Berliner Wohnungspolitik - Friedrichshain-Kreuzberg verliert ein Viertel seiner Sozialwohnungen

Fr 26.07.24 | 15:31 Uhr
  55
Symbolbild: Wohnhäuser in Friedrichhain an der Corinthstraße und Modersohnstraße. (Quelle: dpa/Kalaene)
Audio: rbb24 Inforadio | 26.07.2024 | Jan Menzel | Bild: dpa/Kalaene

Bis Ende 2025 werden im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg mehr als 2.500 Wohnungen aus der Sozialbindung fallen. Den Mietern drohen Probleme, denn viele Wohnungen gehören privaten Eigentümern und Gesellschaften.

Ein großer Teil der Sozialwohnungen im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg fällt in den nächsten Jahren aus der Sozialbindung. Das geht aus der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Linksfraktion hervor, die dem rbb vorliegt. Die "taz" hatte am Freitag zuerst darüber berichtet.

Danach verliert der Bezirk bis Ende 2025 genau 2.665 Sozialwohnungen. Aktuell ist die Miete noch in 10.384 Wohnungen im Bezirk gebunden und damit gedeckelt.

Quartier zwischen Warschauer Straße und Ostkreuz

Mehr als die Hälfte der betroffenen Wohnungen gehört privaten Eigentümern beziehungsweise Gesellschaften. Hier könnte der Wegfall der Sozialbindung gravierende Folgen für die Mieterinnen und Mieter haben, warnen die Linken-Abgeordneten Elif Eralp und Niklas Schenker. "Das Ende der Bindungen dürfte zu Mietsteigerungen und Eigenbedarfskündigungen führen, und das in dem Bezirk mit den am stärksten steigenden Mieten, in dem bereits rund die Hälfte der Mietwohnungen in Eigentum umgewandelt wurden."

Während für den Alt-Bezirk Kreuzberg keine detaillierten Angaben zu den Häusern vorliegen, geht aus einer Auflistung des Bezirksamtes hervor, dass in Friedrichshain vor allem das Altbauquartier zwischen Warschauer Straße und Ostkreuz betroffen ist. Dort endet die Sozialbindung für 546 Wohnungen Ende dieses Jahres. Bei weiteren 525 Wohnungen in diesem Bereiche läuft die Mietbindung bis spätestens Ende 2028 aus. Mehrere der Häuser gehören der Wohnungsbaugesellschaft Friedrichshain, einem Tochterunternehmen der landeseigenen Immobiliengesellschaft WBM.

Erhöhung der WBS-Quote gefordert

Die Linkspolitiker Eralp und Schenker forderten den Senat auf, ein Rettungsprogramm für den Sozialen Wohnungsbau aufzulegen. Als eine Maßnahme sollten die Wohnberechtigungsschein-Quoten für die Wiedervermietung bei den landeseigenen Wohnungsgesellschaften erhöht werden, schlagen die beiden Abgeordneten vor. Außerdem verlangten sie eine Bundesratsinitiative Berlins, um den Schutz der Mieterinnen und Mieter vor Eigenbedarfskündigungen zu verbessern.

Der Sprecher der Stadtentwicklungsverwaltung, Martin Pallgen, betonte, dass nach Auslaufen der Sozialbindung das Mietrecht auf Basis des Bürgerlichen Gesetzbuchs greife. Danach könnten Vermieter die Miete in drei Jahren maximal um 15 Prozent anheben. Mieterhöhungen seien zudem nur bis zur Höhe der ortsüblichen Vergleichsmiete möglich.

Sendung: rbb24 Inforadio, 26.07.2024, 15:20 Uhr

55 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 55.

    Die meisten Vermieter in Berlin verlangen nur moderate Mieterhöhungen, sonst wären die Bestandsmieten nicht so günstig und natürlich müssen die Instandhaltungen mit der Kaltmiete erwirtschaftet werden.

  2. 53.

    Laut Mietrecht,§§ 535, 538 BGB gehören Instandshaltungskosten und Reparaturkosten zur Erhaltung der Mietsache nicht Betriebskosten und sind daher nicht umlegbar.

