Landwirtschaft - Kartoffelernte in Brandenburg: Hightech statt Personalsorgen

Di 08.10.24 | 06:17 Uhr | Von Alexander Goligowski und Philipp Rother
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Neue Kartoffelerntemaschine macht Hoffnung für die Zukunft des Kartoffelanbaus in Brandenburg. (Quelle: rbb)
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Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 05.10.2024 | Alexander Goligowski | Bild: rbb

Kartoffeln werden in Brandenburg immer seltener angebaut. Die Anbaufläche nimmt stetig ab. Hoffnung macht neue Technik: Damit können bis zu 300 Tonnen Kartoffeln pro Tag geerntet werden. Von Alexander Goligowski und Philipp Rother

Erntehelfer sind kaum noch zu finden, immer mehr Brandenburger Landwirte stellen den Kartoffelanbau ein. Nicht so die Märkische Agrargenossenschaft Mittenwalde (MAG). Sie zählt zu den größten Kartoffelproduzenten des Landes und hat nun massiv in neue Technik investiert.

Vollernter hat strategischen Vorteil

Es wurden zwei sogenannte Airsep Evo 290 gekauft. Meter für Meter fräsen sich die mächtigen Vollerntemaschinen durch das Feld. Sie ernten die Kartoffeln dabei dank modernster Technik in nur einem Arbeitsschritt. Mit einer Maschine können fünf Hektar pro Tag abgeerntet werden - der Abtransport kommt da kaum hinterher. Das hat aber seinen Preis: Fast 500.000 Euro kostet ein Gerät. Nur größere Kartoffelbauern wie die MAG können sich das leisten. Auf 300 Hektar baut sie in Dahme-Spreewald Kartoffeln an.

Für Geschäftsführerin Cornelia Brinkmann hat der Vollernter auch mit Blick auf Klimawandel und Wetterumschwünge einen strategischen Vorteil: "Durch die Vollerntemaschinen sind wir wetterunabhängig und können in der gleichen Zeit die doppelte Menge schaffen." Das sei vor allem ein großer Vorteil, wenn nicht so viele Erntetage zur Verfügung stehen.

Neue Kartoffelerntemaschine macht Hoffnung für die Zukunft des Kartoffelanbaus in Brandenburg. (Quelle: rbb)Der Traktor zieht die Kartoffelvollerntemaschine

Kartoffeln schweben

Der "Airsep Evo 290" wird hinter einen Traktor gespannt und über das Feld gezogen. Nur ein Arbeiter ist nötig. Er fährt den Traktor und kontrolliert in einem Display, ob die Sortierung funktioniert. Das ist die Königsdisziplin und ausgeklügelt: Eine kräftige Turbine bläst die Kartoffeln auf dem Sortiertisch im Inneren der Maschine von unten an, sodass sie anfangen zu schweben. Die schweren Steine bleiben unten und werden abtransportiert. Den Luftstrom stellt der Fahrer per Hand ein.

Ist alles perfekt eingestellt, landen die Kartoffeln fein säuberlich sortiert im sogenannten Bunker. Er fasst neun Tonnen. Die aussortierten Steine fallen in einen separaten Speicher. Wenige Kartoffeln landen am falschen Ort. Nur Handarbeit könnte noch genauer sein, aber dafür findet die Märkische Agrargenossenschaft Mittenwalde wie viele andere kein Personal mehr.

300 Tonnen Kartoffeln pro Tag

Kartoffelvollerntemaschinen sind auf den brandenburgischen Feldern natürlich allgegenwärtig. Die älteren Modelle brauchen neben dem Traktorfahrer aber auch noch wenigstes zwei Menschen, die auf der Maschine stehen und sortieren. Sie trennen Steine und Erdklumpen von den Kartoffeln. "Ich stand früher selbst da oben drauf - schön ist anders", berichtete Fachagrarwirt Christopher Klaus. "Der Staub kommt in die Lunge, im Herbst wird es dann kalt. Dann regnet es auch noch. Jetzt macht es die Maschine alleine."

