Rudel in der Döberitzer Heide - "Die Wölfe wollen gar nicht in die Stadt"

Di 27.06.23 | 12:14 Uhr | Von Sylvia Tiegs
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Wolf aus dem Rudel in der Döberitzer Heide. (Quelle: Ingolf König)
Video: rbb-Bürgertalk - Wir müssen reden! | 27.06.2023 | Britta Nothnagel/Andreas Rausch | Bild: Ingolf König

In der Döberitzer Heide lebt ein Wolfsrudel, nur wenige Kilometer von der Berliner Stadtgrenze entfernt. Einige Anwohner fragen sich, wie sie mit der Rückkehr der Wölfe umgehen sollen. Von Sylvia Tiegs

  • Etwa 2006 siedelten sich die ersten Wölfe wieder im Süden Brandenburgs an
  • Zuletzt lebten laut dem "Wolfs-Monitoring" der Länder fast 50 Rudel in der Mark
  • Wegen der Wiederansiedlung der Wölfe bangen Schäfer um ihre Tiere

Peter Nitschke schaut begeistert durchs Fernglas. Der Leiter von "Sielmanns Naturlandschaft" in der Döberitzer Heide im Havelland erblickt Wisente, Rotwild mit Nachwuchs und Przewalski-Pferde. Die Tiere grasen alle friedlich in der sogenannten Wildniskernzone, einer Naturlandschaft auf rund 1.860 Hektar.

Und wo sind die Döberitzer Wölfe? "Das wüsste ich auch gerne!", sagt Nitschke und lacht. Wenn man den Wolf suche, finde man ihn nicht. "Der weiß sich schon ganz gut zu verstecken." Aber dass es ein Wolfsrudel in der Döberitzer Heide gibt, ist sicher. Vor knapp zwei Jahren haben sich die Tiere hier niedergelassen.

"Wir wissen von sieben erwachsenen Tieren - das Elternpaar und die Jungen aus dem vorherigen Jahr", sagt Peter Nitschke. Die Welpen von diesem Jahr hat er noch nicht gesehen. Er schätzt aber, dass das Rudel aktuell aus zehn bis maximal 15 Tieren bestehe. Genauer kann er es nicht sagen: Die Döberitzer Heide ist kein abgeriegelter Zoo, die Wölfe sind nicht markiert und haben auch keine Peilsender. Alles, was sie bei Sielmanns Naturlandschaft über das Wolfsrudel wissen, stammt von den Aufnahmen der vielen Wildtierkameras, und von Meldungen durch Wanderer.

Wolfsrudel in der Döberitzer Heide. (Quelle: Ingolf König)
2021 wurde das Rudel in der Döberitzer Heide entdeckt | Bild: Ingolf König

Kürzlich ist es einem Besucherpaar tatsächlich gelungen, Videos vom Rudel zu machen. Peter Nitschke hat die Aufnahmen gesehen und schwärmt: "Ganz tolle Bilder! Ich konnte tatsächlich sieben Wölfe hintereinander über die 'Wüste', den früheren Truppenübungsplatz, ziehen sehen."

Anhand der Aufnahmen können die Experten das Elternpaar und die Jungtiere gut auseinanderhalten. Namen aber haben sie "ihren" Wölfen nicht gegeben: "Man sollte die Tiere nicht vermenschlichen", sagt Peter Nitschke.

Portrait: Peter Nitschke, Leiter Sielmanns Naturlandschaften Döberitzer Heide (Quelle: Sylvia Tiegs)
Peter Nitschke, Leiter von "Sielmanns Naturlandschaft" in der Döberitzer Heide | Bild: Sylvia Tiegs

Verständnis für Sorgen

Dem Leiter der Naturlandschaft in der Döberitzer Heide ist vollkommen bewusst, dass nicht jeder froh über die Rückkehr der Wölfe ist. Zumal es nirgendwo in Deutschland so viele Tiere gibt wie in Brandenburg: Zuletzt lebten laut dem "Wolfs-Monitoring" der Länder fast 50 Rudel in der Mark, die Wölfe in der Döberitzer Heide miteingeschlossen. Neue Zahlen kommen voraussichtlich im September.