  3. 52.

    Ja stimmt. Ich versuche es mal kurz und etwas anders. Kennen Sie "Neue Heimat" mit dem Schwerpunkt Sozialer Wohnungsbau - Platt, weil nicht annähernd kostendeckend. Kennen Sie, den subventionierten Wohnungsbau der DDR aus letzter nahegelegner Vergangenheit? Platt, weil keine wirtschaftliche Gegenfinanzierung vorhanden war und somit der Wohnungsbestand vergammelte.

    Nun meine ernste Frage: Was soll denn alles noch Subventioniert werden? Den Euro auf der Hand kann ich nur einmal ausgeben - entweder ein Eis bei schönem Wetter oder etwas sinnvolles Wertschöpfendes. Das ist so und nennt man glatt Markt.

    Also ist die Idee, da hin zu ziehen wo Leerstand vorherrscht doch gar nicht so unredlich - oder? Oder anders gesagt: Wer jetzt glatt meint in der City (wegen mir auch Big City) leben zu müssen, wird zahlen müssen. Und zwar das, was aufgerufen wird. Würden Sie es denn anders machen?

  4. 51.

    Ach Wossi... verschonen sie mich mit ihren neoliberalen und sozialdarwinistischen Unsinn. Wohngeld ist ein Konjunkturprogramm für Vermieter!

    Solange es prekäre Arbeitverhältnisse gibt gibt es keine Möglichkeit aus dem Wohngelddilemma herauszukommen.

  5. 50.

    Ach Wossi... verschonen sie mich mit ihren neoliberalen und sozialdarwinistischen Unsinn. Wohngeld ist ein Konjunkturprogramm für Vermieter!

    Solange es prekäre Arbeitverhältnisse gibt gibt es keine Möglichkeit aus dem Wohngelddilemma herauszukommen.

  6. 49.

    Früher hat man Sozialen Wohnungsbau subvetioniert/gefördert...dann wurde das unter BK Schröder abgeschafft.

  7. 48.

    Scheint so. Häufig argumentieren so private Vermieter die von ihren Banken übers Ohr gehauen wurden. Denen wurde das Betongold in höchsten Tönen schmackhaft gemacht und nun sehen sie ihre Felle davonschwimmen.

    Das mag in einzelnen Fällen tragisch sein, mein Mitleid hält sich dennoch in Grenzen.

  8. 47.

    Wahrscheinlich ist er selber Vermieter. Dann, und nur dann, machen seine Aussagen Sinn.

  9. 46.

    „Soziale Durchmischung, sozialer Frieden und keine Ghettobildungen und Pendlerbewegunge“
    Genau das Gegenteil wäre richtig: Sozialwohnungen fördern die Ghettobildung, wohnen auf Kosten Anderer ist ungerecht. Bei Hilfen mittels Wohngeld ist das nicht der Fall und ist zeitlich begrenzt, sowie bildet Anreize, aus dem Wohngelddilemma herrauszukommen.

  10. 45.

    " In Deutschland haben wir einen so starken Mieterschutz wie kaum in einem anderen Land."
    Sie haben die kleine Vorsilbe "Ver" vergessen: Vermieterschutz!!!!!!

  11. 44.

    Man sollte anderen keinen "Blödsinn unterstellen wenn man selbst keine Ahnung hat. Es ist bekannt wie Vermieter die Mietpreisbremse umgehen.

  12. 43.

    Destatis Daten sagen, dass bei der nicht armutsgefährdeten Bevölkerung der Anteil der Mietkosten am verfügbaren Haushaltseinkommen zwischen 2020 und 2023 um 23,9% wuchs. Angenommen die Gehälter wurden erhöht in dieser Periode, mussten die Mietkosten mit deutlich mehr als 15% wachsen. Der Mieterschutz in Deutschland ist so schwach, dass es auch schon die Mitte belastet.

  13. 42.

