Topspiel gegen Cottbus - Der BFC und die Frage, wie die Regionalliga-Saison noch zu retten ist
Im anstehenden Spitzenspiel gegen Energie Cottbus geht es für den BFC Dynamo um Prestige. Dem einstigen Aufstiegskandidaten ist die Saison im Frühling entglitten. Für den verletzten Dadashov war es eine besonders schwere Phase. Von Shea Westhoff
Saison hergeschenkt, innerhalb weniger Wochen. So drastisch muss man es wohl ausdrücken im Falle des BFC Dynamo, der in der Fußball-Regionalliga Nordost lange Zeit den ersehnten Aufstieg in die 3. Liga im Blick hatte. Nötig gewesen wäre dafür nichts anderes als der erste Platz, um den sich die Berliner monatelang in einem packenden Meisterschaftskampf mit dem Greifswalder FC und Energie Cottbus balgten.
Gegen den großen Rivalen und Tabellenführer Energie Cottbus kommt es am Samstag zum Regionalliga-Topspiel (Anstoß um 16 Uhr, live im rbb-Fernsehen sowie auf rbb24.de). Für die Lausitzer ist ein Sieg Pflicht ist, denn der Greifswalder FC sitzt ihnen nach wie vor mit nur zwei Punkten Rückstand im Nacken.
"Überhaupt nicht schön"
Doch der drittplatzierte Klub aus Hohenschönhausen hat alle realistischen Chancen auf den Aufstieg verspielt, weil ihm in der entscheidenden Phase der Saison die Puste ausgegangen ist. Am vorigen Freitag verlor man gar bei den Amateuren von Hansa Rostock. Sieben Punkte Rückstand sind es nun auf Energie Cottbus.
"Nach dem Spiel in Rostock war in der Mannschaft eine Stimmung wie auf einer Beerdigung", erinnert sich Rufat Dadashov. Weil jedem klar gewesen sei, dass man durch die überraschende Pleite beim Tabellenvorletzten wohl endgültig den Aufstieg verspielt habe.
Besonders bitter für den 32 Jahre alten Stürmer, der in der Hinrunde mit 13 Treffern noch in bestechender Form war: Eine ernste Knieverletzung nach einem Trainingsunfall setzte ihn im April außer Gefecht. Drei Spiele verpasste er ganz, gegen Rostock wurde er nur noch für die letzten Minuten eingewechselt. Richtig fit ist er immer noch nicht. In diesen vier Partien gelang dem BFC lediglich ein Sieg.
"Überhaupt nicht schön" sei das Zuschauen gewesen, sagt Dadashov. "Ich muss sagen, das hat richtig weh getan. Wenn man den Spielen nur zuguckt, dann ist das immer noch ein bisschen ekliger, weil du nicht mithelfen kannst auf dem Platz."
Zeitweise das heißeste Team
Dabei sei er doch als "Führungsspieler gekommen", sagt er, "um einfach auch voranzugehen." Erfahrung bringt der in Aserbaidschan geborene Angreifer tatsächlich genügend mit. Bereits 2017/18 spielte er für den BFC, war damals mit 25 Treffern gar Toptorschütze der Regionalliga. Anschließend knipste er für Preußen Münster in der 3. Liga, für Phoenix Rising in den USA und für die zweite Mannschaft des FC Schalke 04.
Nun ist er zurück beim BFC Dynamo, wo man im Sommer 2023 selbstbewusst den Aufstieg als Ziel für die neue Saison ausgerufen hatte. Und das erwies sich als alles andere als vermessen: Selbst das abrupte Ende der Amtszeit von Trainer Heiner Backhaus, von dem sich der Klub im September nach eigener Darstellung wegen "vereinsschädigendem Verhalten" trennte, ließ die Aufstiegsambitionen nicht schrumpfen, im Gegenteil. Mit dem gebürtigen Berliner Dirk Kunert an der Seitenlinie entwickelten sich die Weinroten zeitweise zum heißesten Meisterschaftsanwärter und verloren bis Mitte März von 19 Spielen nur ein einziges.
Schmerzhafte Ausfälle
Doch dann der schwer erklärbare Einbruch. "Wir waren griffiger, wir waren aggressiver, wir waren kompakter", sagt Dadashov über die Hinrunde. Möglich, dass Verletzungen das Team zurückwarfen. Außer dem Topstürmer fielen zuletzt auch Kapitän Chris Reher und Abräumer David Haider (beide Muskelfaserriss) für mehrere Spiele aus. Allerdings glaubt Dadashov, dass der Kader eigentlich gut genug sei, dass auch "solche Ausfälle passieren können".
Er sagt: "Wir haben es als Mannschaft nicht geschafft, diese Gier in den letzten Spielen an den Tag zu legen. Dass du unbedingt dieses Spiel gewinnen willst, dass du das unbedingt verteidigen willst."
Kunerts Aus "kein großes Thema"
Der Verein zog deswegen schon zum zweiten Mal die Reißleine auf der Trainerbank, diesmal allerdings erst zu Saisonende. Inmitten der sportlichen Krise verkündete der BFC Dynamo am Dienstag, dass der zum Sommer auslaufende Vertrag mit Kunert nicht verlängert werde. Eine weitere Belastung für die Mannschaft für die finalen drei Spiele? Nicht laut Dadashov: "Er stellt uns trotzdem sehr gut ein auf die Spiele." Dass Kunert nach dem Ende der Saison nicht mehr an der Seitenlinie steht, das "ist jetzt kein großes Thema in der Kabine."
Am Samstag also das Topspiel gegen Spitzenreiter Energie Cottbus. Bleibt die Frage: Was hält diese bereit für den BFC? Bei sieben Punkten Rückstand auf die Tabellenspitze? Chancen auf den Aufstieg hätte das Team ja nur noch, wenn der Fußballgott ein weinrotes Trikot trägt.
Deutliche Antwort von Dadashov: "Wir haben jetzt ein richtig geiles Topspiel gegen Cottbus vor uns, das ist für den Verein und für die Fans sehr, sehr wichtig. Wir versuchen, uns da zusammenzureißen und das Spiel zu gewinnen."
Klar dürfte sein: Für den BFC wäre ein Sieg gegen den großen Rivalen die versöhnliche Pointe einer hergeschenkten Saison.
Sendung: rbb24 Inforadio, 02.05.2024, 18:15 Uhr