Tesla-Brandanschlag - Bekennerschreiben der "Vulkangruppe" laut Polizei echt
Eine linksextreme Gruppierung hat sich zu dem Brandanschlag auf die Stromversorgung des Tesla-Werks bekannt, der die Produktion nach wie vor lahmlegt. Die Polizei bestätigte nun die Echtheit des Schreibens.
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- Polizei stuft Bekennerschreiben der "Vulkangruppe" als echt ein
- Forderung nach mehr Schutz für sensible Infrastruktur
- Auch Supermärkte sind vom Anschlag betroffen
Nach dem Anschlag auf das Tesla-Werk in Grünheide (Oder-Spree) stuft die Polizei das Bekennerschreiben der als linksextremistisch eingestuften "Vulkangruppe" als echt ein. Das bestätigte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Potsdam am Mittwoch dem rbb auf Anfrage.
Innenminister Michael Stübgen (CDU) sagte am Mittwoch im Innenausschuss des Landtags, die Vulkangruppe agiere mindestens bundesweit, möglicherweise auch international. Deshalb sollten der Generalbundesanwalt und das Bundeskriminalamt die Ermittlungen an sich ziehen. Sie hätten mehr Möglichkeiten als die Landespolizei.
Auch der Brandenburger CDU-Chef Jan Redmann forderte die Einschaltung des Generalbundesanwalts. "Er ist zuständig für die Bekämpfung von Terrorismus, auch von Linksterrorismus", so Stübgen im rbb24 Inforadio.
Redmann sagte, dass der Anschlag von Linksextremisten verübt worden sei, die eine andere Gesellschaftsordnung herbeiführen wollten. "Sie haben eine andere Vorstellung davon, wie unsere Gesellschaft funktionieren soll. Wahrscheinlich eine anarchistische Vorstellung und wollen das mit Gewalt durchsetzen. Das erfüllt für mich die Voraussetzungen von Terrorismus." Die Anschläge seien eine neue Dimension.
Komplette Infrastruktur zu schützen unmöglich
Es müsse nun zuallererst darum gehen, die Täter zu fassen und mit einer Strafe so abzuschrecken, dass andere nicht auf ähnliche Ideen kämen, so Redmann. Es sei nicht möglich, die komplette kritische Infrastruktur zu schützen, sagte der CDU-Chef. Natürlich sei es nun aber wichtig, besonders empfindliche Bereiche auszumachen und zu schützen - zum Beispiel die Stellen, an denen Luftkabel in die Erde gingen.
Der Landrat von Oder-Spree, Frank Steffen (SPD), sieht hingegen schon mehr Spielraum, sensible Infrastruktur zu schützen. Man könne zwar nicht jeden Strommast sichern, sagte er dem rbb. Aber er erwarte, dass Polizei und Sicherheitsbehörden gemeinsam mit dem Kreis ein Sicherheitskonzept erarbeiten.
Steffen sagte auf Radioeins vom rbb weiter, er habe Sorge, dass Unternehmen Konsequenzen zögen, sollten weitere Radikale den Brandanschlag als Vorbild nehmen. Aus seiner Sicht wäre das für den Wirtschaftsstandort Deutschland und besonders für den Osten eine große Katastrophe. Es dürfe nicht passieren, dass neue Technologien so bekämpft werden.
Wie konnte der Brand solche Folgen haben?
Bei dem Anschlag wurde ein freistehender Strommast in Brand gesetzt. Normalerweise haben große Fabriken wie Tesla Ersatzleitungen, um die Stromversorgung auch im Notfall abzusichern. In diesem Fall gab es die aber erst nach dem Umspannwerk, der Anschlag betraf aber einen Mast davor.
Hans Walter Borries vom Bundesverband für den Schutz kritischer Infrastruktur plädierte im rbb deshalb für mehr Schutz solcher freistehenden Masten. "Wir müssen solche Objekte quasi wie ein militärisches Objekt sichern", zum Beispiel mit Drohnen, so Borries am Dienstagabend in rbb24 Spezial.
"Vulkangruppe" bekennt sich zu der Tat
Der Brand eines Strommastes in der Nähe der Fabrik in Grünheide bei Berlin hatte zum Produktionsstopp des Tesla-Werks und zu einem Stromausfall für Zehntausende Bewohner in der Region führte. Er löste Entsetzen bis hin zur Bundesregierung aus.
Die "Vulkangruppe" wirft Tesla in einer Mail "extreme Ausbeutungsbedingungen" vor und fordert eine "komplette Zerstörung der Gigafactory". "Wir haben heute Tesla sabotiert", heißt es in dem Schreiben weiter.
"Wir haben uns mit unserer Sabotage den größtmöglichen Blackout der Gigafactory zum Ziel gesetzt", hieß es weiter in dem Schreiben. Starkstromleitungen seien "flambiert" worden, denn "Schäden an Kabelmuffen sind oft in der Behebung des Schadens langwierig und teuer". Das Feuer am Strommast sollte groß und hoch sein, "um die Stahlkonstruktion zu schwächen und eine Instabilität des Masts herbeizuführen."
Es ist bereits der zweite direkte Anschlag auf die Stromversorgung der Fabrik.
Supermärkte von Stromausfall betroffen
Nicht nur das Teslawerk liegt weiterhin lahm, auch der Betrieb in einem großen Logistikzentrum der Handelskette Edeka ist weiterhin gestört. Supermärkte konnten nur eingeschränkt beliefert werden, wie eine Unternehmenssprecherin am Mittwoch mitteilte. Das Logistikzentrum in Freienbrink sei seit Dienstag vom Stromausfall betroffen. Die Kühlung der Lebensmittel im Lager habe mit Notstromaggregaten weitgehend sichergestellt werden können.
Der Standort sei massiv vom Stromausfall betroffen, teilte Edeka schriftlich mit. Weiter heißt es: "Die Kühlung der Lebensmittel im Lager konnten wir in den letzten 24 Stunden mit Notstrom-Aggregaten weitgehend sicherstellen. [...] Wann die reguläre Stromversorgung durch den Dienstleister wieder hergestellt werden kann, ist noch offen."
Die Lkw stehen mit frischer Ware mittlerweile Schlange und können nicht entladen. Man versuche den Schaden in Grenzen zu halten, berichten Mitarbeiter dem rbb. Es sei zu befürchten, dass eine große Menge der Ware vernichtet werden müsse, da immer wieder neue Transporter aus ganz Europa eintrudelten, sagte ein Logistiker dem rbb.
Von Freienbrink aus werden rund 500 Märkte in Berlin und Brandenburg mit Obst und Gemüse sowie kühlpflichtigen Lebensmitteln versorgt.
Sendung: rbb24 Inforadio, 06.03.2024, 08:52 Uhr
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