Potsdam - Umstrittene Garnisonkirche kurz nach Eröffnung mit Farbe beworfen

Mo 26.08.24 | 17:43 Uhr
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Wenige Tage nach der offiziellen Eröffnung die Garnisonkirche mit Farbe beschädigt worden. (Quelle: dpa/Wilhelm Pischke)
Audio: rbb24 Inforadio | 27.08.2024 | Matthias Gindorf | Bild: dpa/Wilhelm Pischke

Wenige Tage nach der offiziellen Eröffnung ist der Turm der Garnisonkirche in Potsdam beschädigt worden. Ersten Erkenntnissen zufolge bewarfen Unbekannte den Neubau in der Nacht auf Montag mit Luftballons, die mit roter Farbe gefüllten waren, wie die Polizei mitteilte. Das Gebäude sei zweimal getroffen worden, "sodass zwei rote Farbanhaftungen in einer Höhe von circa sechs bis acht Metern entstanden."

An der Front des Kirchturms finden sich nun zwei rote Kleckse, zudem ist die Wand am Boden mit roter Farbe bespritzt. "Rote Farbanhaftungen wurden ebenfalls auf dem gepflasterten Fußweg festgestellt", führte eine Sprecherin der Polizei aus. Die Polizei fertigte eine Strafanzeige wegen Sachbeschädigung.

Der Turm war vergangene Woche unter anderem in Anwesenheit von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier feierlich eröffnet worden. Seit Freitag ist der Turm für die Öffentlichkeit geöffnet. Die Aussichtsplattform in 57 Metern Höhe soll Besucher anlocken. Noch ist der Turm nicht ganz komplett: Eine 30 Meter hohe Haube soll nach Angaben der Stiftung 2026 auf das Bauwerk kommen - dann wäre es mit 90 Metern Potsdams höchstes Gebäude.

Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche sorgte für Kritik

Am 21. März 1933 wurde in dem Gotteshaus in Potsdam der erste Reichstag nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten eröffnet. An diesem "Tag von Potsdam" reichte der damalige Reichspräsident Paul von Hindenburg dem neuen Reichskanzler Adolf Hitler vor der Garnisonkirche die Hand. Das Projekt des Wiederaufbaus hat unter anderem deshalb für viel Kritik gesorgt.

Die Militärkirche von 1735 war im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt. Die Reste wurden 1968 auf Geheiß der DDR-Führung gesprengt. Im Jahr 2017 begannen die Arbeiten für den Neubau des Turms, der außen dem historischen Original nachempfunden ist. Der Turmaufbau kostete laut Stiftung Garnisonkirche rund 42 Millionen Euro, der Großteil kam vom Bund. Ein Wiederaufbau des Kirchenschiffs ist nicht vorgesehen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 27.08.2024, 01:55 Uhr

29 Kommentare

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  1. 29.

    Diese Ort , wo der Hindenburg dem Hitler 1933 die Hand gereicht hat, der bietet sich gerade zu als das Mahnmal für die verhängnissvolle Periode von 1900 bis 1945 an. Da ist Paul von Hindenburg, ein Generalfeldmarschall der nach der Niederlage im I.Weltkrieg mit seiner "Dolchstoßlegende" zur politischen Kultfigur wurde und 1925 zum Reichspräsidenten gewählt wurde, und das war er noch 1933,als er im Januar den Hitler zum Reichskanzler ernannte, ohne echte andere Alternative zu haben, und ohne zu ahnen was Hitler so alles vor hat..

  2. 28.

    Werte Kollegin! Schade dass mein Kommentar nicht freigeschaltet wird. Ich nehme ihnen ihre Naivität und Unkenntnis nicht übel.

    Sie fallen hier nicht gerade durch profunde Kenntnisse der deutschen Geschichte auf, wie wir beide schon letztens feststellen mußten.

  3. 27.

    "Ein Mahnmal kann so nicht platziert werden." Nee? Wie denn? Und wo steht das rechtsverbindlich im Detail nachzulesen?
    Stimmt es immer noch, dass nichts an der ddr demokratisch war?

  4. 26.

