Zusammen Gras anbauen - Cannabis-Verein in Brandenburg gegründet

Di 13.02.24 | 20:31 Uhr
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Cannabisclub in Brandenburg an der Havel. Ein Mann raucht einen Cannabis-Joint. (Quelle: rbb)
rbb
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 18.02.2024 | Diana Azzam | Bild: rbb

Die Droge Cannabis darf in Vereinen ab dem 1. Juli gemeinschaftlich angebaut werden. Der Gründer des neuen Cannabis Social Clubs in Brandenburg an der Havel hält den Konsum ab 18 Jahren aber für zu früh.

Früher hat Kevin Stasik aus Potsdam-Mittelmark Cannabis illegal konsumiert und selbst verkauft. Heute raucht er die Blüten ganz legal – auf Rezept und aus der Apotheke. "Für mich ist es eine Hilfe, meine Filter zu sortieren, weil ich als Asperger-Autist eine Menge an Informationen aufnehme. Geräusche, Gefühle, was ich sehe, das kann mein Gehirn nicht gut filtern. Das ist einfach zu viel", sagte der 43-Jährige dem rbb.

Pro Monat höchstens 50 Gramm Cannabis pro Mitglied

Dass Cannabis bald auch zu Genusszwecken erlaubt sein soll, findet Kevin Stasik gut. Die Pläne der Bundesregierung sehen unter anderem vor, dass Cannabis in sogenannten Cannabis Social Clubs angebaut und an Mitglieder abgegeben werden darf: pro Monat höchstens 50 Gramm pro Mitglied. So einen Club hat Kevin Stasik in Brandenburg an der Havel auf die Beine gestellt. "Wir sind so weit, dass wir mit den ersten Vermietern in Kontakt stehen. Wir haben unsere ersten Gründungsmitglieder zusammen, den Verein gegründet und unsere Satzung erstellt", sagt Kevin Stasik.

Maximal 500 Mitglieder pro Club

Der Brandenburger hofft, dass der Schwarzmarkt durch die Legalisierung langfristig ausgetrocknet wird und Konsumenten in Cannabis Social Clubs ab diesem Sommer anfangen können, Cannabis für ihren Eigenbedarf anzubauen. Cannabis Social Clubs verstehen sich als nichtkommerzielle Hanfanbaugemeinschaft, die sich gemeinschaftlich um Gewächshäuser, Anbauflächen, Ausrüstung, Ernte und Konsum kümmert. Die mögliche Mitgliederzahl ist laut Gesetzentwurf auf maximal 500 Mitglieder begrenzt. Entsprechend ihres Bedarfs und ihrer Vereinssatzung errechnet sich der Mitgliedsbeitrag, über den sich die Vereine finanzieren.

Kevin Stasik sieht durchaus auch Gefahren beim Cannabis-Konsum. "Ich habe auch Menschen gesehen, wo es schiefgegangen ist. Die die Schule hingeschmissen haben, ihre Lehre nicht abgeschlossen haben, diese Null-Bock-Stimmung." Die Abgabe an 18-Jährige sieht er deshalb kritisch. "Das finde ich persönlich noch ein bisschen zu jung, denn mit 18 Jahren ist das Gehirn noch nicht ausgewachsen. Deshalb ist unser Social Club erst ab 21 betretbar", sagt Kevin Stasik, der als eigentliche Zielgruppe Menschen erst ab 30 ansprechen wolle.

Cannabis-Club auch in Dahme-Spreewald in Gründung

In Brandenburg befindet sich auch im Landkreis Dahme-Spreewald ein Cannabis Social Club im Aufbau, in Berlin sind es mindestens ein Dutzend. Der Dachverband deutscher Cannabis Social Clubs listet deutschlandweit aktuell knapp über 100 Clubs auf, die sich teilweise noch in Gründung befinden und teilweise schon eingetragene Vereine sind.

Eigenanbau und Besitz bestimmter Mengen der Droge sollen für Volljährige ab 1. April erlaubt sein. Das entsprechende Gesetz soll in der Woche ab dem 19. Februar im Bundestag verabschiedet werden.

Stübgen warnt vor Mehrbelastung von Polizei und Institutionen

An den Plänen gibt es Kritik und Widerstand. Zuletzt lehnte etwa Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) die von der Ampelregierung geplante Legalisierung von Cannabis ab. Das Gesetz sei so nicht kontrollierbar, sagte Stübgen am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Potsdam. Er warnte vor einer Mehrbelastung von Polizei, Gesundheitsämtern und Staatsanwaltschaften. Stübgen befürchtet außerdem, dass die Zahl der Verkehrsunfälle im Zusammenhang mit Cannabis-Konsum steigen wird. "Ich kann die Koalition deshalb nur dringend auffordern, dieses Gesetz nicht zu verabschieden", sagte Stübgen.

