Nach Urabstimmung - Berliner Senat und Verdi vereinbaren Gespräche wegen möglicher Kita-Streiks

Fr 20.09.24 | 20:25 Uhr
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Symbolbild:Bobby-Cars, andere Spielautos und Gefährte für Kinder liegen angeschlossen vor einer Kita in Berlin-Wilmersdorf auf einem Stapel.(Quelle:picture alliance/dpa/C.Soeder)
Video: rbb24 | 20.09.2024 | Tobias Schmutzler & Sascha Hingst | Bild: picture alliance/dpa/C.Soeder

Nach zwei Warnstreiks stimmten die Kita-Beschäftigten dafür, in einen unbefristeten Streik zu gehen. Ob es wirklich zum Streik kommt, hängt von Gesprächen zwischen den Gewerkschaften und dem Senat ab.

  • Gewerkschaften fordern bessere Arbeitsbedingungen in Kitas
  • Kita-Beschäftigte stimmten für einen unbefristeten Streik ab Montag, den 30.09.
  • Verdi und Senat vereinbaren Gespräche über Forderungen
  • Senatorin Günther-Wünsch vorsichtig optimistisch

In den festgefahrenen Tarifkonflikt in den städtischen Kitas in Berlin kommt Bewegung. Nach einem Treffen mit Bildungssenatorin Günther-Wünsch und Finanzsenator Evers (beide CDU) sagte der stellvertretende Verdi-Bezirksleiter Benjamin Roscher dem rbb, dass in der kommenden Woche "inhaltliche Gespräche" über die Forderungen der Arbeitnehmerseite stattfinden sollen. Verdi und GEW wollen erreichen, dass die Erzieherinnen und Erzieher stärker entlastet werden.

Am Morgen hatten die Gewerkschaften Verdi und GEW die Ergebnisse von Urabstimmungen über einen unbefristeten Streik in den städtischen Kitas Berlins bekannt gegeben. Eine breite Mehrheit der Mitglieder hatte dafür gestimmt. Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi sprachen sich 91,7 Prozent der Mitglieder für einen Erzwingungsstreik aus, bei der GEW votierten 82 Prozent dafür. Die Gewerkschaften planen eigenen Angaben zufolge ab Montag, den 30. September, mit den unbefristeten Arbeitskämpfen. Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch und Finanzsenator Stefan Evers (beide CDU) hatten anschließend zunächst untereinander über eine mögliche Lösung des Konflikts beraten.

Verdi: Streik noch abwendbar

Die Gewerkschaften fordern einen Tarifvertrag über bessere Arbeitsbedingungen für die Kita-Beschäftigten. Unter anderem sollen Regelungen zur Gruppengröße, zum Ausgleich von Belastungen und für eine bessere Ausbildung festgeschrieben werden. Eine zentrale Forderung ist, dass die Kita-Gruppen kleiner werden. Außerdem verlangen die Gewerkschaften mehr Vorbereitungszeit und Notfallpläne bei Personalengpässen. Die Gewerkschaften wollen erreichen, dass der Senat Verhandlungen darüber aufnimmt. Bisher hatte der Senat das mit der Begründung abgelehnt, dass dies Sache der Tarifgemeinschaft der Länder sei.

Der unbefristete Streik ab Ende September könne abgewendet werden, wenn der Senat "mit uns eine Vereinbarung trifft, wie wir in Verhandlungen kommen und das mit fixen Terminen hinterlegt", sagte Benjamin Roscher, stellvertretender Verdi-Landesbezirksleiter für Berlin und Brandenburg.

Vorsichtiger Optimismus bei Günther-Wünsch und Kunkel

Am Freitagabend zeigten sich beide Seiten vorsichtig optimistisch, dass auf Gesprächsebene doch noch eine Lösung erzielt werden kann.

Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) betonte in der rbb24 Abendschau, die anberaumten Gespräche mit der Gewerkschaft Verdi seien "keine Tarifverhandlung", es werde keinen Tarifvertrag geben. Sie könne auch "nicht garantieren, dass dieser Streik nicht stattfinden wird." Sie wolle aber mit dem Ziel in die Gespräche gehen, den Streik doch noch zu verhindern. Gleichzeitig berate sie mit den Geschäftsführern der Kita-Eigenbetriebe, wie eine Notbetreuung für möglichst viele Familien sichergestellt werden könne.

