Amtsgericht Tiergarten - Klima-Aktivist nach Farbattacke auf Kanzleramt zu Geldstrafe verurteilt

Do 15.08.24 | 20:28 Uhr
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Klimaschutz-Demonstranten der Gruppe "Letzte Generation" spritzen eine ölartige Flüssigkeit auf die Fassade am Kanzleramt. (Quelle: dpa/Paul Zinken)
Bild: dpa/Paul Zinken

Er wurde schon wegen mehrerer Aktionen der "Letzten Generation" in Berlin verurteilt, nahm zuletzt an einem 90-tägigen Hungerstreik teil. Eine Farbattacke aufs Kanzleramt wird für den Klima-Aktivisten nun teuer.

Nach einer Farbattacke auf das Bundeskanzleramt in Berlin-Mitte vor rund zwei Jahren ist ein 49-Jähriger zu einer Geldstrafe von 3.500 Euro verurteilt worden. Das Amtsgericht Tiergarten sprach den Klima-Aktivisten der Sachbeschädigung schuldig.

Der Mann habe bei einer Aktion der Klima-Protestgruppe "Letzte Generation" den Südostflügel des Gebäudes mit schwarzer Farbe beschmiert. Sein Handeln sei nicht gerechtfertigt gewesen, ein rechtfertigender Notstand liege nicht vor, begründete die Vorsitzende Richterin.

Gericht verhängt höhere Geldstrafe als die Vorinstanz

Der 49-Jährige soll bei der Aktion am 22. Juni 2022 mit einem weiteren Mann agiert haben. Nur durch eine kostenaufwendige Reinigung und zum Teil auch Neuanstrich der Wand sei der Schaden beseitigt worden. Das Gericht hatte in dem Fall zunächst einen Strafbefehl wegen Sachbeschädigung erlassen. Demnach sollte der 49-Jährige eine Geldstrafe in Höhe von 2.000 Euro (50 Tagessätze zu je 40 Euro) zahlen. Dagegen hatte der Mann Einspruch eingelegt.

Das Amtsgericht verhängte nun eine Strafe von 100 Tagessätzen zu je 35 Euro, also mit insgesamt 3.500 Euro eine noch höhere Geldstrafe. Der Angeklagte sei "nicht wirklich geständig", stand für die Vorsitzende Richterin fest. Sie könne nicht erkennen, dass er eingesehen hat, "dass es auch ohne das Schütten von Farbe gegangen wäre". Die Staatsanwältin hatte auf 60 Tagessätze plädiert. Der Verteidiger hatte Freispruch verlangt.

Erneut Rechtsmittel gegen das Urteil angekündigt

Der Angeklagte war zum zweiten Verhandlungstag persönlich erschienen und sagte, er habe sich "an Maßnahmen des friedlichen zivilen Ungehorsams beteiligt". Zu Prozessbeginn vor zwei Wochen war ohne den 49-Jährigen verhandelt worden. Sein Mandant könne sich die Anreise
aus München nicht leisten, erklärte sein Verteidiger David Hölscher am Rande des ersten Termins.

Der 49-Jährige gehörte zwischen März und Mitte Juni dieses Jahres zu den Teilnehmern eines Klima-Hungerstreiks. Er nahm aus Protest über 90 Tage keine Nahrung zu sich. Er wurde bereits wegen mehrerer Aktionen der "Letzten Generation" verurteilt. So erhielt er im Juni 2023 in Berlin eine Geldstrafe von 1.800 Euro (120 Tagessätze zu je 15 Euro), die allerdings noch nicht rechtskräftig ist.

Es seien noch diverse Strafverfahren gegen seinen Mandanten anhängig, so der Anwalt. In Berlin liege die Zahl "im unteren zweistelligen Bereich". Drei Verurteilungen zu Geldstrafen, die Gerichte in Bayern verhängt hätten, seien inzwischen rechtskräftig. Der Verteidiger kündigte gegen das nun ergangene Urteil bereits Rechtsmittel an.

Sendung: rbb24 Abendschau, 15.08.2024, 19.30 Uhr

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82 Kommentare

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  1. 82.

    Welche Aggressionen? Ich finde es nur befremdlich was manche Erwachsene nicht verstehen (wollen), was man schon kleinen Kindern begreiflich machen kann.

    Es bringt auch nichts wenn man ihnen das immer und immer wieder erklären muß.

    Tempolimits, Innenstadtverbot für den MIV, Ausbau des Radverkehrs ließen sich sofort umsetzen. Milliarden für den Autobahnbau der Bahn bereitsellen usw. Auch das ginge sofort.

  2. 81.

    Sie können es mir gern immer wieder erklären, wenn es Sie in irgendeiner Weise von Ihren Aggressionen befreit!

    Jetzt aber mal Butter bei die Fische:
    Wie sehen Ihre Vorschläge aus?
    Mit welchen Maßnahmen werden wir klimafreundlicher?

  3. 80.

