Wriezen (Märkisch-Oderland) - Bürgerinitiative sammelt Spenden gegen Bau von Windrädern in Altgaul

Anwohner in Altgaul fürchten um die Idylle des Oderbruchs - direkt vor ihrer Haustür sollen acht Windräder entstehen. Eine Bürgerinitiative ist dagegen und sammelt nun Spenden, um Brutvögel zu schützen.
Die Bürgerinitiative "Gegenwind Altgaul" will erneut versuchen, den Bau von Windrädern im Dorf Altgaul (Märkisch-Oderland) zu verhindern. Am Dienstag startete die Bürgerinitiative zusammen mit dem Naturschutzbund Brandenburg eine Spenden-Sammel-Aktion, deren Einnahmen für eine Kartierung der dort lebenden Brutvögel genutzt werden sollen.
"Ziel dabei ist es nachzuweisen, dass beispielsweise Greifvögel vorkommen, die zwischen den benachbarten Gebieten hin und her wechseln und auch die Flächen dazwischen als Brut - oder auch Nahrungsgebiet nutzen", sagte der Vorsitzende des Nabu Brandenburg, Björn Ellner, am Mittwoch dem rbb. Damit könne bewiesen werden, dass die Errichtung der Windkraftanlagen zwischen den Naturschutzgebieten negative Auswirkungen auf die Naturschutzgebiete habe.
Laut Bundesnaturschutzgesetz sind alle Handlungen verboten, die zu einer Veränderung oder einer nachhaltigen Störung des Naturschutzgebietes führen. Demnach sei es egal, ob diese Maßnahmen inner- oder außerhalb des Schutzgebiets stattfinden, so Ellner weiter.
Acht 270 Meter hohe Windräder
Der Windpark "Sonnenburg" soll mit acht neuen Windrädern auf den Gemarkung von Ratsdorf, Lüdersdorf, Biesdorf und Wriezen entstehen. Ein Investor will dort rund 270 Meter hohe Windkraftanlagen errichten. Zuletzt im Juli vergangenen Jahres versuchte die Bürgerinitiative die Wriezener Stadtverordneten und den Bürgermeister mit einer Exkursion für die Schönheit der Natur in Altgaul zu sensibilisieren.
Initiative könnte vor Gericht ziehen
Die Kartierung soll nach Angaben der Initiative etwa 19.000 Euro kosten. Zudem wolle die Bürgerinitiative mit Hilfe des Nabu vor Gericht ziehen, wenn sie es als nötig beurteilen, sagte der Stadtverordnete von Bad Freienwalde Detlef Malchow dem rbb. Er engagiert sich ebenfalls für die Bürgerinitiative in Altgaul.
"Wir werden auf die 19.000 Euro kommen und ich bin mir sicher, dass wir dann noch einen zweiten Schritt gehen können", so Malchow. Er halte es für möglich, dass die Initiative das Doppelte an Geld bekomme und hoffe, dass der Fall zum Präzedenzfall im Dilemma zwischen Naturschutz und der Erzeugung Erneuerbarer Energien werde.
Kampf gegen Windräder in Oder-Spree teils erfolgreich
Auch in Mixdorf (Oder-Spree) wird seit Jahren gegen Windräder am Naturpark Schlaubetal gekämpft. Vergangene Woche wurde dort von der Regionalen Planungsgemeinschaft Oderland-Spree entschieden, dass aus artenschutzrechtlichen Gründen dort keine Windräder errichtet werden sollen, weil artenschutzrechtliche Belange dagegensprechen. Es gebe von Rotorschlag gefährdete Vogelarten, heißt es zur Begründung.
Bernd Kochan von der Bürgerinitiative "Keine Windkraft im Schlaubetal" ist davon überzeugt, dass der Protest der vergangenen Jahre dazu beigetragen hat, dass nun doch keine Windräder im Gebiet Grunow-Mixdorf gebaut werden sollen.
Brandenburg als Vorreiter der Windkraft
Brandenburg zählt bundesweit zu den Vorreitern der Windkraft. Die Last ist im Land bisher aber sehr ungleich verteilt. Die Gesamtlast der Windkraftanlagen in Brandenburg verteilt sich aktuell auf weniger als die Hälfte aller Kommunen im Bundesland. Das zeigt eine Datenanalyse von rbb|24.
Von insgesamt 413 Gemeinden in Brandenburg, befinden sich in 197 Windräder. Zudem ballen sich die Anlagen in drei Regionen des Landes: Im Nordwesten, Nordosten und Südwesten des Landes. Auch die Konzentration der Anlagen birgt Probleme: Werden einzelne Kommunen stark bebaut, kann dort die Akzeptanz für den weiteren Ausbau sinken.
Laut dem Windenergieflächenbedarfsgesetz des Bundes vom Februar 2023 muss Brandenburg mindestens 1,8 Prozent der Landesfläche bis Ende 2027 ausweisen. Bis Ende 2032 müssen es mindestens 2,2 Prozent sein. Für die Umsetzung sind die Regionalen Planungsgemeinschaften zuständig.
Sendung: Antenne Brandenburg, 07.02.2024, 15:40 Uhr
Mit Material von Philipp Gerstner