Tag der Deutschen Einheit - Warum ausgerechnet am 3. Oktober die Wiedervereinigung gefeiert wird

Mi 02.10.24 | 19:10 Uhr
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Die Wolken hinter dem Brandenburger Tor und der Statue "Der Rufer" von Gerhard Marcks sind am 03.10.2023 hell erleuchtet am Morgen des Jahrestags der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten am 3. Oktober 1990. (Quelle: dpa-Bildfunk/Fabian Sommer)
Bild: dpa-Bildfunk/Fabian Sommer

Am 3. Oktober ist der Tag der Deutschen Einheit. Warum wurde eigentlich dieses Datum gewählt - und wo findet in diesem Jahr das sogenannte Deutschlandfest statt?

Seit 34 Jahren sind Ost- und Westdeutschland wieder vereint: Am 3. Oktober 1990 trat der Einigungsvertrag in Kraft, mit dem die Deutsche Demokratische Republik der Bundesrepublik beitrat - damit war die Teilung Deutschlands nach 45 Jahren überwunden.

Warum wurde die Wiedervereinigung ausgerechnet an dem Tag vollzogen?

Die frei gewählte Volkskammer der DDR debattierte am 23. August 1990 bis tief in die Nacht über den richtigen Termin der Wiedervereinigung. Letztlich setzte sich ein Kompromissantrag von CDU/Demokratischer Aufbruch, DSU, FDP und SPD durch. "Die Volkskammer erklärt den Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland gemäß Art. 23 des GG mit Wirkung vom 3.10.1990", hieß es in dem Beschluss.

Man ging dabei davon aus, dass die Beratungen zum Einigungsvertrag zu diesem Termin abgeschlossen seien. Denn am 2. Oktober 1990 trafen sich die Außenminister der "Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa", um über die Ergebnisse der Zwei-plus-Vier-Verhandlungen informiert zu werden. Um dem wirtschaftlichen Zusammenbruch der DDR zuvorzukommen, sollte beiden Staaten direkt am Tag danach - einem Mittwoch - wiedervereinigt werden.

Im Einigungsvertrag vom 31. August 1990 heißt es im Artikel 2, Satz 2 dazu: "Der 3. Oktober ist als Tag der Deutschen Einheit gesetzlicher Feiertag." Mit dem Vertrag wurde unter anderem auch festgelegt, dass Berlin die gesamtdeutsche Hauptstadt ist.

In der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 1990 versammelten sich vor dem Reichstagsgebäude und rund um das Brandenburger Tor in Berlin hunderttausende Menschen und feierten den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik. "Zum ersten Mal bilden wir Deutschen keinen Streitpunkt auf der europäischen Tagesordnung. Unsere Einheit wurde niemandem aufgezwungen, sondern friedlich vereinbart", sagte der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker.

Diskussionen um den richtigen Feiertag

Mittlerweile ist Deutschland fünf Jahre länger wiedervereint, als es durch die Mauer geteilt war. Auch der Tag des Mauerfalls, der 9. November 1989, war als nationaler Feiertag im Gespräch. Davon wurde jedoch schnell Abstand genommen, weil am 9. November im Jahr 1938 auch die Reichspogromnacht stattfand.

Im Jahr 2004 wurde darüber debattiert, den Feiertag zur Deutschen Einheit zu verlegen. Er sollte auf den ersten Sonntag im Oktober gelegt werden, denn der Staat hätte dadurch höhere Steuereinnahmen von etwa 500 Millionen Euro erzielen können.

Der Plan fand jedoch nicht genügend Unterstützer:innen und wurde vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) nicht weiterverfolgt. Es blieb also beim 3. Oktober - der einzige bundesrechtlich festgelegte Feiertag, der in allen Bundesländern gilt.

Wo wird der Tag der Deutschen Einheit gefeiert?

Zum Tag der Deutschen Einheit findet eine offizielle Feier statt. Der Ort der Feierlichkeiten wechselt jährlich und wird in der Regel in der Landeshauptstadt des Bundeslandes durchgeführt, das aktuell den Vorsitz im Bundesrat innehat. Die Orte können aber auch abweichen, so fanden die Feierlichkeiten 2011 in Bonn (Nordrhein-Westfalen), 2015 in Frankfurt am Main (Hessen) und 2021 in Halle/Saale (Sachsen-Anhalt) statt.

