Welcome to Berlin | Stand-Up-Comedienne - "In Berlin lerne ich, ein dickeres Fell zu bekommen und nicht mehr so naiv zu sein"

So 16.06.24 | 13:57 Uhr | Von Stefanie Stoye
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Fotomontage: Evgeny und Jessica Hyunyoung Koh vor der Skyline Berlins, Bild: rbb/Thomas Ernst/ picture alliance/ imago
rbb/Thomas Ernst/ picture alliance/ imago
Video: ARD-Mediathek - Welcome to Berlin! | 13.06.2024

Larissa ist Stand-Up-Comedienne. Ihr großes Thema auf der Bühne wie im Leben ist ihr Single-Dasein. Vor sechs Jahren ist sie vom Rheinland nach Berlin gezogen: Die Stadt soll zum Neuanfang für sie werden. Hat das geklappt?

Berlin wächst. In 2023 sind rund 28.000 Menschen nach Berlin gezogen - aus den unterschiedlichsten Gründen. Für viele ist diese Stadt vor allem ein Sehnsuchtsort. Sie wollen sich hier einen Traum erfüllen: von einer Karriere, einem neuen Leben, von Freiheit. Welcome to Berlin!
rbb|24 fragt: Wer sind sie - und wie ist es ihnen ergangen?

Zum Beispiel: Larissa Magnus, 28 Jahre alt, eigentlich Dorfkind und Dauersingle, mittlerweile Comedienne. Aufgewachsen bei ihrer Oma in Ockenfels, Rheinland-Pfalz, zieht dann nach Bonn - und wird durch Zufall Stand-Up-Comedienne: Als sie im Publikum bei einer Comedy-Show sitzt, wird sie auf die Bühne geholt und erzählt vom ihrem Single-Leben. Das kommt so gut an, dass Larissa Magnus aus der Not eine Karriere macht. Seit sechs Jahren ist die Neuberlinerin Comedienne. Dem Thema Single-Dasein ist sie auf der Bühne treu geblieben.

ard-mediathek

Ich finde es total schön, dass hier in Berlin so viele Leute was mit Kunst machen, weil man sich austauschen kann und weil es so supported wird. Keiner macht sich darüber lustig, dass man so was Verrücktes macht wie Comedy. Normalerweise bist du sehr oft die einzige Frau im Line-up bei größeren Shows, aber das wird mittlerweile ein bisschen normaler.

Man muss sich als Frau einfach sehr viel anhören. Ich habe ganz oft unter Videos Kommentare wie: Die ist nicht witzig oder die hat sich hoch geschlafen oder die sieht einfach nur gut aus. Und ich habe auch teilweise Anmoderation bekommen, wo ich dann auf die Bühne gegangen bin und mir dachte: Ich fühl mich jetzt nicht so wohl. Das muss man dann aushalten und, ich glaub, bei vielen Frauen ist die Bereitschaft dafür nicht so groß.

Berlin ist ein sehr guter Ort für Comedy. Es gibt viele Clubs, viele Veranstalterinnen und Veranstalter und viele Comedians. Hier gibt es eine richtige Szene und die ist auch groß. Da kannst du an einem Abend bis zu sechsmal spielen, wenn du willst.

Wenn ich in Köln spiele, geht es mehr um die Stimmung. Da ist ja auch viel mit Karneval und viel mit Schaukeln. Da passiert sehr viel durch Energie, durch Liebe. Und da lachen die dann eigentlich schon. Wenn du in Berlin mit zu viel Energie und zu viel Liebe hingehst, dann sind die davon teilweise überfordert. Es ist auf jeden Fall ein ehrliches Publikum. Du weißt, wenn die Leute lachen, dann ist das gut. Wenn das hier in Berlin funktioniert, dann kannst du das in allen Städten spielen.

Berlin war ein Neuanfang für mich. Ich dachte mir, ich gehe jetzt nach Berlin und finde so ein bisschen zu mir. Die letzten acht Jahre, in denen ich Single war, war ich immer sehr festgefahren in dieser Vorstellung, einen Freund zu haben und hab mich dann irgendwie auch immer von den Männern einlullen lassen. Ich glaube, ich musste dann einfach mal weiter weg von der Heimat, um für mich herauszufinden: Wer bin ich und was will ich?

Als ich nach Berlin gekommen bin, war es auf jeden Fall ein großer Punkt, an meiner Selbstliebe zu arbeiten und auch an meinen Selbstzweifeln. In Bezug auf Männer habe ich gemerkt, dass ich irgendwie ein Problem habe, zu vertrauen und mich zu binden. Deswegen habe ich nochmal eine Therapie angefangen, die mir dabei helfen soll, das alles besser zu verstehen.

Mental Health finde ich ein sehr, sehr wichtiges Thema und auch, dass man offen darüber redet und sich dafür nicht schämt. Ich für meinen Teil gehe damit sehr offen um und spreche in meinem Freundeskreis, aber auch auf der Bühne darüber.

Berlin ist für mich der Schritt in die Unabhängigkeit

Larissa

Ich glaube, dass ich in Berlin lerne, ein dickeres Fell zu bekommen, und nicht mehr so naiv zu sein. Berlin hat es geschafft, dass ich so ein bisschen mehr in meine Mitte komme. Vielleicht weil außen so viel passiert. Ich bin zwar 28, aber ich merke, dass ich hier irgendwie erwachsen werde.


Gesprächsprotokoll: Stefanie Stoye

 

Sendung: ARD-Mediathek - Welcome to Berlin, 16.06.2024

Beitrag von Stefanie Stoye

18 Kommentare

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  1. 18.

    Sie sind besser und auch ehrlicher als dieser Nur, der Witze macht, die keine sind auf Kosten Anderer.