Mit ihren Kartoffeln beliefert die MAG die Einzelhändler der Region im großen Stil. Das geht nur noch, weil die Hightech-Maschinen zum Einsatz kommen. Sie ernten bis zu 300 Tonnen Kartoffeln pro Tag und konnten die personellen Engpässe mehr als auffangen. Von den Maschinen sind bisher aber nur wenige in Brandenburg im Einsatz.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 5.10.2024, 19:30 Uhr

Beitrag von Alexander Goligowski und Philipp Rother

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9 Kommentare

  1. 9.

    Endlich mal ein Artikel der die Vorteile des Mangels an billigen Arbeitskräften aufzeigt. Die Innovation wird gefördert.
    Wenn die Maschine wenigstens 4 Arbeitskräfte einspart, sind das mindestens 10000 Euro Arbeitskosten pro Monat. Da haben sich die halbe Million Euro Anschaffungskosten ziemlich schnell rentiert.

    Gleichzeitig fallen unangenehme Arbeitsplätze weg. Ich sehe nur Vorteile.

  2. 8.

    Hat ein Artikel zum Thema Kartoffeln.
    Ab dem Abschnitt: Anbaubedingungen
    Schreibt der Artikel etwas. Es ist ein Wiki Artikel.
    Und ja, Kartoffeln ist eine anspruchsvolle Frucht.
    Es benötigt Erfahrung, um einen guten Ertrag zu erhalten.
    Zu dem Säaen? Kartoffeln werden mit einer Maschine gelegt.
    Getreide wird gesäat. Raps wird gesäat. Von dem Wort Saat.
    Zuckerrüben und Mais wird als Einzelkorn gedrillt.
    So hat eine jede Frucht ihre eigenständige Anforderungen an den Boden und dem Verfahren zum Anbau. Auf den Webseiten der Hersteller der Maschine finden Sie weitere Informationen zur Technik.
    Dem Betrieb wünsche ich eine gute und erfolgreiche Ernte.

  3. 6.

    Wer prognostiziert eine schlechte Kartoffelernte in Brandenburg?

    Ich als Interessierter Laie habe ein anderes Bild, in BB und auch MV stehen die Kartoffeln überwiegend gut.

  4. 5.

    "Sie ernten bis zu 300 Tonnen Kartoffeln pro Tag" bei der prognostizierten extrem schlechten Ernte für diese Saison sind die 300 Tonnen dann wohl auch der Jahresertrag, oder geht das eventuell doch tatsächsächlich über mehrere Tage?

  5. 4.

    ...erinnere mich an die sogenannten kartoffelferien. Herbst Ferien im Oktober. In einem Land vor dieser Zeit. Niemand nahm Schaden. Wer von den Jugendlichen gesundheitlich fit war und konnte, machte mit. Hat nicht geschadet. Wurde über die Schulen organisiert.

  6. 3.

    Die hätten jetzt echt was. :)

    Aber man darf auch nicht vergessen, was für eine harte Arbeit das früher war.
    Und ja es ist immer ein schwerer Spagat zwischen Technik und Menschen, aber machen wir uns nix vor, 90% der Erntehelfer egal wo auch immer sie her kommen(kamen) sind Menschen mit einer unterdurchschnittlichen Bildung. Und für gering Qualifizierte Menschen gibt es kaum noch Arbeit hierzulande. Daher kann es nur EU weit heißen: Bildung fördern, damit Menschen erst gar nicht für einfache Arbeiten durch die halbe EU ziehen müssen.

  7. 2.

    Werden die Maschinen wirklich gekauft für 500k oder geleast? Wann amortisieren sich die Kosten?

    Was ist mit säen, geht das auch so "einfach"? Gibt es andere Arbeitsschritte dazwischen?

    Ist eine abwechselnde Fruchtfolge nötig?

    Sorry, so viele Fragen ;)

  8. 1.

    Da bekomme ich sofort Appetit auf Pellkartoffeln mit Quark…

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