Peter Nitschke findet: "Es ist wichtig, dass man die Sorgen und Ängste der Leute wirklich ernst nimmt." Er meint damit vor allem die Nutztierhalter in der Region, die ihre Herden vor Wolfrissen schützen müssen. Es sei gut, sagt Nitschke, dass das Land Brandenburg wolfssichere Zäune und Herdenschutzhunde unterstütze. Das betreffe auch Schäfer, die in der Döberitzer Heide Weideflächen gepachtet haben – und die um ihre Tiere bangen, seit es hier wieder Wölfe gibt.

Jungtier aus dem Wolfsrudel in der Döberitzer Heide. (Quelle: Ingolf König)
Wölfe können bis zu 70 Kilometer zurücklegen | Bild: Ingolf König

Sorgen, dass das Wolfsrudel in der Heide immer größer werden könnte, braucht man laut Nitschke allerdings nicht zu haben: "Wenn die Jungtiere geschlechtsreif werden, werden sie verstoßen, wandern ab und suchen sich woanders ihr eigenes Rudel." Wobei das mit dem Abwandern aus der Döberitzer Heide riskant ist: Zwei junge Wölfe wurden bereits totgefahren; zuletzt einer im Mai, auf der nahegelegenen B5.

Programmtipp

"Man muss sich groß machen, der Wolf zieht sich dann zurück"

Grundsätzlich können Wölfe sehr weite Strecken zurücklegen. Bis zu 70 Kilometer schaffen sie – am Stück. "Wölfe haben natürlich kein Navi, die laufen einfach los", scherzt Peter Nitschke. Da könne es immer wieder mal vorkommen, dass sie auf Ortschaften stoßen und dort auch gesichtet werden.

Im Januar dachten Anwohner in Berlin-Spandau, dass sie einen Wolf gesichtet hätten. Tatsächlich war es wohl aber nur ein Hund. Nitschke betont, dass Wölfe an sich gar nicht in Städte wollen: "Die sehen dann zu, dass sie dort schnell wieder weggekommen." Menschliche Siedlungen haben Wölfen schon vom Nahrungsangebot her nichts zu bieten, anders als etwa Wildschweinen oder Waschbären.

Doch wie sollte man sich verhalten, sollte man doch einmal einem Wolf begegnen. Peter Nitschke empfiehlt: "Dann muss man sich groß machen, sich bemerkbar machen, in die Hände klatschen. Der Wolf zieht sich dann auch zurück". In aller Regel würden Städter dem Wolf überhaupt nicht begegnen. Denn der Wolf suche Ruhe, weite Flächen und ausreichend zu fressen. So wie in der Naturlandschaft der Döberitzer Heide.

Sendung: "Wir müssen reden" im rbb Fernsehen, 27.06.2023, 20:15 Uhr

Beitrag von Sylvia Tiegs

54 Kommentare

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  1. 54.

    Wenn der Mensch (als natürlicher Feind der Tiere) vor den Tieren ausstirbt, bricht die Welt nicht zusammen, umgekehrt schon.

  2. 53.

    Weil man ihren Kommentar nicht einfach stehen lassen kann, wenn er sachlich falsch ist. Sowohl was man unter Evolution versteht als auch die Nahrung des Wolfs ist keine frei interpretierbare und beliebig auslegbare Veranstaltung, sondern eine objektive Tatsache und wissenschaftlich belegt. Beides ist im Internet auf zahlreichen Websites beschrieben, frei zugänglich und steht im Widerspruch zu ihren Behauptungen.

  3. 52.

    wieso begreifen Sie nicht was Evolution ist und spielen sich hier als aggressiver Schulmeister auf. Ich meinte übrigens große gesunde Tiere sind kein Lebensmittel für Wölfe sondern Kleine, Sie kommen mir irgendwie „programmiert“vor?

  4. 51.

    Ist reine Kopfsache wie mit der virtuellen Angst vor Spinnen oder Schlangen. Sie sollten sich lieber vor einigen nicht angeleihnten Hunden oder einem Raser im Straßenverkehr fürchten, als vor dem Wolf.
    Das könnte ihnen beispielsweise besser Andreas Kieling (den hätte man mal zu dieser Sendung einladen sollen) viel besser erklären.
    Denn was Andreas Kieling aufgrund seines Wissens und seiner Erfahrung macht, versetzt mich auch in Ängste aufgrund des sin mir statt findenen Kopfkinos. Stichwort Bär. Das ist eben der Unterschied zwischen wissensbasiertem oder glaubensbasiertem Handeln.