  2. 17.

    Es wird alles immer schlimmer!

  3. 16.

    "Klobulli" und "Gänsefleisch"... jetzt hab ich mal laut gelacht. Danke für den Wortwitz.

  4. 15.

    Willkommen und viel Erfolg !

    Das Programm könnte schon nen paar Lacher bieten.

    Unpolitisch ist da echt ne gute Strategie ! Vielleicht reichts ja echt zu ner eigenen Note.

    Gags vs. AfD oder gar Konservativ wirken derzeit wie Fipps Asmussen in den 90igern... auserzählt und vorne wie hinten wieder raus, sowie von der Realität eingeholt, kann man nur mit Echokammerpublikum so machen, um das mindestens 30 Minderbegabte andere Comedians buhlen.



  5. 14.

    Jo, das mit dem "dicken Fell" stimmt schon irgendwie. So als Pampagewächs war es schon eine spannende und lehrreiche Zeit in Berlin, allerdings auch schon 'n "bisschen" her, aber dauerhaft dort wohnen ist nix für mich. Was ich beim reinschnuppern vermisse ist die "Berliner Schnauze" und der ehem., manchmal bissige, Berliner Humor. Heutzutage eine derbe Antwort, da wird gleich der Träneneimer rausgeholt, zum Stuhlkreis gerufen, mit Klobulli geschmissen oder der Moderator lässt es nicht durchgehen. Meckern ist wie "damals", Müll ist mehr, aber ehrlich, wer Berlin noch aus den 80ern kennt. Die alten Sanierungsgebiete waren auch keine Nobelviertel und weinig Wohnungen gab es da auch schon. Ok, heute sind sie nicht da, damals standen sie leer - aber die BVG funktionierte. Dafür ist die olle Mauer weg, man kann hin, wo man will und wird vom Kontrolletti nicht mehr nach Gänsefleisch gefragt -" Gänn ' se fleisch mal den Kofferraum aufmache" - hat doch auch was.

  6. 13.

    Scheint ja nicht so schlimm zu sein die Wohnungsnot in Berlin. Keiner will mehr arbeiten. ,,Kunst ", Influenzer, Keksmanufaktur, Hinterhofbrauerei u.s.w. , das sind die hohen Ziele unserer Jugend. Was für ein wirtschaftlicher Aufschwung!

  7. 12.

    Berlin besteht nicht nur aus "innerhalb des S-Bahnrings". Zwei Drittel aller Berliner:innen leben außerhalb dessen. Leider wurde das im TV-Beitrag auch wieder vergessen. Es ist schade, dass Berlin immer wieder so zweigeteilt dargestellt statt als komplett betrachtet wird.

  8. 11.

    Witzig, bei mir draussen muss man schon froh sein, wenn der 20-Minuten-Takt klappt.

  9. 10.

    Ich komme ja nicht umsonst mit 16h Dauerkrach Nein Danke um die Ecke.Rücksichtnahme ist in Berlin ein Fremdwort.Leider keine Ausnahme, obwohl ich selbst in meinem Umfeld schon höre, das sie keine Nachbarn zum Nachbarn neben an jagen. Und das dicke Fell muß sich meiner Meinung nach niemand angewöhnen. Niemand macht Dauerkrach. Kenne ich bis jetzt nur 2. Und niemand schimpft einfach so in seiner Wohnung und wer sich den Schuh auch noch anzieht. Sollte einen Gang runter schalten und niemand beschwert sich einfach so.Alternative wäre die Leute selber zuzuschallen.Dann sinds die ersten, die man zum Neben an schickt. Ich hoffe ich konnte mir das Lachen verbeissen. Wird auch genug positive Beispiele geben. Selbst da wird man nicht die absolute Ruhe haben.

  10. 9.

    Wo ist das Problem? Selbst eine 60 Minuten Taktung wäre für die meisten „Umländer“ schon super und besser als der Bus, der 2 mal am Tag fährt.

  11. 8.

    Sorry, aber waren Sie beim letzten Staatsbesuch im Urlaub, also nicht in Berlin?
    Selbst ein 10-min-Takt wäre auf manchen Strecken schon toll gewesen!

  12. 6.

    Staatsbesuche in der Hauptstadt, wo denn sonst?
    Wir haben zum Glück einen gut ausgebauten ÖPNV , also innerhalb des S-Bahn Rings kann man mind. im 5 Minuten Takt U Bahn und S Bahn nutzen , da stören die meisten Sperrungen nicht.

  13. 5.

    Ist natürlich eine ganz andere Perspektive aus der sie das bewertet. Ich, geboren in Berlin, finde Berlin zunehmend anstrengend und der Wunsch wächst zunehmend zu gehen. Ist mit bedingt finanziellen Spielraum kaum möglich, geschweige denn ein Zurück wenn es eine Fehlentscheidung war.
    Mental Health, ich hab nur noch einen Tunnelblick und versuche alles an mir vorbeigehen zu lassen. Das dicke Fell führte bei mir zur Isolierung. Straßenbild, Verkehr, Wohnsituation(en), Rücksichtsname... Einfach nur noch Augen zu und durch :(
    Man verzeihe mir meinen Pessimismus und die Pauschalisierung. Gibt sicher viele Positivbeispiele. Sind gefühlt leider eher die Ausnahme.

  14. 4.

    Unwichtig. In JEDEM Bezirk innerhalb des S-Bahn Rings ist es laut,dreckig und zu voll.

  15. 3.

    Und ständig lästige Staatsbesuche, die die halbe Stadt lahmlegen…

  16. 1.

    Früher war Berlin ein Sehnsuchtsort, da gab es Bananen. Aber heute?Es ist laut, dreckig,kriminell.

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