In diesem Jahr ist Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) Austragungsort der Feierlichkeiten. In der Altstadt wird am 2. und 4. Oktober das Bürgerfest mit einer Ländermeile und einem großen Rahmenprogramm gefeiert. 2020 trug Brandenburg zuletzt das sogenannte Deutschlandfest aus, Berlin zwei Jahre zuvor.

Gibt es an dem Tag weitere Aktionen in der Region?

In Berlin findet am 3. Oktober der Tag der Offenen Tür in den Ministergärten statt. Die sieben Landesvertretungen an den Gärten laden traditionell an diesem Tag ein. Alle Informationen dazu finden sich auf der offiziellen Webseite der Stadt Berlin [berlin.de].

Seit 1997 laden Moscheevereine am Tag der Deutschen Einheit zum Tag der offenen Moschee ein. Zugehörigkeit und Verbundenheit soll damit ausgedrückt werden und den Austausch zwischen Muslimen und Nichtmuslimen fördern. Die teilnehmenden Moscheen sind hier [berlin.de] aufgelistet.

Ein weiteres Highlight in der Region ist das traditionelle Pferderennen "Preis der Deutschen Einheit". Das Rennen findet jährlich seit 1991 statt und wird am 3. Oktober zum 34. Mal auf der Galopprennbahn Hoppegarten (Märkisch-Oderland) ausgetragen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 03.10.2024, 9 Uhr

69 Kommentare

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  1. 69.

    mal ehrlich...:
    "Antwort auf [USA Kenner] vom 03.10.2024 um 12:25
    schön zu lesen, dass es eigentlich um ökonomische und geostrategische Zusammenhänge ging und die Ostdeutschen hier allenfalls eine Statistenrolle spielen durften.
    Diese wollten nämlich noch bis zum Anfang November 89 mehrheitlich einen reformierten Sozialismus"

    Das ist eine unbelegte These!

    Und selbst, wenn das so gewesensein sollte, so wäre dies auch dem Umstand geschuldet, dass sich viele DDR-Bürger damals noch nicht vorstellen konnten, was alles - sogar eine Wiedervereinigung - damals möglich sein würde!

  2. 68.

    Angsthase:
    "wieviel Produktionsbetriebe abgewickelt und einfach abgerissen wurden"

    Was soll man mit Betrieben machen, die Produkte produzieren, die Niemand kaufen will und außerdem zu teuer sind, wenn man die Arbeiter ordentlich bezahlen will? Weiter mit öffentlicher förderung für die Müllhalde produzieren lassen?

    Angsthase:
    "Wieviel Einrichtungen (Polikliniken, bezahlbare Kinderkrippen, Schulhorte, einheitliche Lehrpläne in den Schulen usw) als DDR-Propaganda einfach wegrationalisiert wurden? Das ist kein Jammern, das sind erlebte Tatsachen. Daran denkend, kann einem die Lust an Jubel, Trubel, Heiterkeit abhanden kommen."

    NUR, wer nichts macht, macht keine Fehler! Die Verwaltungen waren mit der Wende überfordert! Aber es gibt keine Wende, die die Verwaltung nicht überfordert! Das ideale Bild einer Wende/Wiedervereinigung gibt es nicht, kann es nicht geben! Natürlich hätte man vieles anders und manches besser machen können. NACHHER ist man immer schlauer!

  3. 67.

    Angsthase:
    "Hat bei all der Feierei auch mal an jene DDR Bürger gedacht, die von jetzt auf gleich arbeitslos wurden - ohne Perspektive, wieviel Produktionsbetriebe abgewickelt und einfach abgerissen wurden?"

    Ich wurde zur Währungsunion arbeitslos. Und trotzdem wurde mein Leben in der freien Demokratie besser als in der DDR-Diktatur! Und eine Weiterxistenz der DDR wäre damals nicht möglich gewesen. Die DDR war mehr als Pleite. Und ein so großes Projekt wie eine Wiedervereinigung ist nicht ohne Reibungsverluste möglich. Der Spruch von Kohl (Niemandem wird es schlechter gehen, ...) ist insgesamt natürlich Unsinn, bezogen auf die Freiheitsrechte aber richtig.