  5. 50.

    Das ist kompletter Blödsinn. Predatoren wie der Wolf, wären schon lange vom Survival of the Fittest-Prozess ausgespuckt worden, wenn sie nicht einen enorm stabilisierenden Beitrag leisten würden.
    Oder andersherum, wenn der Wolf, wie der außenvorstehende Mensch, seine natürlichen Lebensräume durch Ausrottung der Ressourcen zerstören würde, wäre er nicht eines der ältesten Mitglieder der Evolution, sondern längst selbst ausgestorben.
    Das ihre These nicht stimmt sehen sie auch daran, dass die Wolfspopulation in Brandenburg langsam in die Sättigung geht und immer noch ein Überbestand an Wild existiert. Die Forstwirtschaft klagt ja nicht um sonst über den Wildverbiss der Setzlinge und jungen Bäume. Nur stört die Anwesenheit des Wolfs natürlich das wildfleischverarbeitende Gewerbe. Die wollen ihr hochgepeppeltes Wild selbst jagen und verkaufen.

  6. 49.

    Sie sollten schon bei meinen Interpretationen und verwendeten Begrifflichkeiten bleiben:
    Die Evolution ist der gesamte natürliche biologische und vom Menschen noch nicht vollständig verstandene Prozess OHNE SIGNIFIKANTE Eingriffe des Menschen. Demzufolge kann die wilkürliche Ansiedlung von Fauna- und Floraarten, die Entnahme von Arten, die Zerstörung von natürlichen Lebensräumen durch den Menschen, nicht mit den innerhalb der Evolution entstehenden Zuständen einfach gleichgesetzt werden.
    Nur weil Tiere im Evolutionsprozess sterben ist die Tötung von Tieren durch den Menschen nicht äquivalent im Sinne des Ergebnisses.
    Ich hoffe sie kapieren wenigstens, warum biologisches Leben in Verbindung mit Evolution für die Biosphäre und letzendlich auch für den Menschen überlebenswichtig sind.

  7. 48.

    Die meisten hier haben noch nie einen Wolf draußen getroffen, ware auch die letzten 30 Jahre nie draußen, schon gar nicht in den NSG, wo es Wölfe gäbe (oder Löschwasserentnahmestellen, nech, Hallo?). Die meisten hier kennen den Kläffer von Omma Karsubke, der Katzen und Enten anfällt, oder die Dogge oder den Mastiff von Manne Schulze, vor dem sie Angst haben. Also den Hund, nicht Manne...
    Und da zieht man dann Rückschlüsse.

    Der Wolf ist aber weder Waldi noch Dogge.

  8. 47.

    Dss war deren eigene Schuld
    Wenn man Wildtiere mit Milch oder anderen Leckereien anlockt braucht man sich nicht zu wundern wenn es zu solch unangenehme Situationen kommen kann
    Natürlich sollte der Bestand von Wölfe, wie auch andere Wildtier durch Abschüsse reguliert werden
    Aber komplett ausrotten wäre ein Fehler
    Ich glaube jedenfalls nicht an Märchen

  9. 46.

    Muffelwild stammt aus dem Mittelmeerraum und ist keine wirklich heimische Tierart. Es wurde als "Jagdwild" in Deutschland angesiedelt.

  10. 45.

    Nur der Unterschied ist, dass in Alaska und Kanada der Wolf bejagt wird und die dort wissen genau warum die sehr sehr kurz gehalten werden. Wenn die Zustand wie beschrieben in Deutschland wäre na dann Gute Nacht.

  11. 44.

