Umstrittenes Projekt - Pläne für Berliner Magnetschwebebahn vor dem Aus

Mo 21.10.24 | 12:31 Uhr
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Visualisierung: Maglev Train Stations, von der Graft GmbH für die Magnetschwebebahn TSB (Transport System Bögl) entwickelt. (Quelle: © GRAFT GmbH)
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Audio: rbb24 Inforadio | 21.10.2024 | Jan Menzel | Bild: © GRAFT GmbH

Berlins Regierender Bürgermeister Wegner wollte sie, sein Koalitionspartner und die Opposition waren aber nicht überzeugt: Die Magnetschwebebahn in Berlin wird wohl nicht kommen. Der Senat verfolgt die Pläne nicht mehr, wie der rbb erfuhr.

Der Senat verfolgt die Pläne für eine Magnetschwebebahn in Berlin aktuell nicht weiter. Wie aus der Antwort der Senatsverwaltung für Mobilität auf eine Anfrage der Linksfraktion hervorgeht, ist keine Machbarkeitsstudie geplant, die Voraussetzung für das Projekt wäre. Die Anfrage liegt dem rbb vor.

"Das ist seit langem die erste richtige verkehrspolitische Entscheidung dieses Senats", sagte der verkehrspolitische Sprecher der Linksfraktion Kristian Ronneburg. Er verwies zum einen auf das Milliarden-Defizit im Landeshaushalt und zum anderen auf die aktuelle Krise der BVG. "Deshalb ist es notwendig, alle Ressourcen für einen ordentlich funktionierenden ÖPNV einzusetzen und nicht in unausgegorene Lobby-Projekte zu stecken", so Ronneburg.

Grüne und Linke: Projekt verkehrspolitisch "sinnlos"

Für eine Magnetschwebebahn in Berlin hatten sich unter anderem der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und CDU-Fraktionschef Dirk Stettner eingesetzt. Die mitregierende SPD hatte die Pläne mit Skepsis betrachtet, Grüne und Linke lehnten die Idee von Anbeginn an als verkehrspolitisch sinnlos ab.

Die Senatsverwaltung für Mobilität teilt nun mit, dass die Beauftragung einer Machbarkeitsstudie "nicht im Vergabekalander des Senats enthalten" ist. Darüber hinaus heißt es in der Antwort, dass eine eingesetzte Arbeitsgruppe bislang keine neuen Erkenntnisse über geeignete Strecken geliefert habe.

Auch der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) habe kein Angebot für eine Grundlagenuntersuchung gemacht. All das wären aber notwendige Voraussetzungen für den Bau einer Magnetschwebebahn in Berlin.

Visualisierung: Maglev Train Stations, von der Graft GmbH für die Magnetschwebebahn TSB (Transport System Bögl) entwickelt. (Quelle: © GRAFT GmbH)Bild: © GRAFT GmbH

Kosten von mehr als 100 Millionen Euro

CDU-Fraktionschef Stettner hatte zuerst von Kosten von rund 80 Millionen Euro für eine Strecke von fünf bis sieben Kilometern gesprochen. Im vergangenen Jahr ging er von deutlich höheren Kosten aus. Experten schätzen die Kosten auf 100 bis 180 Millionen Euro.

Stettner wollte die Magnetschwebebahn aus dem geplanten Fünf-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Klimaschutz bezahlen, das am Ende scheiterte. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz sprach von einem "Phantasieprojekt aus Beton".

Neben der Finanzierung war es auch unklar, wo genau in Berlin die Magnetschwebebahn gefahren wäre. Eine Simulation des beteiligten Architekturbüros Graft zeigte die Magnetschwebebahn in einer Station direkt am Berliner Hauptbahnhof.

Sendung: rbb24 Inforadio, 21.10.2024, 13:50 Uhr

Kommentar

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21 Kommentare

  1. 21.

    Bereits vernünftige Radwege zu bauen ist schon eine Nummer zu groß für den derzeitigen Senat. Gut dass dieser Größenwahn vom Tisch ist.

  2. 20.

    War eh ne doofe Idee. Die M Bahn hats ja auch nicht geschafft.

  3. 19.

    Sollen lieber dafür sorgen, dass der normale Kram fährt!

  4. 18.

    Sehr gut!

  5. 17.

    Tja, da haben sich die Lobbyisten mal wieder verrechnet. Zum Glück.

  6. 16.

    Da hat wohl Herr Wegner meine Mails gelesen.
    Ich habe vor einigen Jahren den Vorschlag gemacht eine Magnetschwebebahn um Berlin aussen rum an den bestehenden S-bzwU-Bahnhöfen anzubinden.
    Da würde Berlin mal Vorreiter sein.
    Und was für Entlastung fürs Berliner Umland.
    Viele Pendler könnten dann problemlos von Nord nach Süd ,von Ost nach West kommen.
    Von dort dann rein in die Stadt.
    Oder Verwandte besuchen auf der anderen Seite.