    Eine Staftat und ziviler Ungehorsam sind zwei verschedene Dinge, für das erste ist die Justiz mit Strafgesetzbuch zuständig, und das zweite ist durch die Verfassung gedeckt,

  4. 79.

    "Gegen die Verfassung verstößt diese Regierung schon einmal, aber das rechtfertigt keine Sachbeschädigung. "

    Aber zivilen Ungehorsam. Die Richterin Gnadenlos am AG Tiergarten fällt nicht zum ersten Mal mit politischen Urteilen auf.

  5. 78.

    "Erst den öffentlichen Verkehr - ob nah oder fern - auf Vordermann bringen und erst dann Ticketpreise senken, Autofahren ,verbieten' ect. "

    Ihnen wurde schon etliche Male erklärt warum das eine ganz dumme Ausrede ist um Klimaziele auf den Sankt Nimmerleinstag zu verschieben.

    ERST muß der MIV verringert wenn, dann erst kann man den ÖPNV überhaupt erst ausbauen. In einen vollen Schrank kann man nicht noch mehr hineinstopfen. Kinder verstehen das, einige Autofahrer nicht. Traurig.

    Was die Bahn angeht, bedanken sie sich bei der cSU und der Porschepartei FDP, die die Bahn kaputtsparen aber dafür Autobahnen bauen lassen.

  6. 77.

    *43
    "Beim Stichwort Zahnbürste habe ich die jüdische Bevölkerung Wiens im Kopf, wie sie einen Tag nach der Besetzung Österreichs das Straßenpflaster von den Volksentscheid-Parolen des Schuschnigg-Regimes "befreien" mussten. Vorsicht mit solchen Kampfbegriffen!"
    Ich verstehe immer noch nicht, warum Kommentatoren/innen einen solchen Hass auf KlimaAKTIVISTEN haben. Menschen. die die Grünen als "Verbotspartei" bezeichnen, wollen den Menschen verbieten, über Klima zu sprechen und Aktionen zu veranstalten. Ich fände es gewissenlos, den nächsten Genarationen nicht eine lebenswerte Zukunft zu garantieren.

  7. 76.

    Widerspruch!
    Bußgelder stellen eine Strafe dar, Schadenersatz muss dazu kommen!
    (siehe Pankow - Behebung der Straßenlöcher ca. 140 bis 260 Euro)

    Warum sollten denn die Schäden von den Steuerzahlern bezahlt werden?
    Es reicht m.E. schon, dass sich Gerichte damit beschäftigen müssen.

    Nach wie vor wird in unserem Land, der zweite vor dem ersten Schritt gemacht:
    Erst den öffentlichen Verkehr - ob nah oder fern - auf Vordermann bringen und erst dann Ticketpreise senken, Autofahren ,verbieten' ect.
    Welcher Autofahrer steigt auf die Öffentlichen um, wenn man sich dann in einen Ersatzbus oder in den einzigen Zug in der Stunde drängeln muss (siehe z.B. Berlin-Hamburg)?

    P.S. Ich stand vor ca. 4 Wochen im Regio auf freiem Feld. Nichts ging mehr für ca. 1 Stunde. Macht Spaß bei sommerlichen Temperaturen ohne funktionierende Klimaanlage mit Kind und Kegel!
    Für die nächste Tour ist die große Frage: Auto oder Bahn ;-(

  8. 75.

    *20
    Mich würde sehr interessieren, ob es irgendwas gibt, WOFÜR SIE sind.
    Was hat denn für Sie mit Klimaschutz zu tun? Ich bin wirklich sehr neugierig...

  9. 74.

    Und noch schlimmer wird es durch populistische Parteien, die immer wieder "dazwischen grätschen" bis dahin, dass der menschengemachte Klimawandel völlig ignoriert bis verneint wird. Und diese Parteien gewinnen mit solchen Aussagen auch ernsthaft noch Stimmen. Alle anderen Parteien müssten zusammenarbeiten und klarstellen, dass es dabei keine Opposition geben darf, wenn es um dieses Thema geht. Ich wünsche mir klare und ehrliche Worte zu den Kosten und keine populistischen Sprüche oder vollkommene Ignoranz mehr. Das ist so ein wichtiges Thema, dass die Parteien aufhören sollten, sich dabei gegeneinander ausspielen zu wollen. Die Verlierer bei dieser Taktik werden alle Menschen sein.

  10. 73.

    Dass ist das momentane Problem der Politik: es wird zu wenig getan, weil jede Maßnahme Geld kostet und jede Partei, die das angreift, befürchten muss, Wählerstimmen zu verlieren. Genau deswegen macht die Politik zu wenig. Über die FDP braucht man meiner Meinung nach momentan überhaupt nicht mehr reden. Das ist inzwischen wirklich nur noch zum Kopfschütteln, was Lindner und Co. gerade für Aussagen tätigen. Die Grünen haben es probiert, man hätte es natürlich eleganter machen können, und werden dafür abgestraft. Keine Partei will wirklich darüber reden, wie teuer Klimaschutz wird, dass dieses eben etwas kostet und zwar jeden von uns. Und je länger man mit den Maßnahmen wartet, desto teurer wird es. Warum wird darüber nicht ehrlich gesprochen? Das ist etwas, was mich extrem nachdenklich macht. Jede Partei weiß, dass eigentlich viel mehr getan werden müsste und keiner macht so viel wie möglich, aus Angst, Wähler zu verlieren.

