmarn. Die wirklichen Tariflöhne bei der S-Bahn können Sie aber ganz einfach zB. auf der Seite der GDL heraussuchen. Über 5500 brutto um nach 12 Arbeitsjahren mindestens 3400 raus zu haben würde dort ganz sicher jeder Kollege sofort nehmen!

  3. 78.

    Brauche ich nicht....die BVG hat nicht gestreikt sondern wurde bestreikt.

  4. 76.

    "Nach der ersten (!) Verhandlung hat die HHA 25 Tage mehr Jahresurlaub angeboten, ich wiederhole 25 Tage mehr."

    Nein, hat sie nicht.
    Zum einen handelt es sich da nicht um Urlaub sondern um Schichtdienstausgleich, zum anderen sind die 25 Tage das Maximum was erreicht werden kann. Wer keinen Schichtdienst hat, bekommt natürlich auch keinen Ausgleich.
    Die Behauptung, dass 25 Tage Jahresurlaub zusätzlich angeboten worden wären, ist also falsch.

  5. 75.

    Da steht ausdrücklich, es geht nicht um Gehaltserhöhungen... Daher macht dein Kommentar keinen Sinn oder bezieht sich auf die GDL.

  6. 74.

    Die Wirtschaft holt sich höhere Gewinne auch von denen die nicht mehr bekommen, oder gibt es da nachweislich Unterschiede?

  7. 73.

    Bin zwar nicht "betroffen", finde es aber völlig korekt, was Sie dazu in den begrenzten Zeichen unterbringen konnten.

    Ein Unfall oder ein erneuter Glaseisfilm bei den in homöopathischen Dosen erfolgten Streuungen - könnten schon ausreichen, jemanden zum Teil des von Ihnen angesprochenen Personenkreis zu "befördern". Das sollte jeder bedenken, obwohl ich, für meinen Teil, zwar nicht ängstlich bin und letztens mit lediglich einer Zerrung davon gekommen bin.

  8. 72.

    Die HHA ,U-Bahn und viele Buslinien, wird trotz Haustarif für 24 Std. bestreikt. Nach der ersten (!) Verhandlung hat die HHA 25 Tage mehr Jahresurlaub angeboten, ich wiederhole 25 Tage mehr.
    Das reicht den Raffhälsen von Verdi nicht.
    Aber eine Gruppe von Fahrgästen konnte Verdi nicht treffen, Schulen haben nach den gestrigen Zeugnissen ,wie immer , einen freien Tag.

  9. 71.

    Das löst jedoch nicht das Problem, wenn Sie weniger mit dem Auto und mehr mit dem Fahrrad unterwegs sind. Eine 100 prozentige Barrierefreiheit haben nicht mal Schwergehbehinderte im Rollstuhl im Öffentlichen Raum. (ich spreche für sie, nicht von mir). Den Menschen stehen als Barrieren die Autos am Parkplatz zu eng zum Aussteigen. Viele Fahrräder auf den Gehwegen stehen kreuz und quer. Manche Geschäfte, Ämter haben Stufen am Eingang. In vielen Geschäften kommen sie wegen der Enge zwischen den Kleiderständern nicht an die Ware, die sie nur von weiten sich ansehen können. So hat jeder seine Probleme, die keiner ändern will, weder die Politik noch der gedankenlose Ich-Mensch, der ihnen sogar den Extra- Behindertenparkplatz belegt ohne Ausweis. Demos für mehr Barrierefreiheit für alle, dazu wird sich keiner auf die Straße begeben.

  10. 70.

    Der Streik in Berlin ist doch schon wieder vorbei.
    Kann sich der Rest des Landes nicht mal ein Beispiel an der Hauptstadt nehmen?

  11. 69.

    Wie sie wissen sollten, gilt Deutschland als das China Europas.
    Die Gewinner der allermeisten Unternehmen sind gewaltig. Die Ausschüttungen an Dividenden und Managergehältern ebenso.

    Deutschland wurde mehrfach von supranationalen Behörden, Einrichtungen, der Weltbank, Staatenbünden usw. darauf hingewiesen, dass dieses Art des Wirtschaftens nicht nur suizidal (Fachkräftemangel, Braindrain) sei, sondern darüber hinaus mindestens die Idee der EU ad absurdum führe.
    Höhere Löhne bedeuten eine Gesundung der Binnennachfrage, die in Deutschland kaputt ist.
    Der Binnenhandel macht unabhängiger von Exporten.
    Gerade jetzt erleben wir die beginnende Gesundung der deutschen Wirtschaft und damit der Europäischen.

  12. 68.

    Die ständigen Demos und Streiks von allen Branchenzweigen, werden wie zu einem Psychose -Aufstand. Dieser Ich- Zustand unter diesen Druck etwas zu erreichen, schädigt unsere Wirtschaft gewaltig. Wir Bürger bekommen damit mehr Lohn? Die Wirtschaft holt sich die Mehrkosten wieder von uns. Unfreiwilliges Störungs-Erleben für die Zivilen - Unbeteiligten, dass wird eine große Zumutung im öffentlichen Bereich. Das Recht zu streiken, zu demonstrieren ist zwar demokratisch, aber muss jeder Streik und Demo angereiht auf einmal sein? Belastet ist doch nicht nur Berlin und Brandenburg damit, Deutschland spielt schon im Ganzen verrückt.



  13. 66.

    Ich fahre in der Stadt kaum Auto, lediglich zum Einkaufen. Ansonsten Fahrrad. Kein Rennrad, Mountainbike. Scheint schnell genug zu sein, um selbst motorisierte Fahrrad- und Lastenräder zu überholen. Erstere sind, wenig breit, aber nicht das Problem. Von den kostenlosen Parkplätzen, die sich Lastenräder überall, zumeist auf Gehwegen, genehmigen, fange ich gar nicht erst an. Mag erlaubt sein, sie stehen trotzdem im Weg.

  14. 65.

    Das ist vollkommen richtig, Verdi streikt zu schnell und zu hohe Forderungen/Gehaltsmäßig....woher nehmen?

  15. 64.

    Tja ein Auto müsste man haben. Kleinwagen sind ja fast schon wie Goldstaub. 20.000 Führerscheinprüfungen in der Warteschlange, fast 1,3 Millionen gemeldete PKW in Berlin bei 1,9 Mio "Bedarfsgemeinschaften" (Haushalte)
    Wie wäre es mit Homeoffice fördern, dann müssten nicht mehr so viele sinnlos durch die Gegenden pendeln (ob ÖPNV oder Auto), Das wäre billiger für alle und besser für die Umwelt und gegen volle Straßen. Man könnte drastisch Kapazitäten und Kosten abbauen. Das Busse und Tram alle 10 Min fahren ist meistens reinste Bequemlichkeit. Deswegen sind die meißten Verkehrsmittel auch die meißte Zeit noch weniger voll als halb leer.

  16. 63.

    Ja genau, weil es anderen noch schlechter geht, gehen wir nicht mehr gegen Missstände vor xD Die Logik mancher...

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