Verdi-Gewerkschafter Kalle Kunkel sagte ebenfalls in der rbb24 Abendschau, man sei froh darüber, dass es jetzt endlich zu "konstruktiven Gesprächen" mit der Politik komme. Um solche habe man seit April gebeten, bislang ohne Erfolg.

Man strebe nun Verhandlungen an, "bei denen ein Ergebnis rauskommt, mit dem alle Parteien leben können", so Kunkel. Mit Finanzsenator Stefan Evers (CDU) und Günther-Wünsch sei "klar kommuniziert worden, dass verbindliche Regelungen über einen neuen Betreuungsschlüssel festgeschrieben" werden müssten.

Verdi gehe es nicht ums Geld, sondern um "anständige Arbeitsbedingungen." Dies könne man über verschiedene Formate regeln.

Theoretisch tausende Kinder und Eltern betroffen

Sollte es zu keiner Einigung kommen, könnten in den knapp 300 Kitas der Berliner Eigenbetriebe, in denen rund 35.000 Kinder betreut werden, unbefristete Streiks drohen. Insgesamt gibt es in Berlin laut Bildungsverwaltung rund 2.900 Kitas, die meisten werden von freien Trägern betrieben.

Bereits am Donnerstag haben dafür rund 2.000 Kita-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter vor dem Roten Rathaus protestiert.

Sendung: rbb24, 20.09.2024, 19:30 Uhr

79 Kommentare

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  1. 79.

    Sie sprechen hier weiß Gott nicht für alle Erzieher, sondern gerade mal für ein Fünftel. Soviel machen die städtischen Kitas aus.

  2. 78.

    Und diese Regeln bestimmen nicht sie, sondern die Administratoren.

    Mich wundert aber ihr Verhalten auch überhaupt nicht.

  3. 77.

    Das liegt vor allem daran, das der Schlüssel in einem Landesgesetz festgelegt ist. Und wer kann ein Landesgesetz ändern?

  4. 76.

    Weil es Regeln gibt für ein Forum, auch für dieses, die man mit dem Posten akzeptiert oder ignoriert. Diese kennen auch Sie offenbar nicht.

  5. 73.

    Der Frust der Eltern ist nachvollziehbar, aber das ist eben auch ein Ziel unsererseits. Unterstützung von eurer Seite kann uns helfen, schneller eine Einigung mit dem Senat zu erlangen.
    Macht doch nicht die Fachkräfte dafür verantwortlich, sondern steht hinter ihnen, sodass sie eure Kinder verlässlich betreuen und qualitativ fördern können.

  6. 72.

    Wir leben (noch) in einer Demokratie. Und hier sollte jeder seine Meinung oder Empfindung kommentieren dürfen. Auch wenn diese nicht alle lesen möchten.

  7. 71.

    Nachtrag von mir:
    Bildet EhE -Gruppen !
    EhE= Eltern helfen Eltern.

  8. 70.

    An die Eltern,die sch hier aufregen: es gibt ja die Möglichkeit, das sich Eltern zusammen schließen und abwechselnd mal einige Kinder zu Hause betreuen. Denke Sie verstehen dann was es heißt viele Kinder im Blick zu haben und zu betreuen. Probiert es doch mal aus . Müssen ja keine 12 oder mehr sein und jeder ist glücklich. Also nicht meckern, sondern machen.

  9. 69.

    Zum einen es wäre super wenn alle Bildungsbereiche in Berlin gleichzeitig für bessere Bedingung streiken würden, da seit 30 Jahren die Bildung in Berlin keinen Stellenwert mehr hat, sieht man vor allem an den maroden Gebäuden an vielen Schulen. Bei den Eigenbetrieben muss man natürlich wirtschaftlich arbeiten, daher sieht es dort in den Kitas besser aus aber die Bedingungen halt nicht,ist ja auch logisch Arbeitskräfte kosten viel Geld. Der Stellenschlüssel wird im KitaFöG festgelegt und hat nix mit dem Tarifvertrag der Länder zu tun daher ist der Senat von Berlin dafür zuständig und Ansprechpartner, leider verweigert er sich.
    Ebenfalls ist auch der Stellenwert des Erzieherberufs drastisch gesunken, sieht man hier auch bei vielen Kommentaren, leider kennen viele Eltern eher ihrer Rechte als auch ihre Pflichten und als Angestellter muss man professionell sich vieles gefallen lassen.
    Es wird Zeit dass sich was bewegt, es ist notwendig.

  10. 68.