Jugendrichter Andreas Müller: "Gesetz nicht völlig durchdacht"

Der langjährige Jugendrichter Andreas Müller sieht das geplante Gesetz zur Cannabis-Freigabe als ersten Schritt in die richtige Richtung, um Konsumenten zu entkriminalisieren. Er fordert aber auch Nachbesserungen. "Mir fehlt ein Gesamtkonzept, nämlich, wie ursprünglich vorgesehen, die kontrollierte Abgabe von Cannabis in entsprechenden Geschäften." Das neue Gesetz sei Stückwerk und nicht völlig durchdacht, sagte Müller der Deutschen Presse-Agentur. Der Jurist gilt seit Jahren als eine der stärksten Stimmen für die Legalisierung von Cannabis im Land. Müller, der aktuell Strafrichter am Amtsgericht Bernau (Barnim) ist, hat nach eigenen Angaben auch am Cannabis-Kontrollgesetz der Grünen mitgearbeitet.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 18.02.2024, 19:30 Uhr

16 Kommentare

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  1. 16.

    Im Grunde kann man es nur wie Müller sehen. Allerdings ist seine Kritik an Lauterbach unberechtigt, da sich Lauterbach ja ursprünglich Müllers Forderungen selbst zu eigen machte, aber durch höheres EU-Recht eingebremmst wurde. Deswegen blieb Lauterbach nur der Schuss von hinten durch die Brust ins Auge. Man muss Lauterbach aber zu Gute halten, dass er wenigstens versucht die Sucht zu entkriminalisieren, um so den Drogenmarkt auszutrocknen.

  2. 15.

    Warum haben diese Leute denn mit Drogen "zu tun"? Ist es Pflicht auf Techno-Partys Drogen einzuwerfen (obwohl es verboten ist) oder ist es die freie Entscheidung jedes einzelnen selbst? Wobei die von Ihnen aufgezählten Gifte noch mal ein ganz anderes Thema sind und nicht zur Legalisierung anstehen.

  3. 14.

    Dir ist schon klar das sämtliche Drogen in der Szene leicht verfügbar sind.

    Das Verbot bringt nichts, auf Techno Partys sind Koks Amphe und MDMA so weit verbreitet. Klar ist es ungesund aber die Drogen sind so oder so da.

    Solche Kommentare können nur Leute von sich lassen die nichts mit Drogen zu tun haben. Die denken wenn man es verbietet dann gibt es das nicht. Einfach lächerlich.

  4. 13.

    Die Club-Gründer versprechen sich als großen Vorteil, die ganze Arbeit, Kosten für den Anbau und die Verteilung des Cannabis zu teilen. Und ja: Nicht wenige in der Szene haben schon Anbauerfahrung. Je nachdem, ob indoor oder outdoor angebaut wird, fallen etwa Kosten für künstlichen Lichtquellen, Ventilatoren, Bewässerungssysteme, Gewächshäuser oder die Miete von Räumen für den Anbau und Sicherheitsmaßnahmen an. Der sich daraus ergebende Selbstkostenpreis wird über die Mitgliedsgebühren für die Vereinsmitglieder verrechnet. Der Cannabis Club LDS (Dahme-Spreewald) zum Beispiel nennt als weitere Vorteile des Gemeinschaftsanbaus gegenüber dem Selbstanbau: mehr Ertrag, größere Sortenvielfalt, bessere Qualität, Anbau-Experimente sind möglich, weil die bis zu 500 Mitglieder zusammen viel größere Mengen anbauen dürfen.

  5. 12.

    Das mag auf der Grundlage einiger Untersuchungen teilweise zutreffen, aber nicht immer. Alkohol ist viel schlimmer. Glauben Sie bitte nicht alles, was Sie in der Zeitung lesen.

  6. 11.

    In Californien kann man es auch überall legal kaufen, und trotzdem blüht der Schwarzmarkt weil der Preis geringer ist. Und Clubs werden niemals in der Lage sein den Bedarf zu decken. Schon alleine die Frage wie Clubs dafür Räumlichkeiten finden die abgesichert sind macht das ganze Absurd. Solange man es nicht an jeder Ecke (Späti, Apotheke) für einen fairen Preis kaufen kann, wird sich nicht viel ändern.

  7. 10.

    Ja ich bin auch für starke Gesetze um Alkoholmissbrauch einzudämmen!

    Denkt Mensch an die inzwischen restrektive Rauchverbote, muß das auch möglich sein

  8. 9.