  4. 65.

    der 3. Oktober ist der Todestag von Franz Josef Strauß. Der sollte noch seinen Feiertag bekommen.

  5. 64.

    Ich denke, den meisten Ostdeutschen, den meisten DDR-Bürgern, war ihre mehrheitlich getroffene Entscheidung, für den bloßen Beitritt anstatt einer wirklichen Vereinigung (dann im längeren Zeitablauf) zuzustimmen, in ihren Auswirkungen nicht bewusst. Beitritt zum anderen heißt Übernahme aller bestehenden Regelungen, die der andere hat und Aufgabe sämtlicher Regelungen des Eigenen.

    Etliche, die seinerzeit am Lautesten und am Schnellsten den Beitritt wollten, scheinen jetzt Diejenigen zu sein, die das heutzutage verleugnen. Auch das ist ein Grund für hohe AfD-Prozente.

    Es ist jetzt - leider - vergossene Milch. Eine Vereinigung Zweier, die sich als Gleiche EMPFUNDEN hätten, unabhängig der Leistungsfähigkeit und alles Sonstigen, hätte etwas anderes bedeutet. Es hätte allerdings über 5 oder 10 J. durchgehalten werden müssen. Stefan Heym tat einen Aufruf: Für unser Land, der 1 Mill. mal gezeichnet wurde.

  6. 63.

    Für Moritzine: ich hatte gerade meine Ausbildung (1.Lehrhalbjahr) begonnen - da wurde mein Betrieb abgewickelt. Da bekommt man Zukunftsangst als junger Mensch. Keine Aussicht auf einen anderen Ausbildungsbetrieb. Das vergisst man auch nach 34 Jahren nicht. Das Erlebte verblasst - aber vergessen kann man das nicht. Herzl.Grüsse vom Angsthasen.

  7. 62.

    Dann also gern nochmal.
    Geschichtsschreibung ist eine lustige Veranstaltung.
    Der 41. Jahrestag der DDR-Gründung sollte verhindert werden. Das ist schon alles. Und "Kristallnacht" hin oder her. Der 9.11. war der Tag des angeblich welthistorischen Mauerfalls. Verwurstet von Kohl und Freunden auf den 3.11. gelegt.
    Wie wäre es noch mit der Ausrufung der Republik durch Scheidemann und Liebknecht. Aber letzterer "geht" natürlich gar nicht. Es ist einfach mal wieder, wie so oft , einfach nur verlogen. Man kommt um die Wahrheit aber nicht herum. Niemals! Oder jedenfalls nur mal vorübergehend.

  8. 60.

    Wassn Quatsch. Nichts vergessen. Unter gar keinen Umständen.
    Aufklären ist wichtig. Unter den Teppich des Vergessens kehren, passt nicht. Da ist es schon irre voll.
    Gemeinsame Zukunft heisst immer auch, die Vergangenheit nicht zu vergessen oder verdrängen zu wollen. Letzteres rächt sich zunehmend. Achtjährige, die heute in der ehemaligen DDR wohnend, entschieden „Ostler“ sind, zeigen den dringenden gesamtdeutschen Bedarf an Aufklärung. Sonst ist Verklärung angesagt. Schönredner braucht kein Mensch.

  9. 59.

    Wassn Quatsch. Nichts vergessen. Unter gar keinen Umständen.
    Aufklären ist wichtig. Unter den Teppich des Vergessens kehren, passt nicht. Da ist es schon irre voll.
    Gemeinsame Zukunft heisst immer auch, die Vergangenheit nicht zu vergessen oder verdrängen zu wollen. Letzteres rächt sich zunehmend. Achtjährige, die heute in der ehemaligen DDR wohnend, entschieden „Ostler“ sind, zeigen den dringenden gesamtdeutschen Bedarf an Aufklärung. Sonst ist Verklärung angesagt. Schönredner braucht kein Mensch.

  10. 58.

    Ist es nicht egal, was alles war? Wichtig ist doch eher, was wir weiter daraus machen. Wir sind so verwöhnt von allem Guten dieser Erde, dass uns manchmal das Wesentliche aus dem Blick gleitet.
    Das ist nun einmal meine Zeit und ich lebe jetzt und hier, was Besseres kommt nicht und das Gute sollten wir mit allen Mitteln erhalten und schützen.