    Hätte man den Wiederaufbau der Garnisonkirche verhindert, hätte es dennoch weder Rechtsradikalismus noch Antisemitismus gestoppt. Jetzt gibt es ein Mahnmal, das zum Ort der Diskussionen und der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit werden kann. Vielleicht sehe ich die Welt zu positiv, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass sich die Financiers des Wiederaufbaus damit keinen Treffpunkt zum Wiedererstarken geschaffen, sondern ihr Grab geschaufelt haben. Braune Gedanken verhindert man nun mal nicht mit Ignorieren oder Verbieten, das haben die letzten 75 Jahre wohl zu Genüge gezeigt, sondern nur indem man mit dem Finger darauf weist und sie auseinander nimmt.

  5. 25.

    so wie dieser "Nachbau" sich dort präsentiert, ist es eine architektonische Sünde. Ein Mahnmal kann so nicht platziert werden. Hier will jemand Macht demonstrieren. Wir setzen unseren Ungeist gegen die anderen durch! Das Gebäude soll das DDR - Rechenzentrum (frühere Bestimmung) quasi verdrängen.
    Wir sind die Sieger der Geschichte, und tilgen eure Erinnerungen.
    Das ist für mich der symbolische Ausdruck dieser Aktion.
    Aufklärung kann man in den Museen der Stadt leisten, dazu braucht es keinen Koloss, den man dort reingezwängt hat.

  6. 24.

    "ein Ort der Zestörungswut" war diese Kirche bis 1945, weshalb alte und neue Nazis diesen Ort als Symbol auserkoren haben.

    Dieser Ort steht wie keine anderer für die Hohenzollen, den "preußischen Geist" und Militarismus, der Milliarden an Toten gekostet hatte.

  7. 23.

    Na , wie es aussieht, wird es kein Wallfahrtsort, sondern ein Ort der Zestörungswut.
    Normaler weise ist ein Mahnmal, ein Ort der Erinnerung, und kein Wallfahrtsor.

  8. 22.

    Es wäre mir neu, dass das Stadtschloß mit Geldern von Rechtsextremisten und Antisemiten wiederaufgebaut wurde.

    "Der Bau ist nicht nur ein zentrales Symbol für den preußisch-deutschen Nationalismus, sondern seit über hundert Jahren auch für Rechtsextreme. So ist es bezeichnend, dass die Veteranenvereinigung der Waffen-SS HIAG zur Deutschen Wiedervereinigung im Oktober 1990 eine große Abbildung des Baus kommentarlos auf dem Cover ihrer Verbandszeitschrift platzierte. Und die rechtsextreme Zeitschrift Compact begrüßte mit einem dreiseitigen Artikel unter dem Titel „Preußens Herz muss wieder schlagen!“ das Wiederaufbauprojekt im Januar 2018 und erneut im Dezember 2023."

    Sind sie so naiv oder tun sie nur so?

  9. 21.

    Geschichtsklitterung von rechtsaußen. "Entchristlichung ", so ein Quatsch! Die SED wollte die Erinnerung an die Hohenzollen, den "preußischen Geist" und Militarismus auslöschen. Deswegen ja auch der Abriss des Hohenzollernschloss.

    Warum sonst hat man "unbelastete" Kirchen sogar wiederaufgebaut, bzw. erhalten?

  10. 20.

    Na, so friedlich war die Besetzung wohl nicht. Da Abriss der Garnisonskirche reiht sich ein in die Bemühungen des SED-Staats, die Entchristlichung der Gesellschaft zu beschleunigen und war Teil der von Stalin angeordneten Direktive.

  11. 19.

    Die Garnisonkirche war auch schon vor der NS Zeit belastet. Warum aber haben sich ausgrechnet Rechtsextreme so sehr für einen Nachbau engagiert?

    Richtig gelesen, Nachbau. Ein Wiederaufbau wäre etwas anderes.

  12. 18.

    Alles richtig, aber was hat das mit diesem neuen Wallfahrtsort zu tun?
    Dass man das Geld sinnvoller hätte verwenden können - ja, da muss man Ihnen recht geben, das ist unbestreitbar richtig!

  13. 17.

