Gewalt gegen Rettungskräfte - Berliner Polizei verzeichnet immer mehr Einsätze in Kliniken und davor

Mo 29.01.24 | 14:22 Uhr
Symbolbild: Ein Polizist sichert am 26.07.2016 den Zugang zum Benjamin-Franklin-Krankenhaus in Berlin. (Quelle: Picture Alliance/Wolfgang Kumm)
Video: rbb24 Abendschau | 29.01.2024 | Studiogespräch mit Deeskalationstrainer Danièl Lautenschlag | Bild: Picture Alliance/Wolfgang Kumm

Rettungssanitäter, Krankenpfleger und Ärzte in Berlin werden immer häufiger angegriffen. Die Zahl der Polizeieinsätze an Krankenhäusern in Berlin hat sich in den vergangenen fünf Jahren fast verdoppelt.

In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl der Polizeieinsätze in und vor Kliniken um 40 Prozent gestiegen. Diese Zahl nannte die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses.

"Die Polizei muss immer häufiger in und an Krankenhäusern einschreiten, um Konflikte zu schlichten", sagte Spranger. Diese Entwicklung mache ihr Sorgen. "Sie steht sinnbildlich für eine Gesamtentwicklung: Aggression und Gewalt gegenüber denjenigen, die diese Stadt am Laufen halten."

Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei 194 Angriffe, Drohungen und Übergriffe gegen Sanitäter oder Pflegekräfte. 2022 waren es noch 162 solcher Taten. Meist ging es bei den entsprechenden Polizeieinsätzen um Körperverletzungen. Ein per Video dokumentierter Angriff auf einen Arzt und zwei Pflegekräfte in einer Lichtenberger Notaufnahme an Silvester sorgte für großes Aufsehen und Empörung. Der Film zeige die zunehmende Aggression und "massive Brutalität", so Spranger.

Aggressive Anrufer bei der 112

Spranger sagte weiter, das Problem trete in ganz Deutschland auf. Neben Angriffen auf Krankenhauspersonal würden sich auch andere Berufsgruppen mit zunehmender Gewalt konfrontiert sehen: Lehrer, Polizisten, Feuerwehrleute und Mitarbeiter von Verkehrsbetrieben und Ordnungsämtern.

Feuerwehrchef Karsten Homrighausen erklärte am Montag im Innenausschuss, oft begännen die Probleme schon bei der Annahme der Notrufe unter der Nummer 112. Dort würden Anrufer aggressiv sein, die Gewalt drücke sich anfangs verbal aus und ende dann konkret und real gegenüber den Sanitätern. Im Durchschnitt zähle die Feuerwehr in den letzten Jahren 150 bis 200 Angriffe auf Rettungskräfte. Dazu käme noch eine hohe Dunkelziffer, weil viele Sanitäter nicht alle Vorfälle anzeigen würden.

Der "Tagesspiegel" berichtete am Samstag, aus den Kliniken heiße es, die meisten Einsätze fänden in den Rettungsstellen statt. Oft spielten betrunkene Patienten, psychiatrische Fälle und aggressive Großfamilien eine Rolle.

Problem vielschichtig

Weil Abgeordnete der Linken in dem Zusammenhang lange Wartezeiten in den Notaufnahmen kritisierten, erwiderte Spranger: "Auch wenn man mal länger warten muss, eins darf nie geduldet werden: Gewalt gegen Ärzte, Pfleger oder andere Patienten." Viele Vorfälle hätten auch mit Drogen und Alkohol zu tun. Aber man könne nicht vor jedes Krankenhaus automatisch einen Polizeiwagen stellen, antwortete Spranger auf Fragen nach mehr Schutz.

Polizeipräsidentin Barbara Slowik sagte, Angriffe in Krankenhäusern seien leider nicht nur zu Silvester ein Problem, sondern ganzjährig. Die Kliniken seien sehr unterschiedlich betroffen. "Da gibt es eine große Streuung. Viele sind gar nicht betroffen, andere sehr stark." Lösungen und Prävention müssten daher sehr individuell sein.

Zu einer Gesamtzahl von knapp 12.000 Einsätzen der Polizei in und rund um die Berliner Krankenhäuser betonte Slowik, dass in dieser Zahl auch Verkehrsunfälle, Diebstähle, Ordnungswidrigkeiten und weitere kleinere Delikte enthalten seien, die mit den Krankenhäusern wenig zu tun hätten.

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