  11. 57.

    Die Fakten verwirren doch nicht nur die Jugendlichen, die noch herzlich wenig von der Geschichte wissen. Also ist das Weglassen schon irgendwie richtig.

  12. 56.

    " Unsere Einheit wurde niemandem aufgezwungen, sondern friedlich vereinbart", sagte der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker. " Ja so kann man es verklären .

    „Ich musste Herrn de Maiziere immer wieder darauf hinweisen, dass es sich um einen Anschluss der DDR und nicht um die Vereinigung von zwei Staaten handelt.“

    (Aus: Wolfgang Schäuble, „Der Vertrag“) und so sah die Realität aus .

  13. 55.

    Hat bei all der Feierei auch mal an jene DDR Bürger gedacht, die von jetzt auf gleich arbeitslos wurden - ohne Perspektive, wieviel Produktionsbetriebe abgewickelt und einfach abgerissen wurden? Wieviel Einrichtungen (Polikliniken, bezahlbare Kinderkrippen, Schulhorte, einheitliche Lehrpläne in den Schulen usw) als DDR-Propaganda einfach wegrationalisiert wurden? Das ist kein Jammern, das sind erlebte Tatsachen. Daran denkend, kann einem die Lust an Jubel, Trubel, Heiterkeit abhanden kommen.

  14. 54.

    So sehe ich das auch! Man muss in den ganzen Diskussionen wirklich ehrlich sein. Nur wird heutzutage allzu sehr d.d. rosaroten Brille auf die DDR gesehen. Keine Frage, eine weitgehend schöne, unbeschwerte Kindheit war möglich. Ist es doch heute auch mögl./oder?-Aber ganz so dolle war's eben nicht. Dazu bitte mal imArchiv von rbb24 stöbern, viellt hilft das Stichwort Pionierleiter/Pilei weiter. Ich habe die Doku live gesehen, war schon ganz schön krass, das auch mal aus deren Sicht zu erleben. Aufgeschrieben oder abgehakt, welches Pionierlein an den Kundgebungen u. Appellen teilnimmt u. dann im Klassenzimmer wurden nicht die Nichtteilnehmer "niedergemacht". So habe ich's erlebt. Aber das ist alles lange her u.die schöne Erinnerung, wir waren doch so jung bleibt. Man muss u. sollte das sehr kritisch sehen. Und Ehrlichkeit walten lassen, konkret bleiben, was war gut, was war schlecht. Aber zu Ihrem Punkt:Ich fand auch, dass die "harte"Währung sehr "gezogen" hat!

  15. 53.

    Habe den Mauerfall in der tiefsten Provinc der DDR erlebt. Ich habe (als Kind mit 9 Jahren) den Rest des "1000-jährigen Reiches", die sowjet.Besatzung, dann Walter, Honny und Egon sowie die letzte DDR -Volkskammersitzung. mit erlebt. Jetzt bin ich im demokratischen Deutschland mit meinem Mann angekommen. Wir feiern daheim und überdenken, was wir alles erlebt haben und hoffen, dass die Demokratie alle Unwegbarkeiten übersteht.

  16. 52.

    2. Versuch einer Zurechtweisung
    Reichsbürger haben hier nichts zu sagen, weil die in einem anderen ,,Staat“ leben!

  17. 51.

    schön zu lesen, dass es eigentlich um ökonomische und geostrategische Zusammenhänge ging und die Ostdeutschen hier allenfalls eine Statistenrolle spielen durften.
    Diese wollten nämlich noch bis zum Anfang November 89 mehrheitlich einen reformierten Sozialismus , was nach dem 09.11., dem Tag der Grenzöffnung durch die DDR, ein jähes Ende fand. Von da an übernahmen die reichen "Brüder und Schwestern" das Zepter und führten die Ostler siegessicher unter ihre Fittiche. Was sie wirklich von ihnen hielten zeigten sie dann mit Deindustrialisierung, Demütigung, Elitentausch, Sozialdumping und Zerstörung jahrzehntelang gewachsener Strukturen von der Gemeindeschwester bis zum Dorfkonsum. Ergebnis dessen sind die heutigen Wahlerfolge der Rechtsaussenpartei, die ebenfalls ihre Wurzeln im Westen hat.

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