Berliner Schulen - Teil der angestellten Lehrer erhält Nachteilsausgleich nur nach Antrag

Mo 04.09.23 | 18:26 Uhr
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Symbolbild: Ein Unterricht in der Schule (Quelle: IMAGO/Monkey Business)
Bild: IMAGO/Monkey Business

Einen Nachteilsausgleich für angestellte Lehrkräfte in Berlin wird es in bestimmten Fällen nur auf Antrag geben. Lehrerinnen und Lehrer, die zwar verbeamtet werden könnten, aber nicht wollen, müssen dazu zwischen dem 18. und dem 30. September eine Erklärung abgeben.

Wie die Bildungsverwaltung am Montag mitteilte, soll für die Abwicklung ein Service-Portal eingerichtet werden. Das Geld soll dann im Laufe des ersten Halbjahres 2024 rückwirkend zum Zeitpunkt der Abgabe der Erklärung fließen.

Die bis zu 300 Euro pro Monat sollen Nachteile gegenüber verbeamteten Lehrkräften etwas ausgleichen. Auch Lehrkräfte, die aus gesundheitlichen oder Altersgründen nicht verbeamtet werden, erhalten eine solche Kompensation - ohne Antrag.

Automatischer Ausgleich für ältere Lehrkräfte

Angestellte Lehrkräfte ab 52 Jahren, die für eine Verbeamtung zu alt sind, sollen den Ausgleich ab September automatisch erhalten, und zwar rückwirkend zum Februar dieses Jahres.

Ebenfalls rückwirkend zum Februar soll es den Nachteilsausgleich für angestellte Lehrkräfte geben, die aus gesundheitlichen Gründen nicht verbeamtet werden können. Dieser Gruppe werde die Summe schnellstmöglich nach individueller Rücksprache ausgezahlt, hieß es.

Bildungssenatorin wirbt für Verbeamtung

Im Kampf gegen den Fachkräftemangel hatte Berlin im vergangenen Schuljahr als letztes Bundesland die Verbeamtung von Lehrerinnen und Lehrern wieder eingeführt. Der Weg dahin wurde nicht nur neu ausgebildeten Lehrkräften eröffnet, sondern auch rund 16.000 Pädagogen, die schon im Dienst sind. Die Altersgrenze für die Verbeamtung wurde für sie vorübergehend von 45 auf 52 Jahre erhöht. Rund 9.500 sogenannte Bestandslehrkräfte haben laut Bildungsverwaltung bisher von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht und ihre Verbeamtung beantragt.

Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) wirbt bei Lehrkräften generell dafür, einen Verbeamtungsantrag zu stellen. Als Argumente nennt sie unter anderem eine Ernennung auf Lebenszeit sowie Pension statt gesetzlicher Rente. Angesichts des Lehrermangels ist es ihr Ziel, mit der Verbeamtung möglichst viele Lehrkräfte an Berlin zu binden.

Sendung: rbb24 Abendschau, 04.09.2023, 19:30 Uhr

13 Kommentare

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  1. 13.

    Ich weiß nicht, ob Sie es tatsächlich verstanden haben, was die Bildungsverwaltung mit Ihnen vorhat, jedenfalls, wenn Sie unter 52 sind und sich nicht verbeamten lassen wollen:
    Allen Anschein nach sollen Sie um ihre 2400 Euro betrogen werden:
    "die Auszahlung bei Vorliegen aller Voraussetzungen soll im Laufe des ersten Halbjahres 2024 rückwirkend zum Zeitpunkt der Erklärungsabgabe erfolgen", die anscheinend erst ab September für diesen Personenkreis erwartet bzw. akzeptiert wird. Das ist zumindest mal Erpressung durch die Hintertür und in jedem Fall eine Missachtung des Gleichheitsgrundsatzes.

  2. 12.