  7. 15.

    Magnetschwebebahnen mit ihren Tragwerken und historische Innenstädte passen grundsätzlich nicht zusammen. Die Hochbahnstrecken aus den Gründerzeiten der U-Bahnen in Berlin und Hamburg können als ästhetische Ergänzung des Stadtraums betrachtet werden, moderne Schwebebahnstrecken sind analog der Stadtautobahnen der 1950er, 60er und 70 er Jahre eine Zäsur, ein recht brutaler Einschnitt im Stadtraum. Nicht umsonst ist das Neuköllner Teilstück der A 100 als Tunnelbau ausgeführt worden, während das Teilstück durch Friedenau den Eingriff durch den Bahnbau auf sehr hässliche Weise verdoppelt hat.

    Nicht technik-unterstützend, sondern technik-berauscht war da zwischenzeitlich offenbar die Phantasie mit Jemanden durchgegangen. ;-

  8. 14.

    Zukunft hat in Deutschland nichts zu suchen. Die Magnet Schwebebahn hätte eine preiswerte Alternative bei der Strecke Wilhelmsruher Damm nach Pankow werden können. Wir verlieren immer mehr den Anschluss an zukunftsorientierte Technik.

  9. 13.

    Das ist ja mal wieder typisch. Das nachhaltigste Transportmittel der Menschheit einfach gecancelt. Langfristiges Denken ist ja überbewertet. Einmal für viel Geld und mit vielen Recourcen gebaut, wäre die Magnetschwebebahn für die Ewigkeit und sehr wartungsfreundlich. Da ballert man lieber viele Millionen in eine Aktiengesellschaft die dauerhaft marode Bahnstrecken flickschustert und nie damit fertig wird. Wie nachhaltig ist das denn? Hamburg-Berlin-München Direktverbindung mit Magnetschwebebahn wäre sowas von ein Träumchen. Vielleicht sollte jemand mal Herrn Musk anschreiben, der hat sowas ähnliches, nennt sich Hyper-Loop.

  10. 12.

    Sehr gut.

    "Wer nichts macht, begeht kein Fehler" (Volksweisheit)

  11. 11.

    Heiße Luft. Das Projekt war von Anfang an heiße Luft und sollte davon ablenken, dass die CDU bei der Mobilität einzig und alleine auf das Auto setzt.

  12. 10.

    Innovationen sind eben keine Stärke des aktuellen Berliner Senats, eher bleibt es beim "Weiter so!".

  13. 9.

    Das ist mehr als Schade, denn es hätte Berlin gut zu Gesicht gestanden und mehr Touristen aus aller Welt angelockt! Auc der Umweltfreundlichkeit wegen sehr schade.

  14. 8.

    Das Projekt war doch ein voller Erfolg: So hat der Senat wertvolle 1,5 Jahre gewonnen, in denen nicht über sinnvolle ÖPNV-Ergänzungen gesprochen wurde, die zwangsläufig den Autos etwas Straßenraum wegnehmen würden. Stichwort Straßenbahnausbau, funktionierende Vorrangschaltungen an Ampeln, Busspuren etc. pp.

  15. 7.

    Und wieder einmal wird ein Zukunftsverkehrsmittel nicht realisiert bzw. kaputt geredet, wie beim Transrapid. Erst entwickeln wir alles und dann verkaufen wir die Technik für wenig Geld nach China und die lachen uns aus. Wenn wir das damals mit der Eisenbahn oder dem Auto genauso gemacht hätten, würden wir uns immer noch zu Fuß oder zu Pferd bewegen. Ich verstehe die Politik immer weniger.

  16. 6.

    Man hätte das vor vielen, vielen Jahren machen können vor dem rigorosen Umbau der DB und RE's. Soll man jetzt die Schienen der DB einstampfen, nachdem fast alles wieder gut hergestellt ist? So ein uneffizienter Schwachsinn. Sowas braucht man nicht. Ausserdem dann für das Patent zahlen, was an mal verkauft hat ist auch ziemlich Dumm.

  17. 5.

    Na das ist ja mal eine sinnvolle Entscheidung. Die vorhandenen Verkehrssysteme sollten erstmal auf Vordermann gebracht werden. Mit ein wenig Optimierungen kommen die locker an die Leistungsfähigkeit von Magnetbahnen über kurze bis mittlere Distanzen ran.

  18. 4.

    Gut so. Das Geld sollte besser in Schienen in Regelspur investiert werden, z. B. U-Bahn zum BER.

  19. 3.

    Erster. Freut mich!

  20. 2.

    Eine sehr gute Nachricht !!!

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