    Die Kommentare einiger Leute hier zeigt auf bittere weise auf, wieviel Wertschätzung oder Anerkennung man dem Beruf des Erziehers (einer pädagogischen Fachkraft) zusprechen möchte. Einen Beruf der die Grundsteine für unsere Gesellschafft aufbauen soll. Wir sollen Fördern und funktionieren, aber bloß nicht fordern. Und wenn wir fordern, dann ist es sofort viel zu viel. Was von uns alles gefordert wird als Pädagoge… Da geht doch noch etwas mehr.

  11. 67.

    Leider geht das nicht, da der Staat/das Land auch zum Bildungsangebot verpflichtet ist. Außerdem kann sich nicht jeder/ jede eine freie oder private Kita leisten.
    Die wollen nämlich auch zusätzlich Geld haben.
    Außerdem arbeiten einige freie Träger mit unqualifizierten Personal, welches wirklich nur zur Aufsicht eingestellt wurde. Auch Sie scheinen keine Ahnung vom Kita-Alltag zu haben.

  12. 66.

    Es geht nicht ums Geld. Und was nützen 3000€ wenn man physisch und psychisch am Ende ist???
    Fragen Sie doch mal die Auszubildenden, wie gut sie in den Kitas betreut werden und was sie lernen außer aufzupassen, dass sich kein Kind verletzt oder verletzt wird? Auszubildende würden sich freuen, wenn sie mal mit den Kindern spielen könnten.
    Aber anhand Ihres Kommentares merkt man, dass Sie keine Ahnung der Tätigkeiten einer pädagogischen Fachkraft insbesondere in einer Brennpunktkita haben.

  13. 65.

    Wie viele Eltern bringen ihre Kinder in die Kita, weil es anstrengend ist? Wie viele Eltern nehmen es i
    Die meisten pädagogischen Fachkräfte arbeiten schon seit Jahren über ihre Grenzen hinaus. Warum sollen immer wir zurückstecken? Sie sollten sich mal fragen, warum die Schwächsten unserer Gesellschaft von der Politik so vernachlässigt werden. Jeder Cent, der heute in der Bildung gespart wird, kommt uns als Gesellschaft später teuer zu stehen. Unsere Kinder haben einen guten Start in ihre Zukunft verdient. Dafür kämpfen wir!

  14. 64.

    Sie unterstellen böswillig, dass Erzieher der städtischen Kitas Ihren Job nicht machen wollen. Zeigen damit eigentlich nur, dass Sie weder vorherige Erfahrungsberichte in den Kommentaren hier gelesen, noch ansatzweise eine Ahnung von der Belastung in diesem Arbeitsumfeld haben. Warum posten Sie aggressiv in Themen, die Sie offenbar nicht wirklich interessieren oder tangieren?

    @rbb24: Warum wird so eine böswillige Unterstellung überhaupt veröffentlicht?

  15. 63.

    Liegt der "Aufstand" vielleicht daran, dass die Beschäftigten der städtischen Kita gewerkschaftlich organisiert sind? Dies bei privaten nicht der Fall ist? Damit ja auch keine Legitimation für Streiks vorhanden ist? Ich gehe davon aus, dass aus dem Arbeitskampf der städtischen Kitas verbesserte Förderbedingungen für alle Kitas und zwar im Rahmen der Anpassung der entsprechenden gesetzlichen Landesregelungen erfolgen. Und was haben die privaten Träger dann für diese Verbesserung geleistet?

  16. 62.

    Mein reden schon seit langem.

    Nur mal zum Vergleich: in Berlin gibt es 187.000 Kitakinder, gerade mal 35.000 davon werden in den städtischen Kitas betreut.

    Wir reden hier also von einem Fünftel!

    Ein Fünftel macht hier ein riesen Aufstand und will seinen Job nicht machen. Bei gleichem Betreuungsschlüssel!

    Ich kenne keine private Kitas, die so einen Aufstand macht wie die städtischen.

  17. 61.

    Ich denke die ganzen staatlichen Kitas müssen geschlossen werden und in private Hand gegeben werden. Nur so kann eine gute Betreuung gewährleistet werden.

  18. 60.

    Der Hamburger Finanzsenator hat gestern mal eben 93 Mio Euro für rückwirkende zusätzliche Ausgleichzahlungen an die Kita- Träger locker gemacht (NDR Hamburg Journal). Die ausgehandelte Tariferhöhung gilt seit April, rückwirkend wird jetzt ab Januar ein Ausgleich gezahlt, um die Erzieher/innen den anderen Beschäftigten im ÖD gleich zu stellen.

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