    Jeder angestellte Lehrer, der/die angestellter Lehrer bleiben möchte, auch wenn er/sie sich verbeamten lassen könnte, spart dem Land Berlin auf lange Sicht Tausende von Euro - Geld, das dem Land Berlin schon jetzt hinten und vorne fehlen dürfte. Der nunmehr angebotene Nachteilsausgleich wurde - vor diesem Hintergrund - der Höhe nach von vielen - nicht ganz unberechtigt - kritisiert. Dass daran jetzt nochmals gespart werden soll, zeigt, dass die amtierende Bildungsverwaltung in der in den Lehrerzimmern seit lange bestehenden Zweiklassengesellschaft kein wirkliches Problem sieht und die persönliche Lebensentscheidung der einzelnen Lehrkraft nicht respektiert, sollten die in der Presse kolportierten Behauptungen tatsächlich wahr sein und das so umgesetzt werden.

  3. 11.

    Streikrecht, Kündigungsfristen, zu alt/ krank für PKV, aus gesundheitlichen Gründen nur geringe Chance auf Verbeamtung (je nach Arzt reichen erhebliches Übergewicht, psychische Problemen o.ä.), nicht den richtigen Pass, ... der Gründe gibt es einige.

  4. 10.

    Evtl. der Amtsarzt vor der Verbeamtung?
    Vielleicht werden einige aus gesundheitlichen Gründen nicht verbeamtet?
    Nur eine Vermutung ...

  5. 9.

    Mal eine Frage in die Runde: Warum gibt es Lehrkräfte, die nicht verbeamtet werden wollen? Ich dachte immer, darauf wären alle so scharf wegen der viel höheren Pensionsbezüge vs. Rente? Bitte um Aufklärung.

  6. 8.

    Wer diese Regelung ausgehandelt hat, soll sich schämen.
    Schulleiter=Führungskräfte bekommen weniger - absurd! Für über 52jährige
    Angestellte machen die Nachteile im Laufe der Jahre sechsstellige Summen aus, hinzu kommen private KV u. andere Vorteile der Beamten. Diese Kolleg*innen jedoch tragen das System!
    Der Vorteil, dass Beamte ja versetzt werden können bei Bedarf, wird nicht eintreten, weil Staatsdiener dann statt zu dienen gern mit Langzeiterkrankung bis zur Frühpensionierung reagieren.

  7. 7.

    Ich freue mich. Im September gibts 2.400 brutto, kleines Urlaubsgeld für die Herbstferien. Nice.

  8. 5.

    Das ist eine unfassbare Frechheit. Ab Februar 2023 haben laut Gesetzesbeschluss alle tarifbeschäftigten Lehrkräfte ein Recht auf diesen absurden Nachteilsausgleich. Jetzt soll das erst ab Antragstellung gelten, und dann erst irgendwann 2024 ausgezahlt werden? Es gibt kaum einen Arbeitgeber, der dreister mit seinen Angestellten umgeht.

  9. 4.

    Blöder gehts nicht und komplizierter wohl auch kaum. Warum muss in D/B alles so super schräg eingerichtet werden?

  10. 3.

    "... zwischen dem 18. und dem 30. September eine Erklärung abgeben. ...
    Wie die Bildungsverwaltung am Montag mitteilte, soll für die Abwicklung ein Service-Portal eingerichtet werden. ..."

    Heute ist der 4. September.
    Es soll ein Portal eingerichtet werden.
    Ob das klappt?
    Die Jahreszahl wurde ja schon einmal (vorsorglich?) weggelassen.

  11. 2.

    "Lehrerinnen und Lehrer, die zwar verbeamtet werden könnten, aber nicht wollen, ..." erhalten einen Ausgleich bis zu 300 Euro pro Monat?? Das ist ja eine großartige Werbung für die Verbeamtung! :-)

  12. 1.
    Antwort auf [Wossi] vom 04.09.2023 um 18:42

    Das was alle Anträge sollen: Jobs in der Verwaltung sichern und die Hoffnung, dass einige keinen stellen und man spart.

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