Kohleausstieg und steigender Wasserverbrauch - Wasserverbände in der Lausitz tun sich im Strukturwandel zusammen

Mi 06.11.24 | 13:17 Uhr
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Spatenstich für die neue Wasserleitung bei Ortrand (Bild: rbb/Rausch)
Spatenstich für die neue Wasserleitung bei Ortrand | Bild: rbb/Rausch

An der sächsisch-brandenburgischen Grenze haben sich fünf Wasserverbände zusammengeschlossen. Im Verbund wollen sie die Trinkwasser-Versorgung in der Region sichern, denn der Kohleausstieg verändert die Lage und der Verbrauch steigt. Von Andreas Rausch

Kurz vor der sächsischen Grenze, auf einem Acker vor dem südbrandenburgischen Frauendorf (Oberspreewald-Lausitz), liegt ein 70 Zentimeter dickes Kunststoffrohr, 20 Meter lang. Davor ein Zelt, es gibt Soljanka und frischen Kuchen vom örtlichen Bäcker. Nicht nur der sorgt für zufriedene Gesichter der Gäste auf dem Acker.

Denn hier bei Frauendorf wird der Beginn einer zukunftsfähigen Wasserversorgung für 250.000 Menschen gefeiert. Fünf Wasserverbände in der brandenburgischen und sächsischen Lausitz haben sich dafür in einem Verbund zusammengefunden. Einer der ersten Schritte: Eine marode Wasserleitung aus den 1950er Jahren wird ersetzt, um Brandenburgs größtes Wasserwerk in Tettau mit dem sächsischen Leppersdorf störungsfrei zu verbinden. Jetzt wird auf rund einem Kilometer Länge der Abschnitt bei Frauendorf neu verlegt.

In Leppersdorf steht eine Großmolkerei, in der 3.000 Mitarbeiter jährlich 1,7 Millionen Liter Milch verarbeiten, zu Käse, Joghurt, Butter. Viel Produktion bedeutet: großer Bedarf an Trinkwasser. Mehr als 9.400 Kubikmeter verbraucht Sachsenmilch an jedem Produktionstag. Das entspricht in etwa dem Inhalt von 17 Schwimmbädern. Und Leppersdorf ist als Großverbraucher nicht allein.

Weiter nördlich in Brandenburg steht die BASF Schwarzheide, östlich davon der Mega-Industriepark Schwarze Pumpe (Spree-Neiße). Das sind alles große Industrieplayer, für deren reibungsloses Funktionieren eine zuverlässige Wasserversorgung Grundvoraussetzung ist. Und es kommen weitere Abnehmer hinzu: Die Lausitz lockt im Strukturwandel Investoren mit Milliardenzuschüssen.

Im länderübergreifenden Versorgungsgebiet zwischen den Brandenburger Orten Spremberg und Senftenberg sowie Weißwasser, Kamenz und Hoyerswerda in Sachsen leben etwa 250.000 Einwohner. Hier wird erwartet, dass der Bedarf an Trinkwasser in den nächsten Jahren durch den Strukturwandel noch um 25 Prozent steigt. "Ohne funktionierende Wasserversorgung kein Strukturwandel", meint Christoph Maschek, Vorsteher des Wasserverbandes Lausitz (WAL) aus Senftenberg,. In seine Zuständigkeit fallen das Wasserwerk Tettau und die Leitung in Frauendorf.

Wasserverbände wollen Versorgung im Verbund sichern

Gemeinsam mit vier anderen Wasserverbänden versucht der Wasserverband Lausitz die Region auch im Wandel im Fluss zu halten. Denn der Kohleausstieg heißt auch: ein Ausstieg aus gewohnter Trinkwasserproduktion.

Über 50 Jahre hatte das Wasserwerk in Schwarze Pumpe erhebliche Mengen ins Netz gepumpt, aus aufbereitetem Tagebau-Grubenwasser - zu Hochzeiten so viel, dass man damit übers Jahr die Talsperre Spremberg hätte halbvoll füllen können. Der Ausstieg aus der Kohle war auch ein Ausstieg aus der Trinkwasserproduktion für den Kohlekonzern Leag.