    Solang Kadaver aus der Natur entfernt/entsorgt werden, Seuchengefahr. Solang hat der Wolf keine Berechtigung. Er is d. Gesundkeitspolizei und ungefährlich, aber es gibt immerwieder Kolateralschäden. Ein Erwachsener kann sich "gross" machen. Was machen Kinder? Diesen ein Smartphone in die Hand und Einsperren, weil der Wolf dem Hof(wegen des gedechten Tisches) einen Besuch abstattet Ein hungriges Tier wird sich von euren nicht beeindrucken lassen. Würden Sie Triebtäter zu sich einladen. Nee nich

  12. 43.

    haben sie eventuell aus Spaß geschrieben man könnte Wölfe doch füttern??? :D?? .Ein Berliner Taxifahrer war in Kanada oder Alaska im Wohnmobil unterwegs .Tagsüber hatte er Wölfinnen Milch zu trinken gegeben die sehr zutraulich schienen,dies hätte er beinahe mit dem Leben bezahlt,den Nacht‘s kamen die Rüden und waren an der Windschutzscheibe mit gebleckten gefletschten Zähnen! sogar die Wolfsexperten und Tierärzte wie Behörden warnen immer wieder dringend davor, aber wahrscheinlich schmeißen einige auch angebissenes Essen mal am Waldrand weg..

  13. 42.

    Evolution..das ich nicht lache.Die Forstpächter erlegen meist die größten und gesündesten Wildtiere die Lebensmittel für Wölfe darstellen,die auch Ass fressen .Wenn dies sich verändern würde wäre es sehr gut und auch Wölfe sterben auf natürliche Weise auf Beutezug wenn sie es mit einer Rotte Schwarzwild zutun kriegen auch männliches Rotwild wehrt sich, aber wenn nur Schwache ,Junge und kranke Tiere übrig sind siegt immer öfter nur das Raubtier

  14. 41.

    Mein Kommentar war sarkastisch gemeint schon jetzt merkt man, dass es immer weniger Rehwild ,Rotwild, Damwild und Schwarzwild gibt . Das Muffelwild ist ja in Brandenburg schon ausgerottet.
    Leider kommt man nicht gegen die Grüne Ideologie an .Die Wölfe sind für die wie Nutztiere .
    Früher oder später werden einige nach dem Jäger rufen man kann nur hoffen, dass sich keiner findet Wölfe zu jagen.

  15. 40.

    Na, den Wald hat es auch ohne Wölfe gegeben. Und bei dem von Ihnen angestrebten Überbesatz bei absoluter Schonung wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu Übergriffen auf Menschen kommen, da die Reh- und selbst Schwarzwildpopulationen unter einem derartigen Prädatorendruck zusammenbrechen würden. Es ist eben nicht genug Platz vorhanden.

  16. 39.

    Ich wohne in einem Siedlungsgebiet und habe - wie einige Nachbarn auch - eine Katze. Zumindest im Umfeld werden Katzen generell drin gefüttert und es gibt auch keine Lebensmittelreste auf dem Kompost. Dass der Waschbär sich Apfel oder Pflaume vom Baum holt ist genauso wenig zu vermeiden wie die Stare im Kirschbaum ;-). Dank Katzen und Fuchs gibt's weder Mäuse noch Ratten. Ein Waldsrück liegt etwa 800 m entfernt. Zumindest wir hier hoffen - ganz egoistisch - dass uns kein Wolf besucht. Ansonsten bleibt nur zu hoffen, dass sich Ihre Aussagen bewahrheiten.

  17. 38.

    Es gibt viel zu wenige Wölfe in Brandenburg schön, dass sie schon in der Döberitzer Heide sind man kann nur hoffen, dass die sich dort ordentlich vermehren. Man sollte den Bestand in Brandenburg auf 20000 Wölfe anwachsen lassen denn wo der Wolf Jagd wächst der Wald und Platz ist ja genug da.
    Schwierig wird es nur wenn der Wald leer ist mit Wild zur Not kann man ja auch Fütter in den Wald bringen.

  18. 37.

    man könnte die Wölfe mit einem Betäubungsgewehr sedieren um es Vorort vorzunehmen,die Tiere können danach eventuell sofort nach dem aufwachen laufen gelassen werden....wahrscheinlich aber schwer möglich,weil eine Sterilisation wenig invasiv ist aber beinahe wahrscheinlich im Bereich der Mikro Chirurgie liegt,außerdem gibt es Risiken ...

  19. 36.

    Wo habe ich etwas von domestizierten Arten geschrieben? Mich interessieren wirklich bedrohte Arten wie z.B. die Großtrappe.

  20. 35.

    Wölfe sind hochanpassungsfähige, opportunistische Beutegreifer mit hoher Vermehrungsrate. Anders als z.B. Großtrappe, Sumpfschildkröte oder Rotbauchunke sind Wölfe keineswegs wirklich gefährdet.

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