Ausstellung in Berlin - Berliner Galerie zeigt Werke des Musikers Peter Doherty

Peter Doherty ist nicht nur Musiker: Eine Berliner Galerie zeigt jetzt Bilder aus dem Artwork für sein kommendes Soloalbum. Die Bilder bilden seinen Arbeitsprozess ab, der in der Schulzeit bereits begann. Von Laurina Schräder
Peter Doherty wirkt aufgeräumt. Nach dem ebenso aufgeräumten aber eindrücklichen Konzert seiner Band The Libertines am Mittwoch in der Columbiahalle, sitzt der Musiker nun in einer Berliner Galerie vor seinen Bildern im Sessel und hat die Beine auf den benachbarten Stuhl gelegt. "Manche Bilder sind ein Chaos. Collagen, Skizzen, Silhouetten von Backstage-Pässen, Fragmente aus Tagebüchern und Liebesbriefe. Viele sind wie Postkarten – eigentlich Postkarten an mich selbst."
Die Ausstellung zeigt das Artwork zu Dohertys neuem Soloalbum, das im Mai herauskommen soll. Mit dem französischen Visual Artist Thomas Leprêtre hat er die Bilder parallel zu den elf Songs der Platte gestaltet.
Seit der Schulzeit gezeichnet
Der Vaporizer in Dohertys Hand funktioniert wie eine kleine Nebelmaschine. Im Dunst erzählt er, dass er eigentlich schon immer gezeichnet, in der Schule aber schon festgestellt habe, dass andere wesentlich talentierter gewesen seien als er selbst.
"Ich habe mich nie sicher beim Zeichnen gefühlt, aber als ich dann anfing, mir selbst Gitarre beizubringen und Songs zu schreiben", sagt er, "und als ich mich sicher genug fühlte, das zu tun, habe ich einfach das getan." Doherty erzählt weiter, dass er mit allem anderen aufgehört habe. "Ich habe einfach alles fallen gelassen, habe meine Pläne, Literatur zu studieren, fallen gelassen und bin einfach losgezogen in die Welt und habe Songs geschrieben."
Ganz aufgegeben hat Peter Doherty das Zeichnen allerdings nie. Vor mittlerweile mehr als 15 Jahren war seine Kunst zum ersten Mal öffentlich in einer Galerie in London zu sehen, vor zwei Jahren dann auch erstmals in einem Museum, dem NRW-Forum in Düsseldorf, unter dem Titel "Beyond Fame".
Die neuen Bilder, die bis Ende April in der "janinebeangallery" in Berlin-Mitte ausgestellt werden, zeigen nun allerdings einen neuen Punkt in seinem Leben, für den der Titeltrack des neuen Albums stellvertretend angeführt werden kann: "Felt Better Alive" symbolisiert für Doherty ein neues Präsentsein in der Welt - ohne eben auf Drogen zu sein und die Welt um sich herum nicht im Rauschzustand wahrzunehmen.
Silhouetten und abstrakte Figuren
Oft sind in den Bildern Silhouetten von Doherty selbst abgebildet, die ihn von hinten zeigen, umgeben von Brandspuren oder die sich geradezu auflösen. In einem anderen Bild ist Peter Doherty als Figur dargestellt in einer Glaskugel, mit dem Titel "Empty Room". Textzeilen sind mal mit Blei-, mal mit Filzstift auf die Leinwände geschrieben ("Chaught Round The Houses with Your Trousers Down"); Anagramme ("Wolf/Flow") zeigen Gedankenspiele. Immer wieder sind auch die Fans, das Publikum, in den Collagen zu sehen, die auf der Bühne zum Teil aber nur abstrakte Figuren sehen können. Striche geisterhafter Figuren – keine realen Personen. In jedem der Bilder steckt Dohertys Reflexion seines Lebens sowie eine Erleichterung, gerade nochmal den Absprung geschafft zu haben.
Famililienleben in der Normandie
Die Ideen zu den meisten der nun ausgestellten Bilder hat Doherty gemeinsam mit dem französischen Künstler Thomas Leprêtre gesammelt. "Ich habe ihm erzählt, worum es in den Liedern geht, habe ihn nach England mitgenommen, wir haben Zeit mit den Hunden verbracht, in der Normandie und in Margate. Also an den Orten, wo die Lieder geschrieben wurden. Es sind die Orte, von denen die Lieder handeln", sagt Doherty.
Der Musiker lebt seit einigen Jahren mit seiner Familie in Étretat in der Normandie an der Atlantikküste. Und in Margate befinden sich "The Albion Rooms", die zum einen Aufnahmestudio sowie Hotel sind. Und so wie in den Songs die Orte und Biografie von Doherty verhandelt werden, spiegeln sie sich eben in den Bildern der "Felt Better Alive"-Serie.
Die meisten Songs des neuen Albums sind vor etwa zwei Jahren entstanden, als seine Frau mit der gemeinsamen Tochter schwanger war, wie Doherty erzählt. Und so wie er bereits für sein 2008 erschienenes Album "Grace/Wastelands" das Artwork des Albums geschaffen hat, wollte er, dass auch die neuen Songs ein entsprechend wichtiges und vor allem sorgfältig gestaltetes Aussehen bekommen.
"Es war einfach eine Freude. Ich glaube, vor allem, weil ich keine Drogen mehr nehme, schaffe ich es mit den Menschen besser zu kommunizieren", sagt Doherty. Wie zum Beispiel mit seinem Künstlerfreund Thomas, der keine Drogen nehme und sich dafür auch nicht interessiere. "Wir können einfach eine normale, gesunde menschliche Beziehung führen, die nichts mit etwas Chemischen zu tun hat. Das ist alles neu für mich."

Bildlicher Vorgeschmack auf das neue Album
Die Bilder veranschaulichen auf schöne Weise den Arbeitsprozess von Peter Doherty, denn sie betonen, dass – auch wenn nun eine Soloplatte erscheint – der Weg dorthin nicht isoliert passiert. Die zweijährige Tochter habe Striche durch die Zitate gekritzelt, oder den zerknitterten Jubiläums-Gedenkschein zum Geburtstag des französischen Dichters Arthur Rimbaud auf die Farbe gelegt, sagt Doherty - und dass er ihn nicht mehr abbekommen habe, "er wäre sonst gerissen. Also hab ich den Schein einfach dort kleben gelassen."
Unter den Collagen, gesprühten Umrandungen und Texten zeigt sich aber auch die jahrelange Übung im Zeichnen bei Figuren, Tieren oder der wiederkehrend auftauchenden Mundharmonika. In genau dieser Mischung sind die Bilder nicht nur interessant und besonders, sondern fungieren als bereichernde Ergänzung und nun auch als Vorgeschmack zum eigentlich neuen Hauptwerk Dohertys: seinen elf Songs des Albums "Felt Better Alive", das im Mai erscheinen wird.
Sendung: Radioeins, 07.02.2025, 16:30 Uhr
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