    Der rbb berichtete:

    "Wilmersdorf Miete für Berliner Friseursalon erhöht sich um 300 Prozent. Gewerbemieten unterliegen keiner großen Regulierung. Der Vermieter kann sie beliebig erhöhen. Da in Berlin die Nachfrage nach Büroflächen hoch ist, sind einige Vermieter auch nicht zimperlich."

    Und falls sie jetzt meinen, das ginge nur bei Gewerbemieten so:

    "Hausbesitzer P. möchte eines seiner vom Land Berlin geförderten Wohnhäuser (ursprünglich mit Belegungsbindung und WBS-Voraussetzung) einfach räumen lassen, um es fortan als Gewerbe zu nutzen."

    "Seit 2015 baut P. die lukrative Geschäftsidee aus, seine Mietshäuser in Geflüchtetenunterkünfte umzuwandeln. Mit staatlichen Anreizen von 29,90 € Tagessatz pro geflüchteter Person kann ein Vermieter für eine 50m2 Wohnung, welche von Altmietern 600 € einbrachte, ohne großen Aufwand 6000 € pro Monat Gewinn erwirtschaften."

  14. 41.

    "Das nützt gar nichts, wenn der Vermieter dadurch pleite geht."

    Nennen sie uns einen Vermieter der pleite gegangen ist weil er moderate Mieterhöhungen verlangt. Dann wären ja alle Genossenschaften pleite.

    "Es ist nun mal so. Ein Haus instand zu halten kostet eine Menge Geld. Auch wenn so mancher Mieter scheinbar denkt, dass eine Immobilie nichts mehr kostet, sobald sie fertig gebaut ist."

    Die Instandhaltungskosten werden vom Mieter getragen, NICHT vom Vermieter!

    Sie wissen nicht von was sie reden, verlangen aber dass sich Mieter "intensiver mit dem Thema beschäftigen würden". Na dann, fangen sie bei sich an.

  15. 40.

    Das ist so ein Blödsinn. Kein Vermieter kann die Miete einfach so um 300% anheben. Wir haben nämlich schon eine Mietpreisbremse. In Berlin können Mieten innerhalb von 3 Jahren höchstens um 15 % angehoben werden und das auch nur bis zu Mietspiegelgrenze. In Deutschland haben wir einen so starken Mieterschutz wie kaum in einem anderen Land. Aber nur zu, macht das Vermieten immer unattraktiver, dann wird es bestimmt einfacher eine Wohnung zu finden…

  16. 39.

    Nicht jeder kann im Homeoffice arbeiten oder repariert ihr Installateur ihren Abfluss im HO? Leider hat das unsere ach so tolle Bundesbauministerin auch nicht verstanden und so wird sich daran nichts ändern.

  17. 38.

    Solange Wohnungen wie eine Ware betrachtet werden und als Renditeobjekte, solange wird das Problem nicht gelöst.
    Der Volksentscheid (bereits als grundgesetzkonform bestätigt) in Berlin, muss als Signal an den Rest der Bunten Republik umgesetzt werden . Mieten müssen sich an den tatsächlichen Kosten für Verwaltung, Instandsetzung etc. orientieren.
    Preiswerte Wohnungen müssen an geeigneten Standorten errichtet werden. Gewinne aus hochpreisig vermieteten Objekten sind zum Erhalt und Pflege des Bestandes zu nutzen und nicht zur Pflege der Kontostände von Privatpersonen oder Fondsanlegern. Wohngeld fließt in den Erhalt der Wohnungen und nicht in privatwirtschaftliche Quellen, wo es dem gesellschaftlichen Nutzen entzogen ist.

  18. 37.

    'Geywitz will Großstädter zum Umzug aufs Land bewegen'

    Sehen Sie, Frau Ministerin hat die Situation erkannt und wird schon tätig. Zu lesen beim MDR.

  19. 36.

    Jawoll, entzückend.

    Sie wissen schon wie man das Angebot Einkürzen kann?

    Nur zu, Fordern kann man ja viel. Bekommen werden die Billigheimer genau das, was sie sich nicht leisten können.
    Also Mieterschutz und Preisbemse da Ganze mit Enteignung - bleiben nur noch Container übrig!

Nächster Artikel