    Alles Heuchelei wenn Sie sich nicht Konsequent gegen ein Alkohol verbot einsetzen, insbesondere für unter 18 Jährige.
    Alkohol ist ein wichtiger Faktor bei häuslicher Gewalt, bei Straftaten im öffentlichen Raum sowie der Belästigung oder Übergriffen durch alkoholisierte Dritte. Schätzungen für Deutschland belaufen sich auf etwa 74.000 Todesfälle durch riskanten Alkoholkonsum. Ca. 45.000 Gewalttaten unter Alkoholeinfluss werden in Deutschland jährlich verübt.
    All das gibt es in der Form bezüglich Cannabis nicht, mal ganz abgesehen davon das noch nie ein Mensch auf der ganzen Welt wegen einer Cannabis Intoxikation gestorben ist.

  9. 8.

    Saufen ab 16.. völlig normal in diesem Land.
    Alkohol verursacht ebenfalls Hirnschäden bei Heranwachsenden, das nicht zu knapp - aber sich ausprobieren und bis zum Filmriss saufen in jungen Jahren, das wird in dieser Gesellschaft toleriert und mit einem “so sind Jugendliche halt, man muss sich ausprobieren” abgetan.

  10. 7.

    Gibt es heute etwas anderes gegen Schmerzen? Wenn ja, warum können Schmerzmittel süchtig machen? Wo ist der Unterschied zur Droge, wenn nicht im Zeitraum und der Dosis der Anwendung?
    Cannabis kann billig produziert werden und wirkt effektiv. Das ist natürlich nicht so toll für die Pharmalobby, die mit der Erfindung und Vermarktung ihrer Wirkstoffe schwarze Zahlen mit möglichst vielen Nullen dran einfahren will.
    Viele Völker wie Mayas, Inkas, Asiaten nutzten bereits vor Tausenden von Jahren Koks und Opiate, Pilzgifte und was die Natur sonst noch hergab. Missbrauch im heutigen Ausmaß findet nur in der sog. zivilisierten Gesellschaft statt, vornehmlich in Industriestaaten.

  11. 6.

    Ich verstehe nicht ganz den Sinn der Anbauvereinigungen, wenn doch pro Erwachsenem künftig drei Pflanzen Zuhause angebaut werden dürfen. Haben die Clubs dann lediglich eine soziale Funktion oder sind die für die Leute, die selbst keinen grünen Daumen haben?

  12. 5.

    Sie nehmen damit der OK den Markt weg. Die Prohibition in den USA hat gezeigt das bei Verboten immer die Kriminellen die Gewinner sind. Was es braucht, ist eine Abgabe in Geschäften. Dann kann ich es dort auch endlich kaufen und muss nicht immer die Angst haben kriminalisiert zu werden.

  13. 4.

    Stimmt. Für Med. Zwecke ok.
    Die Apotheken wurden auf Basis von Drogen aufgebaut. Damals gab es nichts anderes gegen Schmerzen.

    Ich frag mich wer das kontrollieren soll. Soviel Polizei-Beamte gibt es nun auch nicht.

    Hmmm es gibt ja ein Rauchverbot. Ist das dann gleich mit Cannabis-Verbot? Z. B. im Restaurant?

  14. 3.

    Ich bin absolut gegen die legale Abgabe von Cannabis außerhalb des medizinischen Bereichs. Es ist und bleibt eine Droge, der Konsum wird massiv zunehmen. Der unkontrollierte Anbau wird unkalkulierbare Konzentrationen an THC und CBD verursachen, die gesundheitlichen Folgen sind nicht absehbar. Ähnlich wie bei Tabak wird man den Menschen einreden, es wäre ja alles nicht so schlimm…

  15. 2.

    Ich bin 100% dagegen, weil Menschen bis 25 Jahre schwere Schaden erleiden können weil das Gehirn noch im Wachsen und Entwickeln ist

  16. 1.

    Ich bin 100% dafür. Cannabis wird stets als Einstiegsdroge verteufelt. Wer das Zeug rauchen will, findet sicher einen Dealer. Am Konsum ändert das Gesetz also gar nichts, ganz im Gegenteil, es wird Beschaffungskriminalität mindern.
    Dass Cannabisprodukte in Apotheken und anderen Shops zu haben sind, hat natürlich Gründe und zwar medizinische. Deshalb ist für mich völlig unlogisch, warum sich das Land Brandenburg nicht neue Geschäftsfelder erschließt und den kontrollierten gewerbsmäßigen Anbau erlaubt, z. B. in ungenutzten Gewächshäusern, die mittels Abwärme aus Industrieanlagen beheizt werden können, die sonst sinnlos
    verpufft. Dafür kämen auch Gärtnereien in Betracht, die wegen steigender Energiepreise die üblichen Pflanzen nicht mehr kostendeckend produzieren können. Der Bedarf an Cannabis für medizinische Zwecke ist doch da.

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