In dieser Situation ist die Kooperation der fünf Verbände die einzig sinnvolle Lösung, findet Mario Krüger vom Wasserverband im sächsischen Kamenz. "Durch den Ausfall des Wasserwerks Schwarze Pumpe fehlen jeden Tag 20.000 Kubikmeter im System", erklärt er. "Das kann kein einzelner Player ersetzen, das geht nur im Verbund."

Mit der sogenannten Südleitung soll nun etwa die Hälfte der Tagesproduktion vom Wasserwerk Tettau nach Sachsen geliefert werden, von den 15 Millionen Euro Investitionssumme für die Leitung kommen 90 Prozent aus Mitteln der Strukturstärkung infolge des Kohleausstiegs. Das Wasser muss dabei geologische Höhenunterschiede überwinden. Für die Pumpen soll Sonnenenergie genutzt werden, um energetisch nachhaltig zu sein.

Und weitere Projekte stehen an: Unter anderem werden neue Wasserbehälter und Leitungen gebaut, Wasserwerke ertüchtigt. Der 1,2 Kilometer lange Teilabschnitt unter den Äckern von Frauendorf soll im Februar 2025 fertig sein.

Sendung: Antenne Brandenburg, 05.11.2024, 15:40 Uhr

11 Kommentare

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  1. 11.

    haha, ja! Musk wird jetzt Minister, da hat er keinen Bock mehr auf Tesla in Germany!

  2. 10.

    Musk hats verkackt! Er trägt mit Schuld, Tesla wird verschwinden.

  3. 8.

    Wasser ist genug in Grünheide und drumrum. Sagte schon Musk, der damit recht hatte und jetzt Minister by Trump wird!

  4. 7.

    Sie brauchen ein Werk, in dem Autos produziert werden,
    um zufrieden und glücklich zu sein?

  5. 6.

    Musk, der Trump zum Sieg verholfen hat, sagte damals, das Brandenburg soviel Wasser hat! Genauso blödsinnig wie ,,HG''!
    TESLA verbraucht zuviel von unserem kostbaren Naß und in den nächsten trockenen Jahren, wird es extrem schlimm werden!

  6. 5.

    Siehe #1
    „dass man gar nich darauf kommen könnte, Industrie, sehr große Industrie, ohne genug Wasser anzusiedeln. So geschehen in Grünheide am Expertenrat vorbei.“

  7. 4.

    „Wasser ist genug in Grünheide und drumrum“
    Die betroffenen Rationierten sehen Sie nicht? Die Verschärfungen der Wasserrationierungen in 2025, als Folge einer viel zu großen Ansiedlung, lt. Experten an diesen Standort, beweisen die Richtigkeit der Experteneinschätzung...
    Und jetzt kommt‘s: In der Tat sind Zusammenschlüsse sinnvoll...Teure Fernwasserleitungen für die Anwohner aber trotzdem eine Folge von Standortfehlentscheidungen. Das ist nicht mehr heilbar.

  8. 3.

    Wossi ist auch unter wechselnden Namen kein Experte, im Gegenteil. Dem gegenüber haben sich hier solche zusammengetan, da die erkannt haben, dass eine kleinteilige Wasserversorgung rund um den eigenen Kirchturm auf Dauer nicht zielführend ist. Man erinnere sich nur an den direkt an den WSE grenzenden Wasserversorger, der über 220 m³ Wasser pro Jahr verkauft. Tesla würde davon gerade mal maximal 0,6 Prozent ausmachen.

  9. 2.

    Experten und deren Rat... mit Blick auf heutige Ereignisse hinterm Teich erübrigt sich eine Wertung ;-)

    Wasser ist genug in Grünheide und drumrum.

  10. 1.

    „Das sind alles große Industrieplayer, für deren reibungsloses Funktionieren eine zuverlässige Wasserversorgung Grundvoraussetzung ist“
    Der Satz ist so weise wie selbstverständlich, dass man gar nich darauf kommen könnte, Industrie, sehr große Industrie, ohne genug Wasser anzusiedeln. So geschehen in Grünheide am Expertenrat vorbei.

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