    Wer, hätte das gedacht ???
    Hat sich, schon mal Jemand, die Potsdamer Innenstadt angeschaut ???
    Sämtliche Geschäftsstraßen, historische Häuser und Plätze, sind voller Schmierereien.
    Zerstörung, Frust, Wut und Hass, sind in der gesamten Innenstadt der Brandenburger Landeshauptstadt, sichtbar.
    Busse und andere Kfz brauchen ,, Stunden,, durch Potsdam, da entsprechende Infrastruktur für 200 000 Menschen+Touristen fehlen.
    Der ÖPNV ist vollkommen verdreckt, abgenutzt und überlastet - Busspuren und Tramlinien werden einfach nicht zeitnah ausgebaut.
    Gewerbegebiete, wie Friedrichspark Marquardt zum Bsp. finden Null Beachtung in der Potsdamer Politik.
    Der Wohnungsbau in Potsdam/wenn er denn stattfindet, ist ein einzigstes Zugepflaster - aber nur von lukrativen Ecken.
    In Potsdam, sind Hass, Wut, Frust, usw. zu Hause und das, schon seit Jahren.

  14. 16.

    So, wie der Stadtschloss-Nachbau un Berlin zum Treffpunkt der Kaisertreuen und des Adels wurde? Die Garnisonskirche ist älter als die braune Episode in ihrer Geschichte. Und sollten wir wirklich alles auslöschen, was an unsere teils unheilvolle Vergangenheit erinnert? Die wird dadurch nicht besser. Nur die Auseinandersetzung mit ihr führt in eine bessere Zukunft. Wenn man das klar macht, verhindert man, dass bestimmte Gruppierungen die Kirche für sich vereinnahmen.

  15. 15.

    Wer war denn da für die Bildunterschriften zuständig?

    " Initiator ist Max Klaar, Offizier eines Fallschirmjägerbataillons aus dem Sauerland. "

    Warum wird mit keinem Wort erwähnt, dass Klaar eindeutig rechtsextrem und antisemitisch eingestellt ist?

    "Die Idee zum Wiederaufbau der Garnisonkirche geht auf die Initiative von Max Klaar zurück, einem ehemaligen Bundeswehroffizier und späteren Vorsitzenden des rechtsextremistischen Verbands Deutscher Soldaten."

    "In eigens zum Abschied verfassten Rundbrief bemängelt der Ex-Oberstleutnant nun: „Die nationale Begeisterung, durch die Dresdens Frauenkirche finanziert werden konnte, blieb für Preußens Gotteshaus aus, eben weil die Werbefanfare falschen Klang hat.“ Zudem beklagt er die vorgesehene Erinnerungs- und Gedenkarbeit, die er mit einer antisemitischen Begründung ablehnt. „Wer eine Bußstätte zum Bekenntnis deutscher Schuld errichten will, folgt mosaischer Lehre.“ Mosaisch nutzten die Nationalsozialisten als Synonym für jüdisch."

  16. 14.

    Warum sollte die Garnisionskirche das werden? Es ist ein Erinnerungsort an die gesamte Geschichte, nicht nur die letzten beiden Jahrzehnte.

  17. 13.

    Wie weiß der Volksmund doch so richtig: Narrenhände ...

    Aber solche Formen des "Ausdrucks" gelten ja heutzutage als wertvoll.

  18. 12.

    Jede Aufzeichnung wurde zerstört oder gefälscht,
    jedes Buch neu geschrieben, jedes Bild neu gemalt,
    jede Statue und jedes Straßengebäude umbenannt,
    jedes Datum geändert.
    Und dieser Prozess geht Tag für Tag und Minute für Minute weiter.
    Die Geschichte hat aufgehört. Nichts existiert außer einer endlosen Gegenwart,
    in der die Partei immer Recht hat." — George Orwell, 1984.

  19. 11.
    Antwort auf [Volksbeobachter] vom 26.08.2024 um 19:58

    "Der Rest des Areals der ehemaligen Garnisonskirche wird von einem Plattenbau aus DDR Zeiten eingenommen."

    Und das ist auch gut so. Quasi friedliche Besetzung. Damit bestimmte Kreise sich nicht zu breit machen...

  20. 10.

    Nein, sind Sie nicht. Es gab ja Proteste. Und ganz davon abgesehen, dass der größte Teil der 42 Mille vom Bund kam, was bei den derzeitigen Sparzwängen nicht nachvollziehbar ist, ist der Auftritt Steinmeiers an Geschmacklosigkeit und politischer Kurzsichtigkeit nicht zu überbieten!

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