  11. 71.

    Umweltverbände Unterstützen und diese Klagen gegen die Regierung und jene Regierung erleidet eine Klatsche nach der anderen. Sie setzt noch einen drauf und ignoriert auch noch Urteile, ich weis jetzt nicht wer besser ist? Im Grund macht diese Regierung des selbe. Keine Möchte sich nicht nachsagen lassen den Menschen Wohlstand genommen zu haben, das überlässt man Gerichten die dann Maßnahmen anordnen. So weit ist man davon nicht entfernt die FDP hat doch ihr wahres Gesicht bereits gezeigt und Angst das Gerichte Millionen von Dieselfahrzeuge Stilllegen. Weil die Hersteller Betrogen haben wohl gemerkt.

  12. 70.

    Liebe Userin:
    Anja in Steglitz Freitag, 16.08.2024 | 12:31 Uhr
    Antwort auf [Die Zahnbürste] vom 16.08.2024 um 09:54
    Zahnbürste: alte Zahnbürsten kommen bei uns nachhaltig noch zum Einsatz für Reinigungen an stellen, wo mit größeren Teilen nicht ranzukommen ist....
    So der Beginn Ihres Beitrages.
    Ja, dass ist ein guter Ansatz. So auch bei mir, werden die Zahnbürsten für Zwecke der Reinigung im Haushalt oder Werkstatt eingesetzt. Sie werden vorher, ganz bewusst, entnommen und mit einem isolierband als Werkzeug für die Werkstatt gekennzeichnet.
    Um die Reihenfolge nochmal deutlich darzustellen.
    Erst der Gebrauch fürs die Zahnpflege und dann, im zweiten Schritt, der Gebrauch in der Werkstatt als Werkzeug.
    In der Geschichte gab es bereits den umgekehrte Weg.
    Und, dass unter Zwang.
    Über das Thema Sachbeschädigung steht hier bereits genug.
    Auch die Sachbeschädigung bei einem Verkehrs- oder Arbeitsunfall.

  13. 69.

    Für einen legalen Protest bekommt man keinen Strafbefehl von 100 Tagessätzen!
    Das hat tatsächlich mit links etc nichts zu tun, das hat mit einer Straftat zu tun.

  14. 68.

    es geht um Glaubwürdigkeit, um Rechtssicherheit und darum, dass bei vielen eben der Verstand nicht ausreicht, um sich klimafreundlicher zu verhalten. Mit den Bußgeldern wäre dann auch der Schaden der Aktivisten mehr als ausgeglichen.

  15. 67.

    Sind Sie etwa kein "Artgenosse"? Haben Sie noch einen Ausweichplaneten, den Sie bei zunehmend lebensfeindlicheren Verhältnissen auf diesem hier dann nutzen können? Glückwunsch, das ist mir und meinen "Artgenossen" blöderweise nicht vergönnt.

    Genau das ist doch das Problem: Sollen doch gefälligst erstmal die andern! Und solange X oder Y etwas tut bzw. nicht tut, brauche ich ja wohl gar nichts zu ändern... So kommen wir doch nicht weiter!

  16. 66.
    Antwort auf [GünterHH ] vom 16.08.2024 um 13:25

    "In unserem Land wird mehr als genug getan. " Jetzt fehlt nur noch die 2 % Lüge...

    Äthiopien oder Mittelamerika würden noch Jahrzehnte brauchen um nur annähernd an den Co2 Ausstoß zu konmen den Deutschland bislang verursacht hat.

  17. 65.

    "Kein Wunder, dass die Wähler so müde sind und immer extremer wählen."

    Warum schließen sie von sich auf andere? Die Mehrheit wählt eben nicht rechtsextrem.

  18. 64.

    Keiner wird gezwungen auf Autobahnen 120 oder 130 oder noch schneller zu fahren!
    Jeder sollte mal bei sich anfangen ... was viele Menschen bereits schon tun!
    Da braucht es keine ,Kleber', ,Beschmierer' und anderweitiger ,Belehrungen'!

  19. 63.

    "Daher bin ich jetzt der Meinung, diesem Links/Klimaextremisten wird politisch zu wenig entgegengesetzt und greife nun auch zu "Notwehr". Wäre das ok?"
    Was verstehen sie unter "entgegensetzen" bzw. "Notwehr"?
    Hat sie jemand persönlich tätlich angegriffen?
    Verstehe ihre Argumentation überhaupt nicht. Und überhaupt:
    Wer zwingt ihnen eine Meinung auf?
    Die Leute protestieren gegen die Regierungspolitik in Sachen Klimaschutz, das hat noch nicht einmal was mit links oder rechts zu tun.

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